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Im Test! Short Peace: Ranko Tsukigime’s Longest Day

Short Peace beschreibt eine Zusammenstellung von vier Kurzfilmen mit der groben Thematik „Japan“. Mitte letzten Jahres durften sich die Japaner schon ein Bild von dem Ganzen machen und Anfang diesen Jahres folgte noch die abschließende fünfte Umsetzung. Zu Ostern zieht nun auch der Rest der Welt nach. Neben den vier Kurzfilmen, die alle von namhaften Personen der Szene stammen, gibt es als fünfte Umsetzung auch ein Videospiel.

Ranko Tsukigime’s Longest Day setzt das Thema Japan in einem Hyperspeed Sidescroller um, der vor visueller Finesse nicht mehr strotzen könnte. Von Crispy’s inc. entwickelt und mit einem Goichi Suda als Director ist das auch kaum verwunderlich. Dank Namco Bandai können wir nun die gesamte Pentalogie zum Thema Japan genießen und wir von JPGAMES haben uns natürlich nicht lumpen lassen, auch einmal einen Blick zu riskieren.

Short Peace

Die Anfangssequenz macht schon Lust auf mehr
Die Anfangssequenz macht schon Lust auf mehr

Vier animierte Kurzfilme und ein Spiel zu einem Thema. Unabhängig voneinander haben sich Katsuhiro Otomo, welcher wohl am ehesten für den Manga und Anime Akira bekannt ist, Mecha-Designer Hajime Katoki und eben auch Goichi Suda mit dem Thema Japan beschäftigt und ihre Interpretation des Themas in jeweils einen 10- bis 20-minütigen Kurzfilm oder Letzterer eben in ein Spiel gepresst. Alle Werke behandeln hier ein anderes Thema, welches sich meist um Kultur, das Land selbst oder die Bevölkerung dreht.

In den 80er und 90er Jahren gab es schon ähnliche Filmprojekte. Robot Carnival, welches sogar neun Kurzgeschichten behandelte und 1987 erschien, erlangte unter Fans sogar Kultstatus. Da verwundert es auch nicht, dass man sich von 2012 bis 2014 (Possessions und Combustible wurden schon 2012 fertiggestellt) wieder einmal an so ein Projekt heranwagte. Der Short-Peace-Kurzfilm Combustible erhielt zudem eine Auszeichnung zum Japan Media Art Festival und Possessions sogar eine Oscar-Nominierung. Viele Vorschusslorbeeren, doch nun wagen wir einen genaueren Blick auf die einzelnen Kurzfilme.

Possessions

(九十九 Tsukumo)

Der Reisende in Konfrontation mit Geistern
Der Reisende in Konfrontation mit Geistern

Der aufstrebende Animator und Filmemacher Shuhei Morita schuf innerhalb von fünf Monaten den Kurzfilm Possessions. Der Animationsfilm handelt von einem Reisenden, der in einem Sturm Unterschlupf sucht. In einem verlassenen Schrein lässt er sich für die Nacht nieder und erlebt dort übernatürliche Phänomene. Alte abgenutzte Gegenstände scheinen von Dämonen beseelt zu sein und suchen ihn die Nacht heim.

Der Film bedient sich hier ganz klar der alten japanischen Folklore, wo es heißt, dass Geister von alten Gegenständen Besitz ergreifen und Reisenden das Leben schwer machen. Letztendlich bleibt viel Interpretationsfreiraum in einer visuell, als auch storytechnisch einwandfrei umgesetzten Kurzgeschichte.

Combustible

(火要鎮 Hi(no)youjin)

Die shöne Wakana in den Flammen
Die shöne Wakana in den Flammen

Die nächste Kurzgeschichte zu der Katsuhiro Otome selbst die Regie übernahm, versetzt einen in das traditionelle Japan. Die herzerwärmende Liebesgeschichte zweier Menschen, die sich schon aus Kindertagen kennen und ein starker Bezug auf die japanischen Feuerwehrmänner der Edo-Zeit wissen in der Kürze der Zeit zu überzeugen.

Der Kurzfilm nutzt als visuelles Stilmittel eine Schriftrolle, durch die die Geschichte quasi abgerollt wird und letztendlich zu einem tragischen Ende kommt. Die Geschichte orientiert sich mit dieser Umsetzung stark an der japanischen Kunstgeschichte. Auch dieses Werk wurde im Vorfeld schon mit Preisen ausgezeichnet.

Gambo

Der Oni und das Mädchen
Der Oni und das Mädchen

Die dritte Geschichte handelt von einem Dorf, welches von einem Oni terrorisiert wird. Nachdem nahezu alle Nachkommen, der Adelsfamilie getötet wurden, setzt der Dorfvorsteher auf die Hilfe eines Samurais, der zuvor eine Auseinandersetzung mit einem weißen Bären überlebte. Das einzig noch lebende Kind des Dorfes läuft jedoch verzweifelt weg, um für göttliche Hilfe zu beten. Als sie schließlich auf den weißen Bären trifft findet die Handlung eine außergewöhnliche Wendung.

Der Regisseur Hiroaki Ando zeichnet sich für Gambo verantwortlich und schuf mit ihm auch den blutrünstigsten Film der Reihe. Visuell wieder einmal ein Kunstwerk, allerdings wegen der Gewalt mit Vorsicht zu genießen.

A Farewell to Weapons

(武器よさらば Buki yo Saraba)

Hochtechnisiert und kampfbereit
Hochtechnisiert und kampfbereit

Hajime Katoki, welcher auch für die Gundam-Reihe bekannt ist, setzte den letzten Kurzfilm nach dem Originalskript von Katsuhiro Otomo um. In einem postapokalyptischen Japan findet sich ein Sondereinsatzkommando in einer verwüsteten Stadt wieder. Ihr Ziel ist es, eine Waffe zu bergen. Mit Massen an technischem Zubehör, wie Kampfanzügen, Waffen etc. sind sie allerdings zunächst gezwungen, einen Kampfroboter unschädlich zu machen.

Nach einem actionreichen und nervenaufreibenden Kampf um Leben und Tod zeigt sich für den Zuschauer ein Bild, welches alles hinterfragt und sehr kritisch mit dem Thema Technisierung umgeht. A Farewell to Weapons behandelt ein aktuelles Thema der japanischen, aber auch der Weltbevölkerung und bietet einen enormen Interpretationsrahmen, sowie einen wichtigen Gedankenanstoß.

Ranko Tsukigime’s Longest Day

Effekte überall!
Effekte überall!

Ein halbes Jahr später kam nun auch Goichi Suda zum Zug, seine Umsetzung zum Thema zu veröffentlichen. Kein Kurzfilm, sondern ein Kurzspiel sollte es sein. Hier schon einmal vorweg: Wer ein Spiel erwartet, das einen länger an die Konsole fesselt und mit anderen Genrevertretern mithalten oder diese übertreffen kann, der ist an der falschen Adresse. Ganz nach dem Kurzfilmschema haben wir es auch hier nur mit einem zehn bis zwanzig Minuten langen Spiel zu tun. Der Grund, weswegen man sich für die Spielumsetzung entschied, ist einfach ein weiteres Stilmittel. Videospiele gehören ebenfalls zur japanischen Kultur, so findet das Thema Japan hier selbst bei der Umsetzung schon seine Verwendung. Doch dabei bleibt es natürlich nicht.

Ranko Tsukigime’s Longest Day beschäftigt sich mit dem Leben der 17-jährigen Ranko, die dem Anschein nach ein normales Schulmädchen ist. Als Tochter des Inhabers der größten Firma für Monatsparkplätze ist sie allerdings das vernachlässigte Kind der Familie. Enttäuscht darüber schmiedet sie den Plan ihren Vater zu töten, was man aber wohl im übertragenen Sinne verstehen soll. Denn was nun beginnt, kommt einem ereignisreichen Traum nahe.

Das Spielprinzip ist einfach. Man läuft mit Ranko von links nach rechts, um möglichst schnell die Ziellinie zu erreichen. Auf dem Weg durch die Level warten auch Gegner, die man mit einem Hieb ausschalten kann. Trifft man diese, zerspringen sie in kleine Effektfeuerwerke, die mitunter weitere Gegner mit sich ziehen. Eine direkte Anspielung an die bunte und farbenfrohe Pop-Kultur Japans. Allzu sehr ablenken lassen sollte man sich aber nicht davon, denn ist man zu langsam, so wird man von Dämonen eingeholt und verschlungen. Die Dämonen kann man zwar für eine kurze Zeit durch einen Schuss abwehren, jedoch ist die Munition stark begrenzt und man sollte sich lieber auf das fehlerfreie Überwinden von Hindernissen verlassen.

Eine etwas andere Filmsequenz
Eine etwas andere Filmsequenz

Neben diesem Action-Part wird die Handlung noch mit verschiedenen Sequenzen vorangetrieben. Diese sind aber nicht durchgängig gleich, sondern wechseln von Filmsequenzen über Visual-Novel-Passagen bis hin zum Stil eines Manga-Panels. Der Zeichenstil wechselt dabei ebenfalls stark. Interessant hierbei ist, dass man die japanischen Texte komplett beibehalten hat und die Übersetzung in einem halbtransparenten Feld darüber liegt. Ein guter Schritt, um die ursprüngliche künstlerische Umsetzung beizubehalten.

Zu guter Letzt gibt es nach ein paar absolvierten Levels Bosskämpfe, die ebenfalls keinem Schema folgen. So bekommt man hier zum Beispiel einen Kampf im Stile eines klassischen Shoot ‚em Ups geboten, oder eine Auseinandersetzung im 8-Bit Gewand.

Ranko Tsukigime’s Longest Day besticht durch seine visuelle Umsetzung. Alles schreit nach japanischer Pop-Kultur und die wirre Erzählweise unterstreicht das ganze perfekt. Goichi Suda reiht sich mit seinem Beitrag nahtlos in die Short-Peace-Reihe ein und schließt mit einem abstrusen und kritischen Ansatz mit Blick auf die japanische Jugend und deren Kultur die Pentalogie ab.

Was gibt es sonst noch?

jpg_siegel_empfehlungMit Short Peace: Ranko Tsukigime’s Longest Day bringt Namco die fünf Kurzgeschichten auf einer Blu-Ray in den Handel. Die Filme sind nicht bloßes Beiwerk, sondern genau wie das Spiel ein Teil des Ganzen. Nichtsdestotrotz werden auch ein paar kleine Extras geboten. So finden sich zwei Trailer und Auszüge des Storyboards ebenfalls auf dem Datenträger wieder. Alle Geschichten sind in der Originalsprache belassen und bieten optionale Untertitel in den wichtigsten europäischen Sprachen. Auch beim Spiel verzichtete man, wie bereits erwähnt, auf die Anpassung der Textboxen und blendet statt dessen die Übersetzungen zusätzlich ein, ohne das Original zu verändern.

Die Short-Peace-Kurzgeschichten sind mehr als empfehlenswert für Freunde der japanischen Kultur, als auch für Anime-Begeisterte. Alle fünf Werke sind auf visuellem Höchstniveau und kleine Meisterwerke für sich, aber im Ganzen noch etwas viel größeres. Wer sich immer schon einmal kritisch mit den Themen der japanischen Kultur, Gesellschaft und dem Land auseinandersetzen wollte, der findet hier seinen Denkanstoß und ist durchweg unterhalten.

Ranko Tsukigime’s Longest Day macht da keine Ausnahme. Als Spiel an sich sicherlich nicht wirklich befriedigend, aber als Beitrag zu Short Peace unverzichtbar.

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