Über die letzten beiden Jahrzehnte hinweg haben sich Mario und Kompanie bereits in vielerlei sportlichen Aktivitäten versucht – quasi zur Abwechslung des üblichen Klempnerjobs und der Rettung von Prinzessin Peach. Die wohl ruhigste dieser Aktivitäten war bisher Golf.
Erstmals debütierte Mario Golf für Nintendo 64, fand aber trotz der scheinbar schnöden Grundlage des Golfs seinen Weg zu weiteren Nintendo-Systemen. Die neueste Aufbereitung der Reihe ist Mario Golf: World Tour für Nintendo 3DS – wie schlägt sich aber der Titel? Überzeugen Mario und Bekannte nicht nur die Reichen und Schönen oder ist diese Sportart im Mario-Universum völlig überholt? Lest es in unserem Review zum Spiel!
Keine Spannung, kein Drama
Der große Modus in Mario Golf: World Tour ist der Palastclub, welchen ihr mit einem Mii eurer Wahl aufsucht. Dieser Mii wird zu Beginn für die Golferkarriere angepasst – dabei gibt es nicht nur ein passendes Outfit, sondern auch die Wahl, welche Hand hauptsächlich für die Steuerung verwendet werden soll und welchen Schlagstil der Mii anwendet. Sind diese Einstellungen abgeschlossen, wird man im Palast mit angrenzenden Golfplätzen begrüßt.
Sodann kann das Abenteuer im Palastclub beginnen, doch ein Plot sollte nicht erwartet werden – die Anlage ist lediglich als Sammelstelle für die verschiedenen Spielmodi zu sehen, an welchen es wiederum aber nicht mangelt. Bevor allerdings sämtliche Einrichtungen besucht werden können, muss das Handicap festgelegt werden – was aber wesentlich einfacher ist als es sich liest. Es genügt bereits eine Übungsrunde auf einem der Hauptplätze.
Zur Auswahl stehen Wald, Strand und Gebirge in Reihenfolge ihrer Schwierigkeit. Während der Wald mit viel Grün und nur wenig Wind und Hindernisse aufwartet, gibt es am Strand bereits mehr Hindernisse in Form von Sandbunkern und Wasser und auch der Wind kann hier wesentlich stärker sein – eine weitere Steigerung gibt es im Gebirge. Je nachdem, wie man sich schlägt, bekommt man eine andere Handicap-Wertung.
Je besser man ist, desto niedriger fällt das Handicap aus, bis schließlich bei fortgeschrittenem Können gar kein Handicap mehr benötigt wird. Dadurch, dass die Berechnung nach jeder Aktivität auf den Hauptplätzen neu vorgenommen wird, erfährt man stets, ob die eigenen Bemühungen letztendlich Früchte tragen.
Immer besser und perfektionistischer
Je länger Mario Golf: World Tour gespielt wird, desto mehr wird man selbst zum Perfektionisten – zumindest was das Spiel anbelangt. Doch wie funktioniert Golf mit Knöpfen und Touchscreen statt Holz und Eisen?
Im Laufe der Serie hat sich am Grundprinzip des Gameplays der Reihe nichts wesentliches geändert, nichtsdestotrotz gibt es nachfolgend eine kleine Einführung in das Leben eines golfenden Miis.
Während auf dem oberen Bildschirm das tatsächliche Geschehen in idyllischer Natur – wahlweise auch selbstverständlich in stereoskopischem 3D – stattfindet, findet man auf dem unteren Bildschirm sämtliche Werkzeuge zur Feinjustierung des perfekten Schlags vor.
Der Grundpfeiler für einen zumindest akzeptablen Schlag befindet sich ganz oben in Form einer Leiste. Mithilfe dieser Leiste bestimmt man einerseits die Schlagkraft, andererseits die Tatsache, ob der Schlag überhaupt gelingt. Per Knopfdruck oder Touch fährt geschwind ein Balken aus dem Startpunkt in der rechten Bildschirmhälfte zum linken Rand der Leiste.
Mit einem weiteren Knopfdruck oder Touch wird die grundlegende Reichweite des Schlags bestimmt, idealerweise beim markierten Punkt. Auch wenn dieser Punkt vor dem Ende der Leiste liegt, schnellt der Balken bis zum Ende dieser, bevor er wieder zum Startpunkt eilt.
Ein letzter Knopfdruck oder Touch im richtigen Moment am Startpunkt des Balkens sorgt für einen idealen Schlag. In einem kleinen Bereich vor oder nach dem Startpunkt gelingt der Schlag zwar, jedoch mit kleineren Abweichungen in der Richtung. Stoppt man wesentlich früher oder später, ist das Ergebnis allerdings eine Katastrophe.
Ist man sich unsicher, kann man auch einen automatischen Schlagmodus anwenden, bei dem der letzte Schritt entfällt. Dadurch endet ein Schlag niemals katastrophal, allerdings aber auch seltenst ideal.
Neben diesem grundlegenden Vorgang gibt es noch weitere Mechaniken, um den Schlag zu justieren. Als erstes wären die unterschiedlichen Schläger zu benennen. Grundsätzlich gibt es drei Arten – Holz- und Eisenschläger sowie den Putter.
Während Holzschläger für ihre Reichweite und eine flache Flugbahn bekannt sind, erzielen Eisenschläger eine geringere Reichweite, verfügen dafür allerdings über eine steile Flugrichtung. Der Putter wird hauptsächlich dafür verwendet, um den Ball auf dem Grün einzulochen.
Um weiter schlagen zu können, gibt es den in der Anzahl begrenzten schnelleren und stärkeren Power-Schlag – mit idealen Schlägen gibt es allerdings keinen Abzug in der möglichen Anzahl. Ferner kann beim Schlagen den Ball an unterschiedlichen Stellen abschlagen, um die Flugrichtung moderat zu manipulieren. Vor dem tatsächlichen Schlag kann zudem durch Tastenkombinationen oder separat beim Schlag verfügbare Touchbefehle bestimmt werden, wie sich der Golfball bei der Landung verhält.
Weiterhin müssen der Wind, Höhenunterschiede und Neigungen kalkuliert werden, denn diese werden bei der Vorausberechnung nicht gänzlich berücksichtigt. Für den Komfort erleichtert eine Kamera mit unterschiedlichen Perspektiven die ganze Rechnerei, sodass ein gutes Augenmaß ausreicht. Wie im Voraus angekündigt, gibt es in Mario Golf: World Tour viel Raum für Perfektionisten.
Die Motivation
Welche Mittel verwendet das Spiel letztendlich, um den Spieler am Ball zu halten. Die Antwort darauf lautet: Nicht besonders viele. Für jeden der drei Grundkurse gibt es Turniere entsprechend dem eigenen Handicap sowie Meisterschaften als größte Herausforderung – wobei man als persönliche Herausforderung auch Birdies bei jedem Loch einheimsen kann. Daneben gibt es kleinere Herausforderungen für verschiedene Schlagtechniken sowie Lakitus Herausforderungen, bei welchen es gilt, den Golfball mit einem einzigen Schlag einzulochen.
Wer Golf lieber spezieller als halbwegs professionell spielen möchte, kann Plätze aus dem Pilzkönigreich besuchen, die allesamt mit einzigartigen Gimmicks aufwarten, wie etwa Sprungkissen und Turbofelder. Um etwas Spannung in das Spiel auf diesen Plätzen einzubauen, können verschiedene Items mit unterschiedlicher Wirkung im Verlauf und zum Start gesammelt und eingesetzt werden.
Zum Spielstart ist nur ein solcher Kurs verfügbar, die übrigen fünf Kurse müssen mit Sternmünzen freigespielt werden. Diese Münzen winken als Belohnung für kleinere Herausforderungen mit den unterschiedlichsten Kriterien, aber letztendlich bleibt auch hier das Spielprinzip immer wieder gleich.
Mit jedem Spiel erhält man stets Goldmünzen. Diese kann man gegen Kleidungsstücke und Golferausrüstung eintauschen, welche die Attribute des eigenen Miis verändern. Durch das eine große Spielprinzip sind im Gesamten durchaus Variationen möglich und Nintendo nutzt viel Potential, dennoch wird wenig Spannung und Motivation geboten, trotz aller Bemühungen.
Das Beiwerk
Mario Golf: World Tour wird in jedem Fall zumindest seines Namens gerecht. Als günstige Alternative zum richtigen Golf kann man im Spiel mit Freunden spielen – sowohl drahtlos als auch über Wi-Fi. Man geht allerdings auch noch einen Schritt weiter, denn es werden auch offizielle Turniere von Nintendo ausgetragen werden.
Trotz der scheinbar langweiligen Sportart gab man sich Mühe beim Drumherum. Im Palastclub erwarten euch zahlreiche Besucher aus dem Pilzkönigreich, die mit Witz und Tipps aufwarten und Leben in die Einrichtung bringen.
Für Interessierte des Golfs wird auch ein umfangreiches Glossar zur Sportart im Spiel angeboten. Insgesamt sind auch Grafik und Sound sehr harmonisch. Zwar ist keine herausragende Leistung in diesen Bereichen zu erwarten, Trübsal wird aber keineswegs geblasen.
Weiterhin kommen auch die Figuren aus dem Pilzkönigreich als spielbare Charaktere mit individuellen Eigenschaften zum Zuge, wenngleich der Fokus des Spiels in der Einbindung des eigenen Miis liegt und die Charaktere um Mario insgesamt limitierter in der Spielauswahl sind.
Kein Hole-In-One, trotz Bemühungen
Unbedingt ist Mario Golf: World Tour nicht zu empfehlen. Wer einen Plot sucht, sucht vergebens, wer auf Action hofft, hofft vergebens. Mario Golf: World Tour gehört allerdings zu den wenigen ruhigen Titeln Nintendos. Wer sowieso Fan der Sportart ist oder aber in all der Hektik des ökonomisch orientierten Alltags des modernen Zeitalters einen Quell der Ruhe und Entspannung sucht.
Nichtsdestotrotz bietet der Titel kaum Aspekte, die langzeitig motivieren und an den Bildschirm fesseln. Trotz einiger Bemühungen für einen abwechslungsreichen Spielverlauf, bleiben jegliche Spielmodi letztendlich gleich und führen schnell zur Monotonie, insbesondere, wenn man sich mit der Sportart Golf nicht intensiv beschäftigt.
Story: Ein Hole-In-One!
Gameplay: Einfaches Spielprinzip, jedoch nur durch eigenen Antrieb motivierend.
Grafik: Bunt, harmonisch, nicht überragend.
Sound: Idyllisch, fröhlich, durchschnittlich.
Sonstiges: Glossar inklusive, Möglichkeiten Golf spannend zu gestalten, werden zum großen Teil ausgenutzt.