Ganz unerwartet kündigte Bandai Namco im letzten Jahr die Veröffentlichung von Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle an – zumal bislang die Mangareihe mit zugehörigem Franchise nur Kundigen bekannt sein dürfte, da bisher die Reihe nicht in Deutschland verlegt wurde und erste Versuche von Verlagen in anderen EU-Ländern schnell wieder eingestellt wurden.
Auf Bandai Namcos Manga Games Show im Jahr 2013 gab Hiroshi Matsuyama, CEO von CyberConnect2, Entwickler des Spiels, kund, dass der größte Motivationspunkt bei der Lokalisierung war, das Franchise der Welt näher zu bringen. Ob Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle ein erster Schritt für dieses große Vorhaben sein kann, erfahrt ihr in unserem Test zum Spiel!
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Die Herkunft und die Grundlagen
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Nachfolgend gibt es erst einmal einen kleinen Einblick in Jojo’s Bizarre Adventure. In Japan gehört die Serie auch heute zu den populären Reihen, obwohl das Debüt bereits im Jahr 1986 liegt. In einer interessanten Mischung aus Action und Adventure erzählt Erfinder und Zeichner Hirohiko Araki die Geschichte um den ewigen Kampf zwischen den Familien Joestar und Brando, welche im 19. Jahrhundert beginnt und über viele Generationen Konflikte mit sich bringt, die zu den namensgebenden bizarren Abenteuern führen.
Der Plot ist dabei in Handlungsbögen aufgespalten, die in sich abgeschlossen sind, zum großen Ganzen dennoch ihren Teil beitragen. Bisher wurden sieben Handlungsbögen abgeschlossen, ein achter läuft derzeit und ein Ende ist aktuell nicht in Sichtweite.
Überdies erlangt Jojo’s Bizarre Adventure weitere anhaltende Beliebtheit durch die zahlreichen Anspielungen auf westliche Musik sowie die „Kräfte“, welche ab dem dritten Handlungsbogen von verschiedenen Figuren eingesetzt werden können und mit den Persona aus der Persona-Reihe verglichen werden können.
Nach der Einführung kommen wir zum Kern des Spiels – der Spielmechanik. Grundsätzlich handelt es sich bei Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle um einen 3D-Fighter, bei dem auch der kreisförmige Kampfschauplatz vollständig betreten werden kann. Nichtsdestotrotz verfügt der Titel über seine eigenen Mechaniken, auf die nun eingegangen wird.
Jede Figur verfügt grundlegend über eine Taste für schwache, mittlere und starke Angriffe – in dieser Reihenfolge auch kombinierbar. Durch den schwachen Angriff in schneller Abfolge wird dabei eine Combo ausgelöst, die unter bestimmten Umständen auch mit einer Spezialtechnik endet – die ideale Methode für Neueinsteiger, für Erfahrene im Genre allerdings nur ein nettes Gimmick.

Das volle Spektrum entfaltet sich durch den geschickten Einsatz der Spezialtechniken, die durch übliche Kombination aus Richtungs- und Tasteneingaben ausgelöst werden. Dabei wird auch ein Teil der entsprechenden Leiste für Techniken verbraucht, die sich jedoch stetig durch ausgeteilte und eingesteckte Treffer wieder auffüllt. Als eine weitere hilfreiche Option erweist sich der Wurf insbesondere gegen widerständige Gegner, genauso wie ein guter Spott im richtigen Moment.
Überdies kommt jeder Charakter mit zwei Stilen daher, die im Kampf per Knopfdruck gewechselt werden können. Mit dem Wechsel werden nicht nur andere Angriffe, sondern auch andere Spezialtechniken sowie weitere Eigenschaften eröffnet. Somit gibt es die Figuren im Spiel quasi immer im Doppelpack.
Auch in der Defensive hat Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle einige Manöver anzubieten. Die normale Schutzstellung wird eingenommen, indem man sich einfach vom Feind entfernt – wendet man diese allerdings zu häufig an, um damit Schaden abzuwehren, schlägt diese fehl und man erleidet stattdessen zeitweilig mehr Schaden. Durch Sprints nach vorne und hinten kann entsprechend Distanz geschaffen werden, wobei auch hier viele Charaktere über eigene Merkmale verfügen.
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In den unterschiedlich gestalteten Arenen – von dunklen Burgen bis hin zu mediterranen Städten – sind weiterhin nicht nur die Kontrahenten am Werk, sondern auch weitgehend neutrale Gefahren, welche in der Arena durch ein intensives rotes Leuchten gekennzeichnet sind. Erfüllt man bestimmte Bedingungen, kann Allerlei geschehen. Unter anderem können so abstürzende Kronleuchter und wildgewordene Zugtiere sowohl zum Sieg als auch zur Niederlage verhelfen.
Ferner sind einige Kämpfer von Natur aus mit Eigenschaften ausgestattet, welche den Kampfschauplätzen eine weitere Komponente verleihen. Sollte es zudem einmal brenzlig werden, muss man nicht gleich das Handtuch werfen, denn kurz vor der Niederlage geben die Figuren mit erhöhten Attributen noch einmal alles, um zu gewinnen.
Die Spielmodi – JA JA JA?
Man mag sich bei der seltsam anmutenden Überschrift wundern, tatsächlich wird aber der letztere Teil dieser zur Bestätigung im Menü verwendet. Doch sind die Spielmodi ebenso bizarr? Kurzum: Es sind auch bodenständige Spielmöglichkeiten enthalten, soweit man dies von diesem Titel überhaupt behaupten kann.
Wie auch überall sonst in der Welt, regiert auch in Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle Geld die Welt. Nach jedem Kampf gibt es abhängig von der eigenen Performance dabei eine bestimmte Menge an Gold, das für unterschiedliche Zwecke eingesetzt werden kann, welche nachfolgend erwähnt werden.
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Natürlich darf in einem Fighter der Arcade-Modus nicht fehlen und natürlich ist ein solcher auch hier enthalten, wobei es acht Kämpfer in Folge zu bezwingen gilt. Wer den Drang verspürt, seine Fähigkeiten zu verbessern, hat auch Zugriff auf einen obligatorischen Trainingsmodus.
In der Essenz umfangreicher ist da der Story-Modus. Dieser Spielmodus dient dabei nicht nur dazu, einen Eindruck von Jojo’s Bizarre Adventure zu gewinnen, sondern auch dem Freischalten der über 30 Charaktere.
Schon zu Beginn kann man alle sieben abgeschlossenen Handlungsbögen auswählen, welche ferner in Episoden unterteilt sind. Neben freischaltbaren weiteren Schwierigkeitsgraden, ist beinahe jede Episode zusätzlich mit Geheimmissionen ausgestattet, welche wiederum weitere Belohnungen einbringen, sollten deren Bedingungen erfüllt werden. Bei Problemen mit dem Schwierigkeitsgrad gibt es gegen Gold auch kleinere Erleichterungen, die jedoch nur für einen Kampf gelten.
Wie es bei Adaptionen leider üblich ist, ist die Präsentation der Geschichte in diesem Modus kaum vorhanden. Es werden lediglich einige Zeilen Text angezeigt, die jedoch kaum den Umstand der Handlung vermitteln können und lediglich aus den besonderen Bedingungen in den Storykämpfen lassen sich weitere Details erahnen. Nichtsdestotrotz sind die Einleitungen zu den Kämpfen zumindest unterhaltsam zu lesen und insbesondere bei den Enden der Handlungsbögen versucht man, ausführlicher zu werden.
Für den Kampf zwischendurch bietet sich der Gegen-Modus an. Wahlweise kann hierbei der Spieler gegen den Computer antreten oder aber auch reale Spieler herausfordern – sowohl online als auch offline. Ganz faule Spieler können hier auch zwei computergesteuerten Kontrahenten beim Kämpfen zusehen. Zu beachten ist bei diesem Modus lediglich, dass einige Charaktere nur eingeschränkt verfügbar sind, sofern deren Handlungsbögen noch nicht vollständig im Story-Modus abgeschlossen sind.
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Der zweite große Modus in Jojo‘s Bizarre Adventure: All Star Battle ist die Kampagne, für welche eine Internetverbindung unabdingbar ist. Zu Beginn verfügt man bei diesem Modus über eine Leiste aus zehn Segmenten. Für jeden Kampf wird ein Segment verbraucht und im Abstand von zwei Minuten gibt es immer ein weiteres Segment für die Leiste, bis diese vollständig aufgefüllt ist. Sind in der Leiste keinerlei Segmente mehr vorhanden, ist ein Kampf in diesem Modus nicht möglich.
Schließlich stehen mehrere Kampagnen in diesem Modus zur Auswahl, die unterschiedliche Sets an Bossgegnern und Belohnungen beinhalten. Indem man nach Gegnern in den Kampagnen sucht, können Geister von anderen Spielern oder besagte Bossgegner angetroffen werden. Trifft man auf einen Bossgegner, kann man mit weiteren Segmenten seiner unabhängigen Leiste schaden.
Dies hat zur Folge, dass Belohnungen winken. Für gewöhnlich handelt es sich dabei um neue Spotts für den Kampf oder Medaillen, welche in einem gesonderten Modus an Charaktere angebracht werden können und positive Effekte in den Kampagnen bescheren. Wird die Leiste eines Bossgegners allerdings vollständig geleert, gibt es Kostüme und alternative Farben zur Belohnung. Vor und nach Kämpfen kann es ferner vorkommen, dass Hilfen im Austausch gegen Segmente angeboten werden, so etwa, um geschwind zu einem Bossgegner zu gelangen.
Insgesamt wird ein solides Paket an Spieloptionen angeboten. Zwar ist der grundlegende Umfang der verfügbaren Spielmodi an sich nicht besonders groß, durch zahlreiche freischaltbare Extras wird der geneigte Kämpfer jedoch genug Motivation finden, um am Bildschirm zu bleiben.
Bunt, schräg, bizarr
Bereits im Intro zum Spiel wird man überrascht. Statt aufreibender Kampfstimmung kommt dort nämlich gute Laune zur Geltung mit pastellfarbenen Eindrücken der Helden und fröhlichem Jazz, bevor zum Cel-Shading des tatsächlichen Spiels gewechselt wird. Zwar laufen die Kämpfe lediglich mit 30 Bildern pro Sekunde, auffällige Fehler sind dabei jedoch nicht festzustellen.
Schön ist dabei die andere Art der Darstellung. Während man in vielen Fightern tunlichst darum bemüht ist, die Kämpfer möglichst ästhetisch wirken zu lassen, nimmt sich Jojo‘s Bizarre Adventure: All Star Battle nicht besonders ernst und bleibt dem Original treu: ulkige Grimassen und schmollende Lippen sind hier an der Tagesordnung.

Obwohl die ausgewählten Figuren des Kaders allesamt einzigartig und gut implementiert sind, hat es den Anschein, dass weitere Charaktere im Spiel nicht geschadet hätten, insbesondere um den Plot besser nachvollziehen zu können. So sind zwar durchaus Alternativen für diverse Spieltypen enthalten, innerhalb dieser hält sich die Auswahl jedoch in Grenzen. Nichtsdestotrotz ist ein guter Grundstein gelegt, der auch keine Charakterklone enthält.
Musikalisch wirkt der Titel ebenfalls bizarr mit einigen Titeln, die man bei Fightern eher weniger erwartet, trotzdem fügt sich der Soundtrack makellos in die Gesamtpräsentation ein. Offline kann wahlweise auch auf die Festplatte der Konsole zugegriffen werden, um mit eigener Musik zu kämpfen. Zwar ist ausschließlich eine japanische Synchronisation vorhanden, welche insgesamt unterhaltsam klingt, die Lokalisierung ist dabei allerdings in deutscher Sprache erfolgt, was lobenswert für diesen Titel ist.
In einem großen Galerie-Modus kommt die Lokalisierung auch zur Geltung. In diesem lassen sich nicht nur Artworks und Charaktermodelle finden, sondern auch Musikstücke und Profile der Handlungsbögen sowie ihrer Figuren. Um noch weiter in die Materie eintauchen zu können, werden in einem Glossar alle wichtigen Begriffe jedes Handlungsbogens näher gebracht. Weitere Extras können gewonnen oder mit Gold gekauft werden.
Zu bizarr für den Westen?
Tatsächlich ist Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle eine Kategorie für sich – durchaus im positiven Sinne. Der Titel beeindruckt durch eine schrille Präsentation und interessante Charakterkonzepte. Wenngleich mit den angebotenen Spielmodi lediglich ein Grundstein gelegt wird, sorgen diverse Spielmechaniken für anhaltende Motivation.
Für Genrekenner fehlt möglicherweise die gewisse Spieltiefe aus anderen Vertretern des Genres, dafür spart man aber nicht daran, den Titel einzigartig zu machen. Zwar wird die Handlung der Serie nicht optimal vermittelt, vielleicht mag sich dies aber in weiteren Veröffentlichungen der Reihe ändern oder man wagt sich sogar mit Jojo’s Bizarre Adventure in andere Medien. Auf jeden Fall bietet Jojo’s Bizarre Adventure: All Star Battle genug, um die langjährige Reihe auch im Westen mit weiterer Mühe bekannter zu machen!
Story: in verschiedenen Handlungsbögen vorhanden, sehr spartanisch vermittelt.
Gameplay: solider Fighter, grundsätzlich wenige Modi, aber einzigartige Spielmechaniken.
Grafik: bunt, schrill, einzigartig.
Sound: ungewöhnlich, fügt sich aber gut ein, ausschließlich japanische Synchronisation.
Sonstiges: Vollständige deutsche Menüsprache, umfangreicher Galerie-Modus zum Stöbern.