Drei Tage nach dem offiziellen US-Release steht Yaiba: Ninja Gaiden Z auch in den Regalen der europäischen Händler. Mit Yaiba erfüllt sich Keiji Inafune, der wohl am ehesten als Vater des Mega Man-Franchise bekannt ist, einen Herzenswunsch. Einmal wieder ein Spiel mit Zombies machen hieß es aus seinem Mund und diesen Wunsch hat er sich nun selber erfüllt.
Mit seiner Firma Comcept und Team Ninja von Tecmo Koei entwickelte er die Nebengeschichte zur Nebengeschichte – die Referenz Gaiden bezeichnet eine Nebenhandlung. Als solches will Yaiba auch gesehen werden, denn einen neuen Ninja Gaiden-Titel braucht man hier nicht zu erwarten. Was man jedoch von Yaiba: Ninja Gaiden Z erwarten kann, zeigt wie immer unser Test. Auf zum munteren Zombieschnetzeln!
Totgeglaubte leben länger
Zu Beginn trifft der nicht ganz so vorzeigefreundliche Protagonist Yaiba Kamikaze auf seinen Erzfeind Ryu Hayabusa. Ein Kampf bis aufs Blut entbrennt und man stirbt… Ein recht kurzes Intermezzo des Titelhelden muss man gestehen, aber das ist natürlich nicht das Ende.
Nach dem Motto „Totgeglaubte leben länger“ kehrt Yaiba zurück. Modifiziert mit einem Roboterarm und einem künstlichen Herzen geht der nun zum Cyborg-Ninja gewordene auf die Jagd nach seinem Mörder. Doch ganz so freiwillig ist Yaiba nicht wieder da. Die Wissenschaftlerin, die sich nur Miss Monday nennt, hat sich dem zerfetzten Leichnam angenommen und ihn wieder zusammengeflickt, kurz darauf nimmt sich der schleimige Geschäftsmann Del Gonzo dem Ninja an und schickt ihn, wie es der Zufall will, auf die Jagd nach Hayabusa.
Der neue Körper bleibt aber nicht das einzige Novum für Yaiba, denn die ganze Welt ist einer Zombie-Apokalypse zum Opfer gefallen und ein Großteil nur noch ein Kriegsgebiet. Nun liegt es an Yaiba sich durch Zombie-Horden zu kämpfen und in erster Linie natürlich endlich seinen Erzfeind auszuschalten. Der Fakt, dass die Welt von Zombies bevölkert wird und man vielleicht etwas dagegen machen sollte, interessiert ihn da recht wenig. Rache ist sein Motiv und so beginnt seine Hatz mit deftiger Fäkalsprache im Schlepptau und mehr als einer sadistischen Ader im Körper.
Die einfache Handlung und die gewollt trashige Umsetzung geben einem ein klares, unverblümtes Ziel auf. Schnetzel dich durch möglichst viele Zombies und schnapp‘ dir Hayabusa! Yaiba brilliert in der Rolle des Anti-Helden und schnell bekommt das Spiel diesen B-Movie-Charakter, der einem sagt „Gott, ist das schlecht, aber ich guck’s mir jetzt zu Ende an“. Auch die erwartete Storywendung im letzten Drittel stört Yaiba nicht im geringsten und das wird auch gekonnt bis zum Schluss aufs Korn genommen.
Ninja 2.0
Wie bereits erwähnt geht es in Yaiba darum Zombies auf jede erdenkliche Weise aus dem Weg zu räumen. Neben dem Ninja-typischen Schwert stehen dem Protagonisten noch sein Cyber-Arm und ein Flegel zur Seite. Mit dem Cyber-Arm lassen sich kräftige Schläge ausführen und des Öfteren auch Wände zerschlagen. Der Flegel dient als Waffe aus der Ferne und ist resistent gegen Elektrizität. Alle drei Attacken lassen sich zu verschiedenen Combos verketten und bieten so die fast schon vorausgesetzte Varietät an Angriffskombinationen, wie man es in einem Hack n‘ Slash gewohnt ist.
Für die Verteidigung steht Yaiba sowohl ein einfacher Ausfallschritt zur Verfügung als auch das Blocken eines Angriffs mit dem Schwert. Letzteres kann allerdings auch zu einer Konterattacke werden, sofern das Timing stimmt. Die Verteidigung und das dazugehörige Timing ist mehr als die halbe Miete in Yaiba, denn der hohe Schwierigkeitsgrad erfordert das nötige Fingerspitzengefühl. Gerade die Konter sind in späteren Kämpfen ein Segen und man sollte diese Funktion tunlichst verinnerlichen. Stumpfes draufhauen führt meist zu einem schnellen Ableben.
Ein besonderes Augenmerk sollte man auch auf die Combos werfen, denn vollführt man diese, kommt es des Öfteren vor, dass die Zombies kurz vor ihrem Tod exekutiert werden können. Hier beschäftigt sich Yaiba etwas näher mit den einzelnen Zombies und zerreißt, zerschneidet oder zertritt sein Gegenüber in einer recht blutig dargebotenen Manier. Hier sei einmal angemerkt, nur wenn man die Zombies zum Schluss exekutiert, erhält man auch seine verlorene Lebensenergie zurück.
Beim Exekutieren mancher stärkerer Zombiearten erhält man zudem noch eine neue Sub-Waffe. Hier reißt Yaiba zum Beispiel dem Gegner die Arme aus, die er dann für eine kurze Zeit gern als Nunchaku-Ersatz nutzt. Die Standard-Zombies kann man allerdings jederzeit greifen und als Waffe nutzen oder auch durch die Gegend werfen.
Last but not least gibt es im Spiel noch ein kleines aber feines Elementar-System. Die drei Elemente Gift, Feuer und Blitz haben auf Yaiba selbst negativen Einfluss. Gift verdreckt einem zum Beispiel das Sichtfeld und Blitz legt Yaibas Cyber-Fähigkeiten lahm. Das Elementar-System kann aber auch nützlich gegen Zombies eingesetzt werden. Mit ähnlichen Effekten belegt, nimmt man mitunter viel Gefahr aus einer sonst herausfordernden Zombiehorde. Doch das ist nicht alles. Die Elemente haben Wechselwirkungen, die man zu seinem Vorteil nutzen kann. Greift man zum Beispiel einen Feuer-Zombie mit einer elektrisch geladenen Waffe an, so entsteht ein statischer Sturm, der Zombies in der Umgebung betäubt oder gleich ganz ausschaltet. Jedes Element reagiert anders und ausprobieren ist mehr als erwünscht.
Für das pausenlose Zombieschlachtfest wird man natürlich auch belohnt. Yaiba kann in seinem Abenteuer 25 Level aufsteigen, die jeweils einen Fähigkeitspunkt mit sich bringen. Diese Punkte können für Verbesserungen der Fähigkeiten, wie zum Beispiel einer Verlängerung der Combo-Kette oder längere Haltbarkeit der Sub-Waffen, eingetauscht werden. Wichtig sind aber auch das Freischalten von neuen Fähigkeiten. Besonders die Ninja-Zeit, welche die Zeit nach einem Konter drastisch verlangsamt, ist mehr als nur ein kleines Hilfsmittel im Kampf gegen die Zombies.
Mit Yaibas Blutrausch-Fähigkeit hat man nun auch alle Fähigkeiten abgedeckt. Nach erfolgreichem Füllen der Blutleiste ist Yaiba bereit in den Blutrauschmodus zu wechseln. Hier ist man nun für eine gewisse Zeit unverwundbar und kann den Gegnern seelenruhig massiven Schaden zufügen.
Catch ‚em all
In den sieben Hauptmissionen des Spiels geht es nicht ausschließlich um das Besiegen der Gegner. Fast jede Mission hat meist sehr gut versteckte Gegenstände, die man finden kann. Diese Gegenstände sind Kacheln, die zum einen Story-Informationen zum Nachlesen bereitstellen, oder auch die Resistenz gegen Elemente erhöhen. Am wichtigsten sind aber die Lebenskacheln, welche den Lebensenergiebalken von Yaiba erweitern. Vier Stück davon resultieren in einer Verbesserung. Das Finden dieser ist aber mitunter eine schwierige Aufgabe, welche aber zum wiederholten Spielen der Missionen einlädt.
Die im Prinzip starre Kamera lässt sich nur minimal bewegen, so dass man gerade beim Suchen der Kacheln seine Schwierigkeiten haben wird. In den Kämpfen ist die Kamera allerdings sehr selten ein Problem. Als kleines Hilfsmittel dient einem die sogenannte Cyber-Sicht, die quasi einen Röntgenblick verleiht und den Weg aufzeigt, oder zerstörbare Wände sichtbar macht. Die Interaktion mit herumstehenden Zombies lockert zusätzlich noch das Kampfgeschehen auf. So muss man Zombies in Dampfwalzen verfrachten, um diese in Bewegung zu setzen, oder elektrisch geladene Zombies in Stromkästen schleudern, um diese zu aktivieren.
Missionen haben auch des Öfteren kleinere Passagen, die Yaiba zu bewältigen hat. Hier schwingt man sich mit dem Flegel durch oder läuft an den Wänden entlang. Direkte Kontrolle hat man aber leider nicht wirklich und das Manövrieren beschränkt sich auf bloßes Tasten-Drücken. Im späteren Verlauf werden diese Passagen aber durchaus zu einem Geduldsspiel. Vollführt man nämlich seine Sprünge nicht genau, so resultiert das recht oft im sofortigen Lebensverlust. Bis auf den Frust stört das aber nur geringfügig, denn Game Over heißt es dann nicht. Einzig der Score zum Abschluss der Mission sinkt.
Der hohe Schwierigkeitsgrad in Yaiba kann gerade auf den höheren Stufen frustrieren, dennoch ist man immer motiviert es noch einmal zu versuchen und seine Reaktionen immer weiter zu verbessern. Auch auf leicht ist Yaiba kein Spaziergang, so dass man sich überlegen sollte, ob man nicht erst einmal Fähigkeiten erlernt und verbessert und die versteckten Kacheln sucht, bevor man sich an die nächsten Stufen wagt. Gesammelte Kacheln und Yaibas Level werden nämlich immer übertragen. Leicht wird es jedoch nicht wirklich, gerade weil nach dem schweren Schwierigkeitsgrad noch weitere Stufen warten.
Nach erfolgreichem Abschluss der recht kurzen Hauptmission erhält man noch einen Arcade-Modus als Bonus hinzu. Als Hommage an die 2D Ninja Gaiden-Titel angedacht steuert man Yaiba in einer 2,5D-Umgebung durch lineare Level und besiegt Zombies. Als eine Hommage ist der sogenannte Ninja Gaiden Z-Modus allerdings nur bedingt zu sehen. Platforming fällt hier komplett flach, da man sich nur von links nach rechts bewegt ohne Hindernisse. Die Anzeigen und die Musik erinnern jedoch sehr stark an die NES-Titel. Auch an die Story-Cutscenes aus der 8-Bit-Ära wurde gedacht und eine kleine abstruse Geschichte drumherum gesponnen.
In puncto Schwierigkeitsgrad legt der Arcade-Modus noch eine Schippe drauf. Konter und Exekutionen sind nicht mehr möglich und drei Leben verbleiben einem bis man den Game Over-Bildschirm betrachtet. Dieser Bonus ist definitiv nur etwas für Hardcore Beat ‚em Up-Spieler, auch wenn er durchaus Spaß bereitet und durch Bonusrunden das ganze nochmal auflockert.
Sex, Gewalt und Comics
Yaiba: Ninja Gaiden Z kommt geradewegs aus einem Dark Horse Comic der alten US-Schule entsprungen daher. Den Comic-Look setzt es auch gut um. Und auch in den Zwischensequenzen bezieht man sich auf diesen Vergleich sehr stark. Definitiv Geschmackssache, aber nicht schlecht umgesetzt. Der Bleistift-Look kam sicher auch der technischen Seite zu Gute, denn da gibt es nahezu keine Schnitzer. Egal wie viele Zombies auf einen zukommen, Yaiba bietet ein sehr flüssiges Kampferlebnis. Sehr selten stockt mal das Bild oder es setzt der Ton aus. Kleinere Bugs gibt es aber dennoch.
Die Atmosphäre, der Humor und die Darstellung sind auch sicher nicht für jedermann. Den trashigen B-Movie-Charakter erfüllt Yaiba aber in jeder Hinsicht. Musikalisch fährt man eine härtere Schiene, welche aber auch gut ins Spiel passt. Leider hat man sich gegen eine direkte Einbindung der japanischen Synchronisation entschieden, die nur über die Konsoleneinstellungen anwählbar ist. Die englischen Sprecher machen allerdings durchweg einen guten Job und stehen der japanischen in Nichts nach. 8-Bit-Klänge kriegt man zudem noch im Arcade-Modus geboten, welche Kenner der NES-Spiele aufhorchen lassen wird.
Man gewöhnt sich ans Sterben
Mit Yaiba: Ninja Gaiden Z möchten Inafune und Team Ninja keinen weiteren Ninja Gaiden-Titel schaffen. Viel mehr geht Yaiba seinen eigenen Weg. Betont trashig, sexuell und vulgär zieht es sich durch das ganze Spiel und sieht man den Comic-Look und das Gesamtbild, so passt das auch. Man nimmt sich an vielen Ecken selbst aufs Korn und verpackt die Ernsthaftigkeit in Selbstironie, so dass man die eigentliche Brutalität gar nicht mehr ernst nehmen kann und lernt das Spiel aus diesem Gesichtspunkt zu sehen.
Der extrem hohe Schwierigkeitsgrad spricht nicht jeden an, aber unfair sind die Kämpfe nur sehr selten. Verinnerlicht man das Kampfsystem, welches durchaus viel Spaß bereitet und besticht mit sehr guten Reaktionen, stehen einem erfolgreichen Abschluss der Missionen nichts im Weg. Die Sammelgegenstände und die Interaktion mit der Umgebung lockern das Geschehen immer wieder auf und laden zum wiederspielen ein.Technisch glänzt Yaiba mit seinem sehr flüssigen Kampfablauf. Musik und Synchro-Arbeit sind ebenfalls passend.
Leider ist das gesamt Spiel viel zu kurz, so dass man schon nach knapp vier Stunden durch sein kann, bietet dafür jedoch Abhilfe durch noch mehr Schwierigkeitsgrade. Der Bonus Arcade-Modus ist zum Schluss auch noch ein netter Zusatz, der aber noch einmal extrem schwer daher kommt.
Yaiba: Ninja Gaiden Z will kein Ninja Gaiden sein und geht seinen eigenen Weg. Die Präsentation und der hohe Schwierigkeitsgrad sind aber definitiv Geschmackssache und sicher nicht für jeden geeignet.
Story: Trashig, simpel und vorhersehbar. Hat den B-Movie-Charme, ist aber leider viel zu kurz
Gameplay: Durchaus spaßiges Spielprinzip. Alle Fähigkeiten sind nützlich und teilweise unabdingbar. Sehr hoher Schwierigkeitsgrad
Grafik: Comic-Look nicht für jeden ansprechend, aber gut umgesetzt
Sound: Passende progressive Untermalung. Die Synchronisation ist gut gelungen. Die japanische Synchronisation lässt sich leider nur über die Systemeinstellungen der Konsole anwählen.
Sonstiges: Wird seinem „ab 18“-Status gerecht. Technisch nahezu einwandfrei. Bonus Arcade-Modus mit 8-Bit-Anspielungen