Europa News PS3 Test TOP

Im Test! Atelier Escha & Logy: The Alchemists of Dusk Sky

Nach der Übernahme von Gust hatte Tecmo Koei einige Startschwierigkeiten mit Atelier Ayesha, sehr zum Ärger der westlichen Fans. In Japan hingegen verhilft der Entwickler Gust dazu, mehr aus der beliebten Alchemie-Geschichte zu machen und präsentiert uns das erste Resultat mit dem PlayStation-3-Spiel Atelier Escha & Logy: The Alchemists of Dusk Sky, das seit diesem Monat auch in Europa erhältlich ist. Eine überraschende Nachricht war dabei wohl vor allem, dass es nicht nur wie gewohnt eine Protagonistin gibt, sondern Spieler dieses Mal auch einen männlichen Hauptcharakter auswählen können.

Eine Neuerung (oder eher gesagt Wiedereinführung), die unterschiedliche Reaktionen bei Fans hervorgerufen hat. Ob das allerdings auch der Grund für die gesunkenen Verkaufszahlen in Vergleich zum Vorgänger ist, können wir natürlich nicht sagen. Ob Atelier Escha & Logy überhaupt neuen Schwung in die Reihe bringt und Protagonist Logy zu überzeugen weiß, erfahrt ihr in unserem Test zum Spiel!

Das Land der Dämmerung

Atelier Escha & Logy führt uns an einen im Westen liegenden Ort im Lande Der Dämmerung, der einst von der Kraft der Alchemie gelebt hat. Mittlerweile gilt die Alchemie als verloren und wird nur noch von wenigen Menschen ausgeübt und dies hat auch negative Auswirkungen auf das Land. Um das irgendwann eintretende „Ende der Dämmerung“ zu verhindern, konzentrieren sich die Leute nun darauf, diese alte Kraft wiederzubeleben und sich diese erneut zu Nutze zu machen.

Die Bewohner des kleinen Städtchens Colseit sind an einem Entwicklungsprojekt beteiligt, das sich zur Aufgabe gemacht hat, dem Land zu helfen und die sogenannten unerforschten Ruinen zu finden. Protagonist Logix Fiscario, kurz Logy, wurde von Central City nach Colseit geschickt, um als Alchemist dem Forschungs- und Wissenschaftsteam zur Seite zu stehen. Am gleichen Tag tritt auch die junge Alchemistin Escha Malier diesem Team bei und fortan arbeiten beide als Partner zusammen.

Entwickler Gust schreibt auf der offiziellen Webseite zu Atelier Escha & Logy, dass sich beide Seiten der Story voneinander unterschieden, je nach dem, ob man sich mit Escha oder Logy ins Abenteuer stürzt. Die Geschehnisse in Eschas Geschichte sollen hierbei mehr an Atelier-Fans gerichtet sein und in eine fröhliche Richtung gehen, während Logys Story ein RPG-Feeling vermitteln und sich vermehrt um ernstere Themen kümmert.

Da wir uns zu Beginn für Logy entschieden haben, können wir zumindest bestätigen, dass seine Seite eine für Atelier-Verhältnisse ungewohnt ernste Atmosphäre vermittelt. Dies betrifft allerdings nicht nur die Ereignisse und Events, sondern auch allgemein die Art und Weise, wie die neuen Charaktere dargestellt sind. Aber selbst mit den zurückkehrenden Charakteren aus Atelier Ayesha, haben die wirklich lustigen Momente merklich abgenommen. Ob dies auf Eschas Seite wirklich viel anders aussieht, können wir leider nicht beurteilen.

Die Wahl des Hauptcharakters beeinflusst nicht nur Events und die Perspektive, aus die ihr die Geschichte miterlebt, sondern auch euren On-Screen und im Kampf festgelegten Charakter.

Bis ans Ende der Welt

Eure Aufgabe in der Forschungsgruppe ist es, unterschiedliche Aufträge erfolgreich abzuschließen. Für den zugeteilten Hauptauftrag steht euch mit vier Monaten auf jeden Fall genug Zeit zur Verfügung und es ist auch nicht schwer, die zusätzlichen Nebenaufgaben innerhalb des Zeitlimits zu erledigen. Wer so seine Frustmomente mit der Arland-Reihe erlebt hat und deswegen Abstand von Atelier Escha & Logy hält, kann beruhigt aufatmen, denn das Spiel ist sehr einsteigerfreundlich gestaltet.

Habt ihr eure Arbeit gut bewältigt, dann winken euch unterschiedliche Boni, wie Alchemie-Rezeptbücher oder Statuswerte-Erhöhungen. Zusätzlich könnt ihr im Forschungs- und Wissenschaftsbüro auch Forschungsprojekte annehmen. Gegen einen bestimmten Geldbetrag, gibt es Verbesserungen in den Bereichen Alchemie und Erkundung.

Neben den wichtigeren Aufgaben, könnt ihr auch einfache Quests angehen, die recht einfach gestaltet sind. Entweder gilt es, Materialien und mit Alchemie erstellte Items abzugeben oder bestimmte Monster zu erledigen. Als Belohnung bekommt ihr Süßigkeiten, die ihr im späteren Verlauf des Spieles für den Homunculus verwendet. Dieser hilft euch nämlich dabei bereits bekannte Objekte zu duplizieren.

Während der Vorgänger Atelier Ayesha mit mehreren begehbaren Städten daher kam, zwischen die man hin und her reisen konnte, gibt es in Atelier Escha & Logy leider nur Colseit selbst zu erkunden. Alle restlichen Orte, die ihr nach und nach auf der anklickbaren Weltkarte freischaltet sind zum Beispiel Ruinen und Wälder, die es in Zusammenhang mit Aufträgen zu erforschen gilt.

Neu hierbei ist, dass sich nach dem Anklicken eines Ortes eine weitere Karte öffnet, die mit Punkten unterteilt ist. Die Punkte stellen jeweils einen Abschnitt des Gebietes dar und müssen der Reihe nach besucht werden. Das Umherwandern auf der Weltkarte, dauert je nach dem, welches Ziel hier habt, eine festgelegte Anzahl an Tagen. Innerhalb der Ortsabschnitte schreitet ebenfalls nach und nach die Zeit voran, wenn ihr Tätigkeiten ausübt. Ob ihr nun Monster bekämpft, Materialien für Alchemie sucht oder einfach eine Person ansprecht, spielt dabei keine Rolle.

Neu in Atelier Escha & Logy sind auch die sogenannten Field Events. Aktiviert werden können diese in jedem beliebigen Abschnitt, sobald die Field Event Leiste eine bestimmte Prozentzahl erreicht hat. Die zur Auswahl stehenden Effekte sind dabei ganz unterschiedlicher Art. So könnt ihr zum Beispiel sofortig alle Materialien einsammeln lassen, ein sehr starkes Monster bekämpfen oder euer Sammel-Level erhöhen, um an bessere Items zu kommen und das sind nicht die einzigen Möglichkeiten.

Dragonslayer

Die Kämpfe laufen in Atelier Escha & Logy, wie auch in den Vorgängern rundenbasierend ab, doch hat man sich wieder einige Verbesserungen und Änderungen einfallen lassen. Der größte Unterschied ist wohl, dass ein aktives Team aus sechs Mitgliedern besteht, anstatt aus bisher drei. Diese sind unterteilt in vordere und hintere Reihe und können während eines Kampfes beliebig hin- und hergewechselt werden.

In erster Linie ist die vordere Reihe, bestehend aus drei Charakteren, am aktiven Kampfgeschehen beteiligt. Mithilfe der Support-Leiste, die sich nach und nach durch Aktionen füllt, kann aber auch die hintere Reihe mit hinzugezogen werden. Zur Auswahl stehen dabei Hilfsangriffe oder die Möglichkeit, einen anderen Charakter zu schützen. Besonders im späteren Verlauf des Spieles lassen sich dadurch lange Angriffsketten bilden, die recht viel Schaden verursachen.

Escha und Logy sind übrigens die einzigen Charaktere, die auf Items zurückgreifen können. Beide haben dafür ein extra Inventar zur Verfügung, in dem sich Abenteuer-Ausrüstung lagern lässt. Diese sind zum Beispiel Heilungs- oder Angriffsitems und das praktische an der Sache ist, dass sich die mitgenommenen Items nach jedem Stadtbesuch wieder neu auffüllen.

Gerade durch sechs aktive Teammitglieder, den Angriffsketten und weiteren Funktionen, wie etwa Double-Draw, in dem Escha und Logy ihre Kräfte vereinen, um dem Feind eine noch stärkere Version eines Angriffsitems entgegenzuschleudern, lässt das Kampfsystem actionreicher und frischer wirken. Leider fehlt hier nur etwas Abwechslung im Team an sich, denn gibt es insgesamt nur sieben spielbare Charaktere und selbst mit den drei Download Content Charakteren, die sich man sich dazukaufen kann, bessert es sich nur minimal. Hoffentlich holen Gust und Tecmo Koei im nächsten Dusk-Spiel noch mehr aus dem Kampfsystem heraus und erhöht dazu die Anzahl der Teammitglieder.

Ebenfalls schade ist, dass es kaum Abwechslung bei den Gegnern gibt und wie auch schon in Atelier Ayesha vermehrt auf Farbvarianten einer Feindsorte gesetzt wird. Dazu gesellt sich ein immer noch zu leichter Schwierigkeitsgrad. Erst optionale Bosse bieten eine richtige Herausforderung und lassen sich nur mit der ultimativen Ausrüstung und der richtigen Vorgehensweise plätten.

Alles neu macht die Alchemie

Das Kernstück eines Atelier Spieles ist der gut ausgearbeitet Alchemiepart, der jedes Mal erneut zu beeindrucken weiß. Auch an diesem System wurde ein wenig herumgewerkelt und darauf geachtet, die Funktionen einfacher zu gestalten, so dass auch Anfänger ohne Schwierigkeiten in die verschiedenen Funktionen herein finden können.

Mithilfe von Alchemie könnt ihr neue Objekte herstellen, die wichtig für Aufträge sind, oder euch bei euren Abenteuern helfen werden. Dafür werden zuerst einmal Materialien benötigt, die ihr entweder an Materialpunkten sammelt oder aber in der Stadt in einem der Läden erwerben könnt. Diese Materialien lassen sich ganz einfach zu einem neuen Item zusammenfügen. Schwierigere Items benötigen übrigens ein höheres Alchemie-Level und verbrauchen auch mehr Tage.

Wer sich mit der Atelier-Reihe auskennt, weißt, dass dies noch nicht alles ist, was das Alchemie-System beinhaltet. Durch das Steigern des Alchemie-Levels werden Fähigkeiten freigeschaltet und es lassen sich Effekte auf Items festlegen. Benutzt Materialien in der richtigen Reihenfolge und setzt gezielt die euch zur Verfügung stehenden Fähigkeiten ein, um die stärksten Effekte eines Objektes freizuschalten.

Das Gleiche gilt für das Schmieden neuer Ausrüstung. Während Escha euch mit Items versorgt, verstärkt Logy eure Ausrüstung. Vom Prinzip her ist dies identisch mit dem Erstellen von Objekten. Wer viel mit Alchemie herumexperimentiert, wird später nur wenig Probleme mit den Bossgegnern haben.

In Colseit spielt die Musik

Visuell steigert sich die Atelier-Reihe von Spiel zu Spiel und ist nun fast gleichauf mit Titeln wie Tales of Xillia. Sehr viel Unterschied ist zwischen Artwork und dem Ingame-Stil der Charaktere nicht mehr zu erkennen und der animehafte Stil der Grafik ist hübsch anzusehen.

Wie auch im Vorgänger wird komplett auf den typischen Visual-Novel-Stil während der Gespräche verzichtet. Das heißt, es kommt kein Extrabildschirm mit Charakterartworks mehr zum Einsatz und ihr seht die 3D-Modelle der Figuren direkt sprechen. Hierbei wurden auch die Mundbewegungen genauer an den Dialogen angepasst und weiter an den Bewegungen der Charaktere gearbeitet.

Neben den üblichen Artwork, das ihr an bestimmten Stellen im Spiel zu Gesicht bekommen werdet, bekommt ihr in Atelier Escha & Logy sogar eine animierte Cutscene zu sehen.

Gesprochen wird entweder Englisch oder Japanisch. Richtig gelesen! Tecmo Koei hat sein Versprechen gehalten und dieses Mal die japanische Tonspur im Spiel gelassen, sehr zur Freude der Fans. Allerdings wurde dafür bei den englischen Stimmen gespart und sehr viel Text, welcher in der japanischen Version vertont ist, ist nicht synchronisiert. Sehr schade…

Musikalisch kann sich auch der neueste Atelier-Teil hören lassen, auch wenn der Soundtrack einen kleinen Rückschritt darstellt, wenn man ihn in direkten Vergleich zu Atelier Ayesha stellt. Einige Musikstücke unterscheiden sich je nach Hauptcharakterentscheidung. Eschas Seite hat typisch fröhlich klingende Atelier-Musik, während Logys Story einige für Atelier-Spiele eher ungewohnte Stücke parat hält.

Doppelter Alchemie-Spielspaß?

Gust und Tecmo Koeis neuestes Experiment, gleich zwei Hauptcharaktere ins Rennen zu schicken, zwischen denen man sich zu Beginn entscheiden kann, ist durchaus gelungen. Sowohl Escha als auch Logy kommen schnell sympathisch herüber und geben ein tolles Team ab. Da beide für ihre Story exklusive Szenen und Enden haben und sich das True End erst im zweiten Durchgang freispielen lässt, wird allerdings vorausgesetzt, das Spiel zweimal durchzuspielen. Pro Seite ergibt dies eine Spielzeit von 30 – 40 Stunden. Die von euch freigespielten Enden lassen sich zum Schluss des Spieles ganz leicht aussuchen, so könnt ihr mehrere Enden in einem Spieldurchgang ohne die Benutzung von zig Spielständen sehen.

Trotz einigen aus Atelier Ayesha wiederkehrenden Charakteren werden keine Vorkenntnisse des Prequels vorausgesetzt und Neueinsteiger können ohne Bedenken zu Atelier Escha & Logy greifen. In Sachen Zeiteinteilung und Alchemie ist dieser Teil nämlich bislang am einsteigerfreundlichsten und um Zeitdruck braucht man sich keine großen Sorgen mehr machen. Für Langzeit-Fans der Reihe könnte dies allerdings eher ein negativer Aspekt darstellen. Nicht nur aufgrund des zu einfachen Schwierigkeitsgrades, sondern auch weil dieser Teil ungewohnt ernst herübergebracht wird und die neuen Charaktere nicht mehr ganz so humorvoll daherkommen.

Nichtsdestotrotz stellt Atelier Escha & Logy sowohl grafisch, als auch mit seinem Gameplay das bislang beste Atelier-Spiel für PlayStation 3 dar und es weiß auch vom Spielspaß her auf voller Länge zu überzeugen. Für Freunde von Japano-RPGs in Animeoptik, die auf der Suche nach einen bunten, heiteren und eher leichten Spielerlebnis sind, ist dieser Titel auf jeden Fall ein Must Have! Wenn ihr über genügend Englischkenntnisse verfügt, heißt es. Leider sind alle Bildschirmtexte in Englisch und nur die Anleitung auf Deutsch.

Story: Als neues Mitgliedes eines Forschungsteams erfüllt ihr unterschiedliche Aufträge. Sehr viel mehr ist zu der Story nicht zu sagen, weil wirklich fast keine vorhanden ist.

Gameplay: Ihr erkundet Gegenden und sammelt Materialien, um mithilfe von Alchemie Objekte zu erstellen. Das rundenbasierende Kampfsystem umfasst nun sechs aktive Teammitglieder.

Grafik: Im einem bunten Anime-Stil gehalten, dabei unterscheiden sich die Charaktermodelle kaum noch vom Artwork. Insbesondere Bewegungen und Gesichtsausdrücke der Charaktere wurden verbessert.

Sound: Der Soundtrack enthält wieder viele typische und vor allem heitere Stücke zur Reihe. Einige Lieder aus Logys Story sind aber ungewohnt anders. Zusätzlich gibt es ein paar wenige Titel aus älteren Atelier-Spielen auszuwählen. Sowohl englische, als auch japanische Synchronisation.

Sonstiges: Unterschiedliche Enden freizuspielen, Extra-Modus nach Beendigung des Spieles, das Spiel ist aus zwei unterschiedlichen Perspektiven mitzuerleben, Download-Content in Form von einem Zusatzdungeon und spielbaren Figuren, leider nur englische Texte vorhanden.