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Im Test! Outlast

Im Februar könnt ihr euch Outlast kostenlos für eure PlayStation 4 herunterladen, wenn ihr ein PlayStation Plus Abo habt. Der Survival-Horror-Titel warf seine Schatten voraus, nicht zuletzt, weil Outlast schon seit Monaten für den PC erhältlich war. Die PC-Version fand allerdings nicht so viel Beachtung wie die Umsetzung für die neue PlayStation 4.

Was geht hier vor sich?

Nach der Ankündigung, Outlast würde im PlayStation Plus Programm erscheinen, hatte die Stunde der Outlast-Fans geschlagen. Es hagelte Empfehlungen von allen Seiten. Mit allerhand Vorschusslorbeeren und großen Horror-Hoffnungen hatte Outlast also zu kämpfen – nicht einfach. Warum Outlast den Hoffnungen gerecht wurde, lest ihr in unserem Test.

Entwickelt wurde Outlast von Red Barrels. Das neue unabhängige Studio wurde von Philippe Morin, David Chateauneuf und Hugo Dallaire gegründet und setzte sich nach Bekunden von Morin zum Ziel, die Erfahrungen zu nutzen, die man mit Spielen wie Prince of Persia: The Sands of Time, Uncharted: Drakes Schicksal und Assassin’s Creed gesammelt hat.

Outlast beginnt mit der Autofahrt des Journalisten Miles Upshur zum Mount Massive Asyl. Miles Upshur, in dessen Rolle wir schlüpfen, hat einen anonymen Hinweis erhalten. Mount Massive Asyl war einst eine Einrichtung für psychisch Kranke und wurde kürzlich für Forschungszwecke der Murkoff Corporation wieder eröffnet. Der anonyme Tippgeber fordert uns auf, die geheimen Machenschaften der Murkoff Corporation aufzudecken. Gesagt, getan.

Okay, wir wollen es eigentlich gar nicht wissen…

Wir gehen die Sache dabei an, wie sie ein Journalist eben angehen würde. Nämlich bewaffnet. Mit einem Camcorder. Außer dem Camcorder steht uns nichts zur Verfügung. Das soll so sein und das ist auch gut so. Die Entwickler von Red Barrels wollten ein realistisches Survival-Horror-Spiel erschaffen und dies war die erste richtige Entscheidung auf dem Weg dorthin.

Und so schleichen wir uns immer tiefer in das Gebäude, um herauszufinden, was hier los ist. Der Camcorder erweist uns dabei nützliche Dienste. Der Nachtschichtmodus des kleinen Dings wird die nächste Stunden euer bester Freund sein. Vorausgesetzt, ihr habt genug Batterien. Dabei ist auch die Umsetzung dieses Nachtsichtmodus‘ besonders gelungen. Es kriselt und verschwimmt, aber mehr als der Nachtsichtmodus wird uns in vielen Situationen nicht bleiben. Denn nicht selten sieht man die Hand vor Augen nicht.

Ein Blick durch den Nachtsichtmodus. Oder lieber nicht.

Outlast lebt davon, dass der Protagonist im Prinzip völlig wehrlos ist. Das wirkt sich unglaublich intensiv auf das Spielverhalten aus. Jeder Raum und jeder Flur zerreißt uns fast die Nerven. Jede Tür öffnet man im Bewusstsein, dahinter könnte sich der Tod befinden. Oder auch nicht. Im Falle des Falles ist jedenfalls eines sicher: Erschießen oder Erschlagen kann man ihn nicht. Es gibt genau zwei Optionen: Wegrennen und Verstecken. Oder beides.

Zu allem Übel, möchte man fast sagen, spielt die Musik- und Geräuschkulisse perfekt mit. Samuel Laflamme zeigt sich laut den Credits für die Musik verantwortlich. Sam Girardin war Audio Producer. Die beiden haben federführend eine Kulisse geschaffen, die allein schon nervenaufreibend genug ist und im Zusammenspiel mit der Szenerie nahezu perfekt transportiert wird. Den Rest besorgen clever geskriptete Events und Schockmomente, vom plötzlich einbrechenden Boden bis hin zu der von der Decke fallenden Leiche.

Erfreulich ist auch, dass Protagonist Miles Upshur selbst kein Geist ist. Soll heißen, er hat Extremitäten und alles, was er sonst noch braucht. Klingt nebensächlich, verstärkt aber die Bindung zum Spiel. So ruckeln wir an Türknaufen, als wären es unsere Hände und wenn wir nach unten sehen, sehen wir Füße, die über einen schmalen Pfad wandeln.

Ein Arm und ein Weg. Der einzige Weg.

Atmosphärisch macht Outlast also alles richtig. Ankreiden kann man dem Spiel höchstens, was sehr gute Videospiele eigentlich ausmacht. Was Rätsel und spielerische Momente angeht, versagt Outlast eigentlich. Es sind immer die gleichen Schleichspiele und immer die gleichen Fluchtläufe, nur in anderen Umgebungen. Und wenn man mal keinen Schlüssel sucht, sucht man etwas, dass einen Schließmechanismus in Gang setzt, hinter dem sich ein Schlüssel versteckt.

Dass dies im Prinzip kaum auffällt, liegt daran, dass das Spiel beendet ist, bevor es überdeutlich wird. Aber auch natürlich auch an der unglaublich dichten Atmosphäre. Neben all den bereits erwähnten Faktoren sorgen dafür auch die Wesen, denen man sich im Gebäude gegenüber sieht. Sie sind clever genug, um euch nicht immer mit dem gleichen Versteck durchkommen zu lassen. Aber auch doof genug, um eben nicht auch noch in der vierten von vier Ecken nach euch zu suchen. Das sorgt natürlich für Nervenkitzel.

Fazit

Hey, was soll’s – dann suchen wir halt diesen verdammten Schlüssel, wenn es uns hilft, hier raus zukommen. Und auch noch den nächsten. Und so bewegt sich Outlast ganz nah an den Genre-Wurzeln. Noch mehr Horror und Überlebenswille kann man schwer transportieren.

Outlast schafft es, dass man nach sechs bis sieben Stunden froh ist, wenn es vorbei ist. Nicht, weil Outlast sagenhaft schlecht ist, sondern weil es eben ein richtig gutes Survival-Horror-Spiel ist! In Sachen Atmosphäre bleibt all den berühmten AAA-Produktionen jedenfalls nur eines, nämlich sich an Outlast vom kleinen 11-Mann-Studio Red Barrels zu orientieren.

Genrefans haben Outlast wahrscheinlich ohnehin schon beendet. Alle andere sollten Outlast ausprobieren, wenn ihr euch denn traut und wenn ihr starke Nerven habt! Outlast wirkt nach.

 

 

Story: Mittel zum Zweck, aber durchaus tiefgründig. Hauptsächlich geschrieben von gefundenen Dokumenten.

Grafik: Macht optisch einiges her, zumindest das, was man im Dunkeln sehen kann.

Sound: Beeindruckend bedrückende Sound- und Geräuschekulisse.

Gameplay: Keine Waffen – genial. Leider zu viele spielerische Wiederholungen.

 Sonstiges: Genau der richtige Umfang. Für die meisten ohnehin kostenlos, aber auch 19 Euro wert!