Wie jeder Liebhaber von Videospielmusik weiß, ist die Welt der Soundtracks groß. Es gibt eine gigantische Zahl an Soundtracks, über die ich hier reden könnte, aber das tue ich heute nicht. Stattdessen will ich mich der Musik zuwenden, die man in dieser Form nicht im Spiel hört.
In den meisten Fällen sind das Arrangements, aber ab und an finden sich auf Bonus- oder Arrangement-Alben auch ganz neue Stücke. Viele (nicht alle) von diesen Alben sind vor allem außerhalb Japans sehr unbekannt, was schade ist, denn so erfahren viele Menschen niemals von Musik, die sich vielleicht sehr gerne mögen würden.
Fangen wir mit ein paar interessanten Werken der Atelier-Serie an: Den Musikkisten, von denen jedes der Arland-Spiele eine spendiert bekommen hat. Ja, diese kleinen Arrangement-Alben haben tatsächlich deutsche Titel. Die gesamten Titel lauten:
- Atelier Rorona Visual Art Book ~Die Musikkiste des atelier~
- Atelier Totori Visual Art Book ~Die Musikkiste des atelier Zwei~
- Atelier Meruru Visual Art Book ~Die Musikkiste des atelier Drei~
Diese CDs wurden zusammen mit den Sammlereditionen der Spiele ausgeliefert und sind zum Teil gar nicht so leicht aufzutreiben – selbst im Internet nicht! Das gilt zumindest für das Totori-Album, das es nur auf YouTube (und auch in YouTube-Qualität) zu finden gibt.
Das Rorona-Album enthält ein paar arrangierte Stücke – darunter das eigene Titellied Falling, The Star Light in einer Walzer-Version und Run For Your Life aus Mana Khemia, und ein paar neue. Auch die anderen beiden Alben haben ein paar arrangierte und ein paar ganz neue Tracks. Vom Meruru-Album ist Go Around Arls! interessant, das die Welt-Musik der drei Arland-Spiele in einem Stück verbindet. Erwähnenswert ist außerdem Nefertiti (Ver.MMXI By Toshinori Hiramatsu), ein verdammt cooles, rockiges Stück Arrangement von dem gleichnamigen Stück als Mana Khemia.
Ganz besonders ist zweifelsohne das Totori-Album, denn das startet einen ganz besonders künstlerischen Versuch: Es erzählt aus einem normalen Tag in Totoris Leben! Entsprechend tragen die Stücke auch Titel wie am 05:00 Prologue ~Daybreak~ (zu diesem Stück würde ich morgens gern aufwachen!) oder pm 15:00 Organ Lesson. Durch entsprechende Geräusche aus dem echten Leben am Anfang und Ende (z.B. Grillenzirpen oder Geschirrklimpern) werden die acht einzelnen Stücke nahtlos miteinander verbunden. Das tollste dabei: Sie hören sich auch alle toll an! Das sorgt dafür, dass ein wunderbar stimmiges Gesamtwerk entsteht, zu dem man sich perfekt den Alltag der jungen Alchemistin vorstellen kann.
Fazit: Es lohnt sich auf jeden Fall, in diese Alben reinzuhören! Die Atelier-Serie hat übrigens in dieser Hinsicht noch viel mehr zu bieten, von vokalen Alben bis hin zu Jazz-Arrangements. Aber erst mal wende ich mich lieber anderen Serien zu.
drammatica -The Very Best of Yoko Shimomura- ist, wie der Titel schon sagt, eine Art „Best of“ von Yoko Shimomura, das Arrangements einiger ihrer liebsten Stücke ihrer eigenen Soundtracks enthält. Die Aufteilung ist dabei folgende:
- 4 Stücke aus Kingdom Hearts
- 4 Stücke aus Legend of Mana
- 3 Stücke aus Heroes of Mana
- 2 Stücke aus Live A Live
- 2 Stücke aus Front Mission
- 1 Stück aus Final Fantasy Versus XIII (nun XV)
Da es das Album schon seit 2008 gibt, dürften einige es vermutlich kennen. Es ist schwierig, einzelne Titel zu nennen, denn das ganze Album ist ein einziges Highlight. Selbst die Lieder zu den Spielen, die ich nicht kannte (z.B. Live A Live) haben mir auf Anhieb gefallen. Wenn ich Favoriten nennen müsste, wären das vermutlich:
- The Bird Flies In the Sky, The Fish Swims In the River (LIVE A LIVE)
- The Other Promise (Kingdom Hearts series)
- City of Flickering Destruction (Legend of Mana)
Die Arrangements sind alle ziemlich klassisch, d.h. sie sind orchestral und beinhalten keine elektronischen oder anderen modernen Elemente. Die meisten sind zudem recht nah an den Originalen dran und es wurde nicht viel „experimentiert“. Das schmälert aber die Qualität des Albums keineswegs, auch wenn ich gerne mal ein experimentelleres Album von Shimomura hören würde.
Fazit: Wer Yoko Shimomura mag, sollte dieses Album keinesfalls verpassen – fast eine Stunde arrangierte Musik vieler ihrer bester Werke gibt es zu hören! Und jetzt entschuldigt mich, ich will nun Live A Live spielen. Aber halt! Ich wollte ja noch ein weiteres Album vorstellen.
Re:Birth/Seiken Densetsu Kenji Ito Arrange Album gibt es seit Oktober 2011 und Kenji Ito hat, wie Yoko Shimomura bei drammatica, einige seiner Lieblingsstücke neu arrangiert. Wie man am schönen Album-Cover sehen kann, beschränkt sich die Auswahl dabei auf die Mana-Serie, es gibt aber auch ein Re:Birth II / Romancing SaGa Battle Arrange, das ich mir allerdings mangels Kenntnis der Spiele noch nicht angehört habe.
Aufteilung:
- 7 Stücke aus Seiken Densetsu: Final Fantasy Gaiden aka Final Fantasy Adventure (und Sword of Mana)
- 2 Stücke aus Dawn of Mana
- Stück aus Children of Mana
Anders als bei drammatica gibt’s auf Re:Birth auch einige moderne und experimentelle Stücke zu hören. In Search of the Sacred Sword ist zum Beispiel eine reinrassige Techno-Version des Originals, die mir zugegebenermaßen anfangs nicht gefallen hat, auch wenn ich sie mittlerweile einigermaßen mag (ist übrigens auch das einzige Stücke, das nicht von Ito selbst arrangiert wurde).
Ein anderes, etwas „harmloseres“ Beispiel ist Mana Palace, das auch stark synthetisch geprägt ist und meiner Meinung nach ein tolles Arrangement ist (im Sinne von „es unterscheidet sich deutlich vom Original, aber würdigt es trotzdem stark genug“). Wer es rockiger mag, wird sich über Infant of Mana (der Musik aus dem letzten Kampf in Children of Mana) sehr freuen.
Es kann aber auch klassisch zugehen. Das letzte Stück, A Legend Forever, ist ein reines Klavier-Arrangement, und wer Mana’s Mission von Re:Birth hört, darf das Stück mit Klavier, Streichern, einer Frauenstimme und sanfter Percussion genießen. Mein persönliches Highlight ist aber zweifelsohne Battle 2 -Touched by Courage and Pride–, dessen ekstatischer Anfang mich gleich beim ersten mal mitgerissen hat. Lediglich Final Battle hat mich ein wenig enttäuscht, da ich von dieser sehr dezenten und sanften Version nach dem von mir sehr geliebten actiongeladenen 8- bzw. 16-Bit-Original ein bisschen mehr erwartet hätte.
Fazit: Als riesiger Fan der Originale ist dieses Album eine große Freude für mich gewesen. Tolle Auswahl, tolle Arrangements! Und jeder, der das erste Seiken Densetsu oder Sword of Mana noch nie gespielt hat, holt das bitte jetzt nach und hört sich danach Re:Birth an. (:
Das war’s für heute, aber wenn ihr euch für das Thema interessiert, nehme ich mich demnächst gerne wieder ein paar Arrangement-Alben unter die Lupe. Die Welt der Videospielmusik ist groß und es gibt noch viel zu entdecken!