Europa News PS3 Test TOP

Im Test! The Guided Fate Paradox

Vielleicht erinnert ihr euch noch daran, wie Nippon Ichi Software seine zwei Jubiläumstitel beworben hat. Einer davon war die Visual Novel Special Reporting Division, in dem ihr als TV-Team übernatürlichen Dingen auf den Grund geht, um sie als Material für Reportagen zu nutzen. Ebenfalls mit übernatürlichen Dingen befasst sich der andere Jubiläumstitel The Guided Fate Paradox, der vom Stil her wie ein neues Disgaea aussieht. Allerdings handelt es sich bei diesem PlayStation 3 Spiel, um kein Strategie-RPG, sondern um einen Rogue-like Dungeon Crawler, der euch durch endlos viele Zufallsebenen schickt.

Wir haben uns für euch mal eben ins Himmelreich begeben und Nachwuchsgott Renya bei seiner neuen Aufgabe begleitet. Ob sich der Besuch gelohnt hat, lest ihr in unserem Test!

Ab sofort Gott!

Oberschüler Renya hat das erste Mal in seinem Leben Glück oder könnte man es doch als Teil seiner langwierigen Pechsträhne bezeichnen? Tatsache ist, dass er von einer niedlichen Maid im Einkaufzentrum dazu überredet wird an einer Lotterie teilzunehmen und überraschenderweise den Hauptpreis einsackt. Um was es sich dabei handelt? Der Gewinner wird zum neuen Gott ernannt! Natürlich glaubt Renya das Mädchen würde ihn nur ärgern wollen, bis es ihn kurzerhand auf eher rabiate Weise ins Himmelreich Celestia entführt und sich als sein persönlicher Engel zu erkennen gibt.

Super High School Level (Un)glück

Renyas neue Pflicht ist es nun, die Wünsche derjenigen zu erfüllen, die zu Gott beten und dies wird mithilfe einer riesigen Maschine, genannt Fate Revolution Circuit, bewerkstelligt. Diese erzeugt eine virtuelle Welt, die Gott mit dem Gläubiger verbindet.

Das Interessante an der Sache ist, dass die Wünsche aus allen Epochen und sogar aus unterschiedlichen Welten stammen können und Renya so nicht nur auf Märchengestalten treffen wird(was an sich schon verrückt genug ist), sondern mitunter auch auf menschenfressende Zombies und andere skurrile Gestalten. Keine ganz so leichte Aufgabe.

Wenn das ist nicht das einzige wäre, um das sich Renya ab sofort Sorgen machen muss, denn wo Engel sind, da sind Dämonen auch nicht weit und die führen ganz bestimmt nichts Gutes im Schilde.

Was dabei natürlich nicht fehlen darf ist der typische-Nippon-Ichi-Humor, der durch die schrägen Charaktere in Dialogen zum Einsatz kommt, aber auch in Item- und Gegnerbeschreibungen zu finden ist. Disgaea-Spieler werden sich hierbei sicherlich schnell heimisch fühlen.

Watch out, Lord! A Confusion Trap!

Nach der recht langen Einleitung inklusive Tutorialspam macht ihr euch auf den Weg den ersten richtigen Dungeon zu bestreiten. Dabei handelt es sich um zufällige Etagen, die vom Muster schachbrettartig gestaltet sind. Auf diesen könnt ihr euch normal bewegen. Das Ganze hat aber doch einen Haken, denn solange ihr durch die Gegend lauft, werden auch Gegner ihren Zug tun. Kommt ihr in ihr Blickfeld, fordert ihr sie regelrecht dazu auf euch zu verfolgen und anzugreifen.

Himmlische Kommentatorin in Aktion

Zum Glück benutzt das Spiel ein rundenbasierendes System und so kann der Feind euch nicht einfach so einholen. Kämpfe laufen demnach nach den gleichen Prinzip ab. Nähert ihr euch einen Feind, könnt ihr ihn angreifen, befindet ihr euch aber in seiner Reichweite, wird dieser natürlich gleich kontern.

Über wie viele Felder ihr eure Attacke starten könnt, bestimmt euer Waffentyp oder die Skills, die euch zur Verfügung stehen. Als Unterstützung steht euch übrigens immer ein Engel zur Seite, der zuerst festgelegt ist, aber später auch selbst ausgesucht werden kann. Dieser wird vom Computer gesteuert, man kann ihm aber unterschiedliche Befehle geben und so sein Verhaltensmuster beeinflussen.

Wo wir schon einmal beim Thema Skills sind, diese bezieht ihr über eure Ausrüstung und demnach können diese auch nur benutzt werden, solange ihr den entsprechenden Ausrüstungsgegenstand tragt. Dafür gibt es allerdings eine Menge unterschiedliche Fertigkeiten, die euch nicht nur dabei helfen können gezielt die Schwachpunkte der Feinde auszunutzen, sondern auch andere nützliche Effekte mit sich führen.

Bei der Wahl, eure Feinde unschädlich zu machen, zeigt Nippon Ichi ein ordentliches Maß an Kreativität. So könnt ihr Gegenstände oder einfach einen Gegner aufheben und ihn dem nächstbesten Monster gegen den Kopf werfen und wer ganz gemein ist, der darf auch gerne seinen Engel dazu benutzen. Hilfreich können auch die Effekte spezieller Items sein, die Gegner zum Beispiel einschläfern oder paralysieren.

Neben dem üblichen HP-Wert und einen SP-Wert für die Skills, existiert noch eine dritte Leiste, die Renyas Energiewert darstellt. Die Besuche der virtuellen Welt zerren Stück für Stück an Renyas Kräften. Wie schnell der Wert heruntersinkt, bestimmt dabei die Art der Anstrengung. Damit euer Gott nicht verhungert, solltet ihr immer genug Proviant dabei haben. Normalerweise werdet ihr solchen zufällig auf Ebenen verstreut finden.

Boss Kampf of the dead

Jedes Mal wenn ihr einen Dungeon betretet, wird euer Level auf Stufe 1 zurückgesetzt. Eine der Eigenarten, die das Roguelike-Genre mit sich führt, aber die Genreneulinge unter euch brauchen jetzt keine Tische umzuwerfen, denn eure Bemühungen werden nicht umsonst sein.

Jedes Mal, wenn ihr einen Dungeon erfolgreich abschließt, wird euer Level auf ein Gesamtlevel gerechnet und eure Statuswerte minimal erhöht. Dazu kommt, dass ihr eure gesammelten Items behalten dürft.

Das bedeutet nun aber auch nicht, dass Nippon Ichi euch die Dungeonbesuche zu einem Spaziergang macht. Besonders anfangs können Feinde ganz schön hart austeilen und manchmal werden auch Monster mit hohem Level in die Ebenen gemischt, denen man lieber nicht zu Nahe kommen sollte. Dazu können euch auch noch unsichtbare Fallen erwischen, die sich erst bemerkbar machen, wenn es schon zu spät ist. Sehr nett, dass euer Engel all das kommentiert und es sich fast schon ein wenig schadenfroh liest.

Ein Storydungeon besteht für gewöhnlich aus zehn Etagen, die ihr zuerst mit einer Pause und später in einem Rutsch bestreiten werdet. Positiv anzumerken wäre übrigens neben den Bosskämpfen, die einiges an Tatik abverlangen können auch noch die eigentliche Gestaltung der Dungeongegenden. Zwar gleichen sich die Ebenen inhaltlich, aber jeder Dungeon hat seine eigenen kleinen Spielereien.

Körper Rundum-Check

Dies ist erst der Anfang

Einen Teil eurer Spielzeit werdet ihr damit verbringen, die Statuswerte von Renya und seinen Partner zu verbessern und das geht mithilfe des Divingrams, das in etwa vergleichbar mit dem Sphärobrett aus Final Fantasy X ist. Hier werden gesammelte Attributsteine verteilt und heilige Objekte platziert, die noch mit göttlicher Energie verstärkt werden können.

Wer sich einmal die Oberfläche des Divingrams ansieht und die Bastelmöglichkeiten, die damit einhergehen, wird wahrscheinlich im ersten Moment überfordert sein. Aber keine Angst, es ist viel leichter als es den Anschein hat und das Ausprobieren kann sich als sehr spaßig gestalten.

Wo wir schon einmal beim Thema Verstärken sind: Eure Ausrüstung lässt sich ebenfalls aufwerten. Dazu muss sie zuerst einmal auf 100 Prozent gebracht werden. In dem Moment verliert der jeweilige Gegenstand etwas an Stärke, aber sobald er gegen Bezahlung Stufe für Stufe heraufgesetzt wird, kann er schnell den doppelten Basiswert erreichen.

Je weiter ihr in der Story voranschreitet, umso mehr neue Möglichkeiten werden euch zur Verfügung gestellt. So lassen sich Items und Geld lagern, sodass ihr nicht allzu viele Verluste einsteckt, wenn ihr einmal draufgehen solltet und es gibt sogar einen Laden, in dem ihr Gegenstände neue Namen geben könnt. Den Hauptcharakter könnt ihr damit allerdings nicht umbenennen.

Positiv aufgefallen ist zudem, dass jeder Ausrüstungsgegenstand am Charakter sichtbar ist und es teils sehr verrückte Einkleidungsmöglichkeiten gibt. Ihr wolltet euren persönlichen Engel schon immer mal in eine Meerjungfrau verwandeln? Dieses Spiel macht es möglich! Oder setzt eurem Charakter einfach einen Thunfischkopf oder Pilzhut auf. Nippon Ichi hat sich hier einiges einfallen lassen, was zu den herrlichsten Kombinationen führen kann.

Die Melodie des Himmels

The Guided Fate Paradox lässt sich von der Grafik her mit der Disgaea-Reihe vergleichen und steht damit höchstens auf PlayStation-2-Niveau. Nichtsdestotrotz führen die Charakter-Sprites einen gewissen Charme mit sich und wurden liebevoll animiert. Davon können sich andere Entwickler, die einen ähnlichen Grafikstil benutzen, gerne ein Beispiel nehmen.

Renyas Abholdienst

Auch die im typischen Visual-Novel-Stil gestalteten Dialoge wirken durch die Darstellung des Charakterartworks lebendiger. So blinzeln die Charaktere nicht nur mit den Augen, sondern bewegen sich auch, wenn sich ihre Pose ändert.

Musikalisch hinterlässt vor allem die japanische Band Yousei Teikoku einen positiven Eindruck, die neben den Opening-Lied noch ein paar weitere Songs beisteuern. Ihre Musikrichtung passt dabei schon fast perfekt zum Setting des Spieles. Leadsängerin Yui hat sogar ihren eigenen Charakter spendiert bekommen, bei dem ihr Musikstücke kaufen könnt.

Die eigentliche Hintergrundmusik bewegt sich weitgehend im mittelmäßigen Feld und ist vor allem bei den kirchlich angehauchten Stücken eine Frage des Geschmacks. Fehlplatziert wirkt allerdings zum Glück keines der benutzten Lieder. Wie bei anderen Spielen von NIS America könnt ihr euch auch hier zwischen englischer oder japanischer Sprachausgabe entscheiden. Je nach dem, was euch mehr zusagt.

Grinden macht Spaß

Wahrscheinlich erreicht The Guided Fate Paradox nicht den extremen Umfang eines Disgaea-Spieles, aber dennoch könnt ihr unheimlich viel Zeit mit Leveln und Dungeonerkundungen verbringen. Wenn ihr die knapp 30 Stunden Hauptgeschichte durchgespielt habt, hat Nippon Ichi noch einiges an Extracontent für euch bereit gestellt. So könnt ihr euch durch neue Dungeons schlagen, die mit einer erhöhten Etagenanzahl und mit unterschiedlichem Schwierigkeitsgrad versehen sind. Dabei wird auch der ein oder andere Cameo-Bosskampf auf euch warten. Nippon-Ichi-Fans sind hier auf jeden Fall bestens bedient.

Göttliches Urteil

Eines ist auf jeden Fall klar: The Guided Fate Paradox bringt eine Menge Spaß! Dafür sorgen nicht nur die schrägen Charaktere und humorvollen Dialoge, sondern auch die Möglichkeiten, die es gibt, um Renya und seinen Begleiter immer weiter zu verstärken. Für Nippon-Ichi-Fans ist dieses Spiel auf jeden Fall ein Must Have, aber auch für Spieler, die gerne einmal ins Roguelike-Genre hineinschnuppern möchten, wäre dies ein guter Einstiegstitel, vor allem, da es nicht ganz so unfair gestaltet ist.

Nur eine tiefgründige Story sollte nicht erwartet werden – die ist nämlich nicht vorhanden. Wer nicht über gute Englischkenntnisse verfügt, sollte es sich zudem zweimal überlegen, ob er sich The Guided Fate Paradox zulegen möchte, denn das Spiel kommt ohne Lokaliserung daher und ist textlastiger gestaltet.

Story: Nippon Ichi hat in Sachen Story wieder einige herrliche Ideen parat. Allerdings geht sie keine tiefgründigen Wege und kümmert sich gar nicht darum Wendungen zu verstecken

Gameplay: Die meiste Zeit werdet ihr in Dungeosn verbringen und euch Ebene für Ebene hocharbeiten, während ihr im rundenbasierenden System Gegnern den Garaus macht. Verstärken könnt ihr eure Charaktere dabei über ein spezielles Brett, auf den sich Attributsteine und heilige Objekte plazieren lassen.

Sound: Zum Setting passender, aber nicht besonders hervorstechender Soundtrack. Die Lieder der japanischen Band Yousei Teikoku sind dagegen als hörenswert anzusehen

Grafik: Befindet sich längst nicht auf dem neuesten Stand der Technik, aber das ist auch nicht Nippon Ichis Absicht. Dafür wurde einiges an Arbeit in die Bewegungen und Ausdrücke der Sprites gesteckt.

Sonstiges: Viel Content für Level-Freunde, schräge Charaktere, Keine Lokalisierung, englische und japanische Synchronisation vorhanden