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Im Test! Saint Seiya: Brave Soldiers

Saint Seiya ist mittlerweile über 25 Jahre alt und vielerorts noch immer beliebt. Dies brachte Namco Bandai dazu, zum Ende der noch versorgten Konsolengeneration einen weiteren Ableger der Serie nach Europa zu bringen. Doch wie schlägt sich Saint Seiya: Brave Soldiers tatsächlich? Kann der Titel spielerisch beeindrucken?

Mama… MAMA!

Einer von vielen Widersachern…

Bevor wir zum Gameplay übergehen, gibt es einen kleinen Abriss aus der Geschichte von Saint Seiya, mit der ihr auch im Modus Saint Chronicles konfrontiert werdet. Im 20. Jahrhundert versucht der Große Papst die Reinkarnation der Göttin Athena umzubringen.

Fantasian HPU

Dank Sagittarius Aiolos, einem ihrer treuen Krieger, gelingt es ihr zu überleben und als junge Dame mit ihren Vertrauten den Papst zu konfrontieren – gäbe es nicht einen Pfeil, der binnen zwölf Stunden ihr Herz zu durchbohren droht und nur durch den Papst aufzuhalten ist. Es liegt an den Bronze Saints Pegasus Seiya, Cygnus Hyoga, Dragon Shiryu, Phoenix Ikki und Andromeda Shun die zwölf Tempel der Gold Saints zu durchqueren und den Papst um Hilfe zu bitten. Einige Gold Saints sind den Helden gegenüber hilfsbereit, andere halten die aktuelle Reinkarnation von Athena für eine Verräterin und stellen sich den Bronze Saints unverfroren in den Weg.

Verwirrend? So bleibt es auch das ganze Spiel über für jene, die mit diesem Titel Saint Seiya kennen lernen wollen. Man wird zwar im Anschluss die Handlung in ihren Grundzügen beherrschen, viele Hintergrundinformationen werden allerdings verschwiegen.

Den eingefleischten Fan wird der Abstecher in das Saint-Seiya-Universum durch Illustrationen und viele originale Synchronsprecher der japanischen Fassung von Saint Seiya umso mehr Spaß machen. Auch wenn die Charaktere weit überholte Archetypen sind, bleiben ihre ausschließlich japanischen Stimmen auch bei der einfach gehaltenen Präsentation aus Illustrationen, Porträts und Textboxen authentisch. Besonders hängen geblieben ist Hyogas Wimmern um seine verstorbene Mutter, welches selbst mit Heintjes „Mama“ mithalten kann.

Insgesamt ist die erzählte Geschichte in die drei Handlungsbögen Sanctuary, Poseidon und Hades aufgeteilt, welche wiederum in einzelne Kapitel unterteilt sind. Die Kontrahenten sind für diese vorherbestimmt, also müssen verschiedene Kampfstile gemeistert werden. Oft ist es nach einer Schlacht nicht vorbei.

Mit vermeintlich plötzlichen Wendungen gibt es nicht selten eine Revanche, bei welcher der Gegner oder auch der eigene Kämpfer über erhöhte Parameter verfügt. Zusätzliche Herausforderungen im Kampf sorgen für weitere Tiefe. Leider ist der Schwierigkeitsgrad hier hoch angesetzt und auch nicht änderbar. Mit jedem Sieg werden Nerven, Schweiß und manchmal sogar Blut verbraucht.

Der übrige Inhalt

Hier kommt viel Glanz zum Einsatz.

Zum Abschluss wird die eigene Performance bewertet, die einem Rang zugeordnet wird. Manchmal werden neue Figuren und andere Extras freigeschaltet, in jedem Fall erhält man Punkte, die man in einem eigenen Menüpunkt gegen Orbs eintauschen kann. Diese können von den Charakteren ausgerüstet werden und erhöhen deren Fertigkeiten. Dabei gibt es aber Kapazitäten und einige Orbs, die nur von bestimmten Kriegern ausgerüstet werden können. Im Story-Modus zeigen sich die Auswirkungen nicht, dafür allerdings im Versus-Modus.

Hier können beliebig Kämpfe gegen Freunde oder gegen den Computer ausgefochten werden, möchte man sich eine Pause gönnen, kann man auch den Computer gegeneinander antreten lassen. Daneben gibt es einen Survival-Modus, bei dem Ausdauer gefragt ist, sowie einen Turnier-Modus, bei dem man alleine themenorientierte Turniere bestreiten oder aber mit bis zu acht Spielern den besten Saint ermitteln kann. Interessant hierbei ist, dass jeder Kampf kommentiert wird. Wer einen neuen Horizont erreichen will, kann sich im Training-Modus austoben und daraus neue Kraft schöpfen.

Saint Seiya: Brave Soldiers verfügt auch über einen Online-Modus. Bei diesem treten die Spieler in verschiedenen Ligen gegeneinander an. Bei mehreren Siegen in Folge steigt der Spieler in die nächsthöhere Liga auf. Verliert er dort aber einige Male nacheinander, muss man die Konsequenzen tragen und wird wieder herabgestuft. Natürlich ist es auch möglich, ohne Rangliste zu kämpfen. Weiterhin kann ausgewählt werden, ob die Figuren mit oder ohne Orbs in den Kampf ziehen.

It can waver and fight – Das Kampfsystem

Ganz schön kantig.

Vorweg sei erwähnt, dass Saint Seiya: Brave Soldiers ein grafisches Problem besitzt: Kantenflimmern. Gerade wenn die Figuren eher ruhiger agieren, wird dies deutlich und kann auf Dauer doch stören. Ansonsten entfernt man sich davon, Saint Seiya realistisch gestalten zu wollen und geht darin über, die Charaktere originalgetreu nach dem Anime des 20. Jahrhunderts zu präsentieren. Die Rüstungen der Charaktere – Cloths genannt – besitzen entsprechend ihres Materials Glanzeffekte, die doch schön anzusehen sind.

An einer großen Auswahl an Kampfschauplätzen mangelt es nicht, wenngleich die vielen Arenen etwas trist wirken und sich in ihrer Funktion nicht unterscheiden. Bis auf kleine Änderungen der Umgebung im Eifer des Gefechts, die aber keineswegs die Kämpfe in irgendeiner Weise beeinflussen, gibt es auch keine Gimmicks, welche die Kampfschauplätze interessanter machen.

Musikalisch orientiert man sich an typischen Musikstücken, welche in Shonen-Anime Ende des 20 Jahrhunderts gespielt wurden. Man fühlt sich für den Kampf bereit, auffällig ist der Soundtrack aber überhaupt nicht. Insbesondere im Storymodus schlagen die Kontrahenten auch im Duell verbal wild um sich, was dank der Synchronsprecher auch atmosphärisch wirkt und antreibt, sofern man der japanischen Sprache nicht abgeneigt ist.

Das Kampfsystem in Saint Seiya: Brave Soldiers ist dreidimensional. So kann man den Gegner umkreisen und aus verschiedenen Winkeln angreifen. Grundsätzlich hat man zwei verschieden starke Angriffe, die mehrmals in schneller Abfolge gedrückt Combos ergeben, eine repräsentative Spezialtechnik sowie die Möglichkeit eben genannte Aktionen auch im Sprung zu vollführen. Durch eigene Treffer und eingesteckte Attacken füllt sich im unteren Bildschirmrand eine Leiste aus vier Segmenten auf.

Ein Einsatz der Spezialtechnik benötigt ein Segment, mit drei angesammelten Segmenten lässt sich allerdings auch eine Big Bang Attack einsetzen – eine stark verbesserte Version der Spezialtechnik, welche aber in ihrem Radius stark eingeschränkt ist. Weiterhin kann über die Schultertasten geblockt, gesprintet und die Anzeige für die Spezialtechniken aufgeladen werden. Erleidet man massiven Schaden, füllt sich eine weitere Leiste. Ist diese vollständig gefüllt, kann der Siebte Sinn aktiviert werden, der kurzzeitig erhöhte Parameter mit sich bringt.

Insgesamt sind über 50 Charaktere in Saint Seiya: Brave Soldiers spielbar – vorausgesetzt, man kann diese freischalten. Zwar verfügen einige Krieger über ähnliche Angriffe, grundsätzlich gibt es aber bei jedem Charakter etwas Frisches zu entdecken, trotz des Gameplays mit nur moderaten Möglichkeiten. Leider lassen sich die Tasten nicht individuell belegen, um komfortabel spielen zu können, lediglich die Schultertasten besitzen vier alternative Belegungen. Auch die Auswahl an Schwierigkeitsgraden lässt zu wünschen übrig – Stufen zwischen Easy, Normal und Hard hätten möglicherweise für eine interessante KI sorgen können.

Mit Mama ist es nicht getan

Wie es so oft mit Animeadaptionen ist, wirkt auch Saint Seiya: Brave Soldiers stellenweise halbgar. Der Storymodus ist insgesamt interessant gestaltet, selbst für Neulinge, die einfach mal in die Saga hinein schnuppern möchten. Leider wird dies von einem unausgereiften Kampfsystem überschattet, dessen einzige Rettung eine atmosphärische Synchronisation und ein abwechslungsreicher Kader sind. Fans werden mit diesem Titel epische Kämpfe ihrer Lieblingssaga nacherleben können, wer aber einen ausgeklügelten Fighter mit Balance sucht, wird hiermit leider nicht bedient.

Story: Nacherzählung des Manga ohne viele Hintergrundinformationen.

Gameplay: Halbgares Kampfsystem mit wenig Möglichkeiten.

Grafik: Von Leuchteffekten, Cel-Shading und Kantenflimmern ist alles dabei.

Sound: Hintergrundmusik unauffällig, authentische Synchronisation.

Sonstiges: Über 50 spielbare Figuren, rangbasierter Onlinemodus.