Die Guild-Titel könnten wohl unterschiedlicher nicht sein. Nachdem uns die erste Sammlung ein Shoot’em up, ein Flughafen-Knobelspiel und ein Tabletop-RPG bot, bekamen wir mit Guild 02 das Raumschiff-Adventure The Starship Damrey und das Panzer-Game Bugs vs. Tanks. Seit wenigen Tagen ist nun der letzte Titel der Guild-02-Sammlung, Attack of the Friday Monsters! A Tokyo Tale im eShop erhältlich. Wie der Titel vom Entwicklerteam Millennium Kitchen, verantwortlich für die „My Summer Vacation“-Serie, im Vergleich zu den anderen Spielen abschneidet, lest ihr in unserem Test!
Von Monstern und Helden
Die Geschichte von Attack of the Firday Monster! A Tokyo Tale,ab jetzt nur noch Friday Monsters, spielt im Japan des Jahres 1971. Zu der damaligen Zeit sind TV-Serien mit Monstern und Helden in den Hauptrollen sehr beliebt bei der Bevölkerung, aber vor allem natürlich bei den Kindern. Im Mittelpunkt des Titels steht der kleine Sohta Tohno, der mit seiner Familie ins Örtchen Fuji no Hana, nahe Tokyo zieht.
Nachdem die Familie die Koffer ausgepackt hat, versucht sie sich möglichst schnell einzugewöhnen. Sotha besucht die neue Schule und versucht Freundschaften zu schließen, während die Eltern ihrer Arbeit in der eigenen Wäscherei nachgehen. Doch auch wenn Fuji no Hana mit seiner Bäckerei, dem Marktplatz und dem kleinen TV-Studio einen idyllischen Eindruck macht, birgt der Ort ein Geheimnis. Denn passend zu den TV-Serien erscheinen hier jeden Freitag Monster, die auf den Feldern kämpfen. Der neugierige Sohta, der eigentlich die gereinigten Klamotten einer Kundin abliefern sollte, beschließt dem Geheimnis auf den Grund zu gehen und so nehmen die Ereignisse ihren Lauf.
Ein Download-Drama
Bereits vor der Veröffentlichung von Friday Monsters beschrieben die Entwickler den Titel als Drama und dieser Bezeichnung wird der Titel eindeutig gerecht. Das Gameplay fällt noch minimalistischer als bei The Starship Damrey aus, die Geschichte steht ganz klar im Mittelpunkt. Ihr steuert Sohta durch das kleine Dorf und interagiert mit den Dorfbewohnern oder der Umgebung.
Die Story besteht dabei aus insgesamt 26 Episoden, welche automatisch beim Betreten eines bestimmten Orts oder durch Gespräche ausgelöst werden. Direkt zu Anfang des Spiels werdet ihr feststellen, dass die Episoden nicht in einer bestimmten Reihenfolge starten und sogar gleichzeitig ablaufen. Durch die einzelnen Episoden wird nicht nur die Story vorangetrieben, man erfährt auch mehr über die einzelnen Figuren. Und hier kommt das Drama wieder zum Vorschein: Denn obwohl die Story sehr kindlich gestaltet ist, werden auch Themen wie Selbstzweifel oder Reue behandelt, die dank der Präsentation durchaus zu berühren wissen.
Abseits der Dialoge findet ihr bei eurer Reise immer wieder kleine funkelnde Gegenstände im Dorf. Sammelt ihr genügend dieser Objekte, erhaltet ihr eine Monster-Karte und hier kommt das Kartenspiel aus Friday Monsters ins Spiel. Dieses ist sehr simpel aufgebaut und beginnt damit, dass ihr fünf eurer Monster-Karten auswählt, die ihr im Kampf gegen euren Kontrahenten einsetzen möchtet.
Die Karten werden danach verdeckt auf das Spielfeld gelegt und euch wird eine Prognose zum Ausgang des Spiels gegeben. Nun hat jeder Spieler nochmal die Möglichkeit, die Position zwei seiner Karten zu tauschen. Im eigentlichen Duell dürfen nämlich immer nur die gegenüberliegenden Karten gegeneinander „kämpfen“. Die Karte mit dem höheren Angriffswert siegt, wer mindestens drei Kämpfe für sich entscheiden kann, verlässt das Spiel als Sieger und ist nun der „Boss“ über den Verlierer.
Leider muss man an dieser Stelle sagen, dass das Kartenspiel während des Abenteuers kaum eine Rolle spielt. Zwar kann man einzelne Karten kombinieren, um so stärkere Karten zu gewinnen, aber trotzdem bietet das Kartenspiel nicht genügend Tiefgang, um für längere Zeit zu unterhalten. Hat man die Story des Spiels, welche wieder enorm kurz ausfällt, erst mal beendet, kann man sich ausgiebiger mit dem Kartenspiel befassen.
Technik und Atmosphäre
Friday Monsters ist eindeutig einer der schöneren, wenn nicht sogar der schönste Guild-Titel bisher. Das Gesamtpaket aus Grafik, Sound und Atmosphäre ist für einen eShop-Titel durchaus erstaunlich. Direkt zu Beginn des Spiels wird man von einem japanischen Intro begrüßt, welches von wunderschönen Bilder begleitet wird. Doch auch die Ingame-Grafik sticht sofort ins Auge.
Während die Charaktermodelle dreidimensional sind, sind die Kulissen zweidimensional gestaltet. Hier erwarten den Spieler detailverliebte Straßen, Wiesen oder Geschäfte, die fast handgezeichnet aussehen. Immer wieder gibt es einzelne Äste oder Blumen, die durch den 3D-Effekt in den Vordergrund gerückt werden und dem Spiel eine optische Tiefe verleihen. Je mehr man spielt, desto mehr bekommt man den Eindruck, einen Ghibli-Film zu spielen. Auch der Sound trägt zur tollen Stimmung des Titels bei.
Hier überwiegen aber vor allem ruhigere, dezente Melodien, die natürlich perfekt zur Idylle von Fuji no Hana passen. Im späteren Verlauf des Spiels weicht die unbesorgte Stimmung und damit auch die ruhigen Klänge und machen Platz für lautere, bedrohlichere Stücke. Wichtige Ereignisse der Geschichte werden von einer japanischen Synchronstimme kommentiert, was ebenfalls zur sehr japanischen Atmosphäre beiträgt.
Fazit
Wie sagt man so schön: Das Beste kommt zum Schluss! Das trifft auf Attack of the Friday Monsters! A Tokyo Tale eindeutig zu. Der Titel überzeugt mit einer einzigartigen und rührenden Geschichte, welche die persönliche Geschichte der Charaktere beleuchtet und immer wieder für eine Überraschung gut ist. Friday Monsters ist ein waschechtes Drama, das von Millennium Kitchen wunderschön inszeniert wurde. Sowohl das gesungene japanische Opening, als auch die detailverliebten Hintergründe lassen das Herz von Japan-Fans höher schlagen und tragen maßgeblich zur Atmosphäre bei.
Dies lässt zumindest ein wenig vergessen, dass Friday Monsters zu den kürzeren Guild-Titeln gehört, denn nach nicht mal 3 Stunden kann man die Story bereits beendet haben. Dafür lädt die kurze aber schöne Geschichte förmlich zum erneuten Durchspielen des Dramas ein. Nach dem Abspann kann man Fuji no Hana weiter erkunden und zusätzliche Zeit in das wenig überzeugende Kartenspiel investieren. Trotz des geringen Umfang schlägt der Titel erneut mit knapp 8 Euro zu Buche.
Story: Tolles Drama, welches ohne viel Action auskommt. Die Geschichten der einzelnen Figuren faszinieren bis zum Ende und schaffen es zu berühren. Nach nicht mal 3 Stunden ist aber bereits alles vorbei.
Gameplay: Fällt sehr simpel aus. Man spricht hauptsächlich mit den Einwohnern von Fuji no Hana um in der Story voranzuschreiten, Rätsel oder ähnliches gibt es nicht. Das Kartenspiel bietet wenig Tiefgang und spielt kaum eine größere Rolle.
Grafik: Wunderschöner eShop-Titel mit Anime-Optik. Die gezeichneten Hintergründe harmonieren sehr gut mit den dreidimensionalen Charaktermodellen. Der 3D-Effekt wird gut genutzt.
Sound: Sehr dezente Musik, die perfekt zur Idylle von Fuji no Hana passt. Je näher das große „Finale“ rückt, desto bedrohlicher wird auch die musikalische Untermalung.
Sonstiges: Nach dem Abspann hat man die Möglichkeit, weiter das Dorf zu erkunden und das Kartenspiel zu spielen. Besitzer von Guild-01-Spielen erhalten ein Buch mit Konzeptzeichungen und Artworks. Ausschließlich englische Bildschirmtexte.
getestet von zwiebelritter