Seit dem ersten Erscheinen auf dem Spielewürfel Nintendo Gamecube in Europa war Animal Crossing auf den nachfolgenden Hardwares von Nintendo vertreten und entwickelte sich schnell zu einer beliebten Serie des großen Entwicklers. In Animal Crossing: Wild World konnte man sich erstmals mit Freunden verbinden, während Animal Crossing: Let’s Go to the City das Stadtleben näher brachte.
Doch was macht diese Reihe so beliebt, ohne Kämpfe, Spannung – Ja, sogar ohne konkretes Ziel? Kann der neueste Titel der Serie Animal Crossing: New Leaf mit Altbewährtem und Neuem alte Hasen und Neulinge gleichermaßen überzeugen? Erfahrt es in diesem Test!
Ein Missverständnis mit Vorteilen
Zum Spielstart werdet ihr in einem Zug zu eurem Wunschort von der Katze Olli zu einigen persönlichen Dingen ausgefragt, bevor ihr schließlich zu diesem gelangt. Bei eurem Eintritt stellt ihr erstaunt fest, dass euch die Bürger eures Ortes für den neuen Bürgermeister halten. Obwohl euch diese verantwortungsvolle Aufgabe zuerst nicht mundet, stellt ihr schließlich fest, dass euch ein solches Leben genauso gut auch gefallen könnte. Ihr willigt ein und pflanzt zur Feier des Tages einen Baum am Festplatz. Um auch tatsächlich offiziell als Bürgermeister zu gelten, müsst ihr allerdings ein Haus und die Zustimmung aller Bürger haben.
Die erste Bedingung ist einfach gelöst: Eure überaus fleißige Sekretärin Melinda empfiehlt euch das Immobilienbüro ImmoNook, wo euch der Besitzer Tom Nook sogleich anbietet, einen Ort für euer Haus zu ersuchen. Bis ihr ihm allerdings einen Teil der Kosten anzahlen könnt, werdet ihr provisorisch in einem Zelt Unterschlupf finden müssen. Diese Aufgabe könnt ihr mit eurer zweiten Bedingung zum Bürgermeister verknüpfen. Die Bürger sind einer sauberen Stadt dankbar, also gilt es unter anderem Unkraut zu jäten und Müll aufzusammeln. Ebenfalls sind die animalischen Bewohner naturverbunden und mögen es, wenn sie eine Stadt voller Flora vorfinden.
Auch Botengänge und sonstige Besorgungen sorgen dafür, dass euer Ansehen steigt und ihr Geschenke erhaltet, die ihr entweder selbst verwerten könnt, um beispielsweise euer Heim einzurichten, oder für Sternis – der Universalwährung im Spiel – verkaufen könnt. Um der Stadt einen individuellen Feinschliff zu verleihen, lohnt es sich auch, die Flagge der Stadt und die Stadtmelodie, die häufig gespielt wird, abzuändern.
Animal Crossing: New Leaf ist, wie seine Vorgänger, kein Titel, der plump durchzuspielen ist. Alleine für die Genehmigung zum Bürgermeister werden mindestens zwei Tage benötigt. Der Vorteil hierbei ist, dass beim Spielen des Spiels wenig Zeit vergeudet wird. Bereits eine Spielstunde, verteilt über eine Woche, kann für ein befriedigendes Erlebnis sorgen, auch wenn das Spiel besonders am Anfang wesentlich länger fesseln wird.
Ein Leben zwischen Sammler und Bürgermeister
Ihr seid nun nach einigen Tagen offiziell Bürgermeister und denkt, ihr habt alles geschafft? Von wegen! Eure Stadt ist euer großer Spielplatz! Ihr könnt fischen, Insekten fangen und nach Fossilien graben – doch für diese benötigt ihr entsprechende Werkzeuge, die ihr allerdings im Laden der Tanukis Schlepp und Nepp auftreiben könnt. Während ihr beim Fischen Geduld beweisen und auf den richtigen Moment warten müsst, um den Fang an Land zu bringen, fordert der Insektenfang Geschick mit dem Kescher. Schmetterlinge fliegen stets umher und sind so schwer zu fassen, wohingegen Zikaden gemächlich an Bäumen zirpen, bis man einen großen Tumult verursacht, weshalb man sich bei diesen vorsichtig anschleichen sollte. Die Suche nach Fossilien gestaltet sich einfacher. Hierbei muss nur an dezent markierten Stellen gegraben werden. Die Funde können für Sternis verkauft oder an das Museum gespendet werden, welches ihr in der Einkaufsmeile vorfinden könnt.
Die Einkaufsmeile ist Dreh- und Angelpunkt eurer Einkäufe. Neben dem Museum, in dem ihr eure Exponate betrachten könnt, findet ihr dort einige Läden vor. In der Modeschneiderei von Tina, Sina und Minna alias Samthea findet ihr täglich eine neue Auswahl an Accessoires und Kleidung, genauso gut könnt ihr dort aber auch ein professionelles Design nach euren Wünschen entwerfen.
Im bereits erwähnten Gemischtwarenladen der Gebrüder Schlepp und Nepp findet ihr neben Werkzeugen auch täglich ein neues Sortiment an Möbeln, Glückskeksen und Briefpapier. Mit Glückskeksen gibt es eine neue Verwendung für eure Spielmünzen, die ihr erhaltet, wenn ihr mit eurem Handheld unterwegs seid, denn für die Zettel in den Keksen gibt es exklusive Nintendo-Items. Mit Briefpapier ist es euch möglich, euren Nachbarn Briefe zu schreiben. Zwar ergeben ihre Antworten wenig Sinn, allerdings erkennen sie dennoch bis zu einem bestimmten Grad, ob eure Briefe aus wahllosem Buchstabensalat bestehen. Briefen können auch Geschenke beigelegt werden, auf die meist ebenfalls ein Geschenk folgt. Absenden könnt ihr die Briefe im Postamt. Dort befindet sich auch der Bankautomat mit zwei Konten für euch, eines zum Sparen und eines für die Tilgung eures Kredits für euer Haus.
Auch ImmoNook bietet weitere Möglichkeiten, neben der Funktion als Anlaufstelle für den weiteren Ausbau eures Hauses. So bietet Tom Nook dieses Mal auch verschiedene Dienstleistungen für die Außengestaltung an, die nach Belieben eingekauft werden können. Später findet ihr hier auch Fred von der Akademie des schönen Hauses vor, der eure Einrichtung bewertet.
Insgesamt habt ihr zwei große Aufgabenkomplexe, die eine gewisse Balance untereinander benötigen. Zum Einen wartet euer Ego darauf, ein großes Haus zu besitzen, um die ganzen Möbel dort hübsch einrichten zu können. Sowohl der Ausbau als das ganze Mobiliar kosten Unmengen an Sternis. Zum Anderen erwarten eure Bürger von euch, dass ihr euch als Bürgermeister engagiert. Indem ihr Verordnungen einführt, könnt ihr die Stadt sauberer machen oder die Wirtschaft ankurbeln, aber auch die Ladenöffnungszeiten einige Stunden nach vorne oder hinten zu verschieben, was beispielsweise ein guter Kompromiss für Berufstätige ist.
Der große Clou sind aber die Stadtverschönerungen. Meist sind diese dekorativer Natur, wie Gaslaternen, Springbrunnen und Parkbänke, allerdings können auch nützliche Brücken gebaut werden. Wenn bestimmte Bedingungen erfüllt sind, können auch Erweiterungen für die Einkaufsmeile vorgeschlagen werden, aber auch die Bürger können bei guter Freundschaft Projekte vorschlagen. Jedes Projekt kostet dabei ebenfalls einen großen Batzen Sternis. Zwar werden auch die Stadtbewohner ab und an für den wohltätigen Zweck spenden, aber den Großteil der Kosten werdet ihr tragen müssen. Somit gilt es stets abzuwägen, wo man investieren möchte.
Ein kleiner Einbruch der Konventionen
Animal Crossing: New Leaf ist kein Titel, der großen Wert auf Grafik und Sound legt; alles wirkt mehr verspielt, als überaus fortschrittlich. Doch gerade in diesem Aspekt zeigt sich, dass das System nicht immer ausgereizt werden muss, um Spaß zu haben. Trotz dessen hat sich die Spielereihe mit dem neuesten Ableger weiterentwickelt. Die Charaktermodelle sind nun größer und ermöglichen es nun, Hosen, Schuhe und auch Socken zu tragen. Auch bei den Emotionen der Charaktere wurde einiges getan und involvieren auch mal den ganzen Körper.
Der 3D-Effekt wird ebenfalls bei jeder Gelegenheit angewandt. Da wirken die Glubschaugen der gefangenen Flunder und die Rundungen der Birnen gleich viel beeindruckender. Musikalisch wird man kontinuierlich von ruhigen, aber fröhlichen Musikstücken verwöhnt, welche die Lust am Spiel steigern und sich gut mit dem Spielgeschehen verbinden, dabei aber noch genug Komplexität besitzen, um nicht langweilig zu wirken. Lediglich das Quaken der tierischen Bewohner bei jedem Gespräch kann auf lange Zeit hin den Ohren unangenehm auffallen.
Ein großer Punkt in Animal Crossing war auch stets die Konnektivität mit anderen Spielern. Da der Freundescode nun an das System gebunden ist, kann man nun einfacher denn je miteinander spielen. Nun muss der Besitzer einer Stadt lediglich sein Einverständnis geben, Freunde über SpotPass zu empfangen und schon können bis zu vier Personen gleichzeitig in einer Stadt gemeinsam etwas unternehmen. Über StreetPass können auch Fremde in das Spiel eintreten. Während des Spiels können dabei zu jedem Zeitpunkt mit den Schultertasten Fotos gemacht werden, die mit dieser Applikation von Nintendo direkt via Internetbrowser des Nintendo 3DS problemlos auch auf Twitter und Tumblr hochgeladen werden können.
Mit dem Schlummerhaus überwindet Nintendo in geringem Maße auch die oftmals getadelte Regionssperre des Nintendo 3DS für diesen Titel. Dort kann jeder Spieler über SpotPass eine Kopie ihrer Stadt hochladen und auch die sogenannten Traumstädte anderer Spieler besuchen – weltweit. Dort können zwar keine Läden besucht werden, allerdings entsteht dem Besitzer auch keinerlei Schaden, wenn jemand mit der Axt durch die Stadt streift. Sofern es der Besitzer gestattet, können auch Designs mitgenommen werden.
Allerdings geht Nintendo noch einen Schritt weiter. Im Spielverlauf gelangt ihr auf eine tropische Insel, wo ihr viele verschiedene Minispiele absolvieren und auch den Taucheranzug erwerben könnt, mit dem ihr im Wasser nach neuen Meeresfrüchten taucht. Weiterhin gibt es dort auch neue tropische Früchte zu entdecken, die aber auch in die eigene Stadt kultiviert werden können. Tretet ihr zudem dem fiktiven Club Törtel bei, könnt ihr via SpotPass mit Leuten aus aller Welt die Minispiele bestreiten und euch auch unterhalten, wenngleich man sich nachts vor Japanerinnen in Acht nehmen sollte, die lachend grundlos sämtliche Bäume fällen.
Spaß oder Langeweile? Retail oder Download? Das Endurteil!
Wie sieht es mit Animal Crossing: New Leaf in einigen Wochen aus? Nachdem viele Dinge gebaut sind und einige Zeit ins Land gegangen ist, lassen die Stunden, die man kontinuierlich für das Spiel aufwendet, nach. Dies ist allerdings kein großes Problem. Mit wachsender Erfahrung der Spielmechanik, erledigt man Dinge schneller, was gleichzeitig auch bedeutet, dass ihr zwar etwas weniger spielt, dafür aber öfter reinschaut. Auch für das etwas andere virtuelle Treffen mit Freunden kann das Spiel schön und langfristig genutzt werden.
Weiterhin sorgen beinahe tägliche Ereignisse und verschiedene Feste und Wettbewerbe über das ganze Jahr für die tägliche Portion Nervenkitzel. Aus diesem Grund ist gerade die Downloadvariante des Spiels keine schlechte Wahl. So ist es ständig im Menü zu sehen und lädt schnell für einige Momente zum Spielen ein, die sich aufgrund des Suchtfaktors schnell wieder in Stunden wandeln können.
Story: Nach lustiger Einleitung keinerlei Story.
Gameplay: Ihr habt eine Stadt – tut mit ihr, was euch immer in den Sinn kommt. Lebt euer Leben als Bürgermeister in dieser Simulation!
Grafik: Das System wird nicht ausgereizt, aber insbesondere mit 3D-Effekt schön anzusehen.
Sound: Gemütlich, ruhiger, fröhlicher Soundtrack, nicht langweilig. Tierstimmen können störend sein.