Nach mehr als einem halben Jahr kommen nun auch europäische Fans des Persona-Franchises in den Genuss des 2D-Prüglers. Persona 4 Arena, welches Arc System Works mit der Hilfe von Atlus entwickelte, führt bekannte Charaktere aus Persona 3 und 4 auf ein ungewöhnliches Parkett. Anstatt, dass man sich hier auf die Jagd von Shadows macht und die Welt rettet, werden die Persona-Träger unbeabsichtigt Teil eines Kampfturniers und müssen sich fortan gegeneinander in feinster 2D-Fighter-Manier behaupten.
Arc Sytem Works bewies unter Anderem mit der BlazBlue Reihe sein Geschick in der Entwicklung von 2D-Kampfspielen und Atlus selbst fütterte die Konsolenversion mit einem umfangreichen Story-Modus, so dass auch Genre unkundige Fans ihren Spaß an Persona 4 Arena finden sollten. Wie das Spektakel nun umgesetzt wurde und ob es überzeugen kann, lest ihr in unserem Test.
Welcome to the Midnight Channel… again
Zwei Monate nach den Geschehnissen in Persona 4 kehrt unser Protagonist, Yu Narukami, – Der Name wurde von Persona 4 The Animation übernommen – nach Inaba zurück, um sich über die Golden Week mit seinen Freunden zu treffen. An alter Wirkungsstädte angekommen erinnert er sich an die aufregenden Zeit, die das Team von Aushilfsdetektiven vor gar nicht langer Zeit erlebt hatte. Wohl wissend, dass eigentlich keine Gefahr mehr von dem Midnight Channel, der sie das letzte Jahr mit Mordfällen auf Trab hielt, ausgeht, setzt sich Yu vor den Fernseher. Doch er traut seinen Augen nicht, als er eine Art Werbung für ein Kampfturnier sieht. Der Midnight Channel ist wieder auf Sendung und das mit einigen bekannten Gesichtern. Ein verkleideter Teddy glänzt als Moderator im Rampenlicht und stellt die Kontrahenten vor, die keine geringeren sind als seine Freunde und sogar er selbst.
Nach einem Treffen mit seinen Weggefährten machen sich Chie, Yosuke, Yukiko und Yu auf ein Neues in den Fernseher, um der seltsamen Show auf den Grund zu gehen. In der Welt des Midnight Channels angekommen offenbart sich der Gruppe jedoch ein ungewohntes Bild.
Getrennt und auf sich allein gestellt findet man sich wieder und muss von nun an gegeneinander in Kämpfen antreten. Verwirrt durch das seltsame Verhalten seiner Schulkameraden und von einem noch seltsameren Teddy dazu genötigt, bahnt man sich seinen Weg durch die Schule und trifft auf ein unbekanntes Mädchen, das sich als Schülerpräsidentin vorstellt und wohl noch einige Geheimnisse mehr zu bieten hat.
Der Story-Modus von Persona 4 Arena muss erst komplett freigeschaltet werden, denn man starten zunächst mit den Geschichten der vier Hauptcharaktere aus dem vierten Persona Teil. Nach und nach werden die weiteren Charaktere, sowie deren Geschichten und Sichtweisen dem Geschehen gegenüber freigeschaltet.
Dieser Spielmodus setzt hierbei ein besonderes Augenmerk auf die erzählerische Komponente, als auf das eigentliche Kampfgeschehen. Wie eine Art Visual-Novel klickt man sich durch viel Text, der aber größtenteils sehr gut vertont ist. Ab und an bekommt man sogar Entscheidungsmöglichkeiten geboten, die das Ende ein wenig beeinflussen.
Da das Geschehen zwar unabhängig von Persona 3 und 4 ist, jedoch an die Ereignisse anknüpft, müssen Spieler, die vor allem Persona 4 noch nicht beendet haben mit kleineren Spoilern rechnen. Doch Persona 4 Arena hat natürlich als Fighter auch andere Vorzüge und Punkte, die über einer gut durchdachten Story hinweg eine andere Spielgenre-Klientel ansprechen sollten.
Round 1… Persona!
Persona 4 Arena ist in erster Linie ein Fighter, also liegt in der Spielbarkeit die Priorität. Arc System Works sind in diesem Genre keine Neulinge. Im Gegenteil, denn in der Sparte 2D-Prügler spielen sie ganz oben mit. Die einsteigerfreundliche Steuerung gepaart mit einem hohen taktischen Anteil findet auch in Persona 4 Arena seine Anwendung. Das fängt schon bei der zunächst simpel erscheinenden Steuerung an, denn beschränkt man sich bei der Eingabe auf lediglich vier Knöpfe. Neben einem schwachen und schnellen Angriff verfügt man über einen stärkeren Angriff. Doch was wäre ein Persona Spiel ohne die Personas. Per Knopfdruck lässt sich die jeweilige Persona beschwören, die ebenfalls über eine schwache und starke Angriffsvariante verfügt. Die Persona kann hierbei auch als eine Art Supportcharakter genutzt werden und gepaart mit normalen Angriffen zu verheerenden Combos verkettet werden.
Doch sollte man vorsichtig mit der Persona umgehen, denn wird sie vom Gegner mehrmals angegriffen, ist das Beschwören erst einmal nicht möglich und versetzt den Spieler in eine unvorteilhafte Position.
Wenn man schon von unvorteilhaften Positionen spricht, sollte man nicht die negativen Statusveränderungen außer acht lassen. So können manche Attacken einen vergiften, oder in der Bewegung einschränken. Ganz ohne Gegnereinwirkung bekommt man sogar eine negative Statusstrafe, wenn man sich im Kampf zu passiv verhält und ständig das Weite sucht.
Das zeigt schon wie wichtig die taktische Komponente in Persona 4 Arena ist. Taktische Maneuver, wie das Ausweichen zu Boden und in der Luft, sowie Ausweichschritte und getimetes Blocken sind essentiell für das Bestehen eines Kampfes. Darüber hinaus gibt es noch Aktionen für die fortgeschrittene Nutzung. Die sogenannte Furious Attack, welche nicht zu blocken ist und einen aus einer brenzlichen Situation befreien kann, jedoch einen Teil der Lebensenergie abzieht. Oder der Burst-Angriff – In Form der Aufschrift Burst neben dem Charakterbild – , der sogar gegnerische Angriffe unterbricht, um dem Charakter Luft zu verschaffen. Letzteres ist im Kampf jedoch nur einmal möglich und kann defensiv, sowie auch offensiv genutzt werden. Die offensive Nutzung hat einen Boost des SP-Balken zur Folge, welcher ebenfalls ein sehr wichtiger Teil des Kampfgeschehens ist.
Mit einer gewissen Anzahl an SP kann man seine Spezialattacken verstärken, eine Counterattacke ausführen, oder einen mächtigen und schön in Szene gesetzten SP-Skill vollführen. In Persona 4 Arena muss man also auf einige Dinge achtgeben und zwar schnell auf die Gegebenheiten reagieren, allerdings nie ohne seinen nächsten Zug zu planen.
Natürlich denkt der ungeübte Spieler nicht an solche Dinge und braucht erst einmal seine Zeit, um sich solche fortgeschrittene Fähigkeiten anzueignen. Dieser Lernprozess hat des öfteren zur Folge, dass man zunächst einiges an Lebenspunkten einbüßen wird. Doch auch an diesen Fall hat man gedacht, so dass der Charakter bei hohem Energieverlust in den sogenannten Awaken-Status übergeht. Dieser gibt dem Charakter erhöhte Angriffskraft und erlaubt es sogar einen noch mächtigeren Awaken-Skill auszuführen, welcher mitunter das Blatt noch einmal wenden kann. Einsteigerfreundlichkeit und taktisches Vorgehen werden also auch in Persona 4 Arena groß geschrieben und verleihen dem Spiel so einen großen Teil an Spielspaß.
Das Spiel bietet mit dem Lesson Mode einen schnellen Einstieg in die Steuerung und deckt innerhalb kürzester Zeit das gesamte Repertoir an Angriffen und Gegebenheiten im Kampf ab. Will man sich genauer mit einem Charakter vertraut machen, bekommt man im Trainingsmodus die Möglichkeit dazu. Wer sich mit den anspruchsvollen Combos beschäftigen möchte, der sollte sich an dem Challenge-Modus versuchen.
Hat man nun genug vom Trainieren, kann man sich neben dem Story-Modus auch in den Arcade oder Score Attack Modus heranwagen. Letzteres stellt unabhängig vom Schwierigkeitsgrad schon eine große Herausforderung dar, denn sind die Gegner unglaublich stark modifiziert und gehen ohne Skrupel auf einen los. Natürlich bietet Persona 4 Arena auch einen Versus-Modus an, der offline mit Freunden in Angriff genommen werden kann, oder man versucht sich online gegen Spieler aus der ganzen Welt in einem soliden Online-Modus.
Style für Augen und Ohren
Für Persona-Kundige wird der poppige und bunte Stil nichts Neues sein. Persona 4 Arena steht dem in nichts nach und begrüßt den Spieler schon mit einem stylischen Intro und extravaganten Menüführung. Fans werden sich hier direkt heimisch fühlen.
Des weiteren hat man sich mit dem Design der 2D-Sprites sehr viel Mühe gegeben und die Hintergründe der Kampfarenen wirken sehr belebt und glänzen mit Detailverliebtheit. Der Story-Modus wartet darüber hinaus mit den Persona-typischen Charakterartworks auf. Als extra Menüpunkt steht dem Spieler sogar eine Bildergalerie zur Verfügung, die Artworks aus dem Story-Modus bereitstellt.
Soundtechnisch ist wiedereinmal Persona-Komponist Shoji Meguru von der Partie. Neben Stücken aus Persona 3 und 4 in originaler Version und neuarrangierter Fassung, finden sich auch ein paar eigens für Persona 4 Arena produzierte Stücke in gewohnt poppiger Aufmachung. Die gute Vertonung der Charaktere in englischer und japanischer Sprache erfreut nicht nur Fans der Reihe, die fast alle ursprünglichen Sprecher zu hören bekommen. Die Stimme des Kampfansager kann ebenfalls geändert werden, sofern man die Stimmen freispielt
I am thou …
Persona 4 Arena schafft den ungewöhnlichen Sprung von RPG zu 2D-Prügler. Das Spiel weiß mit gut durchdachtem Gameplay zu überzeugen und bietet Einsteigern, sowie Veteranen einen schnellen und anspruchsvollen Einstieg ins Spiel mit einer Menge Spielspaß und langzeit Unterhaltung. Challenge und Score Attack Modus halten Genre-Kenner am Ball und Persona-Fans werden mit einem umfangreichen und atmosphärischen Story-Modus beglückt.
Persona 4 Arena schlägt so eine Brücke zwischen Fans der RPG-Reihe und Freunde des Fighting-Genres, die beide gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Natürlich ist das Spiel immer noch ein Fighting-Game und Spieler, die absolut nichts damit anfangen können und auch keine Fans der Persona Spiele sind, wird Persona 4 Arena auch nicht eines besseren belehren.
Fans und Freunde des 2D-Prüglers überzeugt es jedoch umso mehr. Der Fakt, dass das Spiel Region geblockt ist und europäische Fans so lang auf das Spiel warten mussten wirft allerdings ein etwas negatives Licht auf das Ganze. Zumal man noch nicht einmal deutsche Texte im Spiel geboten bekommt. Mehr als ein halbes Jahr auf eine mit der US-Version nahezu identische Fassung warten zu müssen, die schon lange vorher erschienen ist, aber nicht Spielbar auf europäischen Konsolen ist, verwirrt und verärgert den Fan doch sehr. Abgesehen davon bleibt ein stylisches Prügelspektakel.
Story: Knüpft an die Geschehnisse aus Persona 3 und 4 an und weiß zu überzeugen. Im Visual-Novel Stil erzählt.
Gameplay: Einsteigerfreundlich und anspruchsvoll taktisch gestaltet. 2D-Fighter-Fans kommen voll auf ihre Kosten.
Grafik: Schöne 2D-Sprites und detailverliebte Hintergünde. Persona-Fans bekommen den poppig bunten Stil der Spiele geboten.
Sound: Originale und neuarrangierte Stücke aus Persona 3 und 4, sowie neue poppige Stücke von Shoji Meguro. Synchronisation weiß zu überzeugen und wartet mit bekannten Sprechern in englisch und japanisch auf.
Sonstiges: Viele Spielmodi für Spaßspieler, Fans und Genreveterane. Solider Online-Modus. Bildergalerie, verschiedene Kampf-Sprecher zur Auswahl. Keine komplette Lokalisierung nach mehr als einem halben Jahr. Regionsblock.
von saebaxyz