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Im Test! Fire Emblem: Awakening

Der Start der Spieleserie Fire Emblem im Westen war besonders träge. Erst durch die Popularität der Figuren Marth und Roy in Super Smash Bros. Melee erlangte die Serie an Bekanntheit und eröffnete den Weg zur europaweiten Veröffentlichung von Fire Emblem – eigentlich Fire Emblem: Rekka no Ken und der bereits siebte Ableger der Reihe. Seitdem erschien fortan jeder darauf folgende Titel zu Fire Emblem auch in europäischen Gefilden – fast. Da man mit Fire Emblem: Shadow Dragon als Remake vom Erstling Fire Emblem: Ankokuryuu to Hikari no Tsurugi zu den Wurzeln zurückkehrte und viele bis dahin erarbeitete Spielelemente vernachlässigte, was sich auch auf die Verkaufszahlen auswirkte, entschied man sich gegen die Lokalisierung des nächsten Titels und Remakes Fire Emblem: Shin Monshou no Nazo ~ Hikari to Kage no Eiyuu ~.

Mit dem Nintendo 3DS als neue Plattform möchte Fire Emblem: Awakening genau ein Jahr nach der japanischen Veröffentlichung in Europa reinen Tisch machen. Bringt der Titel tatsächlich neuen Schwung in die Serie und auch ein Erwachen? Stellt sich dieses letztendlich als Gut oder Böse heraus? Erfahrt es hier!

Der Feind ist unklar

Bevor ihr durchstarten könnt, müsst ihr einige grundlegende Dinge für euren Spielstand bestimmen. Zuerst müsst ihr euch für einen Schwierigkeitsgrad entscheiden. Zur Auswahl stehen Anfänger, Schwer und Extrem. Lasst euch dabei nicht von dem Wort Anfänger täuschen, denn auch diese Stufe weist eine moderate Herausforderung auf. Danach müsst ihr euch entscheiden, ob eure besiegten Einheiten in der nächsten Schlacht wieder bereit sind oder auf ewig dahin scheiden. Letztere Option ist eines der Markenzeichen der Serie und stärkt die Bindung zu den Charakteren immens.

Solltet ihr eine eurer Einheiten verlieren, könnt ihr auch das jeweilige Kapitel neu starten, um sie zu erhalten – später dazu mehr. Wollt ihr euch aber aus irgendwelchen Gründen vehement nicht auf diese Tradition einlassen, könnt ihr natürlich auch die leichte Variante wählen. Im dritten und letzten Schritt dürft ihr euch euren Avatar erstellen, der euch über den gesamten Spielverlauf begleiten wird. Neben dem Geschlecht habt ihr auch Einfluss auf das Aussehen eures Charakters. Statur, Gesicht, Frisur, Haarfarbe und Stimme lassen sich aus mehreren Auswahlmöglichkeiten frei zusammenstellen. Zum Abschluss muss der Avatar noch benannt werden und einen Geburtstag erhalten. Hier bestimmt ihr auch, welcher Wert besonders positiv ausgeprägt ist und welcher Wert beim Wachstum etwas vernachlässigt wird.

Nachdem diese essenziellen Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht es schon heiß her. Überraschend erscheint das düstere Setting des ersten spielbaren Kapitels, wo ihr im Duo mit Chrom gegen den Zauberer Valldar kämpfen müsst. Genauso überraschend, wie es anfängt, endet das Kapitel auch und der tatsächliche Prolog beginnt. In diesem werdet ihr von Chrom, seiner Schwester Lissa und deren Diener Frederick auf den Wiesen der Nation Ylisse aufgelesen. Als ihr den Eindruck einer selektiven Amnesie aufweist, schenkt man euch Misstrauen.

Als ihr euch allerdings bei einem Überfall von Banditen Chrom unterstützt, gewinnt ihr sein Vertrauen und werdet bei den Hirten aufgenommen – der Bürgerwehr von Ylisse. Auf eurer Reise zur Hauptstadt Ylisstol werdet ihr von untoten Gefallenen überrumpelt, die aus einem Portal fallen. Kurz bevor Lissa tödlich verwundet wird, erscheint aus demselben Portal ein maskierter Krieger und rettet sie, verschwindet sogleich aber wieder – hinterlässt lediglich seinen Namen.

Marth – Freund oder Feind?

In Ylisstol angekommen, erfahrt ihr von Chroms und Lissas adeliger Herkunft. Während Chrom mit seiner Schwester – der Erhabenen Emmeryn – über die neuesten Begebenheiten spricht, lernt ihr die übrigen Hirten kennen. Schließlich erhaltet ihr den diplomatischen Auftrag, Hilfe aus Regna Ferox gegen die Plünderer aus Plegia zu ersuchen. Auch wenn der erste Empfang aufgrund von Betrügern nicht sehr erfreulich ausfällt, gelingt euch euer Unterfangen dennoch, inklusive einem zweiten Treffen mit dem mysteriösen Marth. Währenddessen droht in Ylisse eine Eskalation. Wegen einem inszenierten Missverständnis nimmt König Gangrel von Plegia die adelige Maribelle als Geisel und verlangt zur Herausgabe das Fire Emblem – den behütetsten Schatz Ylisses, der den Kontinent vor einer Katastrophe bewahren soll. Als Gangrel weitere Drohungen ausspricht, sieht Chrom keine andere Möglichkeit als einzuschreiten. Maribelle kann befreit werden und das Fire Emblem befindet sich weiterhin im Hause Ylisse. Gangrel handelt nicht grundlos, doch wird es Chroms Hirten gelingen, eine friedliche Lösung für den andauernden Konflikt zu finden oder wird letztlich der Krieg unvermeidlich sein?

Insgesamt präsentiert sich der Plot prägnant, aber informativ mit vielen Überraschungen und Wendungen. Vor allem liegt dies daran, dass ihr die gesamte Geschichte aus der Perspektive eures eigenen Charakters erlebt. Die magere Vorstellung einiger Charakter wirkt seltsam, hierbei muss jedoch bedacht werden, dass sich diese Charaktere bereits untereinander kennen. Indem Unterstützungsgespräche ausgeführt werden – später mehr dazu – gibt es zahlreiche Einblicke in das Leben der mehrschichtigen Charaktere. Keine Figur gleicht dabei der anderen. Im Vergleich zu früheren Titeln der Serie wirken die Eigenschaften vieler Figuren unverbraucht und kreativ – wo gab es denn schon den Dieb, der für Süßigkeiten töten würde? Im Vergleich wirkt der Plot flüssiger und unterhaltsamer durch lustige Einlagen, die ganz plötzlich durch unvorhersehbare Ereignisse stark umschlagen können.

Grafik und Sound im neuen Gewand

Den grafischen Höhepunkt in Fire Emblem: Awakening bilden die Zwischensequenzen. Diese holen wirklich viel aus dem System heraus. Lavafontänen und Gras sind nur einige Elemente, die besonders passend umgesetzt wurden. Doch auch abseits der aufwändigen Sequenzen macht das Spiel einen guten Eindruck. Zwar mögen die deformierten Charaktermodelle etwas seltsam erscheinen, diese vermitteln gleichzeitig aber ein solides Werk und wirken sogar charmant, sobald man mit ihnen warm geworden ist. Während die Landschaft in friedlichen Gegenden verträumt mit entsprechenden Filtern leicht blumig wirkt, sind abgelegene Areale trostlos und passend zur Begebenheit gestaltet.

Ausweichmanöver mit Pegasus.

Spielsequenzen werden zum Großteil mit Porträts der Figuren und Textboxen vorangebracht, wobei auch die Charaktermodelle zwischendurch mit ihrer Umgebung agieren. Den Einfluss von Toshiyuki Kusakihara – unter anderem bei No More Heroes am Werk – erkennt man insbesondere an den Porträts der Charaktere mit mehreren Ausdrücken. Die Gesichter sind markant und unterscheiden sich voneinander und auch die weibliche Haarpracht darf hier mal extravaganter ausfallen. Durch Filter werden die Porträts auch angepasst – in Anbetracht eines Waldbrandes sind sie beispielsweise mit einem dezenten Rot versehen. Über das ganze Spiel kommt auch der 3D-Effekt gut zur Geltung. Lediglich die arg kleinen Grafiken der Einheiten auf der Gefechtskarte können etwas störend wirken, dennoch wird man keine Schwierigkeiten haben, die Einheiten voneinander zu unterscheiden.

Auch akustisch geht man neue Wege. Nicht nur in den Storysequenzen begegnet man einer großen Vielfalt an atmosphärischen Musikstücken, auch in Kämpfen wird man von der Monotonie verschont. Jede Musik für den Kampf – deren Auswahl auch recht beschaulich ist – besitzt zwei Varianten, eine ruhigere Version beim Ziehen der Einheiten und eine energische Version, die bei Kämpfen eingespielt wird. Der Übergang erfolgt dabei nahtlos, sodass insbesondere bei Kämpfen viel Abwechslung aufkommt. Während Filmsequenzen vollständig synchronisiert sind, bekommt man in den üblichen Konversationen nur Satzteile und Gefühlsausdrücke zu hören. Dies kommt zwar keiner vollständigen Synchronisation gleich, aber verleiht den Gesprächen durchaus Leben. Im Übrigen sind die Stimmen sowohl auf Englisch als auch Japanisch verfügbar, wobei sich beide Sprachen qualitativ nicht voneinander unterscheiden.

Strategie, Dating-Sim und mehr

Primär ist und bleibt Fire Emblem: Awakening ein Strategierollenspiel. Die Gefechte sind in Spielerphasen und Gegnerphasen unterteilt. Während ihr in letzteren den Feinden ausgeliefert seid, habt ihr in den Spielerphasen vollständige Kontrolle über eure Einheiten. Diese gehören den unterschiedlichsten Klassen an. So ist der Ritter zwar langsam, verfügt aber über eine hohe Defensive, wohingegen der Myrmidone zügig und kräftig zuschlägt, aber nicht gut verteidigen kann. Die verschiedenen Klassen können nur bestimmte Waffengattungen anlegen, die diverse Stärken und Schwächen aufweisen.

Durch das Besiegen von Feinden erhalten eure Einheiten Erfahrungspunkte, die schließlich zu einem Level Up führen. Bei diesen steigen die verschiedenen Werte – je nach Charakter und Klasse unterschiedlich stark – an, ebenso können auch neue Fähigkeiten erlangt werden, die ebenso klassenspezifisch sind. Mit häufigem Einsatz einer Waffenart kann auch die Waffenfertigkeit erhöht werden, womit bessere Waffen angelegt werden können. Mit den anfangs seltenen Meistersiegeln können die meisten Einheiten ab Level 10 in eine höhere Klasse aufsteigen, wobei in der Regel zwei fortgeschrittene Klassen zur Auswahl stehen. Mit einem Zweitsiegel kann hingegen der komplette Klassenzweig gewechselt werden, wobei auch hier in der Regel eine Option von zweien gewählt werden muss. So kann der ursprüngliche Lord Chrom beispielsweise auch den Pfad des Schützen erkunden.

Kampf im Doppelpack

In diesem Titel der Serie sind Unterstützungen ein wichtiger Faktor. Wenn eine von Verbündeten umgebene Einheit angreift, erhält sie einen Schub an Treffgenauigkeit und Ausweichquote. Mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit können die unterstützenden Verbündeten zusätzliche Angriffe ausführen oder auch vor einem gegnerischen Angriff schützen. Weiterhin können zwei Einheiten auf einem Feld ein Team bilden. Auch hier werden die genannten Boni angewandt, doch zusätzlich erhält die Einheit Wertsteigerungen des Verbündeten, entsprechend dessen Klasse. Die Rollen können dabei auch vertauscht werden. Sind die Charaktere kompatibel zueinander, können sie ihre Beziehung durch Unterstützungsgespräche stärken und so die entsprechenden Boni im Kampf noch weiter erhöhen. Männlein und Weiblein können ihren innigsten Beziehungspartner heiraten. Dies ist für den Spielverlauf nicht notwendig, aber ausdrücklich zu empfehlen.

Neben den Kapiteln der Hauptgeschichte gibt es auch zahlreiche optionale Nebenquests, die zwar selten den Plot berühren, dafür aber mit vielerlei Belohnungen aufwarten, wie Items oder neuen Einheiten. Weiterhin tauchen auf der Weltkarte auch untote Legionen für quasi unendlich viele Gefechte und Händler mit seltenen oder reduzierten Waren auf – beide können auch mit bestimmten Gegenständen hervorgerufen werden. Über StreetPass könnt ihr euer bestes Team aufstellen und anderen Spielern übertragen, was auch über SpotPass funktioniert. So lassen sich neue Kapitel und auch Truppen von vergangenen Helden und Antagonisten herunterladen – kostenlos! Über StreetPass können auch Gefechte gegen besondere Gegner in Kooperation mit einem anderen Spieler bezwungen werden. Wer noch mehr will, wird auf eine große Palette an DLCs zurückgreifen können. Auch in eurer Abwesenheit leben die Figuren weiter und können in der Kaserne für die unterschiedlichsten Effekte im Spiel belauscht werden – allesamt positiv!

Tatsächlich erwacht

Mit Fire Emblem: Awakening ist es Intelligent Systems und Nintendo gelungen, die in Winterschlaf geratene Spieleserie durch frischen Wind wieder aufzuwecken. Die zahlreichen Möglichkeiten der Modi-Kombinationen schaffen einen Weg, Neueinsteiger und Veteranen gleichermaßen zu befriedigen. Grafik und Sound geben einen guten Eindruck, was in diesem Genre mit Nintendos 3DS derzeit möglich ist. Der Plot wird frisch präsentiert und bietet mitunter spannende Wendungen zu den besten Zeitpunkten. Alleine der Hauptinhalt ohne jeglichen Zwischenhalt verspricht etwa 20 Stunden Spielspaß mit einem zunächst einfachen, aber tiefen Gameplay und viel Inhalt. Insgesamt zeigt Fire Emblem: Awakening, wie sämtliche Elemente eines Spiels harmonieren können.

Story: Frische Präsentation, solide Erzählung aus der Perspektive des eigenen Charakters, interessante Wendungen gut in Szene gesetzt.

Gameplay: Auf den ersten Blick einfach, strategisch ausgeklügelt, viele Anpassungsmöglichkeiten.

Grafik: Ungewöhnlich charmante Charakterdeformierung, tolle Zwischensequenzen in 3D, lebhafte Porträts.

Sound: Teilsynchronisation in Englisch und Japanisch, atmosphärischer Soundtrack, vollständig vertonte Zwischensequenzen.

Sonstiges: Vier Schwierigkeitsgrade, massig Spielinhalte, Hauptgeschichte ohne Umwege etwa 20 Stunden, Unterstützung von Street- und SpotPass, hoher Wiederspielwert.

getestet von Robertastic

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