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Im Test! Zero Escape: Virtue’s Last Reward

Der Test bezieht sich auf die englische PS Vita-Version.

Hinter der Abkürzung 999 verbirgt sich keine ominöse Nummer, sondern der aufwühlende Titel 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors (oder mit der neuen Bezeichnung: Zero Escape: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors) für den Nintendo DS, welcher 2009 in Japan erschienen ist. In der Rolle von Junpei muss man sich zusammen mit seinen Mitspielern aus einem wahnsinnigen Spiel befreien, das von einer mysteriösen Person namens Zero geplant wurde. Im August 2011 wurde bereits der Nachfolger Zero Escape: Virtue’s Last Reward für die PS Vita und für den Nintendo 3DS angekündigt und der Publisher Aksys entschied sich, den englischen Namen dem japanischen Titel anzupassen und setzte das Zero Escape nicht nur vor dem akutellen Spiel, sondern der Vorgänger wurde ebenfalls umbenannt und bekam ein neues Cover spendiert.

Diejenigen, die Zero Escape: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors bereits kennen, wissen, wie nervenaufreibend und überraschend die Story erzählt wird. Kann Zero Escape: Virtue’s Last Reward an diesem Erfolg anschließen?  Erleben wir erneut ein weiteres dramatisches Spiel um Leben und Tod oder werden nur bekannte Details recycelt, sodass man nur noch die Flucht vor der Langeweile ergreifen möchte? Findet es in unserem Test heraus, wenn ihr ein Spielchen wagen wollt.

Willkommen im Königreich des Hasen

Die mysteriöse Armbanduhr.

Für Sigma, dem Protagonisten aus Zero Escape: Virtue’s Last Reward, ist es ein ganz normaler Abend. Er will mit seinem Auto eine Runde fahren, als er eine Person erblickt, die vor seinem Wagen steht und eine Gasmaske trägt. Plötzlich atmet er ein Gas ein und wird ohnmächtig. Als er wieder erwacht, befindet er sich nicht mehr in seinem Auto, sondern in einem Fahrstuhl. Außer Sigma befindet sich noch ein Mädchen, Phi, in diesem Aufzug. Keiner von beiden weiß, was passiert ist und wieso sie sich an diesem Ort befinden.

Noch während sich die beiden über ihre aktuellen Zustand und über ihre neuen Armbanduhren wundern, erscheint ein Hologramm in Form eines sprechenden Hasen, der sich selbst als Zero III bezeichnet, auf einem Bildschirm. Der Hase erklärt den beiden, dass er mit ihnen das Nonary Game in der Ambidex Edition spielen wird. Doch vorher müssen Sigma und Phi sich aus dem Aufzug befreien, bevor dieser abstürzen wird. Dies ist leichter gesagt als getan, denn damit die beiden fliehen können, müssen sie unter Druck einige Rätsel lösen.

Nachdem die zwei sich aus dem Fahrstuhl befreit haben, bemerken sie, dass sie sich in einer großen Lagerhalle befinden, in der mehrere Container stehen. Und nicht nur dass, ebenfalls erblicken sie andere Menschen, die am Nonary Game teilnehmen werden. Zu der Gruppe gehört Dio, der kleine Junge Quark, der ältere Herr Tenmyouji, die ruhige Luna, K, der nicht nur in einer Rüstung steckt, sondern auch sein Gedächtnis verloren hat und Clover und Alice, die man bereits aus dem Vorgänger kennt. Jeder von ihnen ist verwirrt und als Zero III wieder auf einem Bildschirm auftaucht und die Spielregeln erklärt, wird die Panik nur größer.

Um aus diesem Gebäude fliehen zu können, muss auf der Armbanduhr, die jeder Mitspieler trägt, eine 9 oder eine höhere Zahl abgebildet sein. Die Zahlen werden Bracelet Points oder kurz BP genannt. Nur dann wird sich die Tür, die mit der Nummer 9 gekennzeichnet ist, für diesen oder diese Teilnehmer einmal öffnen, damit sie in die Freiheit gelangen können. Doch diese Türe kann nur ein einziges Mal während des Nonary Game aufgeschlossen werden. Danach verschließt sie sich für immer. Doch wer steckt hinter der Maske von Zero und wieso wurden Sigma und die restlichen Leute für das Spiel ausgewählt? Wird Sigma die Wahrheit, die sich hinter diesem kranken Wettbewerb verbirgt, herausfinden können?

Bündnis oder Verrat?

Das Ergebnis nach einer Wahl.

Das Nonary Game ist ein zentraler Teil in Zero Escape: Virtue’s Last Reward. Wieder tragen die Mitspieler eine Armbanduhr, doch dieses Mal ist nicht nur die angezeigte Zahl von Bedeutung, sondern auch die Farbe und der Status (Paar oder Solo) beeinflussen das Spiel. Die Türen tragen keine Nummern (außer der Tür mit der Nummer 9), sondern sie besitzen alle eine Farbe. Um durch eine solche Türe zu gelangen, müssen die Spieler Gruppen bilden, wobei die Kombination der farbigen Zahlen der Farbe der Türe entsprechen muss.

Der zweite Teil in diesem Nonary Game ist das Ambidex Game, das gespielt werden muss, um die Zahl, die auf den Armbändern angezeigt wird, zu verändern. Mithilfe von Schlüsselkarten gelangt man nach den Rätsel-Szenarien in eine Art Wahlkabine, entweder alleine als Solo-Spieler oder gemeinsam als Paar und spielt gegen den anderen Part. Zwei Entscheidungen stehen zur Auswahl. Entweder entschließt man sich dafür, sich mit dem anderen zu verbünden oder ihn zu betrügen. Je nach Ergebnis und Entscheidung der anderen Fraktion gibt es Plus-oder Minuspunkte, die auf die aktuellen BP dazu gerechnet oder davon subtrahiert werden. Und auch wenn die Armbänder den Weg in die Freiheit einläuten können, so steckt doch eine tickende Zeitbombe in ihnen.

Wie im Vorgänger 999: Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors besteht auch Zero Escape: Virtue’s Last Reward aus Novel-Szenen und aus den Flucht-Szenen, wobei beide Elemente geschickt mit in die Geschichte eingebunden werden. Man selbst erlebt alles aus Sigmas Sichtweise. In den Novel-Szenen wird die Story präsentiert und in den Dialogen erfährt man die Hintergrundgeschichten der weiteren Mitspieler. Während der Dialoge werden die Gesprächspartner angezeigt und animiert. Einige Szenen werden in Standbilder präsentiert. Nur in besonderen Szenen darf man ein wenig Action erwarten, doch auch mit dieser Methode gibt es sehr schockierende Augenblicke.

Was muss man hier wohl machen?

Die Flucht-Szenen spielen sich in verschiedenen Räumen ab, aus denen man sich befreien muss. Zwar wird Sigma von anderen Teilnehmern begleitet, aber diese sind in den Szenen nicht zu sehen, sondern fungieren quasi als unsichtbare Begleiter und geben zu den Rätseln, je nach Einstellung des Schwierigkeitsgrads, ihre Kommentare ab. Sigma steht in diesen Bereichen ein Inventar und eine Memo-Funktion zur Verfügung.

In den Zimmern kann man sich umsehen, indem man entweder mit dem Finger über den Touch-Bildschirm von der einen zur anderen Seite wischt oder man die Schultertasten betätigt. Um die Rätsel zu lösen, werden Gegenstände benötigt, die automatisch in das Inventar gelegt werden, nachdem man auf diese geklickt hat. Im Inventar kann man die Items von allen Seiten betrachten und verschiedene Sachen miteinander kombinieren.

Die Rätsel sind wieder sehr intelligent zusammengesetzt. Allgemein müsst ihr in jedem Raum ein Haupträtsel lösen, das aus verschiedenen Komponenten, also kleineren Rätseln, besteht. Es wird nicht nur logisches Denken von euch gefordert, sondern ihr müsst auch mit Zahlen umgehen können. Die neuen Handhelds verleihen den Rätseln neue Möglichkeiten und unterscheiden sich von ihrer Art daher von dem Vorgänger.

Für die ganz großen Rätselfreunde wartet immer noch eine besondere Aufgabe in den Räumen, die man nicht unbedingt lösen muss um weiterzukommen, aber dafür eine kleine Belohnung abgeben. In den ersten Räumen scheinen die Rätsel noch relativ einfach, aber ihre Schwierigkeit nimmt schnell zu. In ganz harten Fällen könnt ihr den Modus auf Leicht stellen, damit euch eure Begleiter mehr Tipps geben.

Die Schattenseite der Steuerung

K hat den Hasen voll im Griff.

Die Memo-Funktion ersetzt einen Notizblock. Auf 2 Seiten kann man in drei verschiedenen Farben seine Beobachtungen notieren, die bis zur manuellen Löschung gespeichert werden. Wichtige Dokumente werden in das Archiv gepackt, worauf man jederzeit Zugriff hat. Um die Rätsel zu lösen, wird nicht nur Gehirnschmalz, sondern auch Geschick im Umgang mit dem Handheld gefordert.

Für einige Minispiele muss man den Handheld kippen, um einen Gegenstand auf einem Feld zu bewegen. Leider wird diese Art der Steuerung auf der PS Vita nicht wirklich gut umgesetzt, denn oft verharren die Gegenstände beim Kippen, bzw. verändern ihre Position, wenn der Handheld wieder zurückgesetzt wird und landen dadurch an einem falschen Punkt.

Alternativ kann man die Richtungstasten für solche Minispiele verwenden, hierbei läuft die Steuerung deutlich sauberer, wobei natürlich dadurch ein vitaspezifisches Element durch die gute alte Technik ersetzt wird, was natürlich nicht im Sinne des Erfinders ist. Auch das Anvisieren von bestimmten Punkten in einem Raum oder das Umsehen läuft nicht immer flüssig ab. Oft fixiert Sigma einen bestimmten Punkt, obwohl man sich nur umschauen wollte oder man muss mehrmals auf einen Gegenstand klicken, bis dieser von den Figuren bemerkt wird und im Inventar landet.

Somit leidet der Spielspaß ein wenig an der Umsetzung der Steuerung, die an manchen Stellen unpräzise wirkt. Feiner wirkt die Steuerung dagegen, wenn man an bestimmten Stellen mit dem Finger über den Bildschirm kratzen muss, um andere Gegenstände sichtbar zu machen.

Von der Grafik hat man sich von den 2D-Ansicht verabschiedet und sich für 3D-Charaktermodelle entschieden. Diese werden vernünftig animiert, auch wenn sich ihre Gesten im Laufe des Spiels wiederholen. Dafür sind die Figuren sehr detailliert und bilden einen farblichen Kontrast zum tristen Gebäude, in dem man sich befindet. Die Grafik selbst wird auf der PS Vita in einer hohen Auflösung mit feinen Texturen präsentiert.

Der Garten ohne Ausweg.

Der Sound wurde exzellent für Virtue’s Last Reward komponiert. Wichtige Schlüsselmomente werden im Spiel mit der passenden Musik unterstrichen und ein schockierender Moment wird erst durch den Klang zu einem denkwürdigen Spielerlebnis. Daran schließt sich direkt eine weitere Neuerung für die Serie an, denn Spike Chunsoft hat sich dazu entschlossen, die Charaktere zu synchronisieren.

Dabei leisten die Sprecher eine hervorragende Arbeit. Während die PAL-Version nur eine japanische Tonspur enthält, kann man sich in der US-Version zwischen den japanischen und englischen Stimmen entscheiden. Hierbei ist die Arbeit der englischen Synchronsprecher ebenfalls lobend zu erwähnen. Der Kern von Zero Escape: Virtue’s Last Reward ist die Geschichte und erst die Stimmen sorgen für die richtige Atmosphäre, die euch bis zum Schluss gefangen nehmen wird.

On the Flow

Um die ganze Geschichte zu erfahren, sollten alle Enden freigespielt werden. Insgesamt gibt es  davon 24 verschiedene zu sehen, wobei immer ein Handlungsstrang zu einem Ziel führt. Dank dem intelligenten Flow-System kann man jederzeit einen bestimmten Ort, den ihr bereits freigespielt habt, in den Strängen aufsuchen.

Ihr müsst also nicht mehrere Spielstände sichern, sondern ihr spielt erst einen Strang komplett oder halb und könnt dann, wenn ihr wollt, euch zu einem Entscheidungsspunkt im Flow-System zurücksetzen lassen, um einen anderen Weg auszuprobieren. Stränge, die parallel verlaufen, besitzen ähnliche Dialoge, bzw. gibt es Gespräche, die sich im Laufe der verschiedenen Durchgänge wiederholen können.

Das Flow-System.

Wenn ihr euch das bekannte Gespräch nicht noch einmal anhören wollt, könnt ihr dieses mit der Viereck-Taste einfach vorspulen. Dabei müsst ihr keine Angst haben, dass ihr etwas Wichtiges verpassen könnt, denn das System hält automatisch an und springt in das normale Texttempo, wenn auch nur ein neues Wort fällt.

Es kann passieren, dass ein bestimmter Bereich eines Stranges später beim Aufdecken gesperrt ist. Dann müsst ihr einen neuen Weg suchen, um diese Sperre freizuschalten. Ob im Novel-Bereich oder im Flucht-Bereich, in Zero Escape: Virtue’s Last Reward kann man jederzeit problemlos abspeichern.

Fazit

Zero Escape: Virtue‘ Last Reward ist eines der fesselesten Spiele, die ich bisher gespielt habe. Es steht in punkto Story seinem Vorgänger in nichts nach, im Gegenteil, meiner Meinung nach wird dieser noch interessanter und packender erzählt. Nicht ohne Grund hat das Spiel auch schon mehrere Auszeichnungen (Handheld Game of the Year, Best Story of 2012 ) erhalten.

Zuerst wird man sehr verwirrt sein, viele Einflüsse und Fragen prasseln auf einen herab, doch glaubt mir, gegen Ende werdet ihr viele Antworten erhalten, wobei das Ende stark auf den nächsten Teil anspielt. Die Storywriter haben unglaubliche Arbeit geleistet, keine Logikfehler und  später wird einem erst bewusst, auf wie viele Details die Entwickler geachtet haben.

Natürlich dürft ihr keinen absoluten Grafikkracher erwarten und auch eine Masse an Text darf euch nicht abschrecken. In den Novel-Szenen wird man viele Gespräche mitlesen müssen, die man sich jedoch nicht langweilig vorstellen darf. Neben Themen aus der Wissenschaft erlebt man die Charaktere auch sehr persönlich und individuell. Einige Kommentare, vor allem von Sigma, lockern die erdrückende Atmosphäre für die Spieler ein wenig auf. Manche Dialoge, die vielleicht nicht viel zur eigentlichen Geschichte beitragen, aber dafür erheiternd sind, wird man nur im Modus Leicht mitlesen können.

Doch für alle Besitzer einer PS Vita oder eines Nintendo 3DS, die auf der Suche nach einem spannenden Rätsel-Spiel mit einer hervorragenden Story sind, kann ich Zero Escape: Virtue’s Last Reward nur wärmstens empfehlen. Die Hintergrundgeschichte wird man auch verstehen, wenn man den Vorgänger nicht kennt, wobei natürlich einige Schlüsse anders erlebt werden. Doch sollte Interesse am Vorgänger vorhanden sein, würde ich euch raten, diesen zuerst zu spielen, da Zero Escape: Virtue’s Last Reward die Ereignisse aus diesem Teil spoilert.

Story: Es erwartet euch wirklich ein genialer Plot, der zu Beginn viele Fragen aufwirft, die allerdings später zur Genüge beantwortet werden. Geschickt werden die verschiedenen Charaktere so dargestellt, dass praktisch jeder von ihnen der Drahtzieher sein könnte. Überraschende Wendungen und schockierende Wahrheiten runden die Erzählung ab.

Grafik: Die Figuren werden während der Dialoge sehr detailreich animiert, nur leider stört die Wiederholung ihrer Gesten auf die Dauer. Das Umfeld wirkt, entsprechend der Räumlichkeiten, etwas steril, aber insgesamt macht die Grafik einen sehr soliden Eindruck. Auf der PS Vita wird diese in einer sehr guten Auflösung präsentiert.

Sound: Wunderbare Arbeit der englischen (nicht auf der EU-Version) und japanischen Synchronsprecher. Die Musik unterstreicht die verschiedenen Szenen immer sehr passend und verdichtet die Atmosphäre.

Gameplay: Die Touch-Funktion auf der PS Vita verläuft gelegentlich etwas stockend und unpräzise. Die spezifische Steuerung des Handhelds wurde nicht optimal umgesetzt, sodass die Bedienung von Richtungs-und Schultertasten als Alternative dient.

Sonstiges: Zero Escape: Virtue’s Last Reward besitzt 24 verschiedene Enden mit verschiedenen Handlungssträngen. Um das richtige Ende zu genießen, wird man ca. 30-35 Stunden benötigen. Die Rätsel sind sehr intelligent gestaltet und einige Nüsse werden euch länger beschäftigen. Während man im Hard-Modus mehr auf sich gestellt ist, erlebt man im Modus Leicht weitere Gespräche mit den anderen Spielern.

getestet von Pericci