Für den „Core“-Spieler ist die Auswahl an Wii U-Spielen eher dürftig. Ubisoft hat mit ZombiU den einzigen exklusiven Titel für Nintendos neue Konsole geliefert, der nur ein älteres Publikum anspricht. Ob die Zombie-Jagd euch eine spannende und gruselige Erfahrung bietet, erfahrt ihr in unserem Review!
Das Londoner Zombie-Debakel
Ausgerechnet die Hauptstadt Großbritanniens wird Opfer einer Zombie-Epidemie und nun steht es an euch die geheime Organisation, die Raben von Dee, bei der Suche nach einer möglichen Lösung zu unterstützen. Einen Protagonisten gibt es in ZombiU jedoch nicht, denn sobald ihr im Spiel von einem Zombie gebissen werdet, spielt ihr mit einer anderen zufälligen Figur weiter. Diese sehen zwar individuell aus und ihr erhaltet ein paar knappe Informationen wie Alter und Beruf zu diesen, doch eine Hintergrundgeschichte gibt es nicht.
Ihr lebt im Hier und Jetzt und im Prinzip zählt sowieso nur eines: Überleben. Euer Abenteuer wird gelegentlich von Real-Time-Events aus der Ego-Perspektive, ähnlich wie in Half Life 2, vorangetrieben. Ihr werdet für die geheime Organisation der Raben z. B. den Buckingham Palace infiltrieren oder in einen schauerlichen Kindergarten voller Zombies eindringen. Besonders episch ist die Story leider nicht geworden, doch die Vermischung von Fiktion und historischen Personen sorgen für ganz interessante Story-Punkte. Hinter der Zombie-Apokalypse steckt also mehr als man denkt. Allerdings kann man sich nicht besonders in die Situation des Protagonisten hinein versetzen, da dieser ja immer ein anderer ist. Andererseits stehen Zombies sowieso nicht so arg auf Konversationen und Freundschaften werden ihr ohnehin keine schließen…
Operieren werdet ihr vom „Safe-House“, eine verlassene U-Bahn-Station, die relativ geschützt vor den zahlreichen Zombies ist. Hier könnt ihr speichern und eure Energie wieder auffüllen oder euch die Karten der verschiedenen Areale ansehen. Außerdem könnt ihr hier Waffen und Gegenstände sicher verstauen, so dass sie euch erhalten bleiben, auch wenn euer Charakter sterben sollte – der nächste Überlebende kann sich dann bedienen. Das „Safe-House“ ist der einzige Ort, an dem ihr in Ruhe im Inventar wühlen könnt. In den restlichen Teilen der verwüsteten und von Zombies verseuchten Stadt ist man nicht so sicher.
Eine Panik-Attacke
In ZombiU werdet ihr euch sehr oft in einem Zustand der Panik befinden. Mit den altbekannten Tricks der Horror-Schule hat der Entwickler Ubisoft erfolgreich ein Horror-Abenteuer inszeniert, das euch reichlich Nerven kosten wird. Ihr werdet euch in dunklen und heruntergekommenen Korridoren oder in der Londoner Kanalisation panisch auf die Suche nach einem Heilmittel für die Zombie-Apokalypse begeben. Hinter jeder Ecke kann ein Zombie lauern, der mit einem gezielten Biss für den Game Over Bildschirm sorgt. Im späteren Spielverlauf werdet ihr jedoch die Möglichkeit haben, ein Viruzid anzuwenden um einen Biss zu verhindern.
Allerdings gibt es einige Hilfsmittel, die euer Überleben ein wenig einfacher gestalten: Auf dem Bildschirm eures GamePads befindet sich ein Radar, das die Position von Zombies verrät. Das Gerät macht aber keinen Unterschied zwischen Zombies, Ratten und Vögeln, was euch den ein oder anderen nervenaufreibenden Moment bescheren wird. Weiterhin könnt ihr in den Scan-Modus wechseln, bei dem ihr euer GamePad in alle möglichen Richtungen bewegen könnt um eure Umgebung zu analysieren. Eure Bewegungen werden dabei 1:1 auf eure Figur im Spiel übertragen. Hier könnt ihr Items aufspüren, die sich in eurer näheren Umgebung befinden, oder auch ruhende Zombies, die euch der Radar nicht anzeigt.
Es gibt aber noch mehr Beispiele dafür, wie intelligent der Entwickler Ubisoft Montpellier das GamePad der Konsole verwendet. Wenn ein Stör-Sender sich in der Nähe der Spielfigur befindet, ist auf dem Bildschirm des Controllers nur noch ein weißes Rauschen zu sehen. Eine Situation, die im Zusammenspiel mit Zombie-Stöhnen für ordentlich Atmosphäre sorgt. Ebenso kommt der Touchscreen der Konsole bei der Code-Eingabe bei Sicherheitstüren oder dem Brechen von Barrikaden zum Einsatz. Ganz besonders interessant sind die Kameraeinstellungen in solchen Momenten, wo ihr eigentlich auf euer Gamepad schauen solltet: Oft kommt es vor, dass während ihr einen Code per Hand eingebt, Zombies auf euch zusteiern. In solchen Momenten ist auf dem TV-Bildschirm eine Kamera-Perspektive zu sehen, die euch hinter eure Figuren schauen lässt. Falls euch die Zombies zu nah kommen, solltet ihr die Code-Eingabe abbrechen. Dieses Auf- und Abschauen zwischen TV (Zombie) und GamePad (Code-Eingabe) sorgt für richtig Hektik und Druck – ganz so, wie es in dieser Situation wohl auch tatsächlich wäre.
Überlebenskampf mit hohem Risiko
Auch der Survival-Aspekt kommt in ZombiU nicht zu kurz. Munition und Heilmittel sind spärliche Güter im apokalyptischen London. Ihr könnt entweder die Leichen der Zombies oder Regale und Koffer in den verschieden Räumen, die ihr durchqueren werdet, nach hilfreichen Gegenständen durchsuchen. Da ihr nach jedem Game Over eine neue Figur spielt, müsst ihr des folgenden bewusst sein: Falls ihr sterbt, startet ihr wieder mit einem leeren Rucksack. Um euch den Start einfacher zu machen, bietet es sich an, wie eigangs erwähnt überflüssige Waffen und Items im Safe-House zu lagern.
Allerdings habt ihr natürlich Chance, eure Gegenstände wieder zu erlangen, da logischerweise die zuvor gestorbene Figur nun durch einen Biss zu einem Zombie mutiert ist. Wenn ihr diesen tötet, könnt ihr euren neuen Rucksack wieder mit den alten Gegenständen und Waffen füllen. Es fallen Ähnlichkeiten zum Top-Titel des Jahres 2011 Dark Souls auf, der ein gleichartiges System benutzt. Doch die Gemeinsamkeiten hören hier nicht auf: Wie in Dark Souls könnt ihr in der Welt von ZombiU Nachrichten per Graffiti hinterlassen, jedoch könnt ihr euch nur durch verschiedene Symbole ausdrücken.
Durch die Knappheit der verschiedenen Güter, können einige Duelle gegen die Zombies sehr spannend werden. Zombies, die alleine die eigene Figur angreifen stellen keine große Gefahr dar, da man sie mit dem Holzschläger immer wieder auf Distanz schlagen kann, doch wenn man gar drei oder vier Zombies auf einmal bedrängt wird, wird die Situation brenzlig. Da das eigene Equipment durch den permanenten Tod in Gefahr ist, ist es einem nicht egal, ob man stirbt oder nicht. Umso mehr freut mich sich auf neue hilfreiche Waffen wie eine Schrotflinte oder eine AK-47. Insbesondere für Sturmgewehre ist die Munition aber mehr als begrenzt. Nur selten kommt es vor, dass ihr einer Zombie-Meute mit ein paar Magazinen solchen Kalibers entgegentreten könnt.
Für die ganz Hartgesottenen gibt es den Survival-Mode, in dem ihr ein nur ein Leben besitzt. Sterbt ihr also, müsst ihr das komplette Spiel von neu anfangen. Selbst die Entwickler hatten Probleme, diesen Modus erfolgreich abzuschließen. Ebenso hat Ubisoft Montpellier dem Spiel einen Mehrspieler-Modus spendiert, der allerdings nur offline spielbar ist. Obwohl Nintendo mit dem Miiverse einen ersten Schritt in Richtung Online-Einbindung getan hat, verpasst der Entwickler die Chance, ZombiU einen Online-Modus zu geben. Die Möglichkeiten für einen Online-Modus wären für diesen Titel großartig gewesen. Man hätte sich ein Beispiel an Left 4 Dead nehmen können und einen kreativen Online-Modus erstellen können.
Allerdings sollte auch gesagt werden, dass sich das Gameplay an manchen Stellen als etwas monoton herausstellt. Das Zombie-Töten ist nun mal die Hauptaktivität in diesem Spiel, welche sich besonders durch den langatmigen Nahkampf als einseitig gestaltet. Manche Infizierte benötigen bis zu 10 Schläge, bis sie endlich besiegt sind. Schneller geht es allerdings, wenn ihr auf den Kopf zielt. Auch wird häufiger verlangt, dass man bereits entdeckte Orte besucht, um eine Mission zu erledigen.
Klang-mäßig Top, aber optisch ein Flop
Auf visueller Ebene überzeugt ZombiU leider nicht. London wurde zwar original-getreu nachempfunden (vor allem das die bekannte Londoner „Tube“ wurde interessant ins Spiel integriert), doch die Grafik des Spiels ist hoffnungslos veraltet. Schon zum Launch der Playstation 3 sah mancher Titel besser aus. Die Texturen sind geringauflösend und die visuellen Effekte nicht beeindruckend. Der graphische Stil des Spiels ist nicht sehr überraschend, denn es gibt gar keine Eigenschaften, durch die sich das Spiel von anderen Shootern besonders unterscheidet. Weiterhin stören die längeren Ladezeiten den Spielfluss. Wenn ich nach etwa 30 Sekunden Ladezeit nochmal 10 Sekunden warten muss, weil ich eine Tür geöffnet habe, spricht das nur von mangelnder Software. Zwar wurden manche Ladezeiten mit Videoclips kaschiert, doch wie oft möchte man denselben Clip sehen?
Die akustische Präsentation hingegen ist mehr als zufriedenstellend. Der Komponist des Spiels, Cris Velasco, hat schon für Top-Titel wie Mass Effect 3 oder God of War komponiert und hat einen nervenauftreibenden Soundtrack komponiert, der den Gruselfaktor ungemein unterstützt. In großen Schockmomenten ertönen oft unheimliche Geräusche, die euch noch mehr ins Spielgeschehen eindringen lassen. So wird der Moment, in dem man entdeckt, dass eine Zombie-Leiche doch nur vermeintlich tot ist, durch eine laute und dissonante Sirene unidentifizierbarer Töne unterstützt. Ebenso gelungen ist die Vertonung der Zombies. Schon wenn man von Weitem das erste unangenehme Stöhnen der Untoten hört, fängt die Panik an. Der Plot des Spiels wird hauptsächlich durch gesprochenen Text der verschiedenen Figuren vorangetrieben. Löblich ist, dass Ubisoft sogar eine deutsche Synchronisation für diesen Titel veranlasst hat.
Fazit
Ubisoft Montepellier hat mit ZombiU einen soliden Survival-Shooter erschaffen, der durch ein solides Gameplay-Konzept überzeugt. Natürlich wird man in diesem Spiel, wie in anderen Titeln des Genres, viele Gegner abknallen, wobei das ganze blutig für Erwachsene inszeniert wurde. Doch auch der Survival-Aspekt kommt nicht zu kurz: Durch das Prinzip des permanenten Todes wird das Überleben umso wichtiger. Der Entwickler hat den Nervenkitzel noch weiter intensiviert durch den hervorragenden Soundtrack, der einem besonders in Schock-Momenten den Atem verschlägt. Ebenso interessant ist die Einbindung des GamePads der Wii U. Leider verhindert die veraltete Grafik und die an manchen Stellen auftretende Monotonie des Spiels, dass man ZombiU als einen Top-Titel bezeichnen könnte. Nichtsdestotrotz sollten erwachsene Spieler, die mal etwas Nervenkitzel auf ihrer neuen Wii U erleben wollen, zu diesem Titel zu greifen, denn bisher gibt es keine Alternativen.
Story: Man hat sich sichtlich darum bemüht eine halbwegs interessante Story in das Spiel einzubinden. Der Plot bezieht sich auf historische Personen wie Francis Bacon und hebt sich somit von den Storys anderer Geschichten ab, doch die Erzählweise ist etwas ernüchternd. Half Life 2 hat zwar bewiesen, dass eine Story auch nur durch Real-Time-Events aus der Ego-Perspektive sehr wirkungsvoll inszeniert werden kann, doch hier ist dies nicht gelungen. Der Mangel an wirklich fesselnden Charakteren verhindert, dass man sich wirklich für die Geschichte interessiert. (5/10)
Grafik: ZombiU ist definitiv keine gute Referenz für die Hardware-Leistung der Wii U. Die Texturen sind niedrig auflösend und die Gesamtoptik überhaupt trist und generisch. Zwar sind viele Korridore düster und sorgen für Nervenkitzel, doch man wird das Gefühl nicht los, dass der Entwickler durch viel Dunkelheit die uninspirierte Optik des Spiels ein wenig kaschiert. (5/10)
Sound: Der Komponist Chris Velasco hat die Zombie-Jagd in diesem Spiel sehr gut mit seinem intensiven Soundtrack untermalt. Die Musik wurde dynamisch in das Spiel eingebunden, also wird in besonderen Schock-Momenten, die Musik besonders laut und nervenraubend. (9/10)
Gameplay: ZombiU unterscheidet sich von anderen Shootern durch den Survival-Aspekt, der hier nicht zu kurz kommt. Nützliche Objekte wie Munition und Medikits sind nur selten zu finden, daher ist Vorsicht umso wichtiger. Da außerdem der Tod der eigenen Figur permanent ist, wird so einem das Überleben sehr wichtig. Das Schießen mit den Waffen macht natürlich Spaß, allerdings stellt sich der Nahkampf an manchen Stellen als monoton heraus. Sehr interessant ist die Einbindung des Gamepads, welche ebenso praktisch ist. (8/10)
Sonstiges: Als Bonus hat der Entwickler ein kleines Programm eingebaut, mit dem man sich selbst per eingebauter Kamera „zombifizieren kann“. Weiterhin gibt es einen Multiplayer und einen interessanten, aber sehr schwierigen „Survival“-Modus. (8/10)