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Im Test! Kingdom Hearts HD 2.8: Final Chapter Prologue

TitelKingdom Hearts 2.8 Final Chapter Prologue
Japan12. Januar 2017
Square Enix
Nordamerika24. Januar 2017
Square Enix
Europa24. Januar 2017
Square Enix
SystemPlayStation 4
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerPlatinum Games
GenresAction-RPG

“This leads to Kingdom Hearts III.“ Welch bitteren Nachgeschmack diese Worte mittlerweile entwickelt haben müssen, nachdem sie erstmals 2012 über die Nintendo-3DS-Bildschirme flatterten. Heute haben sie jedoch eine ganz andere Bedeutung. Während vor fünf Jahren dieses Versprechen wie ein ferner Hoffnungsschimmer am Firmament zu sehen war, ist es nun schon fast greifbar. Wenn es fünf Worte und eine Zahl gibt, die Kingdom Hearts 2.8 Final Chapter Prologue am besten beschreiben, dann sind es eben diese. Es ist die finale Hürde, der letzte Schritt zum Ende der Xehanort-Saga hin. Doch diese Sammlung ist weit mehr, als ein kleiner Ausblick auf das Kommende.

Nachdem das Team rund um Tetsuya Nomura mit Kingdom Hearts 1.5 und Kingdom Hearts 2.5 bewiesen hat, dass es alte und auf verschiedenen Plattformen erschienene Spiele beeindruckend restaurieren kann, dürfen die letzten Teile selbstverständlich nicht fehlen. Wie üblich, ist die Kollektion mit drei Inhalten gefüllt. Zwei davon sind spielbar und der letzte Inhalt wird als einstündiger Film geliefert. Während die Entscheidung über diese Aufteilung bei den letzten Kollektionen sicher keine einfache war, so gab es hier sicher nicht viel zu besprechen. Spielbar sind zum einen der letzte große Ableger der berühmten JRPG-Reihe, Kingdom Hearts: Dream Drop Distance, und zum anderen die auf der neuen Unreal-4-Engine basierende Episode Kingdom Hearts 0.2 – A Fragmentary Passage -. Als filmischer Zusatz dienen dieses mal die Zwischensequenzen des Mobile-Spiels Kingdom Hearts Chi.

Jeder, der Kingdom Hearts kennt, weiß genau, dass es eine halbe Ewigkeit und sehr viel Geduld braucht, um die komplexe Geschichte in ihrer Gänze zu verstehen. Anscheinend hat man sich bei der neusten Sammlung auch keinerlei Mühe gegeben, dies zu ändern. Wie der Name bereits vermuten lässt, handelt es sich bei Kingdom Hearts 2.8 um eine Kollektion, die das Wissen um die Vorgänger definitiv voraussetzt. In Dream Drop Distance werden zwar kurze Textfragmente zu den alten Teilen geliefert, aber diese maximieren nur die Verwirrung bei Neueinsteigern. Wer ohne jegliches Vorwissen an diese Spiele herantritt, der wird nicht einmal ein Viertel aller Dialoge auch nur ansatzweise verstehen. Auf der einen Seite ist es natürlich schade, da die beiden spielbaren Teile sehr viel Spielspaß mit sich bringen, aber auf der anderen ist es auch mal erfrischend, nicht jedes Sequel so zugeschnitten zu bekommen, dass jeder es versteht.

Einen Oscar wird es für die 60 Minuten Kingdom Hearts Chi [Back Cover] nicht geben. Fans sollten trotzdem einen Blick wagen.
Einen Oscar wird es für die 60 Minuten Kingdom Hearts Chi [Back Cover] nicht geben. Fans sollten trotzdem einen Blick wagen.

Kingdom Hearts 2.8 beantwortet sehr viele Fragen, die im Laufe der gesamten Geschichte aufgekommen sind, mehr sogar als die anderen beiden Sammlungen. Jedoch werden mindestens genau so viele neue Fragen aufgeworfen, denen sich Kingdom Hearts III dann stellen muss. Wenn ich eine Reihenfolge vorschlagen müsste, dann würde ich empfehlen, mit dem Film einzusteigen.

Kingdom Hearts Chi [Back Cover] spielt kurz vor dem sogenannten Schlüsselschwertkrieg. Es werden die wichtigsten Personalien des Krieges vorgestellt sowie die Geschehnisse, die sie zu diesem weltverändernden Ereignis treiben. Wie schon bei den anderen Kingdom-Hearts-Filmen, handelt es sich um einen Zusammenschnitt der wichtigsten Zwischensequenzen. Das wird beim Gucken natürlich deutlich, doch weniger als bei den anderen Filmen. Dieser hier profitiert zum einen davon, dass jede Szene komplett vorgerendert ist und zum anderen davon, dass der Gameplay-Part dieses ehemaligen Mobile-Games eine deutlich untergeordnetere Rolle spielt als bei den anderen Ablegern.

Leider sind die Charaktere komplett neu und für eine ordentliche Charakterisierung aller reicht eine Stunde bei weitem nicht. Daher bleiben sie, so wichtig sie auch für die kommenden Ereignisse sind, eher eindimensional. Ein ganz bestimmter Charakter sticht jedoch mit seiner Persönlichkeit extrem hervor und wird mit großer Sicherheit in Kingdom Hearts III eine größere Rolle einnehmen. Dieser mysteriöse Meister aller Meister spielt mit den anderen Charakteren wie mit Marionetten, verschleiert seinen Körper und sein Gesicht und dennoch trägt er alle Sympathien. Das waren aber auch schon die Stärken des Filmes. Seine fünf Schüler, die als Protagonisten dienen, müssen den Großteil der 60 Minuten alleine tragen und spielen in ihren Gemäuern Politik 1.0. Allein schon die Prämisse weiß nicht zu überzeugen: Im Buch der Prophezeiung steht die Zukunft. Was in diesen Buch steht, wird unumgänglich passieren (das wird sehr oft wiederholt). Und siehe da, die Aktionen der fünf, um dies zu verhindern, führen zu eben dem Prophezeiten. Wer jetzt denkt, dabei handelt es sich um einen Spoiler, der irrt.

Einige interessante Elemente schaffen es dann doch in dieses ausgelutschte Setting, doch gehen alle von dieser einen mysteriösen Person aus. Obwohl das nicht die beste Stunde ist, die man sich ansehen kann, sollte man als Fan doch einen Blick drauf werfen – wenn auch nur für die wenigen interessanten Elemente, die mit großer Sicherheit in Kingdom Hearts III wieder aufgegriffen werden.

Darauf haben die Fans gewartet. Einer der stärksten Ableger der Kingdom Hearts-Reihe in einem wunderschönem Remaster.
Darauf haben die Fans gewartet: einer der stärksten Ableger der Kingdom-Hearts-Reihe in einem wunderschönen Remaster.

Der nächste Schritt, den man in Angriff nehmen sollte, ist Kingdom Hearts: Dream Drop Distance. In diesem ehemaligen 3DS-Titel müssen Sora und Riku ihr Können unter Beweis stellen, um ebenfalls als Meister angesehen zu werden. Dieses Spiel ist womöglich der wichtigste Teil zum Verstehen des Großen und Ganzen. Hier wird dem letzten großen Kampf die Bühne geboten und alle wichtigen Spieler werden vorgestellt. Sehr viele wichtige Fragen werden beantwortet und ebenso viele werden wieder aufgeworfen.

Zur Optik muss nicht viel gesagt werden. Die Entwickler haben einmal mehr ganze Arbeit geleistet und das Spiel auf Hochglanz poliert. Wüsste man es nicht, dann würde man niemals auf den Gedanken kommen, dass es sich hierbei um ein Remaster eines 3DS-Titels handelt. Dank des simplen Art-Designs sind die Charaktermodelle heute noch beeindruckend, ebenso wie ihre Mimik und die Lippensynchronität mit der englischen Sprachausgabe. Wären da nicht die eher klein gehaltenen und simplen Areale, könnte Dream Drop Distance ohne Probleme mit den heutigen großen Cross-Gen-RPGs mithalten. In Sachen Mimik und Präsentation übertrifft dieses Spiel sogar die eben genannten. Und dabei läuft das Geschehen stets in butterweichen 60 Bildern pro Sekunde ab.

In Sachen Story bietet das Spiel zwei parallel laufende Handlungsstränge. Im einen spielt man Sora und im anderen Riku. Beide reisen sie in die selben Welten und treffen die gleichen Charaktere, jedoch ist der Plot so gestrickt, dass sie sich dabei nicht treffen und nicht die gleichen Abenteuer erleben, obgleich sie zur selben Zeit am selben Ort sind. Bis zum Ende bleibt man im Unklaren, was genau sich in beiden Strängen abspielt. Beantwortet wird diese Frage zum Glück gegen Ende ausführlich. Mehr sollte zur Geschichte nicht gesagt werden. Interessant ist, dass man jeden Charakter nur zeitlich begrenzt spielen und man durch diverse Aktionen dem jeweils anderen einen Bonus gewähren kann. Da es auch ein normales Level-System gibt, haben dann beide etwas davon. Das treibt als Spieler förmlich dazu, mit mehr Bedacht zu spielen und sich die Zeit mit jedem Charakter besser einzuteilen.

»Wüsste man es nicht, dann würde man niemals auf den Gedanken kommen, dass es sich hierbei um ein Remaster eines 3DS-Titels handelt.«

Spielerisch wird zudem noch einiges geboten. Neben dem gewohnt locker von der Hand gehenden Echtzeit-Kampfsystem, hat man sich für dieses Spiel zwei kleine Besonderheiten ausgedacht. Zum einen handelt es sich dabei um das Freeflow-System. Durch Triggern an Wänden, Geländern, Laternen oder bestimmten Gegnern wird man in den Freeflow-Modus versetzt. Das erlaubt nicht nur blitzschnelle Bewegungen durch die Gebiete, sondern auch eine Vielzahl von neuen Angriffsoptionen im Kampf. Dieses System sieht nicht nur spektakulär aus, es bringt durch seine Vielseitigkeit noch eine ordentliche Steigerung der Geschwindigkeit und eine weitere Prise Taktik ins Geschehen. Gleiches gilt für die Traumfänger.

Dabei handelt es sich um kleine und manchmal große Begleiter, die dem Protagonisten im Kampf beistehen. Die Traumfänger kann man in einem separaten Menüpunkt entweder nach Rezept oder durch Itemkombinationen auch ohne Rezept kreieren. Dabei gibt es eine sehr große Auswahl und in den Kämpfen spielen sie auch unterschiedliche Rollen. Um die kleinen Monster fit für den Kampf zu machen, muss man sich liebevoll um sie kümmern. Man kann sie streicheln, füttern und mit ihnen spielen. Das sieht nicht nur putzig aus und macht als Mini-Spiel Spaß, es verbessert zusätzlich die Bindung und die Statuswerte der Begleiter und macht sie so wichtiger für harte Auseinandersetzungen. Dadurch hat man schon mehrere motivierende Gründe, in die Aufzucht und das Zusammenstellen des besten Teams zu investieren. Daher wird man viel Zeit mit den kleinen Traumfängern verbringen.

Kingdom Hearts: Dream Drop Distance ist ein klasse JRPG. Mit einem motivierenden Kampfsystem, schön aufpolierter Optik, der nötigen Portion Disney-Nostalgie, einer spannenden Geschichte und vielen Extras, mit denen man sich stundenlang beschäftigen kann. Auch ohne die anderen Teile zu kennen kann man dieses Spiel empfehlen. Sehr viel wird man nicht verstehen, aber richtig Spaß macht es dann trotzdem.

Neue Engine, neues Kampfsystem, neue Extras. 0.2 A fragmentary Passage ist der perfekte Appetithappen für Kingdom Hearts 3.
Neue Engine, neues Kampfsystem, neue Extras. 0.2  – A Fragmentary Passage – ist der perfekte Appetithappen für Kingdom Hearts 3.

Als letztes sollte man sich Kingdom Hearts 0.2 – A Fragmentary Passage – widmen, am besten, nachdem man sich das Ende und das Secret Ending von Kingdom Hearts: Birth by Sleep nochmal angesehen hat. Diese kurze Episode spielt direkt nach den Geschehnissen des PlayStation-Portable-Ablegers und zieht sich über die gesamte Zeitspanne aller anderen Kingdom-Hearts-Spiele. Man schlüpft in die Rolle von Meister Aqua, die bereits seit über zehn Jahren einen Ausweg aus der Dunkelheit zu finden versucht. Auch dieser Teil der Sammlung schafft es gleichzeitig einige Fragen zu beantworten, aber auch wieder einige aufzuwerfen. Während sich diese zwei Stunden über die ganze Storyline ziehen, wird Aquas Rolle in den alten sowie in den kommenden Teilen deutlich gemacht. Dass hier noch Brücken zum Kingdom Hearts geschlagen werden, ist sehr beeindruckend. Mit dem Ende der Episode findet man sich unmittelbar vor Kingdom Hearts III wieder.

Die Besonderheit von A Fragmentary Passage und damit sicher auch der Grund dafür, wieso viele Spieler sich diese Sammlung holen werden, ist die Tatsache, dass diese Episode mit der Engine, dem Kampfsystem und den grundlegenden Mechaniken von Kingdom Hearts III entwickelt wurde. So schön hat man Kingdom Hearts noch nie gesehen. Durch das einfache Art-Design und die starke Engine wirken Charaktere und Umgebungen sehr plastisch und lebendig. Auch wenn es ein wenig Zeit braucht, sich an dieses neue Kingdom Hearts zu gewöhnen, freut man sich dadurch nur noch mehr auf den nächsten Teil.

»Auch wenn es ein wenig Zeit braucht, sich an dieses neue Kingdom Hearts zu gewöhnen, freut man sich dadurch nur noch mehr auf den nächsten Teil.«

Die Umgebungen in der Dunkelheit überzeugen ebenfalls durch ihre scharfen Kanten, die vielen kleinen Details und das kreative Design. Hier würde man sich gerne Zeit zum Erkunden nehmen, aber fast alle Gebiete sind sehr linear gestaltet und bieten kaum Möglichkeit dazu. Ein besonders beeindruckendes Spektakel sind die Kämpfe. Wenn Aqua sich durch die Horden von Herzlosen kämpft, wirkt das fast wie eine Art Ballett. Die Animationen sind geschmeidig, die Magie-Effekte sind kolossal und die Spezialattacken absolut verheerend. Mit dem gesteigerten Tempo machen die Begegnungen mit den Feinden jetzt noch mehr Spaß als bei jedem anderen Teil der Reihe.

Neben der bereits bekannten Restauration der Stadt besucht man noch einige neue Gebiete und trifft auf altbekannte Charaktere. Besonders in Gedanken bleibt eine Art Spiegelkabinett, in dem man sich mit diversen simplen, aber nichtsdestotrotz unterhaltsamen Rätseln konfrontiert sieht. Wer nur einen kleinen Vorgeschmack auf Grafik und Gameplay von Kingdom Hearts III erwartet, der wird von diesen Knobelaufgaben angenehm überrascht sein. Hier haben sich die Entwickler ein wenig kreativ ausgetobt und tolle Bilder erschaffen.

0.2 A Fragmentary Passage hätte kein von Grund auf neu entwickeltes Spiel sein müssen. Der Inhalt ist mager und die Geschichte würde auch optimal in Dream Drop Distance hineinpassen. Nichtsdestotrotz hat man sich für eine aufwändige kleine Zusatzepisode entschieden, mit dem Ziel, Appetit auf Kingdom Hearts III zu machen. Das ist den Entwicklern mehr als nur gelungen. Nach den zwei Stunden mit Aqua wird die Wartezeit auf den letzten Teil der Xehanort-Saga gefühlt fünfmal so lange dauern. In diesem Stil ein vollwertiges und gigantisches Spiel geliefert zu bekommen, ist ein Gedanke, der jedem Fan Tränen in die Augen treibt.

Die letzte Kollektion

»Kingdom Hearts 2.8 Final Chapter Prologue besitzt neben dem grotesken Namen noch einige wichtige Qualitäten. Bei dieser Kollektion handelt es sich wohl um die wichtigste zum Verständnis von Kingdom Hearts und zur Vorbereitung auf den dritten Teil. Geboten werden dafür eine aufpolierte Version eines der besten JRPGs für Nintendo 3DS, ein eher magerer Film mit einigen interessanten Elementen und zwei Stunden voller Fan-Gesabber, welche die Wartezeit für Teil III zur Hölle machen. Mit dieser Sammlung kann tatsächlich jeder Spieler seinen Spaß haben, aber verstehen werden sie nur diejenigen, die sich bereits Kingdom Hearts 1.5 und Kingdom Hearts 2.5 zu Gemüte geführt haben.«

 

Story: Drei Elemente, drei Geschichten und alle reihen sich in das große Bild von Kingdom Hearts ein. Leider nur etwas für Kenner der Serie, aber dafür spannend und mit vielen Aha-Momenten.

Grafik: Beeindruckendes Remaster eines 3DS-Titels, welches sich nicht vor modernen JRPGs verstecken muss. 0.2 zieht mit der Unreal-4-Engine alle Register. So schön hat man Kingdom Hearts noch nie gesehen.

Sound: Sehr gute, teils kitschige englische Synchronisation trifft auf phänomenalen Soundtrack. Typisch Kingdom Hearts.

Gameplay: Dream Drop Distance bietet eine Vielzahl von spannenden Elementen, mit denen man sich sehr viele Stunden vergnügen kann. A Fragmentary Passage ist die logische Weiterentwicklung vieler dieser Elemente.

Sonstiges: Chi [Back Cover] überzeugt auf vielen Ebenen nicht, aber dennoch für Fans sehenswert. Und ein wenig „Barbie-Spielen“ mit Aqua hat auch seinen Reiz.