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Im Test! Bravely Second: End Layer

Bravely Default konnte einige JRPG-Fans zu seiner Zeit begeistern. Nun kommen wir auch in den Genuss des zweiten Teils, der zwar ebenfalls von Silicon Studio und Square Enix entwickelt wurde, jedoch einige kleine Veränderungen im Entwickler-Team auf sich nehmen musste. Die Änderungen, die wohl am meisten für Aufsehen gesorgt haben dürften, wären zum einen Ryo, welche nun Revo musikalisch ersetzen, zum anderen das neue Team an Schreibern. In Bravely Default hatte man noch mit dem Scenario Writer von 5pb. einen äußerst fähigen und erfahrenen Schreiber für sich gewinnen können.

Natürlich gab es, vor allem von Spielern aus dem Westen, auch negative Stimmen dem ersten Teil gegenüber. Vielleicht sah man sich auch dahingehend dazu ermutigt, einen etwas anderen Weg bei Bravely Second einzuschlagen. Doch widmen wir uns nun aber gänzlich dem zweiten Teil des JRPGs alter Schule. Viel Spaß beim Test zu Bravely Second: End Layer!

Einer für alle, alle gegen einen…

Die Städte sind wieder eine Augenweide
Die Städte sind wieder eine Augenweide

Das Spiel beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung des Vorgängers. Hierbei lässt man natürlich kein wichtiges Detail aus, sodass der zu seiner Zeit hervorragend gelungene Plottwist natürlich auch Erwähnung findet. Eine Zeit nach den Geschehnissen von Bravely Default schlüpft man nun in die Rolle des Anführers der Kristallgarde, bekannt als die drei Musketiere, Yew Geneolgia. Nach einem Angriff auf ein Friedenstreffen der zu Bravely-Default-Zeiten noch zerstrittenen Parteien, wird Agnès, die nun Päpstin des Kristallismus ist, entführt. Der Entführer ist ein maskierter Mann, der sich Kaiser Verheer (Original: Oblivion) nennt. Der Kaiser flieht kurz darauf in einer fliegenden Festung und es liegt nun an Yew, die Päpstin heil zurückzubringen. Die ersten zehn Minuten machen definitiv Lust auf mehr, jedoch nutzt man den Schwung nicht wirklich.

Es folgt eine unausgeglichene Verfolgungsjagd, welche immer wieder darin endet, dass die Helden nicht nur einen Schritt zu spät kommen. Die Heldengruppe um Yew wird vervollständigt mit den bereits aus dem Vorgänger bekannten Edea Lee und Tiz Arrior, der zunächst aus einem künstlichen Schlaf erweckt werden muss. Team-Mitglied Nummer vier ist die vom Mond stammende Magnolia, die zwar aus einem komplett anderen Grund nach Luxendarc kam, aber dennoch schnell Feuer und Flamme für die nicht wirklich durchdachte Rettungsaktion ist.

Magnolias eigentliche Aufgabe war es, die Ba’al zu vernichten, welche ihre Heimat in Schutt und Asche gelegt haben. In Vergessenheit gerät diese Mission jedoch nicht komplett, auch wenn man irgendwie eine klare Linie vermisst. Überhaupt bleibt die Motivation in der ersten Hälfte des Spiels ein wenig auf der Strecke, da die Rettungsversuche stets schon von Beginn an keine großen Erfolgschancen haben. Dies steht witzigerweise im direkten Gegensatz zu Bravely Default, wo die zweite Hälfte etwas schwächelte. Bravely Second bringt zum Ende hingegen endlich den erwünschten Motivationsschub, wenn man die Hintergründe langsam versteht.

»Überhaupt bleibt die Motivation in der ersten Hälfte des Spiels ein wenig auf der Strecke, da die Rettungsversuche stets keine großen Erfolgschancen haben.«

Während Yew zwar der eigentliche Protagonist des Spiels ist, bleibt dieser charakterlich eher blass gegen Magnolia, die zudem noch mit einer besonderen Sprechweise daherkommt. Auf dem Mond spricht man nämlich Französisch (Original: Englisch) und Magnolia verfällt somit nicht gerade selten in ihre Muttersprache – manchmal schon zu oft in der lokalisierten Version. Gegen die lebhafte Magnolia wirkt der ruhige und unterwürfige Yew fast schon wie ein zweiter Tiz, der in Teil zwei trotz coolerem Look weiterhin seinen neutralen Charakter behält. Die Gruppe im Ganzen wirkt leider nicht so homogen wie die aus Bravely Default, auch wenn man mit allen wieder sympathisieren kann. Im bekannten Tagebuch melden sich im späteren Verlauf der Geschichte diesmal auch alle zu Wort.

Auch in Bravely Second bekommt man als Spieler von Zeit zu Zeit Einblicke in die Gespräche zwischen den Bösewichten. Da die Entführung von Agnès und eine grobe Zielrichtung der Antagonisten jedoch länger komplett unklar bleiben, versteht man auch nicht wirklich, warum die Heldengruppe nun aufgehalten werden muss. Nachdem Bravely Seconds Geschichte nach dem knackigen Anfang in ein kleines Loch fällt und dort länger verharrt, schafft man später wieder die Kurve nach oben zu nehmen.

Bekanntes Spielsystem mit kleineren Änderungen

Eure Party ist nicht wählerisch bei der Berufswahl
Eure Party ist nicht wählerisch bei der Berufswahl

Eine Gameplay-Revolution blieb Bravely Second erspart. Ganz nach dem Prinzip „Never change a winning system“ beschränkt man sich hier auf kleinere Anpassungen, ohne zu viel zu verändern. Auch in Bravely Second erhält man neue Jobs durch das Bekämpfen bestimmter Asterisk-Träger. Insgesamt kann man bis zu 30 Jobs im Bravely-Default-Nachfolger erhalten. Zwölf komplett neue Jobs erhält man durch Besiegen der Hauptstory-Bosse, während man weitere 18 aus dem ersten Teil bekannte Job-Fähigkeiten durch Sidequests erhält.

Letzteres weißt hingegen schon die erste kleine Veränderung auf. Die Sidequests, welche wieder einmal mit Geschichten um Luxendarc und dessen Bewohner überzeugen können, verlangen dem Spieler eine Entscheidung ab. Je zwei bekannte Asterisk-Träger vertreten ihre gegensätzlichen Meinungen und zum Ende muss man sich für eine Seite entscheiden, was automatisch vom Erhalt eines Jobs ausschließt. Nur gegen den Vertreter der anderen Meinung wird nun gekämpft und nach einem Sieg erhält man, wie bereits bekannt, den dazugehörigen Job.

Zugegeben keine wirklich kleine Veränderung, aber dennoch bleibt das Spielsystem bekannt ausbalanciert, sodass man sich keine großen Sorgen machen muss, einen falschen Job zu wählen. Zudem reihen sich die neuen Jobs wunderbar in puncto Nützlichkeit in das Asterisk-Portfolio ein.

Im Allgemeinen wurden die bekannten Jobs noch ein wenig abgeändert. Magie-Level wurden teilweise erhöht, Fähigkeiten verschoben oder entfernt und auch Fähigkeiten von Jobs, die in Bravely Second nicht mehr vorkommen, finden ihre Verwendung an anderer Stelle. Die starke Verbindung von Job-Level und den Statuswerten wurde gelockert, um den Spieler wohl dazu zu motivieren, öfter die Berufung zu wechseln. Das sind allerdings wirklich keine Veränderungen, die besonders auffallen.

Bei den Dungeons und Städten hat man sich ebenfalls für eine Mischung entschieden. Natürlich wird man im bekannten Luxendarc nicht auf einmal komplett neue Gegenden finden, jedoch durchstreift man das eine oder andere neue Dungeon oder betritt eine neue, beziehungsweise umgebaute, Stadt. Es kommt auch durchaus einmal vor, dass bekannte Orte etwas erweitert wurden. Alles in allem braucht man jedoch nicht zu maulen, wenn doch vieles bekannt sein wird.

»Je zwei Asterisk-Träger vertreten gegensätzliche Meinungen und zum Ende muss man sich für eine Seite entscheiden, was vom Erhalt eines Jobs ausschließt.«

Auch das Minispiel, in welchem man Tiz‘ Heimatdorf aufbauen konnte, findet in abgewandelter Form seinen Platz in Bravely Second. Hier muss man nun den zerstörten Mond wieder aufbauen und wird mit den üblichen Items und Fähigkeiten belohnt. Obendrein kann man eine Raumschiffsflotte errichten und ausbauen, um weitere Ba’al abzuwehren. Im Gegensatz zu Bravely Default wird für gewisse Sachen eine Mitgliedschaft bei Square Enix Members vorausgesetzt.

Bravely Second hat allerdings noch ein weiteres Minispiel zu bieten. Die Gruppe bastelt hier gemeinsam sogenannte Plüsch-Kauer. Das Spiel läuft quasi von selbst ab, allerdings lassen sich durch verschiedene Werkzeuge Werte wie Verkaufspreis, Aussehen oder die Produktionsschnelligkeit verbessern. Die gebastelten Plüschtiere kann man nun verkaufen, um die Werkzeuge zu verbessern. Verbringt man genügend Zeit damit, bekommt man letztendlich die Möglichkeit, die Minispielwährung gegen pq zu wechseln, welche in Luxendarc immer noch das Zahlungsmittel widerspiegelt. Zu empfehlen ist das zwar nicht unbedingt, aber dennoch macht das Basteln als netter Zeitvertreib zwischendurch Spaß.

Die aus dem ersten Teil bekannten Interaktionen mit anderen Spielern finden auch in Bravely Second wieder Verwendung. Sei es das Senden und Empfangen von Kampfaktionen oder das Nutzen eines Abilinks, worüber man Job-Level teilen kann, alles wird Bravely-Default-Spielern bereits bekannt sein. Ebenfalls lassen sich wieder Freunde für den Aufbau des Mondes gewinnen.

Die größte Veränderung betrifft im Prinzip nur die Sidequests. Durchaus ein interessanter Ansatz, jedoch muss man sich auf einen zweiten Durchgang einstellen, falls man alle Jobs sein Eigen nennen möchte. Mochte man das Spielsystem in Bravely Default, wird man sich hier genauso schnell heimisch fühlen.

Mit gewohnter Taktik zum Sieg

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Kampftechnisch ändert sich in Bravely Second im Vergleich zum Vorgänger noch weniger. Weiterhin werden über Default BP gesammelt, um mit Brave mehrere, beziehungsweise besondere Spezialattacken auf die Gegner zu hämmern. Dies erlaubt nach wie vor ein gewisses taktisches Vorgehen. Hat man sich nun noch für ein ausgeglichenes Team entschieden, sind dem Spieler auch kaum noch Grenzen gesetzt. Kenner werden mit dem rundenbasierten Kampfsystem auch in Bravely Second ihre Freude haben.

Die nützlichen Modifikatoren wie das Anpassen des Schwierigkeitsgrads, der Gegnerhäufigkeit und der Kampfgeschwindigkeit sorgen ebenfalls wieder für ein eingängiges Kampfsystem und sorgenfreies Grinden. Um da noch einen draufzusetzen, bekommt man nun nach dem erfolgreichen Besiegen aller Gegner in Runde eins die Wahl, ob man weiterkämpfen möchte oder nicht. Dies wird dann mit Multiplikatoren bei der Endabrechnung belohnt. Das alles gepaart mit der Auto-Battle-Funktion, macht Grinden zur kurzweiligen Angelegenheit.

Wer sich beim Spielnamen an die Technik „Bravely Second“ erinnert fühlt, der liegt gar nicht so falsch. „Bravely Second“ hat zu kritischen Stimmen geführt, da dieses Feature unter anderem über Mikrotransaktionen dem Spieler zur Verfügung stand. Nun, „Bravely Second“ gibt es auch wieder in Bravely Second: End Layer und ermöglicht auch hier wieder das Ausführen einer weiteren Attacke im Kampf. Das Feature bleibt allerdings weiterhin eine nette Randerscheinung, die man im äußersten Notfall natürlich nutzen kann, aber niemanden wirklich dazu zwingen sollte, Geld dafür auszugeben.

Malerisches Luxendarc

»Von der Synchronisation kann man weiterhin eine solide Leistung auf Englisch und eine gewohnt gute und leidenschaftliche Umsetzung auf Japanisch erwarten.«

Mit malerischen Darstellungen der Städte und liebevoll animierten Chibi-Charakteren konnte Bravely Default schon das ein oder andere Herz für sich gewinnen. Bravely Second steht dem in nichts nach und nutzt die gleiche Darstellungsform, die weiterhin passend und schön in Szene gesetzt wird. Auch die wenigen neuen Städte binden sich wunderbar in das Bild von Luxendarc ein.

Die Musik in Bravely Second ist ebenso wieder passend und weiß stellenweise durchaus auch mehr als bloß Hintergrundmusik zu sein. Allerdings fehlt diese Präsenz, die die Musik noch im ersten Teil hatte. Was in Bravely Default noch großen Wiedererkennungswert und einfach stark zur Atmosphäre beigetragen hatte, gerät hier schon ein wenig ins Hintertreffen. Trotzdem wird man den Soundtrack keineswegs als störend empfinden.

Von der Synchronisation kann man weiterhin eine solide Leistung auf Englisch und eine gewohnt gute und leidenschaftliche Umsetzung auf Japanisch erwarten. Die hin und wieder eingeworfenen, englischen Wörter von Magnolia in der Originalvertonung sind sogar sehr gut verständlich, wenn man bedenkt, wie die Englischkenntnisse mancher Japaner schwanken können. Wählt man die englische Synchronisation, so wird man sogar um einiges mehr beschallt als auf Japanisch. Da war Nintendo of America teilweise etwas übermütig in puncto Lokalisation.

Auf in den Kampf!
Auf in den Kampf!

Betrachtet man die Lokalisation genauer, dann fällt schnell die sehr freie Übersetzung auf. Auch wurden wieder einige Namen geändert, der Wechsel zu Französisch als Mondsprache war wohl aber unabdingbar, um es irgendwie vom Englischen abzuheben. Dennoch übertreibt man es etwas mit Magnolia in der lokalisierten Fassung, die hier so gut wie jeden Dialog mit französischen Wörtern spickt. Bravely Default hatte schon bereits ein paar Probleme mit der Zensur, doch bei Bravely Second setzt man sogar noch einen drauf. Neben der Zensur einiger Kostüme hat man einen Job einer radikaleren Veränderung unterzogen. Die Asterisk-Trägerin des Falkenauge-Jobs, ursprünglich wie eine amerikanische Ureinwohnerin gekleidet, trägt nun Cowboyhut und Beinkleider aus Leder. Was genau zu dieser total unsinnigen Zensur führte, bleibt wohl allein der Spekulation überlassen.

Auf gehts, Agnès-Rächer!

Bravely Second knüpft nahtlos an den Vorgänger, Bravely Default, an. Mit kleineren Pacing-Schwächen in der ersten Story-Hälfte dreht man die Schwächen zum Ende bei Bravely Default einfach um, anstatt diese komplett auszumerzen. Die Charaktere sind wieder einmal liebenswert, jedoch im Team-Zusammenspiel weniger herausragend als noch die Gruppe im ersten Teil. Das Spielsystem wurde größtenteils beibehalten, auch wenn man hie und da kleinere Anpassungen gemacht hat. Die größte Veränderung ist wohl der Ablauf von Sidequests, in denen man sich nun zwischen zwei Asterisk-Trägern entscheiden muss und auch nur mit einem Job die Nebenaufgabe verlässt.

Wer Bravely Default mochte, findet in Bravely Second: End Layer eine gelungene Fortsetzung auf 3DS. Hatte man jedoch schon vorher nur wenig übrig für JRPGs der alten Schule, so wird man mit Bravely Second auch nicht glücklich werden. Vorweg sei gesagt, dass der größte Negativpunkt der Spieler diesmal nicht mehr so im Spiel vorkommt, allerdings ist meiner Meinung nach nach einem guten Anfang schnell die Luft raus, bis das Ganze zum Ende hin noch einmal an Fahrt aufnimmt.

Story: Guter Anfang, der darauf etwas in ein Loch fällt und erst spät wieder die Kurve kriegt. Liebenswerte Charaktere, auch wenn das Team-Zusammenspiel aus Bravel Default nicht erreicht wird.

Gameplay: Unverändert gut und mit Möglichkeiten für taktische Finessen. Entscheidungen zwischen optionalen Jobs verlangen zweiten Durchgang.

Grafik: Malerisch schöne Städte mit Chibi-ähnlichen Charakteren.

Sound: Schöne, passende Stücke, die jedoch weniger hervorstehen wie noch in Bravely Default. Synchronisation gewohnt auf hohem Niveau.

Sonstiges: Mondaufbauspiel, Plüschtierbasteln als Zeitvertreib, Tagebuch mit Liebe zum Detail.