Titel | Tales of Berseria |
18. August 2016 | |
Bandai Namco | |
24. Januar 2017 | |
Bandai Namco | |
27. Januar 2017 | |
Bandai Namco | |
System | PlayStation 3 (jp), PlayStation 4, PC |
Getestet für | PlayStation 4 |
Entwickler | Bandai Namco |
Genres | JRPG |
Die Tales-of-Reihe geht mal wieder in die nächste Runde. Während der Vorgänger Tales of Zestiria noch für PlayStation 3 und PlayStation 4 gleichzeitig erschien, wagt sich Bandai Namco zumindest im Westen nun voll und ganz auf das schwierige Parkett der ehemaligen Next Gen mit Tales of Berseria. Die letzten Teile haben die Fanbase schwer entzweit und jedem Kenner der Serie dürfte aufgefallen sein, dass die Serie zu einem teils leider sehr lieblosen Massenprodukt verkommen ist. Mit dem neuen Ableger hofft man nun, die enttäuschten Fans wieder ins Boot zu holen. Sei es die veraltete Engine, die lieblosen 08/15-Charaktere oder eine halbgare Story mit recht mageren Unterhaltungsmöglichkeiten abseits der Wege: Die Kritikpunkte häuften sich und auch gerade in PlayStation-4-Gewässern gestaltet sich das Schwimmen ohne die rechte Leistung schwieriger als gedacht.
Tales of Berseria wurde am 27. Januar an unsere Küsten gespült und erscheint somit knapp anderthalb Jahre nach Tales of Zestiria. Berseria muss zumindest technisch einiges drauflegen, um die Fehler des Vorgängers wieder geradezubiegen. Wir haben uns ausgiebig mit dem Titel beschäftigt und nun will ich auch nicht mehr länger um den heißen Brei reden. Viel Spaß mit dem Test zu Tales of Berseria!
Rache ist Blutwurst
Die Geschichte von Tales of Berseria spielt in einer fernen Vergangenheit des Vorgängerspiels Tales of Zestiria. Obwohl es sich demnach um die gleiche Welt handelt, braucht man aber nicht zu fürchten, dieselben bekannten Orte abzugrasen. Vielmehr besteht die Welt aus vielen Inseln, die später auch mit dem Schiff bereist werden können. Die Story beginnt in einem idyllischen Dorf, in dem sich unsere spätere Protagonistin Velvet um ihren kranken Bruder kümmert. Nach jeder Menge Friede, Freude, Eierkuchen ereignet sich in einer verhängnisvollen Nacht der Knackpunkt der Geschichte. Velvets Bruder wird bei einem mysteriösen Ritual zum Opfer gemacht und die verstörte Schwester fällt daraufhin ihrer Verzweiflung zum Opfer, was sie zu einem Halbdämon werden lässt. Rasend vor Wut über ihren unschuldig getöteten Bruder sinnt sie auf Rache und macht sich auf, den Mörder zu finden.
Die Handlung von Tales of Berseria beginnt mit einem Knall und führt somit sehr motivierend in das Spielgeschehen ein. Man fühlt mit und ist enorm gespannt, wie es weitergeht. Einen großen Pluspunkt hat sich das Tales-Team definitiv für diesen Einstieg verdient, denn heutzutage bekommt man leider nur noch schwerlich interessante Geschichten, die einen tatsächlich in ihren Bann ziehen, geboten. Das Schöne ist aber, dass diese Spannung kaum abknickt und man den Großteil des Spiels von einer Szene zur anderen jagt, um zu erfahren, wie es nun weitergeht.
Natürlich gibt es an bestimmten Punkten auch die üblich flachen Tales-of-Momente, die die Stimmung auflockern und zum Durchatmen einladen, doch im Großen und Ganzen hat man sehr viel Arbeit in die Geschichte gepackt. Diese Tatsache dürfte einige Skeptiker sicherlich schon aufhorchen lassen.
Zum Ende hin hat man das Gefühl, dass man die eine oder andere Geschichte zu viel in das Spiel gepackt hat. Während manche Punkte doch noch zu kurz kommen, werden viele Dinge genauestens erklärt und hinterlassen so schon fast den Eindruck einer Tales-of-Visual-Novel anstatt des üblichen JRPG-Geplänkels. Man wird auf jeden Fall sehr viel zu lesen und auf die Ohren bekommen, wenn man sich auf das Spiel einlassen möchte.
Nach einer gewissen Zeit hat man auch schon sein gewohntes Team zusammen und schlägt sich durch die Welt. Während viele sich Velvets Rachezug aus verschiedensten Gründen anschließen, wächst die Gruppe allmählich zusammen und bildet, wie üblich, eine wunderbar verrückte Truppe aus verqueren Charakteren. Interessant ist hier, dass man nicht der Tales-of-Norm aus liebenswerten Leuten, die für das Gute kämpfen, folgt, sondern viel mehr, dass die Truppe aus Verbrechern und Dämonen besteht, deren Intention zunächst Rache oder selbst Gleichgültigkeit ist. In Tales of Berseria wird man technisch gesehen den Part der Bösewichte einnehmen, jedoch nur, um zum Schluss zu zeigen, dass diese Welt eben nicht pauschal in Schwarz und Weiß einzuteilen ist.
Die Charaktere wissen zu überzeugen, sind mit Leben und vielen Details ausgearbeitet und das Wichtigste: Man kann deren Beweggründe nachvollziehen und fühlt mit. Tales of Berseria macht mit Blick auf Story und Charakterentwicklung vieles gut, was in den Vorgängern auf der Strecke blieb. Man bleibt zwar seinem Schema aus quirligen, japanischen Charakteren treu, haucht ihnen aber wieder mehr Leben ein. Definitiv ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Auf die Mütze im Sekundentakt
Auch in Tales of Berseria wird auf ein schnelles, actionreiches Kampfsystem gesetzt. Wichtiger Bestandteil sind hier die sogenannten Seelen, die man durch erfolgreiches Betäuben der Gegner oder durch Einsammeln in der Kampfarena erhöhen kann. Hiermit bestimmt man die Anzahl an Artes, die man aneinanderfügen kann, um eine Kombo zu bilden. Anders als in den Vorgängern kann man Artes auf die vier Hauptknöpfe verteilen und je nach Zuordnung im Menü taktisch mit Elementarschwächen angreifen. Mit dem Break-Soul-Zustand entfaltet zum Beispiel Velvet ihre dämonische Kraft. Hier ist man nun für eine bestimmte Zeit unbesiegbar, verliert aber stetig an Lebenskraft. Mit Break Soul lassen sich die ursprünglich auf fünf Artes beschränkten Kombos weiterführen und mit einem zufälligen Finisher beenden. Hat man drei Seelen zur Hand, kann man jederzeit seine Kombo mit dem Break-Soul-Zustand erweitern, jedoch verliert man nach Aktivierung jeweils eine Seele, die daraufhin dem Gegner zugeschrieben wird.
Die Break-Soul-Aktivierung variiert hingegen von Charakter zu Charakter. Betrachtet man aber nur Velvet, so ist das Kommando fast schon viel zu stark für die meisten Kämpfe. Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad wird man kaum mit irgendeinem Gegner Probleme haben. Selbst die Bosse lassen sich in Sekunden besiegen. Erst wenn man sich den höheren Schwierigkeitsgraden zuwendet, muss man mehr und mehr auf seine Taktik achten. Etwas schade, denn trotz alledem sind die Kämpfe schnell, flüssig und bringen durchaus Spaß.
Wer also nur der Story folgen möchte, der kann getrost mit Velvet das ganze Spiel ohne größere Probleme bestreiten. Ein wenig mehr Herausforderung bieten die anderen Charaktere und die höheren Schwierigkeitsgrade. Ein weiteres Manko der Kämpfe sind, wie fast immer, die immer wiederkehrenden Gegnermodelle. Kaum Abwechslung trifft auf so gut wie keine kämpferische Herausforderung. Das kann mitunter demotivieren, aber zum Glück kann man die meisten Gegner ohne Kampf umwandern.
Ein bekanntes Feature der Tales-of-Spiele sind natürlich auch die sogenannten Mystic Artes, die auch in Tales of Berseria nicht zu kurz kommen. Mit aufsteigendem Level oder durch bestimmte Item-Funde kann man diese begehrten Artes erlangen und wie gewohnt nach einer erfolgreichen Kombo noch hinten dranhängen. Interessant ist hier, dass man alle Mystic Artes der verschiedenen Charaktere ebenfalls in eine Kombo packen kann, sodass man bis zu sechs Mystic Artes nacheinander ausführen kann. Da bleibt kaum noch ein Gegner stehen, so viel ist sicher.
Das Skill-System versucht sich an einer Verbesserung zum leicht konfusen System aus Tales of Zestiria. Auch in Tales of Berseria sind verschiedene Skills, wie zum Beispiel „Angriffsstärke +5%“ oder „Schadensabsorbierung durch xy“, mit den Ausrüstungsgegenständen gekoppelt. Allerdings kann man jeweils den Hauptskill des Gegenstands erlernen, wenn man ihn lange genug ausgerüstet hat. So hat man ein Grundgerüst aus seinen gewünschten Skills und kann diese obendrein noch mit den Zusatzskills der jeweiligen Ausrüstung verstärken oder ergänzen.
Das Aufrüsten der Ausrüstung ist auch wieder ein großer Bestandteil. Mit bestimmten Gegenständen lassen sich Ausrüstungsteile aufwerten. Hier bekommen diese zum einen einen Stärkebonus, zum anderen auch mitunter weitere Skills. Braucht man die Ausrüstung nicht mehr, so lässt sich diese auch wieder zerlegen, was wieder neue Gegenstände zum Aufrüsten bringt. Oft bekommt man auch Ausrüstungsteile geradezu nachgeschmissen und ein Zerlegen ist des Öfteren ratsamer als ein bloßer Verkauf.
Das Skill-System ist schön umgesetzt und verlangt beim Auswählen mehr vom Spieler ab als bloßes Statuswertevergleichen. Allerdings wird dieser Aspekt durch den fast nicht vorhandenen Schwierigkeitsgrad auf „normal“ doch stark ins Abseits gedrängt und man legt eigentlich nur noch Gegenstand nach Gegenstand an, um der Vollständigkeit halber alle erlernbaren Skills zu bekommen.
Was gibt es noch?
Tales of Berseria weiß mit seiner Hauptgeschichte zu überzeugen, kann aber auch mit seinen Nebengeschichten einen guten Zeitvertreib verschaffen. Ganz im Gegensatz zu den neueren Vorgängern, lassen sich hier deutlich mehr Bewohner ansprechen und gesondert gekennzeichnete Events füllen die Welt zusätzlich mit Leben. Wie in der Hauptstory kann man auch hier von der Informationsflut erschlagen werden. Auch die bekannten Gespräche zwischen den Charakteren dürfen in Tales of Berseria nicht fehlen.Wirkliche Side-Quests, in denen man bestimmten Leuten aushelfen muss, gibt es hingegen nicht. Vielmehr findet man oft Minispiele, die man nebenher erledigen kann. Belohnt werden diese mit Tales-Münzen, welche man gegen Items oder Kostüme eintauschen kann.
Es gibt tatsächlich einige Kostüme, die man im Spiel selber erhält, doch wirklich besonders sind diese nur selten. Das Gros der guten Kostüme erhält man leider auch in Tales of Berseria nur über den Kauf eines DLCs. Die seit einiger Zeit in die Reihe eingefügten Attachments, um seinen Charakter mit Accessoires auszustatten, gibt es allerdings auch im neusten Tales-of-Teil zur Genüge.
Wer mehr über die Welt und seine Leute in Tales of Berseria erfahren möchte als im lieb ist, der wird sicher seinen Spaß an den vergleichsweise vielen Gesprächen mit den Stadtbewohnern und auch zwischen den Charakteren haben. Als Abwechslung sind die Minispiele ganz nett, lassen aber die Liebe zum Detail aus älteren Tales-of-Teilen vermissen.
Mit einigen Arenakämpfen, einem Zusatzdungeon und dem Katz-Dorf hat man zusätzlich noch ein paar Serien-typische Dinge, auf die man bauen kann.
Im Osten nichts Neues
Trotz zahlreicher Beschwerden über die Engine, Designschwächen und dergleichen beharrt man auch bei Tales of Berseria auf dem altbekannten Level. Da man in Japan immer noch auf die Kombination aus PlayStation 3 und PlayStation 4 setzt, merkt man dem Spiel kaum starke Verbesserung zum Vorgänger an. Gerade das Design der Gegenden lässt mal wieder stark zu wünschen übrig. Es fehlt an schöner Atmosphäre und den kleinen Details. Oft sieht man total verpixelte Texturen oder einfach nur kahle Polygongebilde in der Gegend stehen. Das ist zum einen nicht mehr Zeitgemäß und zum anderen nicht sonderlich förderlich, die recht interessante Geschichte gebührend umzusetzen. Die Charaktere an sich sind hübsch anzusehen, doch alles drumherum ödet einen, trotz der Vielfalt an Gebieten, schnell an. Viel zu selten merkt man, dass die Entwickler mehr Arbeit als auf unterstem Niveau nötig aufgewendet haben.
Soundtechnisch kann man auch nur die hervorragenden japanischen Stimmen hervorheben. Bis auf einige Ausnahmen ist die englische Synchronisation ebenfalls zu empfehlen. Die Kategorie Musik kann man hingegen fast schon komplett wegfallen lassen. Auch Tales of Berseria macht hier nicht viel besser als seine unmittelbaren Vorgänger. Von langweilig bis nichtssagend ist hier fast alles an Musik vertreten. In einigen Story-Szenen oder Boss-Kämpfen vermisst man wirklich die nötigen Akzente, womit man noch einmal hätte punkten können.
Die deutsche Lokalisierung hätte auch etwas kreativer sein können. Zwar sind die Texte nur in seltenen Fällen schlecht übersetzt, aber gerade die seltsamen Namensgebungen und die unkreativen Wortfindungen irritieren doch zu Anfang enorm. Wenn man schon Gegenden ohne Namen hier benennen muss, dann doch bitte nicht mit Namen aus einem anderen Tales-of-Spiel, welches keine Verbindung zu diesem hat.
Quo vadis, Tales of?
»Tales of Berseria schafft es endlich wieder, eine spannende Geschichte und glaubwürdige Charaktere unter einen Hut zu bringen. Mit einer Truppe aus Außenseitern geht es auf Rachefeldzug gegen die vermeintlich Guten. Dabei glänzen die herrlich verrückten Charaktere mit ihrem Witz, aber auch mit ihrer Entschlossenheit. Tales of Berseria macht in der Hinsicht wieder viel richtig, was zuletzt falsch lief. Allerdings muss man sich auf jede Menge Gespräche und Text einlassen, um die Story zu Ende zu bringen.
Die Erzählweise der Geschichte erinnert eher an eine Visual Novel als an ein normales JRPG, zumal Aspekte wie Kampf oder Charakterausbau eher in den Hintergrund gerückt werden, wenn man den viel zu niedrigen Schwierigkeitsgrad in Betracht zieht.
Leider beharrt man auch im neuen Tales-of-Ableger auf altbackenen Designs und langweiliger bis nichtssagender Musikuntermalung. Die Arbeit des Sprecher ist hingegen wieder hervorragend. Sieht man von den schlechten Designentscheidungen ab, hat man bei Tales of Berseria sicherlich wieder mehr Liebe reingesteckt. Die Kämpfe sind schnell und spaßig, das Skillsystem ist interessant und auch einige Minispiele sorgen für Abwechslung.
Wem die Story und die Charaktere in den letzten Tales-of-Teilen zu kurz kamen, der wird bei Tales of Berseria auf jeden Fall auf seine Kosten kommen. An der Umsetzung hapert es hier und da, doch im Grunde schlägt die Serie langsam wieder die richtige Richtung ein.«
Story: Spannend und gefüllt mit Informationen. Die Sequenz- und Textlastigkeit erinnern fast schon an eine Visual Novel. Charaktere sind glaubhaft und gewohnt liebenswert ausgearbeitet.
Gameplay: Schnelles, spaßiges Kampfsystem mit zahlreichen Kombo-Möglichkeiten. Verständliches Skillsystem und verschiedene Charakterkampfstile laden zum Ausprobieren ein. Der niedrige Schwierigkeitsgrad lässt den taktischen Aspekt leider in den Hintergrund rücken.
Grafik: Langweilige, altbackene Designs. Trotz Vielfalt an Gebieten fehlt es an Atmosphäre. Charaktermodelle sind größtenteils gelungen.
Sound: Tolle japanische Synchronisation. Einfallslose Musik, die kaum im Gedächtnis bleibt.
Sonstiges: Minispiele, Arenakämpfe und ein Zusatzdungeon.