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Im Test! Nioh

Titel Nioh
Japan 09. Februar 2017
Koei Tecmo
Nordamerika 07. Februar 2017
Sony
Europa 08. Februar 2017
Sony
System PlayStation 4
Getestet für PlayStation 4
Entwickler Team Ninja
Genres Action-RPG

Nach doch recht langer Ideenfindungs- und Entwicklungsphase bringt Koei Tecmo mit Nioh ein Action-RPG exklusiv für die PlayStation 4. 2004 begann man hinter verschlossenen Türen ein Spiel basierend auf einem unvollständigen Akira-Kurosawa-Roman zu planen. Da diese Ideenfindungsphase wohl keine zufriedenstellenden Früchte für Producer Kou Shibusawa trug, gab man das Projekt später an Koei Tecmos Devison Team Ninja ab, die letztendlich rund vier Jahre an dem heutigen Projekt Nioh gearbeitet haben. 2016 machte man sich mit Demos aus den Alpha- und Beta-Phasen des Spiels bemerkbar. Nioh bekam einen Aufmerksamkeitsschub und schnell wurden Parallelen zu der Souls-Reihe von FromSoftware gezogen.

Es liegt auf der Hand, woher Team Ninja seine Inspiration nahm. Doch sollte man Nioh nicht einfach als einen Dark-Souls-Klon abtun. Team Ninja bringt dem Spieler die japanische Geschichte auf eine andere Art und Weise näher und möchte mit schneller Action à la Ninja Gaiden und dem japanischen Flair eines Onimusha überzeugen.

Was man von Nioh erwarten kann erfahrt ihr in unserem Test zu Koei Tecmos neuem Action-RPG, welches seit dem 08. Februar die PS4-Charts aufwirbelt.

Einigkeit und Recht und Freiheit

Die Reise beginnt!
Die Reise beginnt!

Wie bereits erwähnt taucht man in Nioh in geschichtliche Ereignisse ein. Das beliebte und oft aufgegriffene Thema der Reichseinigung Japans findet auch hier wieder sein Plätzchen. Der Spieler nimmt die Rolle des Seefahrers William Adams ein, der später, wie einigen bekannt, Tokugawa Ieyasu bei seinem Plan Japan zu einen helfen wird. Im Laufe des Spiels laufen einem demnach zahlreiche historische Charaktere über den Weg. Jedoch wäre ein Action-RPG im alten Japan nur halb so witzig, wenn nicht zahlreiche Oni und Yokai ihr Unwesen treiben würden.

Die Handlung bleibt relativ spannend bis zum Schluss und ist ein netter Bonus zu dem recht motivierenden Gameplay. Mit seinem Missions-basierten Aufbau in Haupt- und Nebenmissionen unterscheidet es sich schon einmal von den ineinander verschlungenen Gegenden in Darks Souls oder Bloodborne. Dennoch hat man dadurch leider nicht unbedingt mehr verschiedene Umgebungen. Oft wiederholen sich Level-Designs, der Zielpunkt wird zum Startpunkt einer anderen Mission oder es ist nur ein Teil einer bekannten Mission begehbar und künstlich verkleinert worden.

Zwar ist das etwas enttäuschend, wenn man nach dem Durchspielen auf die große Japankarte schaut, aber im Grunde nur eine Handvoll verschiedener Level-Designs zu Gesicht bekam, jedoch haben die Missionen eine wirklich schöne Atmosphäre und bieten viel Liebe zu kleinen Details. Bestimmte Mission lassen sich auch als sogenannte Zwielichtmission bestreiten. Hier hat man dann nochmal eine schwierigere Variante eines bekannten Levels, allerdings hat man sich bei dem System dahinter wohl nicht so viele Gedanken gemacht. Jeden Tag stehen nämlich nur zwei Zwielichtmissionen zur Auswahl, sodass man mitunter Tage warten muss, bis eine freigeschaltene Mission überhaupt spielbar ist.

Das Spielprinzip in den Missionen bleibt in der Basis ähnlich dem der Souls-Spiele. Man läuft durch eine Gegend, tötet Gegner, schaltet Abkürzungen frei und versucht sich an einem imposanten Boss. Stirbt man auf dem Weg, so hat man eine Chance seine gesammelten Amrita – die Erfahrungspunkte in Nioh – wiederzuerlangen. In den Kämpfen verlässt man sich nicht nur auf seine Waffe, sondern auch auf die vielen hilfreichen Gegenstände, allem voran das Elixier, welches eure Energie wieder ein Stückchen auffüllt, sollte man die Zeit finden, dieses einzunehmen…

Der obige Absatz umfasst auch schon alle Gemeinsamkeiten mit den besagten Spielen von FromSoftware, denn ansonsten geht Nioh seinen eigenen Weg.

Seefahrer können alles, nur nicht schwimmen

Sagenhafte Gestalten
Sagenhafte Gestalten

Nioh ist kein Spiel, in dem man einfach mal ohne Probleme durchläuft und die Credits zu Gesicht bekommt. Wenn man nicht aufpasst, dann tut es mehr als Weh und der ungeübte Spieler wird recht schnell ins Gras beißen. Allerdings muss man dazu sagen, dass das Spiel über den Alpha-Prozess hinaus sehr viel seines anfänglichen Anspruchs verloren hat. Gegner lauern nur selten in unübersichtlichen Ecken und der ein oder andere Fehler ist durch das schnelle Kampfsystem gut zu verschmerzen. Gutes Timing und schnelles handeln ist in Nioh der Schlüssel zum Erfolg, ganz nach dem Motto Angriff ist die beste Verteidigung.

Wichtiger Bestandteil der Kämpfe ist die Ausdauer, welche hier Ki genannt wird. Das Ki ist eure wirkliche Lebensanzeige, denn hiermit wird ausgewichen, zugeschlagen und geblockt. Seid ihr ohne Ki, dann braucht man eine kurze Pause, bis es sich wieder regeneriert…eine Pause, die oftmals den Tod bedeutet. Positiv entgegen wirkt der sogenannte Ki-Impuls, der dazu führt, dass sich eine gewisse Menge an Ki sofort wieder auffüllt. Später wird man diese Fähigkeit durch verschiedene Aktionen ausführen können. Zu Beginn bleibt nur der gut abgepasste Knopfdruck nach einer Schlagkombination.

Um das Ganze fairer zu gestalten, verfügt auch jeder Gegner über eine Ki-Leiste, die man mit bestimmten Attacken leeren kann. Hat ein Gegner keine Ki mehr, so ist er schutzlos ausgeliefert und kann nach Herzenslust verdroschen werden. Das macht das Spiel und somit die Kämpfe noch ein bisschen schneller und spaßiger. Wer zu gierig ist, der wird aber sicherlich eines Besseren belehrt.

»Das schnelle und action-reiche Kampfsystem macht Spaß, weiß herauszufordern und spornt dazu an, den Controller nur selten nach einer Niederlage wegzulegen.«

Interessant in Nioh sind zum einen die Waffenauswahl, die sich über das Standardwerkzeug des Katanas über die Kettensichel Kusarigama bis hin zu vernichtenden Äxten erstreckt, zum anderen lassen sich alle Waffen in drei verschiedenen Haltungen tragen. Egal ob hohe, mittlere oder tiefe Haltung, jede ist für eine bestimmte Situation besser zu gebrauchen. Die Haltungen können sogar während einer Kombo gewechselt werden, wenn man flink genug mit den Fingern ist. Jede Haltung hat zudem seine Vor- und Nachteile, sodass man zwar nicht unbedingt gezwungen ist zu wechseln, es sich aber von Zeit zu Zeit anbietet.

Neben den primären Waffen lassen sich auch Fernwaffen ausrüsten. Der Fernkampf ist in Nioh sehr gut umgesetzt. Wer die Augen aufhält, der wird Gegner schon aus weiter Ferne ausschalten, bevor sich eine Horde an Gegnern auf einen stürzt. Wem das nicht genug ist, der bekommt noch eine große Auswahl an Ninjitsu und Onmyo-Magie geboten, die in Item-Form bereitgestellt werden kann und oft aus Buffs und Debuffs bestehen, aber auch in Form von Shuriken und Kunai als gefährliche Projektile das Waffenrepertoire noch einmal erweitern.

Bestimmte Items oder das bloße Nutzen von Waffen versorgt den Spieler mit Fähigkeitspunkten, die für neue Aktionen eingetauscht werden können. Auch sollte man ab und an im Dojo vorbeschauen, wo man zu Beginn Basis-Tutorials abschließen kann. Hier lernt man nicht nur die fortgeschrittene Steuerung, sondern verschafft sich auch Zugang zu besonderen Fähigkeiten. Hat man nun die Fähigkeiten erlernt, so geht es nur noch darum, die richtige Ausrüstung dafür zu beschaffen.

Einschüchternde Bosse
Einschüchternde Bosse

Nioh geht hier recht großzügig mit der Anzahl an Loot um. Fast jeder Gegner lässt eine Waffe oder Rüstung nach seinem Ableben zurück. Soviel, dass es oft nötig ist, das Inventar von unnötigem Balast zu erleichtern. Abnehmer sind zum einen die Kodama-Schreine bei denen man seine Amrita gegen Statuswerterhöhungen eintauscht und der Waffenschmied. Ersteres lässt Ausrüstung gegen weitere Amrita opfern und der Waffenschmied belohnt mit Gold, welches man bei selbigem auch schnell wieder loswerden kann. Das Aufwerten der Waffen und Ausrüstungsgegenstände sowie das Neuschmieden und Zerlegen von Ausrüstung sind nicht unbedingt nötig bei einmaligem Durchspielen, trotzdem lässt sich hier der ein oder andere Gegenstand anfertigen und modifizieren, wie es einem beliebt.

Der Held William hat die Fähigkeit Schutzgeister wahrzunehmen. Nach Abschließen bestimmter Missionen kann man neue Schutzgeister erlangen und einen Pakt mit ihnen eingehen. Diese Geister sorgen für zusätzliche Vorteile, wie zum Beispiel einem erhöhten Angriffswert oder die Verteidigung gegen bestimmte Elemente. Sammelt man Amrita ein, nachdem man einen Gegner bezwungen hat, füllt sich eine Leiste, die es ermöglicht, den Schutzgeist zu rufen, wenn diese voll ist. Ruft man einen Schutzgeist, so erhält die ausgewählte Waffe ein bestimmtes Element und zusätzliche Fähigkeiten, je nach Schutzgeist. Im Zustand der belebten Waffe, wie das Spiel es nennt, ist man eine gewisse Zeit unverwundbar und zudem um einiges stärker. Belebte Waffen bringen noch eine weitere Nuance in Niohs Kampfsystem, die das Blatt in ausweglosen Situationen oftmals wenden kann.

Das schnelle und action-reiche Kampfsystem macht Spaß, weiß herauszufordern und spornt dazu an, den Controller nur selten nach einer Niederlage wegzulegen. Frustmomente gibt es nur, wenn man zum fünften Mal ins Wasser gefallen ist oder über eine Bergklippe in den sicheren Tod stolpert. Seefahrer brauchen halt nicht schwimmen zu können, wie mir scheint…

Ein Kodama kommt selten allein

»Das alte Japan, wie man es nur aus Märchen oder Geistergeschichten kennt, lockt mit einer tollen Atmosphäre und Details.«

Amrita und Ausrüstung farmen ist ein wichtiger Bestandteil in Nioh. Darüber hinaus verstecken sich aber noch in einigen Missionen Kodama, die gefunden werden wollen. Diese kleinen grünen Kerlchen bewohnen eigentlich die Schreine im Spiel, doch manche haben sich verlaufen und sind nun gut versteckt in den Levels verstreut. Findet man einen Kodama, so kann man sich seinen Segen am Schrein abholen. Die Segen sorgen dafür, dass Gegenstände, Amrita oder auch Elexiere mit einer höheren Wahrscheinlichkeit fallengelassen werden. Durchaus nützlich, aber das Suchen der putzigen Kodama macht im Prinzip schon genug Spaß.

Im Laufe des Spiels wird man Titel erlangen können, die Williams Ruf in Japan stärken. Mitunter führt das dazu, dass man Rufpunkte erhält, die ebenfalls wieder in bestimmte Statuswerte oder andere Vorteile fließen können. Nioh bietet in der Hinsicht schon Einiges, was das Leben des ungeduldigen Spielers erleichtert.

Hübsche Sequenzen
Hübsche Sequenzen

Obendrauf gibt es noch einen Online-Coop-Modus, der es erlaubt mit einem anderen Spieler zusammen Missionen zu absolvieren. Befindet man sich im Online-Modus, so sieht man auch recht häufig Gräber gefallener Spieler. Diese können ins Leben zurückgerufen und bekämpft werden. Wer also ein wenig mehr Herausforderung sucht und dazu noch seltene Ausrüstung abstauben will, der sollte sich mal an einem dieser Gegner versuchen.

Nach dem Durchspielen stehen nach wie vor alle Missionen zum wiederholten Spielen zur Verfügung. Beendet man das Spiel, bekommt man neben einer optionalen Zusatzmission nochmal schwierigere Versionen der bekannten Level. Ein New-Game+ innerhalb des alten Spieldurchgangs also.

Das alte Japan wie aus Märchenbüchern

Schnelle Action und tolle Atmosphäre
Schnelle Action und tolle Atmosphäre

Nioh kann mit seiner hübschen Grafik und den tollen Designs überzeugen. Die menschlichen Charaktere im Spiel wirken wegen des Motion Capturing echter Menschen überzeugend. Das alte Japan, wie man es nur aus Märchen oder Geistergeschichten kennt, lockt mit einer tollen Atmosphäre und Details. Die Oni und Yokai sind auch äußerst hübsch und authentisch umgesetzt. Leider sind, wie bei der geringen Vielfalt an Designs für die Level, auch etwas zu wenig verschiedene Gegnermodelle im Spiel. Hier hätte man noch ein wenig mehr rausholen können.

Die musikalische Kulisse passt sich sehr gut in die Umgebung ein. Klassisch japanisch geht es auch hier weiter. Die Sprachausgabe ist in Japanisch und Englisch zu ähnlich, da unser Hauptcharakter kein Japanisch spricht, die anderen aber munter ihrer Muttersprache treu bleiben.

Nioh bietet zudem mehrere Modi für die Bildwiederholfrequenz. Der Action-Modus verspricht hier stabile 60 fps, während der Filmmodus auf 30 fps mit besserer Grafik setzt. Bei beiden Modi kommt es allerdings ab und an zu Frame-Rate-Einbrüchen, die jedoch nicht oft innerhalb der Kämpfe passieren.

Sind sie zu stark, bist du zu schwach

»Mit Nioh bringt Koei Tecmo ein gelungenes Action-RPG auf die PlayStation 4. Schnelle, herausfordernde Kämpfe treffen auf die schöne mystische Atmosphäre des alten, märchenhaften Japans. Nioh peppt die japanische Geschichte mit jeder Menge Oni und Yokai auf und schafft ein Gameplay, das durchaus süchtig machen kann. Auch wenn Vieles an FromSoftwares Souls-Reihe zu erinnern scheint, schafft man hier mit kleinen Feinheiten ein frisches und fast schon gänzlich anderes Erlebnis. In puncto Schwierigkeitsgrad ist man recht moderat geblieben. Mit ein wenig Übung und Timing wird man viele Kämpfe souverän meistern können. Generell verzeiht man sehr viele Fehler, gerade im ersten Spieldurchgang.

Die Designs und Details machen definitiv Lust auf mehr, gerade weil man leider an Gegner-Vielfalt und Level-Designs noch mehr hätte rausholen können.
Nach dem Durchspielen bekommt man die Missionen noch einmal in härterer Form präsentiert. Langzeit-Spaß, gerade wenn noch beispielsweise Kodama gefunden werden wollen, ist hier garantiert.

Wer auf schnelle Action, herausfordernde Kämpfe und die Atmosphäre einer alten japanischen Geistergeschichte steht, der schlägt sicherlich bei Nioh zu. Alle anderen sollten hingegen zumindest einen Blick riskieren, wenn sie sich trauen.«

Story: Japans Geschichte der Sengoku-Zeit im neuen Gewand mit jeder Menge Dämonen und Magie.

Gameplay: Schnell, süchtigmachend, herausfordernd. Kampfstile, Zauber und die richtigen Items peppen das actionreiche Kampfsystem auf und erlauben Freiraum zum Ausprobieren. Belebte Waffen sorgen für das kleine Ass im Ärmel, sollte es einmal eng werden. Das KI-System bringt taktische Finesse in die Kämpfe und bildet den wichtigen Bestandteil des Gameplays.

Grafik: Hübsche Optik mit schönen Details. Zwischensequenzen bieten authentische Mimik der Charaktere. Hier und da gibt es ein paar kleine Frame-Rate-Einbrüche.

Sound: Schöne, japanisch angehauchte Klänge und motivierende Stücke bei den Bosskämpfen. Synchro und Soundeffekte sind passend und fügen sich nahtlos in die Atmosphäre ein.

Sonstiges: Online-Coop-Modus, Kodama-Suche und herausfordernde Missionen nach dem ersten Durchspielen.