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Im Test! Enigma:

TitelEnigma:
Japan15. März 2015
Uzumeya
Nordamerika15. November 2016
Fruitbat Factory
Europa15. November 2016
Fruitbat Factory
SystemPC
Getestet fürPC (Steam)
EntwicklerUzumeya
GenresVisual Novel

Herausgeber Fruitbat Factory ist momentan gut dabei, einige interessante Indie-Visual-Novels in den Westen zu bringen, von denen wahrscheinlich vorher kaum jemand gehört hat. Den Anfang machte Magical Eyes – Red is for Anguish, welches im März dieses Jahres auf Steam und Mangagamer erschien. Danach folgten die Ankündigungen zu Enigma: und Miniature Garden. Enigma: ist eine Fantasy-Mystery-Visual-Novel von Indie-Entwickler Uzumeya, die sich in erster Linie an eine weibliche Spielerschaft richtet. Protagonist Chester leidet an einer unheilbaren Krankheit und verbringt seine verbleibende Zeit auf einer abgelegenen Insel, an die er geschwemmt wurde. Was ihn dabei erwartet, erfahrt ihr in unserem Test!

Der Anfang…

Enigma: erzählt die Geschichte des jungen Mannes Chester, den es eher unfreiwillig auf eine abgelegene Insel verschlägt, weil er von Bord seines Schiffes gespült wurde. Zwei Bewohner der Insel, die Geschwister Colette und Lauro, retten ihm das Leben. Schon bald findet Chester heraus, dass dieser Ort komplett vom Rest der Welt abgeschnitten und auf keiner Karte verzeichnet ist. Wäre das nicht schon seltsam genug, scheint dies die meisten Bewohner kein Stück zu stören und sie zeigen dem Schiffbrüchigen sogar die kalte Schulter. Allerdings sind nicht alle von dieser Sorte. Herbalist Greta ist zwar kein richtiger Arzt, denn so etwas gibt es auf der Insel nicht, aber sie kümmert sich trotzdem um Chester und bietet ihm sogar eine Bleibe an. Eine Sache bleibt durch die Untersuchung aber nicht unbemerkt. Greta stellt fest, dass Chester an einer Krankheit leidet und schätzungsweise nur noch einen Monat zu leben hat. Für Chester keine Neuigkeit, zumal dies der Grund seiner Reise ist, allerdings hatte er nicht damit gerechnet, seine restliche Lebenszeit an so einem Ort zu verbringen.

Die unheilbare Krankheit, die den Körper langsam von innen auffrisst, trägt den Namen Enigma. Woher die Krankheit kommt und wie sie sich verbreitet, weiß niemand, aber sie befällt immer mehr Menschen auf der gesamten Welt. Es ist ein Wunder, dass niemand auf der Insel davon betroffen ist und die Bewohner anscheinend noch nicht einmal von Enigma wissen.

Nachdem der Name Enigma gefallen ist, erzählt Greta Chester von dem weißen Wald, der sich über einen Teil der Insel erstreckt. Man erzählt sich, er würde Menschen fressen und jeder nennt ihn Enigma. Ist es nur ein Zufall oder besteht zwischen der Krankheit und dem Wald womöglich eine Verbindung?

Natürlich macht die Entdeckung Chester neugierig und das Geheimnis um Enigma wird sich auch langsam im Laufe der Geschichte lösen, allerdings werden Charakterinteraktionen in den Vordergrund gestellt. Der Protagonist lernt die Bewohner genauer kennen, erlebt einen komplett neuen Alltag und schließt Freundschaften. Stück für Stück erfährt der Spieler mehr über die Charaktere und lernt ihre Persönlichkeiten und Einstellungen gegenüber dem Protagonisten kennen und wie dieser es schafft, alle um sich herum zu beeinflussen. Je weiter ihr voranschreitet, umso spannender wird die Handlung und die Hoffnung, dass es vielleicht doch eine Möglichkeit geben könnte, Chester zu retten, schwindet mehr und mehr dahin. Es existiert kein Happy End, aber das wird dem Spieler schon frühzeitig vor Augen geführt.

Demnach wird spätestens beim Erreichen des ersten Endes schnell klar, dass es auch nach all den heiteren und fröhlichen Momenten, die Chester auf der Insel erlebt, kein Entkommen von der harschen Realität gibt und dies aufgrund der Ereignisse selbst den Charakteren schadet, die ihre Zeit mit Chester verbracht haben. Anfangs mag dies noch ganz harmlos aussehen und lediglich das Gefühl von Traurigkeit vermitteln, doch gibt es so einige Enden, die eine grausame, düstere Richtung einschlagen. Es wird weitgehend davon abgesehen, solche Momente in Bildern zu zeigen, aber die Texte und Andeutungen genügen, um erahnen zu können, was sich da gerade abgespielt hat. Sagen wir mal so, es ist nichts für zarte Gemüter und es wird von teils recht heiklen Themen Gebrauch gemacht.

Leicht romantische Elemente sind ebenfalls enthalten und man merkt schnell, dass sich Enigma: in erster Linie an die weibliche Spielerschaft richtet. Von den drei Routen, die man beschreiten kann, sind zwei für männliche Charaktere bestimmt und die letzte für eine lebendige Puppe, die zwar als weiblich bezeichnet wird, aber eigentlich kein Geschlecht hat. Zwar wird es nie direkt ausgesprochen, doch sind genügend Andeutungen und entsprechendes Verhalten vorhanden, welche man als Zuneigung gegenüber dem Protagonisten deuten kann. Wobei oftmals er selbst und seine Persönlichkeit schuld daran sind. Chester schafft es, sowohl Frauen als auch Männer anzuziehen.

»Die Informationen und Enthüllungen sind allesamt aufgeteilt und ergeben erst ein Gesamtbild, wenn ihr die 19 Enden und den Epilog gesehen habt.«

Neben den Charakteren, denen genug Beachtung und Entwicklung geschenkt wird und einem eher ungewöhnlichen, überraschenden Protagonisten (im positiven Sinne), stellt die Art und Weise, wie die Handlung vermittelt wird, eine weitere Stärke des Spieles dar. Der Anfang mag etwas langsam sein, da dieser für Vorstellungen und das Einleben genutzt wird, aber je mehr ihr in den insgesamt drei Routen voranschreitet, umso besser und interessanter wird es. Die (Hintergrund-)Informationen und Enthüllungen sind allesamt aufgeteilt und ergeben erst ein Gesamtbild, wenn ihr die 19 Enden und den Epilog gesehen habt.

Dabei wird gut darauf geachtet, dass nicht immer die gleichen Dinge wiederholt werden. Leider kann das dazu führen, dass man als Spieler etwas verwirrt zurückgelassen wird, je nachdem, welche Enden man zuerst sieht oder man erfährt etwas in einer nicht vorhergesehenen Reihenfolge, aber das Gefühl schwindet, sobald man die fehlenden Informationen gefunden hat. Zudem öffnen sich die anderen Routen erst, wenn man bestimmte Enden gesehen hat, damit man nicht sofort zu viel erfährt. Dabei sind auch die Twists schlau gemacht und wissen zu begeistern. Gerne lässt sich einmal die ein oder andere Sache erahnen und kommt nicht mehr ganz so überraschend herüber, wenn die Enthüllung stattfindet, aber es wirkt eher so, als wäre es so vorgesehen. Besonders faszinierend ist der Twist im Epilog und wie sich letztendlich alles zusammenfügt. Selbst nachdem man bis ganz zum Ende gekommen ist, möchte man wissen, wie es weitergeht und noch mehr Abenteuer mit den Charakteren erleben.

 

…und das Ende

Enigma: vermittelt eine mystische, intensive Atmosphäre und obwohl die Handlung in einer Fantasy-Welt spielt, in der Magie kein Fremdword ist, merkt man oftmals eine Verbindung zur Wirklichkeit. Die Insel selbst wirkt mittelalterlich und keltisch, so als wäre sie aus einer früheren Zeit entsprungen, wohingegen Chesters ehemaliger Wohnort moderner herüberkommt, wo man bereits Dinge wie Fotoapparate kennt und Schusswaffen gebraucht. Die grausame, von Kriegen und Hass durchzogene Welt steht dabei im direkten Kontrast zur friedsamen Insel. Dementsprechend fällt auch die Farbwahl aus. Normalerweise begegnen euch Farben der Natur, wobei vor allem Grün- und Brauntöne präsent sind, aber sobald es eine Rückblende auf die Umgebung des Festlandes gibt, werden eher kalte, triste Farbtöne verwendet.

Die Dialoge und die allgemeine Darstellung sind eher einfach gestaltet. Es werden je nach Situation Charakter-Sprites mit passenden Posen und Gesichtsausdrücken benutzt, was nicht unbedingt viel Lebendigkeit herüberbringt, aber es ist schön mit anzusehen, wie sich die Mühe gemacht wurde, einige spezielle Sprites zu zeichnen, die nur in bestimmten Fällen Verwendung finden. Selbst der Protagonist ist dauerhaft auf dem Bildschirm zu sehen, was bei Visual Novels keine Selbstverständlichkeit darstellt. Enigma: enthält eine große Anzahl an Eventbildern, von denen einige allerdings mehrfach verwendet werden.

Gut zur Atmosphäre bei trägt auch der Soundtrack, der gerne mal auf keltische Klänge und magisch klingenden Gesang setzt. Besonders deutlich zu hören ist dies im Opening und Ending des Spieles, bei denen sich viel Mühe gegeben wurde. Einige benutzte Geräusche hingegen wirken etwas störend, manchmal wird hier nicht der richtige und passende Ton erwischt. Eine Sprachausgabe gibt es übrigens nicht, was aber nicht verwunderlich ist bei einer Indie-Visual-Novel, die von einem sehr kleinen Team erschaffen wurde.

An Funktionen ist das Nötigste enthalten wie Auto, Skip, ein Backlog und die Möglichkeit, im Fullscreen-Mode zu spielen. Von letzterem ist allerdings abzuraten, weil das Spiel nicht darauf ausgelegt ist und dementsprechend die Bildqualität abnimmt sowie zwei schwarze Seitenränder sichtbar werden. Genügend Speicherstände stehen auch zur Verfügung. Um alles in Enigma: zu sehen, wird man leicht einmal 15 bis 20 Stunden benötigen. Als Extra gibt es eine Übersicht aller freigeschalteten Eventbilder und Enden, mit der Möglichkeit, sich die Enden noch einmal anzusehen.

Fazit

»Enigmas Handlung erfindet nichts neu, aber schafft es durch seinen Erzählstil und gut geschriebene Charaktere, den Spieler von Anfang an in den Bann zu ziehen. Während man langsam Stück für Stück das Geheimnis um die tödliche Krankheit Enigma und den weißen Wald löst, verbringt man die letzten Tage des Protagonisten auf einer mittelalterlich angehauchten Insel und lernt die Bewohner besser kennen. Dabei wird genug Hintergrund und Charakterentwicklung gezeigt sowie Gebrauch von einigen romantischen Elementen gemacht. Im Hinterkopf bleibt allerdings immer der Gedanke, dass es nicht ewig friedlich weitergehen wird, denn der Tod des Protagonisten kann nicht verhindert werden. Es ist allerdings nicht nur dessen Schicksal, was den Spieler emotional mitnehmen wird, sondern auch andere Dinge, die in den insgesamt 19 Enden passieren. Hier werdet ihr einigen düsteren und heiklen Themen begegnen. Abgerundet wird die gut erzählte Geschichte mit Twists und Wendungen, einer wunderschönen, mystischen Atmosphäre und einem erstklassigen Soundtrack.

Enigma: ist eine schöne, aber traurige Geschichte, die ich jedem Visual-Novel-Fan ans Herz legen kann. Eine Packung Taschentücher parat zu haben ist fast schon Pflicht.«

Story: Schön geschriebene Handlung mit Twists und Wendungen und leicht romantischen Elementen.

Gameplay: Kein wirkliches Gameplay vorhanden. Nur lesen und zwischendurch Entscheidungen treffen.

Grafik: Hübsches Artwork und Eventbilder, Sprites wirken nicht gerade lebendig, Farbwahl passt gut zur Atmosphäre.

Musik: Erstklassiger Soundtrack, bei dem sich vor allem das Opening und Ending anzuhören lohnt.

Sonstiges: 19 Enden + Epilog, eine Übersicht der Eventbilder und Enden als Extra, nur englische Texte und keine Sprachausgabe.