Auf der Gamescom hatten wir die Gelegenheit, das von japanischen RPGs inspirierte Indie-Spiel Battle Chasers: Nightwar anzuspielen. Das Projekt wurde im September 2015 per Crowdfunding finanziert und verzeichnet seitdem stetige Fortschritte.
Seit Beginn des Jahres hat das Spiel mit THQ Nordic auch einen Publisher gefunden. Bei der Version, die wir in Köln anspielen durften, handelt es sich immer noch um Pre-Alpha-Gameplay. Insbesondere aus technischer Sicht dürfte die Vollversion also noch deutlich ausgereifter sein.
Bei Battle Chasers handelt es sich um eine Mischung aus JRPG und West-Dungeon-Crawler. Die sehr liebevoll gestaltete Optik der Umgebung erinnert an westliche Spiele in 3/4-Top-Down-Perspektive wie Diablo oder Bastion. Die Charakterportraits hingegen sind eindeutig japanisch inspiriert und haben einen spürbaren Anime-Look.
In Battle Chasers kämpft sich der Spieler durch zufallsgenerierte Dungeons. Der zentrale Unterschied zu anderen westlichen Spielen dieser Art sind die Kämpfe, die nämlich JRPG-typisch rundenbasiert sind. Das Kampfsystem erinnert stark an das von Final Fantasy X, legt allerdings die Schwerpunkte anders.
Gleich ist, dass Charaktere einen Geschwindigkeitswert haben, der in Kombination mit den ausgeführten Aktionen bestimmt, wann und wie oft er zum Zug kommt. Der Spieler kontrolliert drei Figuren mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Der Einsatz normaler Angriffe und Skills lädt eine Spezialangriff-Leiste auf, die für die ganze Gruppe gilt, und durch die Charaktere allein oder in Kombination mit anderen verschiedene, besondere Fertigkeiten einsetzen können.
Der Schwierigkeitsgrad ist dabei so hoch angesiedelt, dass die Kämpfe strategisch durchaus fordernd sind. Wie in den schwierigeren Kämpfen in Final Fantasy X muss man also klug vorausplanen, wie man agiert: Wann angreifen? Wann heilen? Wann kommt der Gegner als nächstes zum Zug? Welche Angriffe kann er einsetzen?
In der Demo konnte man gegen einen Boss kämpfen, der bereits so fordernd war, dass der erste Kampf gegen ihn in einer Niederlage endete. Battle Chasers bestraft Unachtsamkeit durchaus, allerdings sind die Kämpfe nicht unfair und ein Sieg fühlt sich nach einem herausfordernden Schlagabtausch umso befriedigender an.
Neben den Kämpfen gibt es noch kleine interaktive Elemente auf den Maps selbst. So besitzt jeder spielbare Charakter eine sogenannte Dungeon-Fähigkeit, die in begrenztem Maß außerhalb der Kämpfe eingesetzt werden kann, um beispielsweise kleine Rätsel zu lösen oder im Terrain voranzukommen. Wildes Herumprobieren ist dabei keine gute Idee, denn nach einer bestimmten Menge an Einsätzen kann man die Dungeon-Fähigkeiten (zunächst) nicht mehr verwenden.
In der Umgebung gibt es reichlich Schatztruhen zu finden, die all den Kram beinhalten, den man von einem RPG erwarten würde. Besonders ist außerdem die Speicherpunkt-Mechanik: Laut der Kickstarter-Seite wird man pro Dungeon einen Speicherpunkt platzieren können. Den sollte man natürlich mit Bedacht setzen, um im Zweifelsfall bei einer Niederlage möglichst wenig Fortschritt zu verlieren. Dadurch dass man nur einen Speicherpunkt pro Dungeon platzieren kann, bleibt das Gefühl von Gefahr jedoch stets bestehen.
Das Konzept und die Umsetzung der Kämpfe wirkt sehr vielversprechend und mit viel Tiefe umgesetzt. Aus technischer Sicht gibt es noch einige verbesserungswürdige Punkte, die vermutlich bis zur Fertigstellung noch verbessert werden. So bewegt man sich in den Dungeons nur im Schneckentempo, beinahe in Zeitlupe. Auch die Kämpfe selbst könnten flotter ablaufen, denn zwischen den Aktionen gibt es unnötig lange Wartezeiten und lange Animationen, die nicht übersprungen werden können. Auch kleinere Bildfehler fielen bei der Demo auf, wobei diese möglicherweise auch durch die Bildschirme vor Ort verursacht wurden.
Die Handlung selbst können wir nach der kurzen Demo, die nicht viele Dialoge hatte, noch nicht bewerten. Die existierenden Konversationen wirkten aber durchaus lebendig und charmant. Die Charaktere könnten unterschiedlicher nicht sein – selbst ein steingolemartiges Wesen kontrolliert man –, aber die dungeoncrawlerige Natur des Spiels sorgt vermutlich dafür, dass Geschichte und Charaktere nicht so sehr im Vordergrund stehen wie die Kämpfe.
Unterm Strich handelt es sich bei Battle Chasers um ein ausgesprochen interessantes Projekt, das viele vielversprechende Ansätze liefert. Einige der in der Kickstarter-Kampagne erwähnten Punkte, etwa die Zufallsgenerierung der Dungeons oder die frei platzierbaren Speicherpunkte, konnten durch die Demo noch nicht so recht vermittelt werden, aber wir freuen uns auf weitere Eindrücke. Die liebevolle Optik und die strategisch fordernden, rundenbasierten Kämpfe machen Lust auf mehr und wenn die angesprochenen technischen Mängel bis zur Vollversion behoben werden und Battle Chasers auch im späteren Spielverlauf noch überzeugen kann, wird es sich bei dem Spiel definitiv um einen gelungenen Dungeon-Crawler mit JRPG-Kämpfen handeln. Wir empfehlen, das Spiel im Auge zu behalten!
Weitere Informationen findet ihr auf der offiziellen Website und der Kickstarter-Seite.