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Final Fantasy XV: Interview mit Sakaguchi und Tabata

Beim „Uncovered: Final Fantasy XV“-Event gab es gleich zu Beginn eine große Überraschung. Final-Fantasy-Vater Hironobu Sakaguchi betrat die Bühne und verkündete ein paar Worte. Wie aber denkt der Schöpfer der Serie über den neuesten nummerierten Teil? Famitsu-Editor-in-Chief, Katsuhiko Hayashi, führte mit ihm und Director Hajime Tabata nach dem Event ein ausführliches Interview. Dieses wurde nun auch auf Englisch veröffentlicht und wir haben es für euch übersetzt. Wir wünschen euch viel Spaß beim Lesen!

Nach der großen Enthüllung

Sakaguchi_Tabata_InterviewSakaguchi-san, Sie nahmen zum ersten Mal seit langer Zeit an einem offiziellen Final-Fantasy-Event teil.”

Sakaguchi: Das ist wahr. Das letzte Event, an dem ich teilgenommen habe, war die Enthüllung von Final Fantasy XII. Bei dem Event erwähnte ich meine Liebe zu Matsuno und danach gab es jede Menge Gerüchte. (lacht)

”Ich erinnere mich jetzt. (lacht) War es Tabata-sans Vorschlag, dass Sakaguchi-san zu Beginn des Events erscheint?”

Tabata: Das ist korrekt.

Sakaguchi: Als Tabata-san in mein Büro kam und nach der Eröffnung des Events fragte, war meine Reaktion “Hmmm? Bist du sicher?” (lacht)

”Was führte zu dieser Bitte?”

Sakaguchi: Ich traf mich mehrere Mal mit Tabata-san zum Essen und einmal hatten wir eine leidenschaftliche Diskussion, welche nichts mit dem Event zu tun hatte. Scheinbar kann ich mit ein oder zwei Gläsern sehr erfinderisch sein, die Details sind aber vage. (lacht)

Tabata: Warte. Du erinnerst dich nicht? (lacht)

Sakaguchi: Ich erinnere mich kaum. So etwas wie “Du musst dich selbst herausfordern! Das mache ich auch!” Etwas später fragte er mich, ob ich diese Diskussion bei der Eröffnung des Events verwende. Ich stimmte zu.

”Tabata-san, warum haben Sie Sakaguchi-sans Hilfe für die Eröffnung des Events ersucht?”

Tabata: Ich könnte mehrere Gründe nennen, aber der wichtigste Grund war mein Bauchgefühl. Ich wollte, dass Sakaguchi-san – der Schöpfer von Final Fantasy – auf der Bühne steht und unsere User einlädt, gemeinsam Spaß zu haben. Als wir zusammen aßen, sagte ich Sakaguchi-san, dass ich Final Fantasy als Herausforderer wieder zurück zu seinen Wurzeln bringen möchte. Seine Worte waren das Erste, was alle bei dem Event hören sollten, also fragte ich ihn, ob er genau das sagen könnte. Ich wollte das Event mit einer herzlichen Nachricht von uns an die Fans beginnen.

”Sakaguchi-san, was ging Ihnen durch den Kopf, als man Ihnen diese Rolle anbot?”

Sakaguchi: Wenn ich objektiv darüber nachdenke, fand ich das sehr interessant. Moment, ich bin der erste…? (lacht)

Tabata: Du hast mir gesagt, dass das Publikum tosen würde! (lacht) Du hast die Dinge sofort aus der Sicht eines Producers gesehen.

Sakaguchi: Ich wollte Untertitel, da das ständige Warten auf eine Übersetzung den Fluss zerstört hätte.

Tabata: Die Idee war es, die Untertitel hinter ihm einzublenden, damit das Publikum zur gleichen Zeit begeistert ist. Wir wussten, dass das Event auch online übertragen wird, also besprachen wir es und waren der gleichen Meinung, dass die Oline-Nutzer und das Publikum vor Ort genau das gleiche sehen sollten.

Sakaguchi: Das ist richtig. Ich beobachtete mich dabei, wie ich darüber nachdenke, wie ich mich präsentieren soll. (lacht)

Sakaguchi_Uncovered”Die Nachricht, die beim Event übermittelt wurde, stammt also von Sakaguchi-san selbst.”

Sakaguchi: Richtig. Die Nachricht war eine zusammengefasste Version der Diskussion vom Abendessen mit Tabata-san; wir wollten vermitteln, dass XV zu den Wurzeln von Final Fantasy zurückkehrt und als Herausforderer auf dem Markt erscheint. Das heißt aber nicht, dass die vorhergehenden Titel keine Herausforderer waren.

”Jeder Titel hatte wahrlich seine eigenen einzigartigen Ambitionen.”

Sakaguchi: Was mir meinen ist, dass die Herausforderung dieses Mal so groß wie immer ist.

”Nach der Eröffnung des Events haben sie sich hingesetzt und zugesehen; was hielten Sie von der Präsentation?”

Sakaguchi: Wenn ein japanisches Produkt oder Firma einem westlichen Publikum präsentiert wird, nimmt die Präsentation eine von zwei Extremen ein: sehr japanisch oder komplett westlich. Dieses Event jedoch bot japanische Elemente und war auch auf ein globales Publikum zugeschnitten. Eine Kombination, die schwer zu erreichen ist. Die Atmosphäre war fantastisch.

Tabata: Das ist die Final-Fantasy-Serie auch tief im Inneren. Es ist eine Marke mit starken japanischen Elementen und weltweit populär. Das Event sollte das widerspiegeln.

”Tabata-san, wie war im Nachhinein Ihr Eindruck vom Event?”

Tabata: Der Tag war für mich wie eine Errungenschaft, aber es gibt nun auch kein Zurück mehr, da wir den Veröffentlichungstermin festgelegt haben.

Sakaguchi: Wir zogen mit dem tatsächlichen Datum unsere Schlingen vor allen fest! (lacht)

Tabata: Genau. (lacht) Davon abgesehen gab die Ankündigung unserem Team eine Art Entschlossenheit und Verantwortung; wir werden dadurch mehr angetrieben.

Sakaguchi: Für das Team war es also eine gute Erfahrung.

Tabata: Wir sind für das Event sehr dankbar. Der Jubel und die Unterstützung des Publikums brachte uns wirklich in Stimmung. Allerdings hatte Sakaguchi-san nach dem Event einige Bedenken. (lacht)

Sakaguchi: Hatte ich?

Tabata: “Air Button*? Meinst du das ernst!?” (lacht)

Sakaguchi: Das meinte ich nicht! Ich war überwältigt, dass du auf Englisch improvisiert hast!

”Wahrlich eine Meisterleistung.”

Sakaguchi: Richtig! Das war gut gespielt. Übrigens, ich beschwere mich nicht, aber da mein Auftritt auf der Bühne eine Überraschung sein sollte, wurde ich zum Hintereingang gedrängt und hastig reingeholt, bevor mich jemand bemerkt. Hinter der Bühne ist nicht alles nur Spiel und Spaß. Ich realisierte, wie viel Mühe es macht, eine Überraschung zu sein! (lacht) Auf der Bühne gab es eine weitere Tortur. Auf Befehl meiner Frau tat ich mein Bestes, meinen Bauch einzuziehen.

Tabata: Wirklich? (lacht)

Sakaguchi: Bei der Probe sagte sie mir, dass es gut ist, wenn ich spreche, aber er schaut raus, wenn ich laufe. Ich machte mir darüber Sorgen. (lacht)

Ein Spiel, ein Team

”Beide erschienen am gleichen Tag wie Uncovered: Final Fantasy. Wie haben die User auf Platinum Demo: Final Fantasy XV und Brotherhood: Final Fantasy XV reagiert?”

Tabata: Gott sei Dank waren die Reaktionen zu beiden besser als erwartet. Eins unserer Ziele für Platinum Demo: Final Fantasy XV war es, sofort nach der Ankündigung etwas Spielbares zu haben. Die phänomenale Antwort unserer Fans war eine riesige Ermutigung. Ich bin sehr froh, dass wir das gemacht haben. Das Feedback, was wir bekommen haben, gab uns einen objektiven Eindruck dahingehend, was wir für das Spiel beheben und verbessern müssen. Bezüglich Brotherhood: Final Fantasy XV waren die Reaktionen des Publikums vor Ort besser als wir angenommen haben. Wir erhalten viel mehr Klicks als wir vorhergesehen haben und es wurde zu einem neuen Berührungspunkt für Newcomer. Hierfür haben wir auch viel Feedback erhalten, welches wir im Hinterkopf behalten, während wir an der Serie arbeiten.

”Final Fantasy XV scheint viele Diskussionen unter den Usern hervorzurufen.”

Tabata: Final Fantasy ist wahrlich etwas anderes. Um die Wahrheit zu sagen, hatte ich nicht so viel Leidenschaft für die Serie, als ich bei Square Enix anfing. Ich spielte das erste Spiel viel und hielt in der Mitte von Final Fantasy II an.

Sakaguchi: Das ist so, weil Final Fantasy II von Kawazu gemacht wurde. (lacht)

Tabata: Ich weiß nicht wirklich, wie ich darauf antworten soll. (lacht)

”Ich denke nicht, dass dies die Andeutung war.” (lacht)

Tabata: Ich habe nicht die Absicht, schlecht über Kawazu-san zu reden. Ich finde das Kampfsystem gut, bei welchem die Charaktere stärker werden, wenn sie angegriffen werden. Jedoch führte das System zu der Taktik, die eigene Party anzugreifen, um sich selbst zu stärken. Ich habe einige Male versagt und es fühlte sich dann wie Routinearbeit an. (lacht) Natürlich erregte jeder Final-Fantasy-Titel meine Aufmerksamkeit und das galt weiterhin, als ich Spieleentwickler wurde. Ich war mir bewusst, dass ich solche Spiele nicht bei der Firma machen konnte, bei der ich damals war. Daher versuchte ich zu vermeiden, dass ich mich in die Serie verliebe.

”Sie waren also fast neidisch auf die Serie?”

Tabata: Das könnte man so sagen. Erst nach dem Beitritt bei Square Enix wurde mir bewusst, wie viele Leute an Final Fantasy beteiligt sind, wie hart sie arbeiten und wie leidenschaftlich und aufrichtig die Fanbase war… Das wurde alles greifbar. Alle Menschen hier tun ihr Bestes, um auf die Erwartungen und Kritik zu reagieren, ein Final Fantasy zu kreieren – eine Serie, die ein Pfeiler der gesamten Firma ist. Durch das Erkennen, was alles in die Produktion fließt, verliebte ich mich in die Serie wie ich es auch heute noch tue. Durch das Event habe ich das Gefühl, endlich etwas zu Final Fantasy beitragen zu können.

”Über die Zeit haben Sie also eine emotionale Verbindung zur Serie aufgebaut.”

Tabata: Vor zehn Jahren hätte ich nie in Betracht gezogen, an einem nummerierten Final-Fantasy-Titel zu arbeiten. Jetzt hoffe ich, meinen Teil zur Serie beizutragen.

”Sakaguchi-san, in der Vergangenheit sagten sie, dass ein Spiel, um Final Fantasy genannt zu werden, nur die berühmten blauen Textboxen benötigt. Tabata-san, wie erkannten Sie, was ein Final Fantasy benötigt?”

Tabata: Die Zusammenarbeit mit Kitase-san und Nomura-san hat mich wahrscheinlich am meisten beeinflusst. Die Leidenschaft, mit der die beiden arbeiteten, gab gute Hinweise darauf, was Sakaguchi-san von einem Final-Fantasy-Titel erwartet und welche Herausforderungen er annahm – einschließlich dessen, was ein Final Fantasy benötigt.

Sakaguchi: Gut zu wissen, dass Kitase seinen Teil beigetragen hat. (lacht) Für mich ist er derjenige, dem ich das Zepter gab. Es ist herzerwärmend, dass Kitases Werte in dir weiterleben.

Tabata: Er hat mir nie gesagt, wie die Dinge sein sollen, aber ich habe viel durch die Arbeit mit ihm gelernt.

Sakaguchi: Seine Denkweise, wenn man so will. Wir wollen KEINE Kompromisse machen.

Tabata: Ein weiteres unentbehrliches Element von Final Fantasy ist das Team selbst. Dies sind keine Spiele, die von Einzelnen kreiert werden können. Es ist die Summe von dem, was die Teammitglieder leisten, was zählt.

Sakaguchi: Du hast Recht. Von Anfang an war Final Fantasy das Ergebnis der Leistung des Teams. Um gegen Spiele wie Dragon Quest oder Mario Bros. – beide zeigen die Präsenz von höchst talentierten Individuen – antreten zu können, realisierte ich, dass wir die gesammelte Energie von mehreren Leuten benötigen. Diese Herangehensweise mit dem Team wurde zu einer Art Tradition.

Tabata: So denke ich auch. Man denkt dann ‚mit solch einem großartigen Team können wir uns so hohe Ziele stecken’!

Sakaguchi: Weil wir als Team arbeiteten, konnten wir CG in die Spiele einbauen. Wenn Final Fantasy die Anstrengung eines Einzelnen gewesen wäre, würde die Serie nun sicherlich anders aussehen.

”Sakaguchi-san,  haben Sie irgendwelche Hinweise, wie man einen nummerierten Final-Fantasy-Titel kreiert?”

Sakaguchi: Hier geht es nicht nur um Tabata-san, sondern auch um Yoshida-san, welcher mich fragte, ob seine Arbeit es wert ist, den Namen Final Fantasy zu tragen, als wir uns trafen. Meine Antwort war, dass man es stolz so nennen kann. Beide waren bereit und Herausforderer.

Tabata: Du hast gesagt, es auf meine Weise zu machen – Wörter, die eine starke Wirkung hinterlassen haben.

Das erste Treffen zwischen Sakaguchi und Tabata

Sakaguchi_Tabata_Interview_3”Sie waren beide zu unterschiedlichen Zeiten in der Firma. Damals gab es also keinen Kontakt zwischen Ihnen beiden. Wie haben Sie sich getroffen?”

Tabata: Wir hatten keine Verbindung zueinander, bis wir uns beide beinahe bei der PAX Prime 2014 getroffen hätten. Ich hatte gehört, dass Sakaguchi-san kommt und hoffte mich vorzustellen, aber das Timing war schlecht.

Sakaguchi: Ich hatte dies nur nach dem Event gehört. Ich bewarb Terra Battle und Presseangelegenheiten verhinderten, dass wir uns treffen.

Tabata: Ich grübelte über die verpasste Gelegenheit, als ich hörte, dass uns Sakaguchi-san zu unserem zehnten Geburtstag gratulierte! (lacht)

Sakaguchi: Das tut mir Leid. Ich war müde vom Interview und ging etwas zu weit.

Tabata: Der Kommentar hat mich nicht gestört, aber Sakaguchi-san kontaktierte mich später und wollte sich entschuldigen und über Final Fantasy XV sprechen. Kitase-san und Sakaguchi-san trafen sich wegen der Reportage zu Mobius Final Fantasy, also gingen wir drei im Anschluss Essen.

Sakaguchi: Das ist richtig. Kitase war auch da, als wir uns zum ersten Mal trafen.

Tabata: Ja. Sakaguchi-san wusste, dass ich an Final Fantasy XV arbeite und sein erster Kommentar war “Entschuldigung wegen der ’10-Jahre‘-Bemerkung. Ich kann mich endlich entschuldigen.”

Sakaguchi: Ich hatte wegen des Kommentars ein schlechtes Gewissen.

Tabata: Dann stellte ich mich vor und sagte, dass ich an Final Fantasy XV arbeite und wir besprachen viele Dinge.

”Worüber haben Sie gesprochen?”

Tabata: Unser erstes Treffen war ziemlich lässig. Mein Eindruck von Sakaguchi-san war viel entspannter als ich gehört habe. (lacht)

Sakaguchi: Ich bin neugierig wegen den Gerüchten. (lacht) Dass Kitase da war, hat vielleicht geholfen.

Tabata: Während des Essens sagten Kitase-san und Sakaguchi-san, wie sie zusammen gearbeitet haben. Sakaguchi-san sagte mir auch, dass ich ihn alles fragen kann. Also fragte ich ihn, wie viel er verdient! (lacht)

Sakaguchi: Das ist eine, die ich nicht beantwortet habe! (lacht)

Tabata: Eigentlich die Einzige. (lacht) Beim ersten Mal sind wir nicht all zu sehr in die Tiefe gegangen, aber unsere Diskussionen vertieften sich mit der Zeit.

”Sakaguchi-san, was dachten Sie von Tabata-sans Herangehensweise an Final Fantasy?”

Sakaguchi: Bis Final Fantasy XIII wurden die Spiele von den ursprünglichen Mitgliedern von Square kreiert – einschließlich Kitase. Final Fantasy XIV und die danach stellen eine neue Generation von Final Fantasy dar. Sie ’neue Generation‘ zu nennen, ist vielleicht übertrieben, aber ich habe das Gefühl, dass sich die Serie zu etwas Neuem entwickelt. Zu Final Fantasy XV habe ich die Demo gespielt und habe rohes Material des Spiels gesehen und ich war von ihrer Hingabe zum Franchise gerührt.

Tabata: Das hast du mir auch gesagt, als wir uns damals getroffen haben.

Sakaguchi: Final Fantasy ist auf eine Art und Weise mein Baby. Mich macht es also glücklich, wenn ich sehe, wie hart du daran arbeitest.

”Die Leidenschaft des Teams gegenüber der Serie muss dabei geholfen haben, eure Diskussionen zu vertiefen.”

Sakaguchi: Absolut. Ich habe auch realisiert, dass die Dinge wahrscheinlich nicht einfach für Tabata-san sind. So war es auch mit Chrono Trigger; es von jemand anderem zu übernehmen und ein Projekt neu aufzubauen ist harte Arbeit. Also lobte ich seine Bemühungen; “Eigentlich ist es ziemlich hart, oder?” (lacht)

”Dies musste für Tabata-san aufmunternd gewesen sein.”

Tabata: Das war es. Ich war sehr glücklich, dass Sakaguchi-san meinte, ich bin Teil der Bemühungen, um nach seinem Baby zu schauen. Was ich aber wirklich schätzte war seine Begeisterung, wie ich hoffe, Final Fantasy zu den Wurzeln als Herausforderer zurückzubringen, als wir uns vor dem „Uncovered: Final Fantasy XV“-Event trafen.

Lehrstunde von Sakaguchi

Sakaguchi_Tabata_Interview_4”Worüber haben Sie beide noch gesprochen?”

Tabata: Als wir das erste Mal zusammen aßen, sagte Sakaguchi-san, dass er über eine Sache besorgt sei. Ich war sofort über seinen folgenden Kommentar besorgt.

Sakaguchi: In der ersten Demo schaute das Hinterbein eines Behemoth durch einen Zaun. Ich sagte ihm “Das kannst du nicht machen.” (lacht)

Tabata: Aussetzung der Ungläubigkeit.

Sakaguchi: Ich liebe es, kleinlich bei kleinen Details wie diesen zu sein. Es ging nur um das Hinterbein! (lacht)

”Ich selbst erinnere mich daran, dass das Sakaguchi-san damals gesagt hat.” (lacht)

Tabata: Es muss dich wirklich gestört haben. (lacht)

Sakaguchi: Der schreckliche Fall vom Bein des Behemoth!

”Ich denke nicht, dass vielen Leuten dieses Detail aufgefallen wäre. Sie haben es gesehen, weil Sie sich so sehr kümmern.”

Sakaguchi: Ich nahm an, dass das Hinweisen auf dieses kleine Detail das Team wissen lässt, dass ich mich sehr um ihre Arbeit sorge. Nur ein weiterer Grund, auf Details zu achten. Meine Programmierer bevorzugen es, wenn man sie auf die feineren Details hinweist. Davon abgesehen scheint der Konsens zu sein, dass dies ein Ausbruch von Gefühlen von mir war. (lacht)

Tabata: War es! (lacht) Sakaguchi-san hält sich nicht zurück, wenn wir einen trinken gehen. Normalerweise gibt es immer einen solchen Kommentar, wenn wir uns treffen. Als wir uns das zweite Mal trafen, sagte er, dass die Charakteranimationen gruselig aussehen! (lacht)

Sakaguchi: Oh nein, so habe ich es nicht gesagt, oder? (lacht) Ich spielte die Demo und wenn man kämpft, scheuen die Kameraden keine Mühen, zu einem zu rennen und ihn zu heilen. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich nicht von einem anderen Kerl geheilt werden will!

Tabata: Sakaguchi-san beschwerte sich, dass sie alle so stark aussehen, aber so gefühlsbetont reagieren. (lacht)

Sakaguchi: Überhaupt kein sachlicher Kommentar. (lacht)

Tabata: Er flehte mich an, aus dem Healer einen Frau zu machen und war enttäuscht, als ich ihm sagte, dass wir das einfach nicht können. Seiner Ansicht nach sollten wir dann wenigstens sicherstellen, dass sich die Charaktere menschlicher anfühlen, damit wir unsere jüngeren Spieler nicht verlieren.

Sakaguchi: Habe ich das gesagt? Ich klinge so wichtigtuerisch. (lacht)

Tabata: Zu der Zeit war die KI noch ziemlich schwach. Das Verhalten der Charaktere war nicht organisch genug, um die gegenseitigen Beziehungen herüber zu bringen. Manche Spieler fanden ihre Aktionen daher vielleicht etwas gruselig.

”Denken Sie, dass diese Art von Feedback dem Entwicklungsprozess zu Gute kommt?”

Tabata: Natürlich. Als wir uns das erste Mal trafen, zeigte ich Sakaguchi-san Kingsglaive: Final Fantasy XV. Ein nicht nüchterner Kommentar zu dieser Zeit war “Klar, die Grafik sieht gut aus, aber schau hierhin! Die Augen sind makellos. Viel zu sehr.”

Sakaguchi: Die Augen des Vaters waren klar und wie die eines Kindes. Nicht die eines gealterten Mannes. Ich erinnere mich, Tabata-san gesagt zu haben, das dies nicht die Augen von jemandem mit einer lebenslangen Erfahrung sind.

Tabata: Hier hast du auch erwähnt, dass Regis‘ Augen keine Tiefe haben. Dass die Visuals eine so hohe Qualität haben, dass man denke könnte, man schaut einen Film mit echten Schauspielern. Jedoch verraten die Augen es als CGI.

”Haben Sie sich dazu entschieden, dies zu beheben?”

Tabata: Der Director von Kingsglaive: Final Fantasy XV, Nozue, war auch da und nahm das Feedback sofort mit zum Team. Sie besprachen es und entschieden, es zu verbessern.

Sakaguchi: Jetzt sind die User dazu verpflichtet, sich über die *erschöpften* Augen in der Endfassung zu beschweren. (lacht)

”Ich muss sagen, das ist ein sehr detaillierter Hinweis.” (lacht)

Tabata: Ein weiterer von Sakaguchi-sans Kommentaren war, dass das actionbasierte Kampfsystem von Final Fantasy XV für Spieler, die rundenbasierte Kämpfe gewöhnt sind, vielleicht zu viel ist. Er erinnerte uns daran, an unsere Langzeit-Fans zu denken.

Sakaguchi: Etwas, was man immer im Hinterkopf haben muss.

Tabata: Das Feedback von der Demo kann klar zwischen denen, die mehr Tiefe haben möchten, und denen, die es einfacher mögen, unterschieden werden. Als mich Sakaguchi-san fragte, was wir dahingehend planen, sagte ich ihm, dass wir überlegen, einen Easy-Mode hinzuzufügen; eine Entscheidung, der er statt gab.

Sakaguchi: Tabata-san sorgte sich, weil es noch nie ein nummeriertes Final Fantasy gab, in welchem die Spieler einen Schwierigkeitsgrad wählen können. Persönlich denke ich, dass das in Ordnung geht, wenn sie mit dieser Lösung an die Spieler der aktuellen Generation denken.

Tabata: Sakaguchi-san sagte mir, dass “es keinen Grund gibt, an der Tradition festzuhalten, solange man es für die Fans macht.”

Eine Nachricht von Sakaguchi an Tabata

Sakaguchi_Tabata_Interview_2”Tabata-san, werden Sie Sakaguchi-san zukünftig weiter nach Rat fragen?”

Tabata: Das werde ich definitiv, wenn ich von ihm eine Meinung haben möchte. Jede Diskussion ist eine Lehrstunde in Spieleentwicklung. Zum Beispiel weiß ich nicht wirklich etwas über die Planung und die Bemühungen, die in die Schaffung von Final Fantasy VII gingen, da ich damals bei einer anderen Firma war. Es verblüfft mich jedes Mal, wie unterschiedlich und tief der Prozess damals war, wenn man es damit vergleicht, was wir versuchen. Das erinnert mich an all die bisherigen Bemühungen, um die Marke Final Fantasy aufzubauen und wie passiv wir dahingehend waren, uns auf den Erfolg der bestehenden IP zu verlassen. Daher hilft es, Dinge immer mal mit Sakaguchi-san zu besprechen, um die Augen offen zu halten. Der sprichwörtliche Weckruf. (lacht)

Sakaguchi: Mir Alkohol zuzuführen stellt sicher, dass meine Kommentare wenigstens schonungslos sind. (lacht)

”Sind Sie nicht besorgt, dass Sie ihm das finale Spiel zeigen und er es zerreißt?” (lacht)

Tabata: Das könnte passieren. (lacht) Aber Sakaguchi-san kreierte und produzierte die Final-Fantasy-Marke; es gibt nicht viele Leute mit diesem Know-How. Ich schätze mich glücklich, dass ich in der Lage bin, ihn um Rat fragen zu können. (lacht)

”Sakaguchi-san, haben Sie jemals Ihre Meinung zu einem der vorhergehenden nummerierten Final-Fantasy-Teile mitgeteilt?”

Sakaguchi: Habe ich. Ich sprach mit Matsuno, als er an Final Fantasy XII arbeitete und beide – Kitase und Toriyama – besuchten mich zu Hause auf Hawaii während thres Urlaubs. Wir hatten eine intensive Diskussion in einem Yakiniku-Restaurant. Meine Meinung ist ziemlich schonungslos, aber Kitase  weicht auch nicht zurück. Daher schüttelte er wahrscheinlich seinen Kopf, als der alte Mann wieder nach dem Unmöglichen fragte. (lacht)

Tabata: Kitase-san ist ein harter Verhandlungspartner. Ich war Zeuge einer hitzigen Diskussion, als Sakaguchi-san Kitase-san darauf hinwies, dass er in seinem Herzen wüsste, was er tun müsste, es aber nicht tut. Kitase-sans Argument war, dass einige Bemühungen einfach nicht realistisch sind.

Sakaguchi: Ich erinnere mich daran, so etwas gesagt zu haben, wie “Nichts ist unmöglich, du versuchst es einfach nicht. Schau über den Tellerrand hinaus!“ (lacht)

”Es gibt vielleicht eine Sakaguchi-vs.-Tabata-Version dieser Debatte, bevor all dies zu Ende ist. (lacht) Mit der Zielgeraden in Sicht, einige ermutigende Worte für Tabata-san?”

Sakaguchi: Da der Termin fest steht, beginnt der finale Kampf und das ist der härteste. Wenn man zurückschaut, ist der Goldstatus ein sehr erfüllender Moment. Beide, Final Fantasy III und Final Fantasy IV wurden bei Tagesanbruch fertiggestellt und ich musste auf meinem Weg nach Hause einfach Siegerposen einnehmen. (lacht) Ich erinnere mich an diese Momente als die freudigsten und erfüllendsten Momente in meinem Leben. Ich bin sicher, dass dies ein glänzender Meilenstein in Tabata-sans eigenem Leben wird. Mach es also und genieße jeden Moment. Dies ist dein Final Fantasy und der Beginn einer neuen Ära.

Tabata: Mein Team wird diese Worte beherzigen und hoffentlich in der Morgensonne baden, wenn wir Goldstatus erreichen. Wir werden den Prozess sicher genießen und nicht aufgeben, bis wir fertig sind!

via Famitsu