Mit Style Boutique konnte Nintendo auf Nintendo DS einen großen Erfolg feiern, der Nachfolger, New Style Boutique, brachte dann den ganz großen Erfolg. Vor einiger Zeit erschien in Japan ein weiterer Ableger für Nintendo 3DS, welcher mittlerweile auch hierzulande erhältlich ist. Doch kann dieselbe Formel, bei der ihr eine Kleider-Boutique übernehmt und als Model agiert, noch immer begeistern?
Die Geschichte in New Style Boutique 2 – Mode von morgen beginnt, nun, merkwürdig. Ihr bekommt von eurer Großmutter einen Schlüssel, welchen ihr an eurem geliebten Puppenhaus verwenden sollt. Dies macht ihr natürlich, da es sich bei euch um eine neugierige, junge Dame handelt und plötzlich kommt euch eine kleine Person namens Sophie aus der Tür des Puppenhauses entgegen. Bei ihr handelt es sich um ein modebewusstes, junges Fräulein, welches euch erklärt, dass sie schon seit langer Zeit auf die Öffnung der Tür wartet. Kurz darauf schrumpft sie euch und nimmt euch mit nach Fashionville, einer ganz anderen Welt, in welcher alle Bewohner total auf Mode stehen!
Zumindest war dies einmal so, mittlerweile ist Fashionville aber nur noch wenig modebewusst. Eure Aufgabe ist es nun, die Boutique, welche einst eure Großmutter führte, zu übernehmen und der Stadt ihren alten Glanz erneut zu verleihen. Und das ist eine ganz schön große Aufgabe!
Das Spiel beginnt damit, dass ihr erst einmal möglichst wenig Dinge machen müsst und liefert euch im Laufe der „Geschichte“, welche nicht weiter der Rede wert ist, immer neue Funktionen. Das Wichtigste ist es natürlich, dass ihr euch um eure Kleider-Boutique kümmert. Hierfür müsst ihr natürlich erst einmal Kleidung kaufen, welche ihr euren Kunden empfehlen könnt. Dies könnt ihr direkt auf einem dafür zugeschnittenen Markt machen, welcher nach und nach immer mehr Kleidungs-Marken anbietet und somit auch zahlreiche verschiedene Kleidungs-Stile bietet. Von den Stilen her gibt es ganz schlichte Kleidung über Pop oder Gothic bis hin zu edlen Kleidungsstücken, welche im vierstelligen Preis-Bereich über die Theke gehen. Je nachdem, welchen Trend ihr gerade mit einer Modenschau gesetzt habt, ist oft jeweils eine bestimmte Art besonders beliebt. Doch dazu später mehr. Eine weitere Möglichkeit zu beeinflussen, was eure Kundinnen bei euch kaufen werden, ist das Anpassen eures Ladens. Verschiedene Stile, welche ihr aussuchen könnt, sorgen für das jeweilige Klientel.
Habt ihr euch ordentlich eingedeckt, könnt ihr euren eigenen Charakter, den ihr zu Beginn des Spieles aus einem mehr oder weniger umfangreichen Editor zusammenstellen konntet, ebenfalls neu einkleiden. Jedes Mal, wenn ihr an der Modebörse für euren Laden etwas kauft, erhaltet ihr für euren Charakter selbst ein Exemplar. Somit seid ihr quasi immer top gekleidet! In der Boutique angekommen, trudeln immer wieder neue Kundinnen im Laden ein, welche auf der Suche nach neuer Kleidung sind. Zu Beginn des Spieles handelt es sich dabei meist um ein einzelnes Kleidungsstück, welches sie suchen, nach einer Weile jedoch werdet ihr darum gebeten, ein ganzes Outfit zusammenzustellen.
In den meisten Fällen geben euch eure Kundinnen eine bestimmt Stil-Richtung vor, beispielsweise „Pop“ oder „Simpel“. Dank einer sehr nützlichen Suchfunktion für euer Sortiment, könnt ihr dann euren Kunden ganz schnell passende Kleidung heraussuchen. Was jedoch schade ist: Wenn eine Kundin beispielsweise ein „Gothic“-Outfit von euch haben möchte, dann reicht es im Grunde völlig aus, ihr einfach einen Haufen Gothic-Artikel an den Körper zu werfen. Ob dies nun gut aussieht oder nicht, ist dann erst einmal egal: Sie wird es lieben. Das ist ein wenig schade, da das Spiel keinerlei Unterschiede macht, ob man sich bei der Farbwahl oder dem Sinn einer Zusammenstellung Mühe gegeben hat oder eben nicht. Es liegt also an euch, ob ihr eure Kundinnen so einkleidet, dass sie gut aussehen oder so, dass eure Kassen schnell gefüllt werden. Jede Kundin besitzt auch nur ein gewisses Budget, welches nicht überschritten werden sollte.
Möchtet ihr euren Kundinnen präsentieren, was ihr für sie ausgesucht habt, gibt es zwei Möglichkeiten. Entweder ihr fragt sie lediglich, ob sie das Outfit gut findet und sie antwortet und kauft, oder ihr sagt ihr direkt „Das ist es!“, wobei sie es direkt anprobiert und, bei einem Kauf, dann auch später tragen wird. Es gibt jedoch ein kleines Risiko bei der ganzen Sache: Wählt ihr „Das ist es!“, obwohl es der Kundin nicht gefällt, wird sie sofort den Laden verlassen. Wenn ihr jedoch einfach nur das Kleidungsstück vorschlagt, wird sie euch noch einmal eine Chance geben, ein weiteres Teil zu finden. Bei den über 19.000 Kleidungsstücken, welche das Spiel zu bieten hat, wird man sicherlich etwas finden.
Während ein Großteil eures Jobs darin besteht, andere Leute einzukleiden und auf diese Weise viel Geld zu scheffeln, so gibt es noch einige andere Möglichkeiten für euch, die Zeit zu vertreiben. Fashionville ist ziemlich groß, ihr könnt es jedoch nicht in einer 3D-Welt erkunden, sondern wählt euer nächstes Ziel auf dem Touchscreen eures Nintendo 3DS aus. Dort sind nicht nur andere Gebiete und Geschäfte zu finden, sondern auch Personen, mit denen ihr oftmals reden müsst, um die Story voranzutreiben oder neue Orte besuchen zu können.
Nachdem ihr eine Weile lang eure Boutique betrieben habt, erhaltet ihr die Möglichkeit, in einem Friseur- und einem Kosmetik-Salon zu arbeiten. Dort macht ihr dann genau das, was die Namen vermuten lassen: Ihr frisiert den Besucherinnen die Haare oder schminkt sie genau so, wie sie es sich wünschen. Die Herausforderung beim Haareschneiden beginnt jedoch schon im Kundengespräch: Durch geschicktes Fragen müsst ihr herausfinden, was eure Kundin eigentlich für eine Frisur haben möchte. Schafft ihr es nicht, die richtigen Fragen zu stellen, müsst ihr dann auf gut Glück versuchen, eure Kundin glücklich zu machen. Hierbei verdient ihr natürlich auch jedes Mal Geld, welches dann wieder in eure Boutique gesteckt werden kann. Ihr könnt euch aber auch selbst neu frisieren oder schminken lassen. Je mehr Kundinnen ihr im Friseur-Salon bedient, desto mehr Frisuren werden freigeschaltet, was natürlich auch euch selbst zu Gute kommen kann.
Weitere Farben für die Frisuren und Kosmetik könnt ihr übrigens mit der Screenshot-Funktion erhalten. Es ist (fast) jederzeit möglich, ein Bildschirmfoto zu machen. Diese werden dann in eurer Galerie gespeichert und können immer wieder angeschaut werden. Doch das Ganze hat noch einen weiteren Nutzen: Ein ganz bestimmter Charakter schaut sich die Bilder an und nutzt sie als Inspiration für neue Farben, welche dann eurem Repertoire zugefügt werden. Das klingt zwar wie eine nette Idee, ist letztendlich aber recht mühselig, da diese Funktion scheinbar nicht direkt auf Farben, sondern auf bestimmte Objekte und Hintergründe anzuspringen scheint. Außerdem müsst ihr so alles knipsen, was ihr seht, nur um dann mal wieder ein paar neue Farben zu erhalten.
Wenn euch die Kleidungsstücke, welche ihr an der Mode-Börse findet, nicht gefallen, dann könnt ihr sogar eigene Mode entwerfen. Die Optionen hierbei sind nicht gigantisch, aber genug, um seiner Kreativität ein wenig freien Lauf zu lassen. Schade ist, dass man nur ein einziges Logo selbst per Touchscreen entwerfen kann. Auch hier sind die Optionen zu Beginn gering, doch je mehr Mode ihr entwerft, umso mehr Freiheiten habt ihr.
Das große Highlight in New Style Boutique 2 – Mode von morgen sind natürlich die Modenschauen, welche ich eingangs kurz erwähnte. Um eine Show zu starten, müsst ihr Tickets verkaufen. Dies geschieht automatisch dadurch, dass ihr in eurer Boutique oder in den beiden Salons eure Kundinnen bedient. Ist die Bude voll, kann eine Show gestartet werden.
Da das Spiel sich bei eurem 3DS-Kalender und der Uhrzeit bedient, gibt es immer zur Jahreszeit passende Themen, welche ihr auswählen könnt. Ist die Show gestartet, kommen verschiedene Models zu euch, welche für die Modenschau eingekleidet und gegebenenfalls frisiert und geschminkt werden müssen. Auch ihr selbst müsst über die Bühne laufen und könnt euch natürlich vor der Show noch einmal passend einkleiden. Der Akt auf dem Laufsteg selbst ist die ersten Mal recht spaßig, da ihr euren Fans zuwinken und diverse Posen einnehmen könnt, aber nach ein paar Shows wird dies schon ein wenig langweiliger, da eure Optionen auf dem Laufsteg einfach sehr begrenzt und die Dauer des Laufes viel zu lang ist.
Eine weitere, komplett neue Option ist das Hotel, welches ihr selbst einrichten könnt. Je mehr ihr spielt, desto mehr Möbel erhaltet ihr in Form von Miniaturen. Diese könnt ihr im mysteriösen Hotel dafür nutzen, die jeweiligen Räume einzurichten. Die eingerichteten Räume können dann sogar über StreetPass mit anderen Spielern ausgetauscht werden. Es ist unglaublich, wie viele Möbelstücke es hier gibt und es wirkt schon fast wie ein eigenes, kleines Spiel. Eine richtige Auswirkung auf den Spielverlauf hat es jedoch nicht wirklich.
Es gibt also wirklich viel zu tun in Fashionville und wer regelmäßig spielt, wird von Nintendo per SpotPass mit neuer Kleidung überrascht. So gab es beispielsweise kurz nach Release Kleidungsstücke aus Animal Crossing: Happy Home Designer zum Download. Weitere Kleidung kann mithilfe von bestimmten amiibo freigeschaltet werden. Stellt euren Rosalina-amiibo auf euren New 3DS und erhaltet ein schickes Kleid! Besonders schön sind hier die Gespräche, welche auf das originale Spiel, aus dem der jeweilige amiibo stammt, anspielen. Auch lustig: Die Kundinnen, welche den Laden nach dem Nutzen des amiibo betreten, werden nach dem Aussehen des auf dem amiibo gespeicherten Mii gestaltet.
Grafisch ist New Style Boutique 2 sehr schick. Es ist aber vor allem sehr bunt, was der fröhlichen Stadt jedoch einen tollen Charme verleiht. Die Animationen sind allesamt flüssig und die Abwechslung im Aussehen der Charaktere ist definitiv gegeben, auch wenn sich bestimmte Elemente und Bewegungen häufig wiederholen. Das ist aber bei über 100 potentiellen Kundinnen, welche alle ihre eigene Persönlichkeit und Vorlieben haben, keine Überraschung und durchaus verschmerzbar. Eine Sprachausgabe bietet New Style Boutique 2 nicht, dafür aber einen peppigen Soundtrack, welcher alle Geschmäcker ansprechen dürfte.
Was leider komplett weggefallen ist, im Vergleich zum Vorgänger, ist die Männermode. Diese war schon in New Style Boutique nur ein ganz kleiner Teil, fehlt nun aber komplett. Es ist nun auch kein großer Verlust, da Fashionville sowieso zu 90% aus Frauen besteht und ihr nur selten einen männlichen Charakter zu Gesicht bekommt. Schlecht wäre eine Expandierung der Männermode im Vergleich zum Vorgänger aber nun auch nicht gewesen, im Gegenteil. Aber auch so bietet New Style Boutique 2 genug Abwechslung.
Als männlicher Spieler ist es für mich natürlich schade, dass es keinerlei Möglichkeit gibt, einen männlichen Charakter zu spielen oder Kleidung für Männer zu verkaufen, aber das nimmt mir nun nicht den Spaß an New Style Boutique 2. Es macht überraschend viel Spaß, schicke Outfits zusammenzustellen, herauszufinden, welche Frisuren meine Kundinnen haben wollen und eine Modenschau zu veranstalten. Schön ist auch, dass man mit unfassbar vielen verschiedenen Arten von Kundinnen zu tun hat und man auch so seine Lieblinge finden kann. Außerdem ist es super, ordentlich Geld scheffeln zu können, indem man Charakteren, die einem unsympathisch sind, teuren Mist andreht. Da kommt dann wohl der Verkäufer in mir durch. Und dann wieder die Fashion-Diva. Oder beides.
Story: Ihr öffnet die Tür eures Puppenhauses, werdet geschrumpft und müsst ihr einer Parallelwelt den Sinn für Mode wieder aufleben lassen.
Grafik: Bunt, aber tolle Animationen. Mit angeschaltetem 3D-Effekt wirkt die Welt noch lebendiger.
Sound: Peppiger Soundtrack, der den einen oder anderen Ohrwurm mit sich bringt.
Gameplay: Ihr betreibt eure eigene Mode-Boutique, kreiert Kleidung, frisiert und schminkt Kundinnen und betreibt Modenschauen. Außerdem gibt es zahlreiche Personen, mit denen ihr reden könnt.
Sonstiges: Über 19.000 Kleidungsstücke, StreetPass und SpotPass werden unterstützt. Miiverse-Einbindung ermöglicht es, gemachte Screenshots direkt hochzuladen. Amiibo schalten neue Kleidung frei.