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Im Test! Bloodborne – The Old Hunters

Mit The Old Hunters erschien die erste und zugleich auch letzte Erweiterung zu Bloodborne. Von Erweiterungen hörte man im Bereich der Videospielindustrie in den vergangenen Jahren öfter in Verbindung mit Online-Rollenspielen. The Old Hunters lediglich als einen weiteren herunterladbaren Inhalt zu titulieren, erscheint jedoch alles andere als fair. Obwohl das Endprodukt im Nachhinein relativ überschaubar wirkt, hat es doch den Titel einer Erweiterung verdient. Warum wir dieser Meinung sind und ob sich ein Kauf für euch lohnt, erfahrt ihr hoffentlich nach unserem kurzen Test!

Mit The Old Hunters kehren viele alteingesessene Jäger in die düstere, grausame und verstörende Welt von Bloodborne zurück. Dieses Mal besuchen Spieler allerdings den lebendig gewordenen Albtraum der Jäger, ein Albtraum, in den all jene Jäger gezogen werden, die ihrer Blutlust verfallen und wahnsinnig geworden sind. So zumindest erzählt es uns die Beschreibung des Auges eines bluttrunkenen Jägers, der Gegenstand, mit dem wir Zugang zu eben jenem Albtraum erhalten.

Damit das Auge des Jägers allerdings in der Welt des Spielers erscheint, muss dieser zunächst Vikarin Amelia in der Kathedrale getötet und somit den Tag zur Nacht gemacht haben. Erst dann spielen die Botschafter auch Paketdienst und liefern das Auge frei Haus vor die Türschwelle, abgeholt werden kann es dann im Traum des Jägers. Der eigentliche Albtraum wird über eines der Gräber im Traum des Jägers betreten. In der Welt von Bloodborne ist ein Albtraum lediglich ein weiteres Biest, das er zu erlegen gilt, also ist es wenig verwunderlich, dass wir uns in den Albtraum begeben und jagen – denn das ist es schließlich, was ein Jäger macht, oder nicht?

Während die Handlung der Erweiterung im besten Falle wieder einmal sehr gewagt und kryptisch wirkt, wird sie doch auf eine nennenswerte Art und Weise in die bereits bestehende Erzählung eingebunden. The Old Hunters ergründet dabei die Geschehnisse, die zur Entstehung der Heilenden Kirche geführt haben und kommt somit gleichermaßen dem dunkelsten und wohl am besten gehütetsten Geheimnis auf die Spur.

Darüber hinaus klärt die Erweiterung den Ursprung und Verbleib einiger wichtiger Figuren auf, vorausgesetzt, man hat sich jemals für diese Personen interessiert. Dass die Geschichte der Erweiterung allerdings einfach am Spieler vorbeizieht, wenn er nicht aktiv danach sucht, das wird wohl kaum noch jemanden verwundern. Wer sich nicht gerne den Kopf darüber zerbricht, was das Spiel versucht in kryptischen Botschaften und Beschreibungen zu erzählen, der wird mit der Geschichte nicht viel mehr anfangen können als mit der eigentlichen Haupthandlung.

Wahrscheinlich wichtiger als die Handlung selbst ist aber ohnehin die Atmosphäre und die Reise durch eine düstere und gnadenlose Welt, in der der Tod hinter jeder Ecke zu warten scheint. Der Albtraum der Jäger besteht aus einer in sich geschlossenen Welt, die sich aus drei miteinander verbundenen Arealen zusammensetzt. Die albtraumhafte Reise beginnt in einer verzerrten Version des bereits bekannten Kathedralenviertels, durch die stark veränderte Architektur des Gebietes wirkt der Start in die Erweiterung dennoch frisch, wenn auch relativ gradlinig.

Die beiden anschließenden Schauplätze warten aber mit völlig neuer Kulisse und mit einer komplexeren und verwinkelteren Architektur auf, einer Architektur, in der jede freigeschaltete Abkürzung eine deutliche Erleichterung darstellt. Ob es sich um den Glockenturm voller wahnsinnig gewordener, fehlgeschlagener Experimente oder um das verwinkelte Fischerdorf handelt, in dem alles seinen Ursprung fand, die beiden neuen Areale haben gemeinsam, was die Reise durch das ursprüngliche Bloodborne schon so groß gemacht hat; eine ungemütliche, düstere Atmosphäre, die es dennoch vermag, den Spieler immer wieder in seine Welt zu ziehen.

Dass hinter dem Namen der Erweiterung mehr steckt, wird schnell klar, wenn man kurz inne hält und sich darüber Gedanken macht. Während der Spieler des Haupttitels selbst als „alter Jäger“ bezeichnet werden könnte, ist es diesem möglich, namhafte Jäger der Geschichte mittels der Glocke alter Jäger zu Hilfe zu rufen. Die alten Jäger können dabei nicht nur in den neuen Arealen, sondern auch in den bereits bekannten Gebieten beschworen werden. Die bloße Anwesenheit gewisser namhafter Figuren zu gewissen Kämpfen kann in einem Universum wie Bloodborne bereits einige Bedeutung haben und zu wilden Spekulationen ermutigen. Darüber hinaus stellen sich die alten Jäger aber nicht als wirkliche Unterstützung im Kampf heraus.

Auch beim Monsterdesign hat sich FromSoftware mal wieder nicht lumpen lassen. Ob es die verrückt gewordenen Jäger sind, ein scheinbar harmloser Sack an schwabbelnder Hirnmasse oder riesige humanoide Haifischmonster, es wurde wieder tief in die kreative Trickkiste gegriffen. Das Recycling von bereits bekannten Monstern hält sich dabei in Grenzen, kommt aber dennoch vor. Ein optionaler Boss hat so zum Beispiel lediglich einen neuen heißen „Anstrich“ erhalten und die ein oder andere Monsterart hat sich auch für die Erweiterung wieder einmal schick gemacht. Alles in allem überwiegen aber die neuen, frischen Monsterdesigns und diese können sich sehen lassen. Aber Schönheit liegt bekanntlich im Auge des Betrachters…

Wer schon in Bloodborne Schwierigkeiten gehabt hat, dem wird die Erweiterung vielleicht mehr Grauen bereiten als gedacht. Gerade nach multiplen Spieldurchläufen und somit erhöhtem Schwierigkeitsgrad können die Kämpfe in The Old Hunters ungewohnt brutal werden. Unser Test erfolgte im New Game+2 und hat unseren Jägerstolz deutlich angekratzt, gerade wenn man lediglich für die Erweiterung Bloodborne erneut in die Konsole schiebt und ein wenig aus der Übung ist.

All dem Leid zum Trotz bietet The Old Hunters allerdings einige der wohl besten Bosskämpfe, die es in Bloodborne zu finden gibt, auch wenn sich die Mechaniken der neuen Bösewichte nicht nennenswert von ihren Vertretern im Hauptspiel unterscheiden. Die neuen Kämpfe überraschen selten und laufen wie gewohnt ab, FromSoftware setzt auf bewährte Mittel und geht dabei lieber auf Nummer sicher. Im Zuge der Bosskämpfe seien noch die außergewöhnlichen und völlig neuen Musikstücke lobend zu erwähnen, auch hier knüpft man an bekannte Qualität an und übertrifft diese sogar.

Was wäre The Old Hunters für eine Erweiterung, wenn sie nicht mannigfaltige neue Arten der Zerstörung liefern würde? Für die benötigte Abwechslung beim fröhlichen Monster metzeln sorgen mal wieder allerhand neue Jägerwaffen und Werkzeuge. Von einem Kolben, der sich wahlweise in eine Kreissäge verwandelt lässt, bis hin zu einer Bogenklinge, die so cool ist, wie sie klingt, The Old Hunters liefert ein rundes Repertoire an neuen Waffen. Dass dem Einfallsreichtum allerdings irgendwann auch Grenzen gesetzt sind, ist klar, so kommen womöglich dem ein oder anderen Spieler einige der Sägewerkzeuge doch verdächtig bekannt vor.

Ein Kritikpunkt, der sich jedoch schnell in Wohlgefallen auflöst, wenn man feststellt, was die Erweiterung noch an Überraschungen parat hat. Neue Jägerwerkzeuge sind natürlich auch am Start, wenn auch in deutlich limitierter Anzahl, warten aber dennoch mit coolen neuen Effekten auf. Als besonderes Highlight ist wohl zu nennen, dass es Spielern endlich möglich ist, sich selbst in eine Bestie zu verwandeln, eine Option die von vielen Spielern im Hauptspiel schmerzlich vermisst wurde. Darüber hinaus versteckt sich noch eine viel groteskere Verwandlung für besonders aufmerksame Spieler. In Sachen Kleidungsstücke hat The Old Hunters allerdings einen Schritt zurückgemacht, obwohl es wieder einmal einige neue Kleidungsstücke zu finden gibt, konnte jedoch keines dieser Modehighlights einer längst vergangenen Ära unser bleibendes Interesse erlangen. Aber auch hier scheiden sich womöglich die Geister.

The Old Hunters ist vor allem eines, und zwar mehr. Mehr von allem, was Bloodborne zu bieten hatte. Entwickler FromSoftware geht auf Nummer sicher und versucht mit der ersten und letzten Erweiterung nichts Neues. Wem also Bloodborne gefallen hat, den wird The Old Hunters garantiert nicht enttäuschen. Für knappe 10 bis 15 Stunden Spielzeit ist ein Preis von 19,99 Euro ebenfalls gerechtfertigt, vor allem, wenn man die Qualität der Erweiterung in Betracht zieht, diese muss sich vor dem Hauptspiel nämlich nicht verstecken. Geheimnisse, Geschichten, neue Feinde, Waffen und Schwüre – The Old Hunters bietet alles, was sich blutrünstige Jäger wünschen können. Eine gelungene Erweiterung zu einem gelungen Spiel, mit dem größten Kritikpunk: Es ist das Letzte, was wir von Bloodborne zu sehen bekommen.

Story: Gewohnt kryptisch, aber dennoch vorhanden.

Grafik: Überzeugt wie im Hauptspiel. Trägt zur Atmosphäre bei!

Sound: Umwerfende neue Musik zu Bosskämpfen.

Gameplay: Neue Waffen und Werkzeuge laden zum Experimentieren ein. Zudem ist es endlich möglich, sich in eine Bestie zu verwandeln!

Sonstiges: Wer suchet, der findet. Viele neue Details und versteckte Geheimnisse warten darauf, entdeckt zu werden.