Die Project-Zero-Reihe gilt bei Fans von Horror-Spielen schon seit dem ersten Teil als Geheimtipp. Während die ersten drei Spiele hierzulande für PlayStation 2 erschienen sind, hat es der vierte Teil, welcher auf Wii erschien, nie nach Europa geschafft. Nachdem Nintendo gemeinsam mit Koei Tecmo immerhin das Remake vom zweiten Ableger für Wii bei uns veröffentlichte, war lange unklar, ob man in Europa den Wii-U-exklusiven fünften Teil der Reihe erhalten wird. Mittlerweile ist das Spiel erhältlich, doch funktioniert das bekannte Gameplay auch auf Nintendos aktueller Heimkonsole?
„Löst die Mysterien um den Hikami-Berg!“
In Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers (künftig im Artikel Project Zero V genannt), übernehmt ihr die Kontrolle über insgesamt drei Charaktere, welche allesamt die Mysterien um den Hikami-Berg lösen möchten. Zuerst hätten wir Yuri, ein junges Mädchen, das die Fähigkeit besitzt, Schatten wahrzunehmen. Dies bedeutet nicht nur, dass sie Untote, sondern auch durch Berührung anderer Menschen deren Erinnerungen sehen kann. Gemeinsam mit Hisoka, welche ihr einst das Leben rettete, macht sie sich auf zum Hikami-Berg, um dort erst nach einem Gegenstand und anschließend nach einer vermissten Person zu suchen. Auch Ren Hojo, welcher eben jenen Gegenstand haben wollte, macht sich nach kurzer Zeit auf dem Weg zum Berg, um seine Geheimnisse aufdecken zu können. Zu guter Letzt haben wir Miu, welche einfach nur auf der Suche nach ihrer Mutter ist. Fans der Reihe können sich hier auf das Wiedersehen mit einer bekannten Figur freuen.
Auf dem Hikami-Berg wurden früher zahlreiche Rituale verübt, doch scheinbar lief eines Tages etwas schief und seitdem wird der Berg von den Geistern der Personen, welche dort verunglückt sind, heimgesucht. Doch was genau vorgefallen ist und welche Art von Ritualen durchgeführt wurden, gilt es im Laufe von Project Zero V herauszufinden. Dies ist auch einer der Pluspunkte im Spiel: Die Geschichte packt euch und ihr wollt unbedingt wissen, was passiert ist. Wenn man bedenkt, dass Nintendo ursprünglich wenig bis gar keine Story im Spiel haben wollte, ist das Ergebnis besonders erfreulich. Die meisten Informationen findet ihr in Form von Schriftstücken, welche im Spiel verteilt sind und aus verschiedenen Perspektiven geschrieben sind. Eine Sache missfällt hier jedoch bezüglich der Rituale: In den Schriftstücken wird sehr häufig immer dasselbe, aber in anderen Worten gesagt. Es kam diverse Male vor, dass ich mich auf eine neue Notiz freute, mir dann aber „Das wusste ich schon!“ dachte. Da gab es definitiv mehr Potential.
„Das Gameplay passt perfekt zum GamePad“
Doch kommen wir zum Grund-Gameplay: Die Geschichte des Spieles ist in Tropfen, also Kapitel, unterteilt und der gespielte Charakter ist jeweils vorgegeben, ebenso wie das Ziel, und ihr begebt euch auf den Berg. Die Kapitel selbst sind unterschiedlich lang, meist aber nicht länger als eine Stunde, wobei es natürlich auch auf eure Spielweise ankommt. In einer Third-Person-Perspektive steuert ihr eure jeweilige Figur durch Wälder und Häuser und könnt dabei natürlich auch vor angreifenden Geistern auf Knopfdruck davonflitzen. Da der Berg und seine Gegenden recht groß und weitläufig, teilweise auch recht verwinkelt, ist, ist die Karte direkt auf dem GamePad platziert.
Dies ist praktisch, da es euch nicht aus der Atmosphäre reißt und ihr dennoch nach dem Weg schauen könnt. Jedoch werdet ihr recht schnell mit der Umgebung vertraut sein, da ihr oft durch dieselben Gegenden laufen müsst. Backtracking war schon immer eine „normale“ Sache in Project Zero, doch gerade gegen Ende des Spieles nervt es, wenn man immer und immer wieder durch die bereits gesehenen Gegenden watscheln muss. Vor allem im letzten Kapitel wollte ich kurz das GamePad zur Seite legen, da man innerhalb kürzester Zeit zwei Mal nahezu den exakt selben Weg laufen muss. Die Steuerung eurer Figuren funktioniert übrigens gut, auch das Umdrehen und Losrennen auf Knopfdruck, aber manchmal bleibt man dennoch kurz an manchen Stellen hängen. Komplett neu, aber mega spannend, ist das „Berühren“ von Geistern, wenn ihr sie besiegt habt. Dann spielt, beim ersten Mal, ein kurzer Film darüber ab, wie die jeweilige Person gestorben ist. Dies hilft vor allem dabei, mehr über den Berg zu erfahren.
Meist ist es jedoch Quatsch, vor Geistern davonzurennen, da ihr immerhin eine Möglichkeit habt, euch zu wehren! Hier kommt das Project-Zero-typische Gameplay in neuer Form daher. Mithilfe der Camera Obscura, einer besonderen Kamera, könnt ihr Fotos der Geister machen und ihnen somit ihre Energie entziehen. Man könnte fast meinen, dass man sich dieses Gameplay exklusiv für Wii U ausgedacht hatte vor 15 Jahren, da es einfach perfekt auf die Konsole passt und auch super funktioniert. Das GamePad fungiert auf Knopfdruck als Kamera und reagiert dabei perfekt auf eure Bewegungen. Bewegt den Controller in die Richtung, in die ihr schauen wollt und justiert mithilfe des R-Stick dabei noch ein wenig. Hierbei müsst ihr nicht nur kämpfen, sondern könnt auch plötzlich auftauchende, friedliche Geister fotografieren. Manchmal müsst ihr unsichtbare Objekte knipsen, um sie sichtbar zu machen oder ein vorgegebenes Foto nachstellen.
Anfänglich wirkt die Steuerung ein wenig hakelig, doch sobald man sie gemeistert hat, funktioniert es einfach perfekt! Um die Kamera zu verbessern, gibt es verschiedene Objektive und Film-Typen, die ihr finden könnt. Mithilfe der Objektive besitzt ihr verschiedene Angriffsmöglichkeiten, beispielsweise könnt ihr euch beim Angriff gleichzeitig heilen oder einen Power-Angriff durchführen. Mit den unterschiedlichen Film-Arten könnt ihr unterschiedlich starken Schaden zufügen, jedoch reicht es in diesem Ableger meist vollkommen aus, den einfachsten Film zu nehmen, welcher unendlich vorhanden ist. Alle anderen Arten müssen von euch gefunden, oder zu Beginn eines Kapitels gekauft werden. So gut die Kämpfe funktionieren, so werdet ihr vor allem im letzten Tropfen mit so vielen Geistern konfrontiert, dass es dann doch kurzzeitig ein wenig nervig wird, schon wieder die Kamera auspacken zu müssen.
Jedes Mal, wenn ihr einen Geist oder eine Erscheinung fotografiert, erhaltet ihr Punkte. Diese Punkte könnt ihr zum Aufrüsten eurer Kamera oder Objektive nutzen, oder zu Beginn eines Kapitels, um Items zu kaufen. Ihr sammelt jedoch nicht nur durch Fotos Punkte, sondern auch durch das Aufsammeln von Items. Am Ende eines jeden Kapitels werdet ihr dafür bewertet, wie viele Gegenstände ihr von jedem Typ noch im Inventar habt und erhaltet dementsprechend Punkte dafür. Deswegen sollte man sparsam mit seinen Filmen und Co. umgehen, damit man einen möglichst hohen Rang erhält. Apropo Sammeln von Items: Betretet ihr einen Raum, wird euch mithilfe eines Pfeiles direkt angezeigt, wo ihr einen neuen Gegenstand finden könnt. Das ist schade, denn so müsst ihr die Gegenden kaum erkunden, sondern nur nach Pfeilen laufen.
„Geister stellen eigentlich keinerlei Gefahr dar“
Ihr erhaltet somit zu Beginn eines jeden Kapitels die Möglichkeit, euch neue Heilmittel und Filme zu kaufen, was ehrlich gesagt den Survival-Aspekt von Project Zero V komplett zerstört. Auch dadurch, dass die Kapitel so kurz sind und man meist ins „sichere Heim“ von Yuri und Co. zurückkehrt, fällt die ständige Angst, wie man sie beispielsweise im ersten Teil hat, irgendwie weg. Wenn man stirbt, ist das nicht so wild, da es zahlreiche Checkpoints und Heilmittel gibt. Somit stellen die Geister eigentlich keinerlei Gefahr dar, was es somit natürlich weniger gruslig macht. Und das alles auf dem normalen Schwierigkeitsgrad, auf Leicht wird dies noch einmal, naja, noch leichter.
Das nimmt dem Spiel nicht unbedingt die Atmosphäre, damit hat man noch immer einen super Job gemacht, aber die Geister selbst können nicht mehr so viel Panik versprühen, wie es vielleicht früher der Fall war. Jedoch gibt es zwei Kapitel, bei denen selbst ich, als alter Hase, ordentlich die Hosen voll hatte. Hierbei müsst ihr als Ren den Antiquitätsladen, in welchem sich die anderen Personen befinden, über die Überwachungskameras im Auge behalten und aufpassen, dass keiner der Geister an die schlafenden Mädels herantritt. Hierbei geschieht all das in einer solch starken Frequenz, bei der ihr einfach keine Pause habt und konstant unter Panik steht. Ich habe auch davon gelesen, dass diese Kapitel manchen Leuten gar nicht gefallen haben, aber ich habe sie absolut geliebt. Man könnte sagen, es war ein bisschen wie Five Nights At Freddies, allerdings richtig gut und nicht nur voller Jumpscares!
In Project Zero V ist Wasser eines der wichtigsten Themen, vor allem bezüglich der Story. Somit gibt es viele Gegenden im Spiel, welche mit Wasser zu tun haben, unter Wasser stehen oder einfach nass sind. Auch eure Charaktere können nass werden, was vor allem grafisch einen schicken Effekt erzeugt, bei dem die Kleidung und die Haare der Figur richtig nass (und durchsichtig) werden. Aber das sieht nicht nur schick aus, sondern hat auch einen Effekt auf das Gameplay. Wenn ihr durchnässt seid, erhaltet ihr mehr Schaden und werdet häufiger von Geistern angegriffen, jedoch teilt ihr auch deutlich mehr aus als zuvor. Manche Gegner können euch mit dem gefürchteten schwarzen Wasser überschütten, welches euch konstant Schaden zufügt. Mithilfe eines Items könnt ihr euch jedoch sofort abtrocknen.
Es gibt in Project Zero V in der europäischen Fassung zwei kleine Änderungen, wenn man sich einmal das japanische Original anschaut. So wurden beispielsweise die Kostüme, welche ihr freischalten könnt, teilweise ausgetauscht. Ihr könnt nun keine sexy Bikini mehr für die Mädels erhalten, sondern Nintendo-Kostüme. Welche das sind, müsst ihr natürlich selbst herausfinden! Zusätzlich wurde die Brust-Physik stark zurückgeschraubt, um den Titel hierzulande quasi weniger „sexy“ aussehen zu lassen. Ursprünglich konnte es stark mit Dead or Alive konkurrieren, in der Hinsicht.
„Beeindruckende Grafik!“
Was mich an Project Zero V wirklich beeindruckt hat, ist die Grafik des Spieles. Die Gegenden sind detailreich und sehen fantastisch aus, die Figuren sind toll animiert und auch wenn die wirklich schöne Grafik sicherlich auch deswegen so gut aussieht, weil es oft dunkel ist und ein gruseliger Filter über das Bild gelegt wird, so ist es dennoch beeindruckend, was aus Nintendos Wii U herausgekitzelt wurde. Auch die Soundkulisse kann sich hören lassen, vor allem da hier der TV und das GamePad miteinander arbeiten, um euch unterschiedliche Geräusche hören zu lassen. Schade jedoch, dass man deswegen keine Kopfhörer benutzen kann, da man dann beim Anschließen nur die Geräusche des GamePad hört.
Mit Project Zero V gibt es ein wirklich gutes Horror-Spiel, welches mit seinen plötzlichen Geister-Erscheinungen euch durchaus einige Male erschrecken wird und die Atmosphäre euch in den Bann ziehen wird. Das Gameplay mit der Kamera funktioniert super, auch wenn die Grundsteuerung der Charaktere ein bisschen hakelig sein kann. Die Geschichte ist verstörend, wenn auch nicht so schlimm wie manche Vorgänger, und kann mit bekannten Namen und Gesichtern vor allem Fans der Reihe erfreuen. Ein kleiner Tipp jedoch: Spielt unbedingt nachts und nicht am hellen Tag, denn das hilft bei der Atmosphäre und beim Gruseln deutlich mehr.
Story: Grausame Dinge sind auf dem Hikami-Berg geschehen, ihr müsst herausfinden, was geschah und gleichzeitig euch dem Schicksal der spielbaren Charaktere stellen.
Grafik: Schick aussehende Gegenden, nette Wasser-Effekte und hübsche Charakter-Modelle. Liebe zum Detail im ganzen Spiel zu finden.
Sound: Erzeugt eine tolle Atmosphäre, am besten mit einem Surround-System spielen, wenn möglich. Englische und japanische Sprachausgabe vorhanden.
Gameplay: Ihr übernehmt die Kontrolle über drei verschiedene Charaktere, spielt mehrere Kapitel auf diese Weise und bekämpft feindliche Geister mit einer Kamera!
Sonstiges: Besonderer Spielmodus nach Durchspielen der Story verfügbar, mehrere Enden und neue Kostüme freischaltbar.
Geschrieben von Eric