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Im Test! Eiyuu Senki – The World Conquest

Völlig unerwartet kündigte der Herausgeber Fruitbat Factory die PlayStation-3-Version von Eiyuu Senki – The World Conquest für den Westen an. Nach einer langen Zeit, in der es nur wenige Neuigkeiten gab, ist die Visual Novel mit RPG-Elementen nun im europäischen PlayStation Store als digitale Version erhältlich. Eine Retail-Fassung gibt es leider nicht. Das Spiel erschien ursprünglich 2012 für PCs und enthielt pornografische Inhalte, allerdings wurden diese für die Konsolenversion entfernt. Dank seiner Beliebtheit folgte nicht nur die bereits erwähnte PlayStation-3-Version, sondern auch eine PlayStation-Vita-Version und ein Nachfolger für PCs namens Eiyuu Senki GOLD. Ob Eiyuu Senki – The World Conquest nur mit den üblichen Harem-Tropes daherkommt oder noch mehr zu bieten hat, erfahrt ihr in unserem Test!

Ein Zeichen der Hoffnung?

Die Handlung spielt in einer alternativen Welt, die unserer gleicht, mit allerhand zusammengewürfelten, bekannten Persönlichkeiten aus unterschiedlichen Zeitperioden. Hier trefft ihr auf eurer Reise zum Beispiel auf Oda Nobunaga, Billy the Kid und König Arthur. Nur gibt es da einen entscheidenden Unterschied: alle diese Charaktere sind weiblich!

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Der Protagonist eilt Himiko zur Hilfe

Der Protagonist der Geschichte, Chihaya, findet sich eines Tages in dieser Welt wieder und wird für einen Diener des Himmels gehalten. Himiko, eine der drei Herrscherinnen Zipangs (so wird hier Japan genannt), nimmt den jungen Mann bei sich auf, nachdem er ihr das Leben rettet. Da Chihaya an Amnesie leidet und nicht so recht weiß, was mit ihm passiert ist, schließt er sich Himiko an, um mehr über die Welt zu erfahren. Allerdings verfolgt die junge Herrscherin ein größenwahnsinniges Ziel, was mit ihrer kleinen Armee ein Ding der Unmöglichkeit darstellt. Sie möchte die Weltherrschaft erlangen, scheitert allerdings schon daran, Zipang für sich einzunehmen. Mit dem Diener des Himmels an ihrer Seite schöpft sie neue Hoffnung, ihr Ziel Wirklichkeit werden zu lassen.

Ihr fangt klein an, aber werdet auf eurer Reise durch die ganze Welt über 70 weibliche Charaktere bekämpfen, um nicht nur ihre Länder zu erobern, sondern auch um diese mit auf eure Seite zu ziehen. Die Idee an sich klingt recht interessant und die Mädchen kommen alle unterschiedlich herüber, auch wenn sie sich gerne mal recht stereotypisch verhalten. Allerdings ist es sinnlos, sie nach berühmten Personen zu benennen, wenn sie nur sehr wenig oder gar keine Eigenschaften ihrer Vorlage aufweisen können. Der Geschichtsaspekt kann leider ebenfalls nicht punkten, auch wenn er einige Informationen enthält, die ganz brauchbar herüberkommen. Im Vordergrund stehen eher die Harem-Elemente, strategische Planungen und einige mehr oder weniger bedeutungslose Szenen, die humorvoll sind. Eine wirklich tiefsinnige Handlung ist hier nicht vorhanden. Dazu kommt, dass längst nicht alle Charaktere von annehmbarer Natur sind, dazu zählt leider auch Himiko, die als nervig, kindisch und eifersüchtig präsentiert wird.

Der Protagonist Chihaya, dem ihr auch einen anderen Namen geben könnt, weißt eine Persönlichkeit auf, mit der sich der Spieler identifizieren kann. Soll heißen, er ist eher der langweilige Typ, der zwar genug Mut zeigt und aktiv an Kämpfen teilnimmt, aber sich in erster Linie durch Gutmütigkeit und Hilfsbereitschaft auszeichnet. Natürlich bleibt es nicht aus, dass sich die Mädchen gerne mit ihm abgeben oder sich regelrecht an ihn schmeißen und dass das einfach so von ihm hingenommen wird.

Zipang an die Macht!

Eiyuu Senki – The World Conquest läuft wie in einem Taktik-RPG in Zügen ab, die die gesamte Weltkarte mit einbeziehen. Seid ihr an der Reihe, können neue Missionen angenommen werden, die entweder aus Szenen oder Kämpfen bestehen. Hierfür werden verfügbare Charaktere ausgesucht, um die Anforderungen der Mission zu treffen, ansonsten kann diese nämlich nicht bestritten werden. Die dafür benutzen Charaktere werden für den Rest des Zuges allerdings unbrauchbar, weswegen jede Planung bedacht ablaufen muss. Neben den Missionen laufen zusätzlich die Szenen, die die Handlung vorantreiben und neue Ziele öffnen. Habt ihr einem Land den Krieg angesagt, muss besondere Vorsicht walten gelassen werden, da die gegnerischen Truppen nicht immer einfach nur zusehen, wie ihr eine Stadt nach der anderen einnehmt. Beendet ihr hier einen Zug, ohne jemanden übrig zu haben, kann es gerne mal vorkommen, dass der Gegner euch angreift und sein Gebiet wieder vergrößert.

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Ein Blick auf die Weltkarte

Gespielt wird nicht typisch mit Erfahrungspunkten und steigenden Levels, sondern ihr werdet dazu aufgefordert, eure Truppen zu verstärken. Jedem Charakter ist eine Armee zugeordnet, die durch Geld erweitert werden kann. Wird Schaden genommen, muss dieser ebenfalls mit Geld beglichen werden. Teilweise kann sich das Ganze als etwas schwerer herausstellen, wenn man noch am Anfang steht und durch die eingenommenen Gebiete nicht genug Geld hereinkommt. Eine Entscheidung, ob ihr nun heilt oder doch lieber auf Verstärkung setzt, bleibt da nicht aus.

Interessant mit anzusehen ist, dass ihr den Schwierigkeitsgrad des Spieles selbst beeinflussen könnt. Dies fängt schon frühzeitig an, wenn ihr Asien versucht einzunehmen. Hier werden euch drei Gebiete zur Auswahl gestellt, die mit leicht, mittel und schwer gleichzusetzen sind. Wer hier auf den schwierigsten Weg setzt, wird nach dem Sieg mit besonderen Gegenständen zum Ausrüsten belohnt, zudem wird sich der Schwierigkeitsgrad der anderen Gebiete danach entsprechend anheben.

„Die Kämpfe erfordern nur wenig Taktik“

Die Kämpfe selbst finden auf einem rechteckigen Feld statt, welches in kleine Stücke unterteilt ist. Bis zu sechs Charaktere könnt ihr hier auf der linken Seite platzieren. Die Gegner nehmen entsprechend die rechte Seite des Feldes ein. So viel Taktik wie erhofft ist hier allerdings nicht anzutreffen, auch wenn das Kampfsystem einem Taktik-RPG ähnelt. Es wirkt eher wie ein Fall von „so schnell wie möglich die Feinde erledigen, bevor sie euch niederstrecken können“. Ein wenig Planung setzt das dennoch voraus. So ist es wichtig, welche Klassen ihr mit einbringt und wo ihr eure Charaktere platziert. Nahkämpfer wie Chihaya können nur zwei Felderreihen angreifen, Magier wie Himiko haben dagegen eine viel größere Reichweite. Nobunaga kann durch den Gebrauch von Schusswaffen nur diejenigen treffen, die auf der gleichen Linie wie sie stehen.

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Der Kampfbildschirm

Sobald ein Charakter an der Reihe ist, steht ihm sein normaler Angriff zur Verfügung, außerdem ist es ihm möglich, sich auf ein anderes Feld zu bewegen oder gleich das gesamte Feld ein Stück vorzuziehen. Sobald die Brave-Punkteleiste gefüllt ist, stehen euch stärkeren Attacken zur Verfügung, allerdings genießen eure Feinde genau die gleichen Vorzüge. Das Auffüllen erfolgt durch das Tätigen von Angriffen oder durch Schaden nehmen, eine wichtige Rolle hierbei spielt das Treffen von Schwachpunkten.

Genau aus diesem Grund, und weil ihr auch immer ein Zuglimit vor Augen habt, in dem ihr den Kampf für euch entschieden haben müsst, läuft es meist darauf hinaus, so schnell wie möglich das gegnerische Feld leerzuräumen. Auf schwer sind Kämpfe wirklich erbarmungslos und ihr steckt schneller eine Niederlage ein, als euch lieb ist, da gewaltiger Schaden ausgeteilt wird. Seid ihr in einer Notlage, könnt ihr euch zwischen einigen Optionen entscheiden. Entweder wiederholt ihr den letzten Zug, fangt den gesamten Kampf noch einmal von vorne an oder gesteht eure Niederlage ein. Es besteht zudem die Möglichkeit, einen Speicherstand zu laden, um die Sache komplett anders anzugehen.

Eine Weltrundreise mit Mädchenbesichtigung

Die Gestaltung von Eiyuu Senki – The World Conquest lässt sich eher als einfach bezeichnen. So ist die Weltkarte lediglich anklickbar und Gespräche werden im Visual-Novel-Stil geführt. Hierbei ist nur das Standard-Artwork eines Charakters auf dem Bildschirm zu sehen, während auf der linken Seite des Textbildschirmes, passend zu dem Gesagten, verschiedene Gesichtsausdrücke gezeigt werden. Die verwendeten Sprites in Kämpfen erinnern vom Stil her an Super-Nintendo-Zeiten, sind aber klar zu sehen und nicht pixelig. Event-Bilder konzentrieren sich auf die weiblichen Charaktere.

Wenn der Protagonist darauf zu sehen ist, wird er gerne einmal so dargestellt, dass man ihn von hinten sieht oder so, dass sein Gesicht oder Teile davon nicht zu erkennen sind. Da er ansonsten ein vollständiges Artwork für Dialoge hat, kommt dies ein wenig seltsam herüber. Für die PlayStation-3-Version wurden zudem so einige Bilder entfernt oder abgeändert, um pornografische Inhalte und Nacktheit zu vermeiden. Der Herrscherin von Indien, die mit entblößter Brust herumläuft, wurde zum Beispiel ein passender Körperschmuck verpasst. Trotzdem fehlt es dem Spiel nicht an Fanservice in Bild und Text. Oyari Ashitos Charakterdesign weißt allgemein viel Freizügigkeit auf und man sieht, dass er versucht hat, in vielen Fällen Dinge in das Design einzubauen, was an die Länder erinnert, aus denen die Charaktere stammen.

„Ein Lob gebührt der Lokaliserung“

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Nicht alle der Frauen haben so viel Kleidung an wie hier zu sehen ist

Die Musik im Spiel ist nicht wirklich bemerkenswert, aber es ist schön zu sehen, wie die Kampfmusik in Zipang in typischen Klängen daherkommt, die man mit Japan verbindet und dass diese je nach Land verschieden ausfällt. In Indien klingt das Theme zum Beispiel orientalisch. Die japanische Sprachausgabe ist dagegen leider ein Fall für sich, da jünger aussehende Charaktere eine entsprechend hohe Tonlage aufweisen. Besonders Himiko überschreit sich hier gerne einmal. Natürlich sind nicht alle Charaktere davon betroffen und die Qualität der Synchronisation stimmt ansonsten auch, aber es ist etwas, das negativ auffällt und an das man sich erst gewöhnen muss. Übrigens hat der Protagonist lediglich im Kampf eine Stimme und nicht alle Szenen und Missionen wurden vertont.

Ein Lob gilt es Fruitbat Factory dafür auszusprechen, dass sie wirklich alles übersetzt haben, das heißt auch Dinge, die im Original keine Untertitel hatten. Laut eines Blogposts des Herausgebers war das der Grund, warum sich Eiyuu Senki – The World Conquest um einige Monate verschoben hat. Die Übersetzung gestaltet sich etwas direkter, mit einigen Anpassungen. Texte enthalten nur in seltenen Fällen Schreibfehler.

Wie es bei Visual Novels üblich ist, lassen sich alle Texte überspringen und es lässt sich auch einstellen, ob sich dies auf bereits gelesene Abschnitte oder auf alles beziehen soll. Ihr könnt jederzeit auf der Weltkarte speichern und habt dazu genug Speicherplätze zur Verfügung. Um Sätze noch einmal nachzulesen, gibt es eine entsprechende Backlog-Funktion und in der Galerie im Hauptmenü werden nach und nach Event-Bilder und Musikstücke freigeschaltet.

Fazit

Eiyuu Senki – The World Conquest spricht nur eine sehr kleine Zielgruppe an und ist daher nur schwer zu empfehlen. Es reicht nicht aus, Fan von Spielen im Animedesign zu sein, um daran gefallen zu finden. Zum einen ist es weitgehend eine Visual Novel und hat entsprechend sehr viel Text, zum anderen war die ursprüngliche Version an erwachsene Männer (ab 18) gerichtet, was auch in der PlayStation-3-Version noch deutlich erkenntlich ist. Wer das Harem-Genre mag und keine Probleme mit freizügigen, zum Teil sehr jung aussehenden, weiblichen Charakteren hat, könnte an Eiyuu Senki – The World Conquest gefallen finden.

Allerdings sollte keine tiefgründige Handlung und stimmige geschichtliche Hintergründe bei den Charakteren erwartet werden. Es bewegt sich eher auf Light-Novel-Niveau mit typischen Tropes und allem Drum und Dran. Die taktischen Elemente zeigen sich in Kämpfen leider sehr schwach, sind dafür im restlichen Spiel etwas besser vertreten und regen den Spieler zum Nachdenken an. Das Spiel ist nur mit englischen Texten und einer japanischen Synchronisation versehen.

Story: Dient lediglich als Mittel zum Zweck und kommt alles andere als tiefgründig daher, die Qualität ist hierbei typisch für das Harem-Genre oder Light Novels.

Gameplay: Taktische Spielmechaniken und Kampfsystem, missionsbasierend, ansonsten viel zum Lesen.

Grafik: Benutzung von Artworks im Animestil und Sprites, die an Super-Nintendo-Zeiten erinnern, aber nicht pixelig aussehen.

Sound: Nicht unbedingt hörenswert, aber passend gewählt, Kampfmusik ändert sich entsprechend des Landes, in dem man sich befindet.

Sonstiges: Lange Spielzeit von über 50 Stunden (die leider nicht mitgezählt wird), Bilder und Musikgalerie als Extras.