In den meisten Videospielen spielt man den Helden, welcher gefährliche Verliese besucht und dabei Fallen ausweicht. In Deception IV: The Nightmare Princess übernehmt ihr die Aufgaben der anderen Seite und müsst zahlreichen Helden und Kriegern, welche in euer Gebiet eindringen, mit Fallen erledigen.
Bei Deception IV: The Nightmare Princess handelt es sich um eine überarbeitete Version von Deception IV: Blood Ties, welches für PlayStation 3 und PlayStation Vita erschien. Die neue Fassung gibt es ebenfalls für die beiden Konsolen, doch erstmalig auch für PlayStation 4. Koch Media hat hierbei keinerlei Kosten und Mühen gescheut, denn das Spiel bietet komplett deutsche Texte.
Die schöne, aber brutale Prinzessin
Im Story-Modus von Deception IV: The Nightmare Princess übernehmt ihr, wie schon in der originalen Fassung, die Kontrolle über Laegrinna, eine der Töchter des Teufels. Im Laufe der Geschichte müsst ihr euch zahlreichen Helden entgegenstellen, welche verhindern wollen, dass ihr den Teufel wiederbeleben könnt. Das Interessante hierbei: Es gibt verschiedene Story-Stränge ab gewissen Zeitpunkten im Spiel, womit ihr unterschiedliche Enden hervorrufen könnt. Das motiviert zum erneuten Durchspielen der Story, welche in mehrere Kapitel unterteilt ist.
In den Kapiteln selbst gibt es immer mehrere „Kämpfe“, in denen ihr eure Feinde ausschalten müsst. In Deception IV geschieht dies jedoch nicht durch einen direkten Kampf, sondern durch das geschickte Platzieren von Fallen auf einem Raster, welches das Gebiet in Quadrate unterteilt. Ihr und eure Feinde könnt euch jedoch komplett frei über das Gebiet bewegen, lediglich die Fallen sind an das Raster gebunden.
Euer Ziel ist es, die zahlreichen und unterschiedlichen Fallen so zu platzieren, dass eure Feinde hineingelockt und am besten in einer möglichst imposanten Fallen-Kombo erledigt werden. Die Killerapparate müssen von euch auf Knopfdruck aktiviert werden, zudem könnt ihr zu Beginn der Story nur wenige Fallen auf einmal platzieren, was sich aber im späteren Verlauf ändert und längere Kombos ermöglicht.
Wem das alles zu kompliziert klingt: Keine Angst, denn in einem ausführlichen Tutorial wird das gesamte System ausgiebig erklärt. Eine der wichtigsten Sachen ist es zudem, im Kampf drauf zu achten, gegen welche Art von Fallen manche Feinde immun beziehungsweise schwach sind, denn dann kann oftmals ein Rüstungsbrecher durchgeführt werden. Habt ihr das geschafft, verliert das Opfer nicht nur (fast) all seine Kleidung, sondern ist nun viel anfälliger gegen eure Fallen.
Die Auswahl der Fallen entscheidet über Leben und Tod
Die Fallen selbst sind in drei verschiedene Kategorien unterteilt: Sadistisch (Rot), Raffiniert (Blau) und Blamabel (Gelb), welche gleichzeitig von den drei Geschwistern, die Laegrinna unterstellt sind, symbolisiert werden. Sie geben euch in jedem Kapitel mehrere Aufgaben, welche ihr erfüllen könnt, aber nicht müsst. Erledigt ihr jedoch die Missionen, gibt es viel mehr Punkte am Ende eines Kapitels, also ist dies recht ratsam.
Denn je mehr Punkte ihr sammelt, desto mehr Fallen schaltet ihr frei für einen noch größeren Pool an Tötungsmaschinen. Leider könnt ihr in den Kämpfen immer nur eine vorher von euch ausgewählte Anzahl an Fallen mitnehmen, was gerade in den Story-Missionen fast schon hinderlich ist, weil man dann doch lieber auf vertraute Kombos setzt, anstatt ein wenig zu experimentieren. Auch schaltet ihr neue Fähigkeiten durch neue Punkte frei, welche euch zum Beispiel Angriffen ausweichen lassen oder eine Heilung ermöglichen.
Es gibt jedoch abgesehen vom Story-Modus den offenen Kampf, in welchem ihr dann mit den freigeschalteten Fallen herumprobieren könnt. Außerdem könnt ihr im Missions-Modus euch an super knackigen Aufgaben probieren, welche euren Kopf zum Qualmen bringen werden. In The Nightmare Princess wurde nun sogar ein Charakter-Editor hinzugefügt, in dem ihr eigene Figuren erstellen und diese anschließend malträtieren könnt. Um jedoch eine größere Auswahl an Kombinationsteilen zu erhalten, müsst ihr den komplett neuen Nightmare-Princess-Modus spielen.
Im Albtraum hört dich niemand schreien
In diesem neuen Modus spielt ihr nicht mehr in der Rolle von Laegrinna, sondern steuert Velguirie, die Albtraum-Prinzessin. Diese erwacht aus einem langen Schlaf und macht das, was sie am besten kann: Menschen foltern. Das Gameplay ist in diesem Modus im Prinzip gleich, jedoch läuft der Fortschritt ganz anders ab. Ihr wählt auf einer Art Zeitstrang immer neue Missionen aus, welche verschiedene Vorgaben haben. Manchmal müsst ihr einen Feind einfach nur besiegen, manchmal gibt es ein Zeitlimit.
Zusätzlich zu der Hauptaufgabe in einer Mission gibt es zusätzliche, optionale Aufgaben, welche euch zusätzliche Dinge freischalten lassen, wie neue Fallen, Fähigkeiten, andere Wege im Zeitstrang oder neue Komponenten für den Charakter-Editor. Die bisher im Story-Modus freigeschalteten Fallen und Fähigkeiten werden hier übrigens nicht übernommen, ihr fangt quasi wieder bei Null an. Schafft ihr eine Mission nicht, könnt ihr euch ein Video anschauen, in welchem ihr gezeigt bekommt, wie ihr die Aufgaben zu meistern habt.
Ich muss zugeben, dass ich am Story-Modus Spaß hatte, aber der neue Nightmare-Princess-Modus bietet noch viel mehr Spielfreude, da die Aufgaben spezifischer sind und es sich mehr wie kleine Rätsel anfühlt. Außerdem gibt es hier mehr Feind-Typen, mehr Arenen und interessante Cameos aus älteren Teilen der Reihe. Besonders spannend sind die Kämpfe gegen andere Prinzessinnen, welche euch auch mit Fallen zu bekämpfen versuchen und sich ganz anders verhalten, als es die normalen Feinde machen. Hinzu kommt, dass ihr neben Velguirie noch weitere Charaktere freischalten und anschließend steuern könnt.
Grafisch haut Deception IV: The Nightmare Princess auf PlayStation 4 wohl niemanden um. Die Charaktere sehen schick aus, die Gegenden schwanken jedoch zwischen langweilig und hässlich bis hin zu detailliert und hübsch. Die japanische Synchronisation lässt die Feinde ordentlich laut schreien, weshalb man möglicherweise lieber mit geschlossenem Fenster spielen sollte, sonst wundern sich die Nachbarn. Musikalisch gibt es keine merkenswerte Höhepunkte, aber auch nichts aktiv zu bemängeln.
Mit Deception IV: The Nightmare Princess hatte ich unerwartet viel Spaß, auch wenn es manchmal frustrierend knifflig ist. Habt ihr es jedoch dann endlich geschafft, einen schwierigen Feind in eine brutale Kombo einzubinden, ist das sadistische Freude-Gefühl hoch. Auch motiviert der neue Nightmare-Princess-Modus zum Experimentieren mit den Fallen und kann mit seinen zahlreichen Aufgaben viele Stunden beschäftigen. Wer also das Original besitzt und damit Freude hatte, sollte sich über einen Kauf der verbesserten Version Gedanken machen.
Story: Interessante Abwechslung, da man quasi „die Bösen“ spielt und lustige Charaktere, welche jedoch viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen.
Grafik: Charaktere hui, Gegenden meist pfui. Hässlich ist das Spiel nicht, aber auch nicht unbedingt wunderschön.
Sound: Komplett auf Japanisch vertont, Hintergrundmusik fällt irgendwie gar nicht auf.
Gameplay: Ihr platziert Fallen auf einem quadratischen Muster, um Feinde bösartig zu malträtieren. Sehr spaßig, aber auch sehr komplex.
Sonstiges: Charakter-Editor, zahlreiche knifflige Missionen, Online-Ranglisten, deutsche Texte.
getestet von Eric
