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Im Test! Valkyria Chonicles

31. Oktober 2008 – D-Day

Das Videospiel “Valkyria Chronicles” (PlayStation 3) wurde beim Grenzübertritt nach Deutschland beobachtet. Dieser allgemein als Distribution-Day (D-Day) in die Historie eingegangene Tag führte dazu, dass sich dieses Videospiel in zahlreichen Multimediamärkten in Regalen verschanzte. In bester Assassin’s-Creed-Manier versteckt zwischen anderen Videospielen, wartete es auf seine Zielgruppe. Schließlich eroberte es von diesem Brückenkopf aus die Herzen der Menschen und erntete ob der gelungen Aktionen höchste Auszeichnungen (Metacritic-Score von 86 und User-Score von 8.7).

11. November 2014 – Ein neuer Horizont

Die zweite Offensive von “Valkyria Chronicles” beginnt via Steam. Diesmal wollen neben PlayStation 3 auch PCs erobert werden. Gelingt diese Offensive und wird sich das Spiel wie ein Flächenbrand verbreiten? Oder funktionieren die alten Tricks nicht mehr? Wir haben die derzeitige Lage in unserem taktischen Report für Sie zusammengefasst.

Es wird Blei regnen

Im Westen nichts Neues
Im Westen nichts Neues

März 1935

Wie Sie sicher wissen, ist der verheerende Erste Europäische Krieg, ausgelöst durch die Ermordung des Thronfolgers der Osteuropäischen Kaiserlichen Allianz (die Imperials), mittlerweile 20 Jahre alt. Nun stehen die Zeichen erneut auf einen kontinentweiten Konflikt. Lassen Sie sich nicht von der Propaganda einiger Verschwörungstheoretiker täuschen, die darin Parallelen zu der Geschichte einer angeblich existierenden Welt ziehen wollen, in der so etwas wie der Erste und Zweite Weltkrieg ebenfalls in diesem ungefähren Zeitraum ablief.

Eingeklemmt zwischen den Imperials im Osten und der Atlantischen Föderation (die Federation) im Westen wird unser geliebtes, neutrales Gallia eines Tages von den Imperials angegriffen. Unsere bisherigen Informationen lassen darauf schließen, dass es den Imperials um die wohlbekannte Ressource “Ragnite“ geht, die neben energietechnischen und militärischen auch medizinische Anwendungen bietet. Durch den ständigen Konkurrenzkampf der Imperials und der Federation um Ragnite wurde Gallia, gesegnet mit reichen Ragnite-Vorkommen, zum Ziel der imperialen Aggression und zum Ausgangspunkt des Zweiten Europäischen Krieges.

Trotz dem Fall der Grenzstadt Bruhl, in der sich gerade unser Held Welkin Gunther befand, konnte dieser der Aggression der Imperials entkommen. Gemeinsam mit der Stadtwache Alicia Melchiott und seiner Adoptivschwester Isara Gunther floh er in die Hauptstadt, um sich dort der Miliz anzuschließen.

Wir briefen Sie nun, wie genau Sie im Kampf gegen die Imperials vorzugehen haben und auf was Sie achten müssen. Bitte ignorieren Sie auch alle Gerüchte, dass der wahre Beweggrund für den Einmarsch nicht Ragnite sei, sondern eine schlummernde Macht in Gallia, die angeblich stark genug ist, ganz Europa zu erobern.

Mit Taktik zum Sieg oder vorzeitigem Tod

16. April 1935

Missionsziel – Erobern Sie die gegnerische Basis. Weitere mögliche Sieg- oder Niederlagebedingungen werden wie immer dargestellt und erzeugen zusätzliche Spannung, wenn zum Beispiel in wenigen Runden gewonnen werden muss.

Taktikbesprechung
Taktikbesprechung

Genehmigte Mittel – Zum Einsatz kommt der Panzer “Edelweiss”, gesteuert von Welkin und Isara, sowie fünf unterschiedliche Einheiten: Scout, Shocktrooper, Sniper, Lancer und Engineer. Jede Klasse hat ihren eigenen Verwendungszweck. Scouts können sich pro Runde sehr weit bewegen und versteckte Einheiten aufspüren. Shocktrooper sind die Rambos der Truppe und nutzen ihr Maschinengewehr mehr als gut. Sniper bewegen sich nicht so weit, haben dafür aber eine unglaubliche Reichweite mit ihrem Scharfschützengewehr. Lancer helfen mit ihren panzerbrechenden Geschossen bei der Beseitigung von gegnerischen Panzern, sind aber schwach gegen Patronenhagel. Schließlich können Engineers die Edelweiss reparieren oder Minen entschärfen, sowie zerstörte Barrikaden wieder aufbauen.

Nutzen Sie diese Einheiten taktisch klug. Ein Vorpreschen und Durchballern wird Sie schnell zum Ziel bringen, falls Ihr Ziel der rasche Tod Ihrer Einheit sein sollte. Nutzen Sie Deckungen und die Eigenschaften Ihrer Einheiten weise im Kampf gegen die gegnerischen Einheiten, denn ihre Gegner sind durchaus intelligent. Schwere als auch leichtere taktische Fehler werden schnell ausgenützt, um Sie zu dezimieren.

Kriegs-101 -Sie beginnen auf einer sehr übersichtlichen Karte und positionieren zuerst Ihre Einheiten. Danach wählen Sie von dort aus die zu steuernde Einheit aus, woraufhin die Ansicht zur 3rd-Person-Darstellung wechselt. Das kostet einen bis mehrere CP, Commando Points. Sind diese aufgebraucht, ist der Gegner dran, seine CP zu nutzen… bis Sie wieder an der Reihe sind.

Jede Einheit hat eine gewisse Anzahl an AP, die sie zur Bewegung nutzen kann. Verschanzen Sie sich hinter Barrikaden und schießen Sie mit Ihrer Hauptwaffe auf Gegner, nutzen Sie Ragnite-Granaten oder aber Heil-Items. Mit der Edelweiss können Sie panzerbrechende Munition, Granaten oder Maschinengewehrfeuer nutzen, wenn Sie vorher keinen Wutanfall wegen der Steuerung des Panzers bekommen. Wie man an unscheinbaren, teilweise unsichtbaren, Objekten hängen bleiben und dann auf einen Schlag viele AP verbraten kann, wundert und ärgert uns noch immer. Sehr selten bleiben Einheiten hängen und man verschwendet eventuell wieder einen CP. Bis auf diese Kleinigkeit geht die Steuerung mit Tastatur und Maus flüssig von der Hand. Die taktische Karte bietet immer reichlich Übersicht zur Planung der Strategie gegen den Gegner.

Sprung auf, marsch, marsch!
Sprung auf, marsch, marsch!

Geraten Sie in Bedrängnis, nutzen Sie Sonderbefehle, die zum Beispiel die Defensive erhöhen. Außerdem können Sie bei Ihren Basen am Schlachtfeld neue Einheiten anfordern, wenn noch Platz in der Truppe ist. Beispielsweise, wenn eine Einheit gefallen ist und von Ihnen durch Berührung mit einer anderen Einheit evakuiert wird. Doch auch der Gegner kann Nachschub anfordern, weswegen Schlachten hin und wieder ein Wettlauf zur nächsten Basis sind. Sollten Sie sich verplanen, da von Anfang an natürlich nicht klar ist, was Sie genau im Kriegsszenario erwartet und die gewählten Einheiten nicht gerüstet sind dafür, kann auch schon mal alles schiefgehen. Dann starten Sie die Mission einfach mit Ihrem neuen Wissen neu oder laden Sie einen Spielstand, den Sie jederzeit anlegen können. Teilweise ruinieren Sie sich sogar selbst im Kampf, wenn ein gut gezielter Schuss dennoch am Panzer vorbeigeht und die Panzergranate das Tor trifft und zerstört, das man beschützen hätte sollen. Ups.

Kampfausbildung – Sie erhalten wie immer die Möglichkeit, gewonnene Erfahrungspunkte (EXP) und Geld im Hauptquartier auszugeben. Die EXP stecken Sie aber bitte nicht in einzelne Personen, sondern wie gewohnt in die Klassen, zum Beispiel in die Shocktrooper. Diese leveln dann gemeinsam auf und der Verlust eines Kameraden schmerzt nicht mehr so sehr. Ein toller Einfall! Nutzen Sie auch unsere Forschungsabteilung, die neue Waffen- und Panzer-Upgrades gegen Bares bereitstellt.

Nach dem Kampf

17. April 1935

Missions-Nachbesprechung – Dank Ihrem Einsatz war die Mission ein Erfolg. Wir loben die beherzte Interaktion der Charaktere, wenn diese gemeinsam Gegner angreifen oder bei gegnerischem Feuer oder Bewegung des Feindes automatisch das Feuer eröffnen, selbst wenn der Gegner gerade am Zug ist. Der Gegner hat sich jedoch manchmal dumm angestellt. So sahen wir, dass er gegen Mauern schießt oder seine eigenen CP manchmal verschwendet. Dennoch reagiert der Gegner alles in allem sehr klug.

Wir loben auch, dass Sie die Ketten eines gegnerischen Panzers zerschossen und ihn so zur Bewegungsunfähigkeit verdammt haben. Sie haben auch sehr gut das Terrain genutzt, indem Sie mit dem Panzer Hindernisse für Bodentruppen aus dem Weg geräumt haben, um so den Gegner von hinten zu überfallen.

RRRrrrrrRr
RRRrrrrrRr

Freizeitmöglichkeiten – Wenn Sie wollen, können Sie nun ein Skirmish (Scharmützel) spielen, um so Ihre Einheiten noch weiter zu trainieren oder Geld zu verdienen für Upgrades. Doch schlafen Sie bitte vor Langweile nicht ein, da diese sehr stark an die Hauptmissionen angelehnt, wenn nicht gleich direkte Kopien sind. Außerdem gibt es verhältnismäßig wenige davon. Wir sollten vielleicht froh sein, dass es nicht so viele Kämpfe in Gallia gibt …sind wir aber nicht.

Zur Aufheiterung können Sie das Geschmiere dieser Kriegsberichterstatterin lesen (Reporter, bah!), wenn Sie es mit Geld freikaufen wollen. Sie gewinnen damit einzigartige Einblicke in die Charaktere und neue Sequenzen mit Nebengeschichten. Diese heitern das schwere Kriegsthema doch etwas auf.

Sollten Sie jedoch vorplanen wollen, können Sie ihr Team neu zusammenstellen, da, wie Sie wissen, jeder seine eigenen Eigenschaften hat: Wüstenallergie, Status-Bonus im Wald, Metall-Allergie, Liebe zu Panzern, Hass auf Darcsens und so weiter. Je nach Kampfsituation können Sie vorher Ihr Team austauschen und neu zusammenstellen, um nicht unnötige Nachteile, sondern Vorteile im Kampf zu genießen. Falls Ihnen einmal die Informationen um die Ohren fliegen, bietet die sich ständig aktualisierende Enzyklopädie viele Details zu Personen, Waffen und wichtigen Begriffen.

UNSER BEOBACHTUNGSPOSTEN HAT GERADE ETWAS ENTDECKT

Er sieht durch sein Fernglas Anime-Grafik, die in einer Art Cel-Shading/Wasserfarben-Stil gehalten ist. Traditionell aussehende Charaktere mit größeren Augen, mit einem Effekt auf der Kleidung und Objekten, als würden diese ständig gezeichnet werden. Sehr interessant und ansprechend! Optische Darstellungen von Geräuschen wie “KABOOM” unterstützen diesen Stil, der so ein ernstes Thema darstellt.

Unser Abhörposten meldet, dass die Musik in “Valkyria Chronicles” eingängig ist und man sie bald mitsummt. Zwar nicht exzellent, aber dennoch über dem Durchschnitt. Dafür sind die Gewehrgeräusche etwas lächerlich. Ihre Truppe spricht jedoch solides Englisch (wahlweise Japanisch) und bringt Emotionen gekonnt rüber. Sie sprechen zum Glück über interessante Dinge und praktizieren keine kawaii-igen Kauderwelsch-Tiraden in Form eines belanglosen, sexuell angehauchten JRPG-Einheitsbrei-Dialogs. Die deutsche Sprache vergessen Sie am besten gleich: Diese sollte man in einem potentiellen Weltkrieg um die 1935er-Jahre sowieso nicht verwenden.

Luftfracht abgeworfen – Wir haben gerade Unterstützung von unseren Alliierten bekommen: Es sind alle DLCs, die für “Valkyria Chronicles” erschienen sind. Wir geben Sie Ihnen, damit Sie diese nutzen können. Auch hoffen wir, dass Sie das abgeworfene Geschichtsbuch zu schätzen wissen, in dem Sie alle Missionen auswählen und die Story vorantreiben können. Diese Darstellung ist einzigartig, darum haben wir uns dafür entschieden.

Aufgepasst, Soldat!

Schließlich noch eine Bitte in persönlicher Sache: Achten Sie auf Ihre Truppe! Uns ist zu Ohren gekommen, dass rassistische Äußerungen gegen Darcsens von einigen Mitgliedern geäußert wurden. Auch belasten Kriegssituationen die Nerven Ihrer Truppe. “Valkyria Chronicles” ist eine ernste Angelegenheit in hübscher Verpackung und sollte vermutlich nicht von allzu jungem Publikum konsumiert werden. Apropos junges Publikum: Bei allem Ernst, sollen wir Ihnen bei all der Echtheit des Krieges, die „Valkyria Chronicles“ darstellt, wirklich abkaufen, dass 12 bis 17-jährige Kinder in den Krieg ziehen und schon Scharfschützen-Experten sind?

Dass es dem Staat Gallia erlaubt sei, der Neutralität geschworen hat, ausnahmslos jedes Kind militärisch zu drillen, bis in die Universität hinein? Dass Welkin Gunther in der High School einen Kurs zur Bedienung von gepanzerten Fahrzeugen absolviert hat, neben Textanalyse von Goethe und dem Lösen von Integralen? Dass ein General und Techniker in seiner Freizeit einen Panzer bauen, in eine Scheune stellen und seinen Kindern vermachen kann?!
Dennoch loben wir den Realismus des Spiels und den Einsatz vieler starker Frauen, auch in hohen Positionen. Hier kann sich niemand wegen der Darstellung des weiblichen Geschlechts beschweren und das finden wir gut so.

Damit endet unser Briefing und wir kommen zum Fazit, das wir in einem komplizierten Zahlencode als “x aus 10“ ausdrücken werden, wobei x von 0 bis 10 gehen kann und 0 “Oh Gott” und 10 “Absoluter Hammer” bedeutet. Wegtreten!

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Story: Ein schwieriges Thema wird mit viel Leichtigkeit präsentiert, ohne lächerlich zu werden. Durch Mischung mit Fantasy-Elementen gewinnt die Story an Fahrt.

Grafik: Die Anime-Grafik erlaubt eine spielerische Herangehensweise an das ernste Thema und Szenen in Valkyria Chronicles. Feinschliff der Grafik wäre möglich. Präsentation des Spiels als Geschichtsbuch hat Stil.
Sound: Lieder über dem Durchschnitt mit wenig Ohrwurmpotential. Gewehrgeräusch beim Feuern klingt eher nach Popcorn als nach Waffen.

Gameplay: Einzigartiges taktisches Gameplay für ein japanisches Rollenspiel. Gegner agieren intelligent. Man hat immer die Übersicht. Panzersteuerung erzeugt manchmal Wutanfälle.

Sonstiges: Möglichkeit zum Leveln durch Scharmützel-Gefechte, jedoch wenige vorhanden, die auch noch Hauptmissionen nachahmen. Trotz realistischem Setting sind 12-Jährige schon Meisterscharfschützen oder trainiert im Panzerfahren. Ernstes Thema ist nicht für jüngeres Publikum geeignet.

von Alhym

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