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Im Test! Shovel Knight

Über die Crowdfunding-Platform Kickstarter wurde ein Jahr zuvor die Liebe für 8-Bit-Spiele mit Shovel Knight angepriesen. Relativ schnell erreichte man die gewünschte Summe und im Sommer dieses Jahres kam es zu einem weltweiten Release durch Steam für PC. Eine 3DS- und Wii-U-Veröffentlichung erfolgte zeitgleich in den USA, wohingegen Europa auf den 6. November warten musste.

Nicht mehr ganz zeitnah, aber nicht weniger interessant für uns, einmal einen Blick darauf zu werfen. Entwickelt wurde Shovel Knight vom Independent-Entwickler Yacht Club Games, welches aus dem ehemaligen WayForward-Technologies-Mitarbeiter Sean Velasco besteht. Der 8-Bit-Indie-Titel hält nicht nur die Nostalgieflagge empor, sondern nimmt sich mit Mega Man einen Action-Side-Scroller der Extraklasse zum Vorbild. Shovel Knight ist jedoch kein Eins-zu-eins-Abklatsch von Mega Man, denn auch wenn dies schon ein gutes Spiel verspräche, zog man seine Inspiration auch aus einigen anderen Klassikern.

Lest in unserem Test zum Side-Scrolling-Platformer Shovel Knight, was man von dem Ritter mit der scharfen Schaufel zu erwarten hat.

Werd nicht frech, sonst gibt’s ’ne Schaufel

Side-Scroller mit Grabfunktion
Side-Scroller mit Grabfunktion

Die Geschichte von Shovel Knight ist schnell erklärt. Shovel Knight und seine Gefährtin Shield Knight setzen sich nach zahlreichen Abenteuern zur Ruhe. Eines Tages verschwindet Shield Knight jedoch, und als Übeltäter kommt nur die Verzauberin in Frage, die in kurzer Zeit Shovel Knights alte Verbündete zu ihren Reihen zählt und nun den beschaufelten Ritter aufzuhalten versuchen.

Shovel Knight begibt sich auf die Reise, acht Ritter auszuschalten, um schlussendlich der Verzauberin den Garaus zumachen. Auf einer Karte, die sehr stark an die aus dem NES-Klassiker Super Mario Bros. 3 erinnert, wählt man meist aus zwei bis drei möglichen Levels aus. Die Reihenfolge ist einem somit in gewisser Weise offen. Von Zeit zu Zeit kann es auch vorkommen, dass Gegner auf der Karte auftauchen, welches die Verbindung zu Super Mario Bros. 3 noch einmal stärkt. Neben den Action-Leveln, gibt es noch Dörfer, die mit zahlreichen liebevoll gepixelten NPCs aufwarten. Hier steht einem netten Plausch, aber auch der Befriedigung der Einkaufslust nichts im Wege. Sowohl Shovel Knights Gesundheitsanzeige lässt sich hier durch Essensmarken erhöhen als auch die Anzahl wie oft man Relikte einsetzen kann steht hier zum Erhöhen gegen Gold zur Wahl.

Relikte sind besondere Attacken oder Hilfsmittel, die unser tapferer Ritter im Kampf einsetzen kann. Ein reisender Händler bietet hier oder in den anderen Spielabschnitten neue Relikte an, doch dazu später mehr.

Im späteren Verlauf des Spiels bekommt man noch die Möglichkeit, seine Schaufel und Rüstung aufzuwerten, welches bei der immer größer werdenden Herausforderung im Spiel durchaus eine gute Entscheidung sein wird. Der Schwierigkeitsgrad von Shovel Knight wächst kontinuierlich. Hat man zu Beginn noch Schonfrist und kann sich mit dem Spiel vertraut machen, so erreicht man zum Schluss hin klassisches Mega-Man-Niveau, mit zahlreichen kniffligen Sprungpassagen oder Gegnerverhalten, das man möglichst schnell verinnerlichen sollte, um nicht ständig in die gleichen Attacken hineinzulaufen. Beachtet man dies und ist gewillt den Lernprozess im Spiel anzunehmen, so bleibt Shovel Knight bis zum Schluss fair, wenn auch für heutige Standards herausfordernd.

Laufen, springen, graben, kloppen

Super Mario Bros. 3 diente hier als Vorbild
Super Mario Bros. 3 diente hier als Vorbild

Der Action-Part besteht aus den eigens den gegnerischen Rittern zugeschnittenen Levels. Auch hier wird der Kenner zwangsläufig an Mega Man erinnert, wenn man zum Beispiel im Abschnitt von Treasure Knight in einem U-Boot befindet, welches stellenweise mit Wasser vollläuft und Shovel Knight Unterwasserphysik auferlegt.
In den verschiedenen Abschnitten gibt es zahlreiche versteckte Gegenstände zu finden. Aufgrabbare Wände – Castlevania lässt grüßen –, die Heilgegenstände oder Gold enthalten oder auch kleinere Abzweigungen, die versteckte Notenblätter enthalten sind an der Tagesordnung.

Die Notenblätter sind das obligatorische Sammelitem in Shovel Knight. Ein reisender Barde verlangt nach ihnen und entlohnt den tapferen Ritter mit Gold und der Möglichkeit, sich die Lieder zu Gemüt zu führen. Die Notenblätter werden im Laufe des Spiels immer schwerer zu erreichen, sodass man sich später zweimal überlegt, ob man zum wiederholten Mal in den Tod springt, um eines der begehrten Items zu erhaschen oder sich doch das Gold spart.

Shovel Knight hat eine Energieanzeige und wenn diese leer ist, so muss man vom Anfang beginnen. Obendrein verliert man noch drei Säckchen Gold, welche einen gewissen Prozentsatz der Gesamtmenge darstellt. Hat man also viel Gold gesammelt, so verliert man auch viel, falls man einen Fehler macht. Erwähnen sollte man noch, dass man direkt das Zeitliche segnet, sobald man Stacheln jeglicher Art berührt oder in Löcher fällt.

Die einzelnen Level besitzen allerdings auch Checkpoints, an denen man das Level neu beginnen kann. Hier hat man zwei Möglichkeiten. Entweder man geht vorbei und speichert so seinen Fortschritt oder man zerschlägt den Checkpoint, um eine Menge Gold zu erhalten. Später wohl nur für die ganz ausgekochten Spieler eine Option, doch zu Beginn des Spiels kann man sich schon einmal überlegen, ob man nicht doch das Gold nimmt und ein Risiko eingeht.

Das Dorf ist gefüllt mit NPCs
Das Dorf ist gefüllt mit NPCs

Die Schaufel ist Shovel Knights primäre Wahl, wenn es um Waffen geht. Mit ihr gräbt er Gegenstände aus, zerstört Wände oder verprügelt seine Widersacher. Auch kann er seine Schaufel als Pogostab nutzen, um Gegner als Sprungbrett zu nutzen – ja, das erinnert stark an Ducktales. Neben ebendieser Schaufel gibt es allerdings auch die bereits erwähnten Relikte. Relikte sind Sekundärwaffen, die eine gewisse Menge an Magie verbrauchen. Der Kosten-Nutzen-Faktor ist allerdings oft enorm. So braucht man bestimmte Relikte, um optionale Abschnitte überhaupt bewältigen zu können, oder sie erleichtern das Angreifen sehr, wenn man zum Beispiel einen Feuerball wirft, anstatt mit der kurzen Schaufel einen riesigen Gegener ins Gesicht zu schlagen.

Relikte sind meist nicht nur Waffe, sondern auch Hilfsgegenstand. Die Sandhandschuhe sind zum einen dazu da Gegnern eine überzubraten, zum anderen dienen sie dazu, dass der Spieler sich an Sandblöcken entlanghangeln kann. Die Angel hingegen dient eher dazu Gegenstände aus Löchern zu bergen, kann aber auch schmerzhaft für Shovel Knights Feinde sein. Der Relikthändler versteckt sich oftmals in den verschiedenen Abschnitten und bietet dort neue Waren an. Findet man ihn dort, so kann man die neuen Relikte auch im Dorf erwerben. Ausgewählt werden die Relikte ganz einfach und schnell über den Touchscreen, was einen fliegenden Wechsel zu jeder Zeit erlaubt.

8-Bit wieder zeitgemäß?

Spannende Bosskämpfe erwarten euch
Spannende Bosskämpfe erwarten euch

Shovel Knight ist wieder eines dieser Indiespiele, welche sich der klassischen 8-Bit-Generation zuschreiben. Die Entwickler von Yacht Club Games wollten eine Hommage beziehungsweise eine Liebeserklärung an die 8-Bit-Zeit schaffen. Grafisch ist ihnen das sicherlich gelungen. Mit originalgetreuer NES-Farbpalette und aufgepeppter 8-Bit-Pixelgrafik ist Shovel Knight auch für die aktuelle Spielergemeinde keine Augenkrebsgefahr. Man bleibt dem Stil treu, verpackt das ganze aber sehr schön und detailverliebt.

Soundtechnisch fährt man eine ähnliche Schiene. Auch hier versuchte man möglichst dem Original treu zu bleiben, lässt das ganze aber peppiger und runder wirken. Jake Kaufman schreibt sich für den Soundtrack verantwortlich und bekam hierfür noch Hilfe von Mega-Man-Komponistin Manami Matsumae. Shovel Knights Musik vermittelt auch durchaus diesen Flair aus alten Mega-Man-Titeln und weiß den Spieler in die Welt und vor allem in das Abenteuer zu ziehen. Stücke, wie „Strike the Earth!“ erhielten sogar bereits zahlreiche Cover-Versionen von Fans, was ebenfalls für die Qualität der Musik spricht.

Shovel Knight ist in grafischer und auch musikalischer Sicht Fanservice. Auch das Spiel selbst richtet sich an die große Fan-Basis aus den späten 80ern, nichtsdestotrotz versucht man in allen Gebieten zeitgemäß zu sein und schafft dies durchaus. Als kleines Schmankerl bietet Shovel Knight sogar „Trophäen“ an, die einige sicherlich noch etwas länger an das Spiel fesseln werden.

Strike the Earth!

Yacht Club Games haben es sich zum Ziel gesetzt die Liebe, die Spieler damals für Spiele wie Maga Man, Super Mario Bros. oder Castlevania hatten, aktuellen Spielern näher zu bringen. Darüber hinaus spricht man mit Shovel Knight ein großes Dankeschön an eben diese „alten“ Spieler aus und gibt ihnen den Ritter mit der Schaufel als Geschenk auf den Weg. Beides ist definitiv gelungen. Mit herausforderndem Schwierigkeitsgrad, Gameplay was einen packt und einer grafischen als auch musikalischen Untermalung, die mitreißt, reiht sich Shovel Knight in die Reihe der Must-Play-Titel ein. Wer Mega Man mochte und generell auf 2D-Side-Scroller mit vielen Sprungpassagen steht, der ist hier an der richtigen Stelle. Der harte Schwierigkeitsgrad kann stellenweise allerdings für Frustmomente sorgen, es bleibt aber durchweg fair.

Shovel Knight ist für 14,99 Euro im 3DS- und Wii-U-eShop erhältlich.

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Story: Simple Geschichte mit kleinem Twist. Nette NPCs mit liebevollen Texten.

Gameplay: 2D-Side-Scroller der alten Schule. Herausfordernder Schwierigkeitsgrad. Ritter aufrüsten und verbessern. Relikte als Sekundärwaffen und Hilfsmittel.

Grafik: 8-Bit-Farbpalette im neuen Gewand. Aufgepeppt mit detaillierten und liebevoll designten Sprites.

Musik: Mitreißender 8-Bit-Soundtrack. Jake Kaufman und Manami Matsumae wissen wie Immersion funktioniert.