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Im Test! Bayonetta 2

Viele mussten sich zunächst die Augen reiben, als sie von der Ankündigung zu Bayonetta 2 erfuhren. Fans der kampflustigen Hexe lechzten nach einer Fortsetzung und das, obwohl es so gut wie nie den Anschein machte, wirklich realisiert zu werden. 2012 kam es nun doch zu der Bekanntmachung.

Bayonetta 2 wurde exklusiv für die Nintendo Wii U während einer Nintendo-Direct-Ausstrahlung angekündigt. Freude auf der einen, Unverständnis auf der anderen Seite, war doch der erste Teil noch für PlayStation 3 und Xbox 360 zu erstehen. Nintendos Wii U als Exklusivkonsole schmeckte zunächst nicht vielen, doch ohne Nintendo gäbe es schlussendlich auch kein Bayonetta 2. Lohnt es sich, für diesen Titel, eine Wii U zu kaufen und dürfen sich die Besitzer von Nintendos aktueller Heimkonsole schon einmal vor Vorfreude die Hände reiben? Lest in unserem Test zu Bayonetta 2, wie sich Platinum Games‘ Hexe geschmeidig auf exklusivem Nintendo-Terrain bewegt und entscheidet für euch selbst, ob ihr der Dame ein Zuhause geben wollt.

Alte Zöpfe abschneiden …

Jeanne muss gerettet werden
Jeanne muss gerettet werden

Bayonetta 2 geht als direkter Nachfolger zum Erstling an den Start. Die Handlung begrüßt also eine gewisse Vorkenntnis vom Vorgänger, verlangt diese aber nicht zwingend. Ohne extrem großes Stirnrunzeln lässt sich die Geschichte genießen, denn besonders komplex kommt diese nicht daher. Geht es anfangs noch darum, Bayonettas Freundin Jeanne aus der Hölle zu retten, so trifft man im Laufe dieser Rettungsaktion auf weitere Personen, die der Handlung ein wenig mehr Tiefe verleihen. Der obligatorische Twist darf natürlich nicht fehlen und lässt auch nicht lange auf sich warten. Alles in allem eine runde Geschichte, die nach knapp zehn Stunden einen stimmigen Abschluss findet.

Nach 16 Kapiteln ist die Reise vorbei und man muss sagen, dass bei Bayonetta 2 der Weg das Ziel ist. Fast jedes Kapitel wartet mit neuen Designideen und Gameplay-Mechaniken auf. Läuft man in einigen durch größere Areale, die Verschiedenes zu entdecken bieten, so finden man sich in einem anderen Kapitel in einem imposanten Kampf wieder. Auch läuft, reitet, oder fliegt man einmal von einem herannahenden Gegner weg oder verfolgt einen Widersacher durch Hindernisparcours. Abwechslung wird definitiv geboten und selbst nach der Geschichte besteht Wiederspielwert, wenn man sich mit anderen Charakteren an den Kämpfen versucht oder versteckte Gegenstände sucht. Da jede Gegnerwelle in Verse unterteilt ist und mit einer Wertung belohnt wird, besteht auch hier für einige Perfektionisten ein großer Anreiz, sich wiederholt mit den Gegnern zu messen. Auch wird ein Mehrspielermodus geboten, in dem man bereits besiegte Gegner nochmals zu zweit besiegen kann.

Nach nun fünf Jahren hat sich Bayonetta eine neue Frisur zugelegt und auch ein neues Outfit war mal fällig. Klar besteht dieses noch aus ihrem Haar, doch legt sie es nun scheinbar anders über ihre provokant, perfekten Kurven. Haben sich Kenner nun recht schnell an der Hexe neue Kleider gewöhnt, trifft man auch schon auf alte Bekannte. Neben der bereits erwähnten Jeanne gibt sich auch der Dämon Rodin ein Stelldichein.

Effektfeuerwerk in jeder Szene
Effektfeuerwerk in jeder Szene

Rodin wird, wie schon im Vorgänger, für die käuflichen Bedürfnisse zur Seite stehen. Rote Dimensionsportale bringen Bayonetta inklusive Ladezeiten in Rodins Geschäft, wo dieser neue Waffen, Zubehör, Items und neue Kampftechniken anbietet.

Anfangs erscheinen die Preise unbezahlbar, doch im Laufe des Spiels und nach einigen Kämpfen, kann man sich doch das ein oder andere leisten, jedoch selbst nach einem Spieldurchgang noch lange nicht alles. Gerade die Gebrauchsgegenstände verlangen eine ziemlich hohe Anzahl an Heiligenscheinen – die Währung im Spiel-, sodass man sich tunlichst mit dem Kampfsystem vertraut machen sollte, um nicht zu schnell das Zeitliche zu segnen.

Das stellt jedoch auch kein großes Problem dar, denn auf dem normalen Schwierigkeitsgrad ist das Spiel mehr als gut zu meistern. Rodins Shop kann übrigens auch über das Kapitelauswahlmenü direkt angesteuert werden, falls man sich ein wenig auf die nächste Schlacht vorbereiten möchte. Für alle, die sich nicht mit einem Durchlauf zufriedengeben, wartet Rodin noch mit neuen Kostümen und Herausforderungen auf, die alle eine Stange Geld beziehungsweise Heiligenscheine erfordern.

Ein Körper mit Waffenscheinpflicht

Bestraft den Gegner auf besondere Weise
Bestraft den Gegner auf besondere Weise

Es ist wohl an der Zeit, einen Blick auf das Gameplay zu werfen. Hat sich da etwas getan im Vergleich zum Vorgänger? Nein, nicht wirklich. Schlecht ist das aber natürlich nicht, denn schon Bayonetta glänzte mit geballter Action, schnellen Combos und eingängiger, intuitiver Steuerung.

Auch im zweiten Teil findet man dies wieder. Nach kurzer Eingewöhnungszeit hat man die Grundsteuerung verinnerlicht und versucht sich an den zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten. Schläge, Tritte oder das Angreifen per Schusswaffe, sowie das Ausweichen gehen ins Blut über und verpassen Bayonetta 2 ein durchaus gelungenes Spielgefühl.

Zwar erreicht das Spiel zu keiner Zeit die heutzutage fast fanatisch verlangten 60 Bilder pro Sekunde, jedoch spielt sich das ganze durchweg flüssig. Ab und an verlangsamt sich zwar der Spielfluss, doch das ist gewollt, wenn größere gegnerische Angriffe anstehen und so das Ausweichen erleichtern. Verzögerungen und Verlangsamungen des Spielablaufs kann man sogar selbst auslösen, indem man die serientypische Hexenzeit aktiviert.

Ausgelöst wird die Hexenzeit durch genau abgestimmtes Ausweichen. In dieser wird die Bewegung des Gegners stark verlangsamt und ermöglicht es, ungestört Angriffe zu platzieren. Ausweichen und die idealerweise resultierende Hexenzeit sind das A und O in Bayonettas Kampfsystem.

Einige Gegner lassen nach ihrem Ableben Waffen liegen, die Bayonetta temporär einsetzen kann. Will man jedoch auf die Nutzungsbegrenzung verzichten, so sollte man sich die Waffen in Rodins Auslage anschauen. Diese kann man nämlich ohne Beschränkung an Händen oder Füßen ausrüsten und so seine Kampfkraft enorm steigern. Zwei Haken hat das Ganze jedoch. Damit man diese kaufen kann, muss man heilige LPs in den Kapiteln finden. Überreicht man diese Schallplatten nun an Rodin, so nimmt er eine neue Waffe in sein Sortiment. Der zweite Haken ist, wie bereits erwähnt, ein hoher Preis. So sollte man genau abwägen, ob man nun neue Kampftechniken kauft oder sich an einer neuen Waffe versucht.

Mehr Wumms mit Umbra Klimax
Mehr Wumms mit Umbra Klimax

Freiraum zum Experimentieren besteht jedoch, denn das Spiel verzeiht einem durchaus die vielleicht noch fehlende Finesse im Kampf. Hat man es dennoch mal etwas schwerer, kann man sich mit verschiedenen Items behelfen. Neben Heillutschern gibt es auch Lollis, die eure Kampfkraft erhöhen oder die Magieanzeige auffüllen. Letzteres entleert sich übrigens, wenn man verschiedene Bestrafungsattacken ausführt.

Bayonettas Bestrafungen reichen von dem Beschwören einer eisernen Jungfer, in die der Gegner getreten wird, bis hin zu einer Guillotine, die den Feind in Stücke schneidet. Die maximale Magiekapazität und auch Bayonettas Lebensenergie lassen sich durch versteckte Gegenstände erhöhen.

Die Magieanzeige füllt sich durch normale Angriffe und ist sie voll, erscheint die Option, den sogenannten Umbra Klimax einzusetzen. Umbra Klimax ist eine Neuerung im Kampfsystem von Bayonetta 2. Aktiviert man es, werden Bayonettas Attacken durch Dämonen unterstützt. Für eine gewisse Zeit prasseln zum Beispiel riesige dämonische Fäuste und Füße auf den Gegner nieder oder man bekommt andere Effekte zu bestaunen, wenn man andere Waffen ausgerüstet hat. Alles in allem eine Bereicherung für das Kampfgeschehen, die sich nahtlos in dieses einreiht.

Glaubt man nun, das Kämpfen für sich perfektioniert zu haben und sucht nach mehr Herausforderung, bleibt neben höheren Schwierigkeitsgraden, noch die Möglichkeit, sich an der Touchscreen-Steuerung zu versuchen. Prinzipiell eine gute Idee, eine eigens für die Wii U angepasste Steuerung zu implementieren, doch gestaltet sich die Umsetzung mehr als gewöhnungsbedürftig. Spieler, die lange Zeit auf Button-Steuerung gemünzt wurden, werden ihre Probleme damit haben. Kaum so intuitiv wie die normale Steuerung und erst recht nicht so genau kommt diese daher. Wahlloses Drücken, Ziehen und Schieben auf dem Bildschirm führt zu genauso wahllosen Aktionen der Hexe. Es bleibt zweifelhaft, ob diese Steuerung der altbewährten ebenbürtig sein kann, wenn ja, dann wohl nur nach langem Üben. Erschwerend hinzu kommt, dass man im Spiel selbst nahezu keine Erklärung zu der Steuerung findet.

Ein Bild sagt mehr als tausend Worte

Ausgefallenes Leveldesign
Ausgefallenes Leveldesign

Grafisch kann sich Bayonetta 2 sehen lassen. Zwar gibt es keinen Vergleich auf anderen Konsolen, aber vor der Grafik des Vorgängers auf PlayStation 3 und Xbox 360 braucht sich die, der Wii U sicher nicht verstecken. Stellenweise weiß diese sogar besser auszusehen. Mit satten Farben und einer gewissen Weichheit werden die Hexe und ihre Widersacher sehr gut in Szene gesetzt. Bayonetta 2 sieht auf Wii U einfach sexy aus!

Abstriche muss man jedoch bei den Zwischensequenzen machen, die teilweise in Spielgrafik inszeniert, teilweise aber auch in Standbildern, die eine Art Comicbuchaufmachung vermitteln sollen, daherkommen. Gewollt oder nicht, komplett gerenderte Zwischensequenzen ohne Standbildvarianten hätten noch besser zum Gesamtpaket gepasst.

Der Soundtrack von Bayonetta 2 bleibt ebenfalls dem ersten Teil treu. Mit poppigen Klängen, oftmals auch mit Gesang, gleicht das Kämpfen einer Inszenierung der Hexe selbst. Durchaus stimmig, was ebenfalls auf die Synchronisation zutrifft. Japanische und englische Stimmen stehen zur Auswahl, und auch, wenn beide zu überzeugen wissen, so sind die Mundbewegungen dem Englischen angepasst. Entscheidet man sich für die japanischen Stimmen, wirken diese leider in Sequenzen aufgesetzt, da die Bewegungen der Münder nicht passen. Die Synchronisation lässt sich nur im Hauptmenü festlegen.

Exklusiver Hexentanz der Extraklasse

jpg_siegel_empfehlungBayonetta 2 ist ein ebenbürtiger Nachfolger und nicht nur für Fans der Serie einen Blick wert. Für Besitzer der Wii U definitiv etwas, wo man zuschlagen sollte, wenn man auf Action steht. Versionen mit implementiertem ersten Teil sind erhältlich, was einen die komplette Serie auf Nintendos Wii U genießen lässt. Schnelles und intuitives Gameplay machen Bayonetta 2 zu einem Actionspiel der Extraklasse, welches sich bei den Genrekonkurrenten ganz oben einreiht.

Eine solide Story, versteckte Dinge zum Entdecken und Sammeln lassen den Spieler länger in der Welt der Hexe verweilen. Designtechnisch wird einem ständig etwas Neues geboten und auch grafisch gibt es nichts zu meckern. Über etwaige Ladezeiten und nicht vollständig animierte Zwischensequenzen kann man hinwegsehen, wenn das Spielgeschehen einen vollends in sich aufgesogen hat. Bayonetta 2 sieht sexy aus, spielt sich sauber und gibt Ansporn zum Wiederspielen. Exklusivität hin oder her, entweder man verpasst ein sehr gutes Actionspiel oder holt sich eine Wii U und spielt es! Wii-U-Besitzer können zumindest bei einem Kauf nichts falsch machen.

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Story: Für ein Actionspiel mehr als solide. Plottwist und stimmige Weiterführung zum Erstling. Charaktere kommen teilweise zu kurz.

Gameplay: Schnell, intuitiv mit einer hohen Lernkurve. Areale erforschen, Verfolgungsjagden und Hindernisparcours. Action ohne Pause zu Wasser zu Lande und in der Luft.

Grafik: Satte Farben und weiche Texturen. Sieht stellenweise schöner aus als noch zu Playstation-3- und Xbox-360- Zeiten.

Sound: Poppige Stücke und stimmige Klangkulisse. Englische und japanische Synchronisation sind gelungen, auch wenn Mundbewegungen nur zum Englischen passen.

Sonstiges: Wiederspielwert durch versteckte Gegenstände, freischaltbarer Kostüme und Charaktere. Kompetitiver Mehrspielermodus und Zusatzdungeon zum Schluss.