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Final Fantasy XV: Interview mit Hajime Tabata

Im Rahmen der Tokyo Game Show 2014 gab der neue Direktor Hajime Tabata etliche Interviews. Auch über Einzelheiten aus dem Interview der japanischen Webseite 4Gamer hatten wir bereits berichtet. Inzwischen gibt es eine komplette Übersetzung des umfangreichen Interviews und wir möchten es euch nicht vorenthalten.

Zum Großteil sind die Infos bekannt, aber ihr könnt beim aufmerksamen Lesen auch einige interessante Details finden. Zum Entwicklungsprozess beispielsweise oder auch dazu, welches Verständnis Tabata dazu hat, wie ein Final-Fantasy-Charakter aussehen muss. Viel Spaß!

4Gamer: Lassen Sie uns über Final Fantasy XV reden. Sie sind nun Direktor des Spiels, worum haben Sie sich als erstes gekümmert?

Tabata: Ich habe mir im Kopf meinen eigenen Release-Termin für das Spiel gesetzt und dann meine Pläne vorsichtig danach ausgerichtet, um diesen Termin zu realisieren. Der Fakt, dass wir nun eine Demo für die Fans bieten können, ist dem erfolgreichen Fortschritt seit Juli 2012 zu verdanken.

4Gamer: Der Tokyo-Game-Show-Trailer und die Gameplay-Demos vermitteln mir den Eindruck, dass es schon auf dem Wege der Fertigstellung ist.

Tabata: Ich glaube, wir haben etwa 50 bis 55 Prozent erreicht. Die grundlegenden Teile des Systems sind fertig, wir glauben also nicht, dass ihr fünf oder zehn Jahre nach dem Release der Demo warten müsst. Natürlich ist unser Ruf diesbezüglich schlecht, das müssen wir wissen. (lacht)

4Gamer: Können wir das Spiel ein Open-World-RPG nennen?

Tabata: Wenn ihr damit meint, dass die Welt nahtlos miteinander verbunden ist, dann ja. Die Geschichte handelt davon, in ein Auto zu steigen und eine großartige Reise zu erleben.

4Gamer: Die Szenerie, der Austausch unter den Charaktere; ich hatte den Eindruck eines „Road Movies“.

Tabata: So soll es sein. Wir wollten eine „Road Movie“-Erfahrung in Form eines RPGs. Die Romantik des Abenteuers soll aus erster Hand erfahren werden.

4Gamer: Wir sehen im Trailer nur männliche Charaktere, es sieht also nach einem „Road Trip“ von Männern aus. Weibliche Charaktere gibt es nur in Zwischensequenzen…

Tabata: Die Partycharaktere sind alle männlich, das hat sich seit Versus XIII nicht geändert.

4Gamer: Das „Road Movie“-Gefühl stammt auch noch aus Versus XIII?

Tabata: Ja, Final Fantasy XV verstärkt diesen Eindruck nur noch, es ist ein wichtiger Teil.

4Gamer: Aber das ist das erste Mal, dass ich dieses Gefühl hatte…

Tabata: Das ist vielleicht, weil wir bisher nicht viel von außerhalb der Städte gezeigt haben? Bisher gab es nur Material, das in Städten gespielt hat.

4Gamer: Ich verstehe. Als ich den Trailer sah, wollte ich am liebsten direkt los und alle möglichen Orte besuchen.

Tabata: Ahh, genau das ist unser Ziel. Ich freue mich, das zu hören.

4Gamer: Das Spielsystem ändert sich ständig im Laufe der Serie. Grob gesprochen, wie ist es mit Final Fantasy XV?

FFXV_Screenshot_250914_03_1411632825Tabata: Mein Gedanke war, ein Open-World-Style-Final-Fantasy zu entwickeln. Das Wort „Style“ ist hier wichtig. Die Welt ist nahtlos, aber es ist nicht wie in anderen Open-World-RPGs. Es ist nicht so, dass es völlig unwichtig ist, wohin man geht, um weiterzukommen. Wie in jedem Final Fantasy wird man aufleveln, Items sammeln und diverse Regionen betreten können, während die Story voranschreitet.

4Gamer: Man kann also frei in der Welt umherlaufen, aber man muss doch dieser einen Storyline folgen und jeder, der es spielt, wird letztlich mehr oder weniger den selben Ablauf kennenlernen?

Tabata: Ja. Es ist nicht wie in The Elder Scrolls V: Skyrim, wo du überall hingehen kannst und überall Quests machen kannst. Wenn man eine „markierte“ Region mit seiner Gruppe betritt, wird man Storyfortschritte erleben. Es ist näher dran an Red Dead Redemption.

4Gamer: Das Auto ist das Haupttransportmittel?

Tabata: Ja. Noctis ist Prinz des Landes Lucis und sein Hauptfortbewegungsmittel ist dieses königliche Auto. Aber man kann trotzdem auch frei herumlaufen.

4Gamer: Man kann also theoretisch auch bis zum nächsten Ziel laufen?

Tabata: Natürlich, aber die Welt ist riesig. Egal wie lange ihr lauft, ihr werdet nicht ankommen (lacht). Aber es gibt natürlich Straßen. Und wo das Auto nicht hinkommt, könntet ihr zu Fuß hingehen.

4Gamer: In der Live-Demo sahen wir die Wettereinflüsse.

Tabata: In der Welt des Spiels gibt es ein Voranschreiten der Zeit und des Wetters. Wenn es regnet, werden die Charaktere und der Boden nass. Es entstehen Pfützen und wenn der Regen stoppt, trocknet es langsam wieder. Wir führen eine Natur ein, die im Gleichschritt mit der Zeit funktioniert. Diese realistische Präsentation einer lebendigen Welt lässt euch glaube ich noch tiefer in sie eintauchen.

4Gamer: Die Benutzeroberfläche sieht aber einfach eindrucksvoll aus.

Tabata: Ja, sie ist noch nicht komplett fertig, deshalb konnten wir noch nicht die vollständigen Informationen zur Benutzeroberfläche offenbaren. Aber ihr bekommt einen Eindruck, wie es im 3D-Feld aussehen soll. Übrigens, die Techniken die ihr nutzt, könnt ihr vorher festlegen. Es ist nah dran am Gambit-System aus Final Fantasy XII.

4Gamer: Wir sahen auch, wie Noctis sich teleportiert.

Tabata: Die Waffenbeschwörung ist eine besondere Fähigkeit von Noctis. Er kann sein Schwert werfen und sich dahin teleportieren, wo immer es stecken bleibt. Es gibt dafür Plätze im Kampf, aber die Fähigkeit ist von bestimmten Bedingungen abhängig. Situationsabhängig können sich diese Bedingungen auch ändern, genauso wie die Plätze, an denen man das Schwert platzieren kann, auch steigen können.

FFXV_Screenshot_250914_01_14116328134Gamer: Wie funktioniert das Kämpfen?

Tabata: Man wählt keine Kommandos aus, man wechselt während dem Kampf zwischen Offensive und Defensive. Der einzige Charakter den man direkt kontrolliert, ist Noctis. Aber die anderen agieren auf Grundlage einer Taktik, die der Spieler vorher festlegt. Sie agieren aber dann automatisch. Natürlich kann man auch während des Kampfes in die Einstellungen wechseln und Strategien und individuelle Waffen aller Partymitglieder ändern.

4Gamer: Beeinflusst auch das Wetter die Kämpfe? Wenn es regnet, ist alles nass, verursachen dann Blitzzauber zum Beispiel größeren Schaden?

Tabata: Ja. Das ist auch schon in Final Fantasy Type-0 der Fall, aber in Final Fantasy XV wollen wir Magie als „Phänomen“ behandeln. Wenn es klares Wetter ist, kann ein Feuerzauber in andere Dinge resultieren. Er kann das umliegende Gebiet entzünden und euren Partymitgliedern könnte ganz schön warm werden. Wenn ihr Magie nutzt, besteht immer das Risiko, dass sie auch euch selbst trifft.

4Gamer: Die Live-Demo konzentrierte sich auf Kämpfe. Im fertigen Spiel gibt es aber auch weitläufige Felder, Städte und vieles mehr, oder?

Tabata: Ja, ihr könnt auch euer Essen in der Stadt zu euch nehmen. Aber normalerweise wird gecampt!

4Gamer: Das klingt nach Spaß.

Tabata: Das Campen spielt auch im System eine große Rolle. Zudem unterliegt Final Fantasy XV dem Konzept der Zeit, wenn ihr also nicht schlaft, wird euer Kampfverhalten auch schlechter.

4Gamer: Wie eine Simulation!

Tabata: Nicht ganz so extrem. Aber wenn der Tag endet, werden eure Erfahrungspunkte addiert und ausgewertet. Das System nutzt auch die Zeit.

4Gamer: Das ist vielleicht ein wenig früh, aber was können wir von der Demo erwarten? Ich kann mir kaum vorstellen, wie es ist, eine Open-World-Demo zu spielen…

Tabata: Natürlich werden die Gebiete und Aktivitäten in der Demo in der ein oder anderen Form limitiert sein, aber davon abgesehen glaube ich, dass es sich trotzdem sehr ausgedehnt anfühlen wird. Die Demo soll um den Meteoriten herum stattfinden, den ihr aus dem Trailer kennt. Man wird Monster auf dem freien Feld bekämpfen können und es gibt sogar einen Dungeon. Dort sind die Monster sehr stark. Man kann die Story auch ohne den Dungeon genießen, aber da gibt es sehr seltene Items, die ihr nur dort erhalten.

4Gamer: Der Dungeon ist also optional.

Tabata: Ja. Aber wenn es Nacht wird, könnten die Monster aus dem Dungeon herauskommen. Deshalb ist es wohl eine gute Idee, sich nachts auszuruhen und zu campen.

4Gamer: Das klingt nach einem echt realistischen Abenteuer.

Tabata: Ja, wäre es das nicht, wäre die Erfahrung nur Durchschnitt. Das ist mir wichtig. Wenn wir über Demos für Final-Fantasy-Titel reden, ist mir die Final-Fantasy-VII-Demo mit Leviathan im Kopf hängen geblieben. Ich will auch eine Demo, die in euren Köpfen hängen bleibt.

4Gamer: Wir werden sehen, wenn wir sie gespielt haben…

FFXV_Screenshot_250914_02_1411632820Tabata: Na klar, ich will euch überraschen.

4Gamer: Wir sprachen bereits über Herausforderungen bei Final Fantasy Type-0, was ist also die Herausforderung mit Final Fantasy XV?

Tabata: Es ist ein Spiel, dass ihr „AAA-Spiel“ nennt. Was es dazu macht, ist schwierig zu erklären, aber für uns, die daran arbeiten, ist es eine sehr ausgeprägte Herausforderung. Ich glaube es hat auch damit zu tun, dass man erreichen will, dass die Leute glauben, dies sei das beste Final Fantasy.

4Gamer: Ich glaube, ungeachtet des Aufwandes wollen sie alles realisieren, was möglich ist?

Tabata: Natürlich, egal wie groß die Mühen sind. Aber ungeachtet dessen gibt es dennoch Dinge, die wir tun können und die wir nicht tun können. Eine große Portion der Entwicklung eines Final-Fantasy-Spiels hängt von den Ideen und der Ausdauer seines Machers ab. Wenn das nicht klappt, kann es sein, dass die Essenz eines Final Fantasy nicht rüberkommt. Es gibt natürlich viele Parallelen in den Spielen, aber ich glaube nicht, dass diese Elemente allein ein Final-Fantasy-Spiel ausmachen können.

Final Fantasy XV ist kein Spiel an dem 1.000 Menschen arbeiten wie an AAA-Games aus Übersee. Wir wollen die Dichte unserer 200 bis 300 Leute nutzen. Wir wollen aus jedem Entwickler das Optimum heraus holen.

4Gamer: Aber das muss anstrengend sein…

Tabata: Deshalb rede ich jeden Tag mit sehr vielen Leuten über alle möglichen Dinge. Egal wie viel Zeit du hast, du hast nie genug. Aber die Demo ist ein Ziel, das wir erreichen wollen und die Entwicklung verläuft nach Plan, so macht es Spaß.

4Gamer: Würden Sie sagen, in Vorschlägen ihrer Entwickler zeigen sich ihre individuellen Fähigkeiten?

Tabata: Wir können es uns nicht erlauben, ihre Individualität nicht zu erkennen. Das wichtigste ist, den Spielern ein Spiel zu präsentieren, von dem wir glauben, es hinterlässt einen Eindruck in ihrem Herzen. Das ist es, was Zeit braucht. Wenn ich an die RPGs denke, die ich in der Vergangenheit gespielt habe, muss ich überlegen… gab es da zehn Szenen, die in Erinnerung geblieben sind? Es ist schwer, im Herzen zu bleiben, deshalb müssen wir pedantisch sein.

4Gamer: Was glauben sie, welche Szene der bisher schon vorgestellten Inhalte aus dem Spiel hat bisher den meisten Eindruck hinterlassen?

Tabata: Wenn ich nur an die Trailer denke, glaube ich, es ist Adamantoise. Auch von den Dingen, die wir in der Live-Demo gezeigt haben. Das erste Mal seit langer Zeit zeigten wir die Charaktere. Ich hoffe, den Fans hat das gefallen und sie sehen […]. Ich will den Fans die Echtheit der Charaktere aufzeigen.

4Gamer: PlayStation 4 und Xbox One können nahezu fotorealistische Grafik wiedergeben. Auf der anderen Seite werden die Final-Fantasy-Charaktere realistischer, trotzdem haben sie etwas von Schönheit und Attraktivität. Ist es hart eine Balance zwischen Realismus und Schönheit zu finden?

Tabata: Um ehrlich zu sein, haben wir Bedenken, dass es die Präsentation ruiniert, wenn sie zu realistisch aussehen. Das Aussehen der Haut hat so eine Tendenz. Als ein Final-Fantasy-Charakter ist Noctis schöner als wäre er eine echte Person. Es muss sich eine Sehnsucht entwickeln, wir achten sehr auf diese Balance. Sie können nicht einfach nur gut aussehen, sie dürfen nicht aussehen wie Schaufensterpuppen. Ihr Haar muss im Wind wackeln und so weiter. Im Moment haben wir, glaube ich, eine gute Balance. Sie sehen nicht perfekt humanistisch aus, aber auch nicht unecht.

FFXV_Screenshot_250914_06_14116328444Gamer: Ich glaube auch das ist Teil eines Final Fantasy.

Tabata: Das Square-Enix-Movie-Team ist sehr genau mit ihrer Arbeit, auch wenn nur ein Auto oder nur ein Stuhl zu sehen ist. Wie ein Photograph aus einem simplen Gegenstand ein wunderbares Foto macht. So wollen wir auch die Charaktere präsentieren. Egal in welcher Szene.

4Gamer: Das klingt gut!

Tabata: Die Spiele heutzutage haben riesige, nahtlose Welten und interessante Abenteuer und Kämpfe. Aber man muss in diese Spiele hineingezogen werden, sobald man sie das erste Mal sieht. Darüber machen wir uns sehr viele Gedanken. Ich bin glücklich, wenn Spieler bewegt sind durch das, was sie auf dem Bildschirm erleben.

4Gamer: Aber es ist erst die Hälfte des Weges für Sie erreicht…

Tabata: Was die Entwicklung für Heimkonsolen angeht, wird erst der Inhalt festgelegt und dann gibt einen Ablauf von Arbeiten, die der Reihe nach gemacht werden müssen. Derzeit sind wir noch dabei, diese Arbeiten abzuwickeln. Aber auch wenn es keine gravierenden Planänderungen mehr gibt, die Menge ist enorm. Wir sind unserem Ziel erst ein Stück nähergekommen.

4Gamer: Bei kleineren Titeln entwickelt man sie zunächst und schaut dann, was nicht funktioniert oder anders sein sollte. Aber mit Final Fantasy ist das nicht möglich.

Tabata: Nachdem die Planungen abgeschlossen sind, beginnt die eigentliche Arbeit. Zunächst müssen die Programme erstellt werden, ebenso wie die Assets – das dauert drei Monate. Danach wird es schwer, große Änderungen einzuarbeiten. Irgendwann erreicht man einen Punkt, an dem man täglich nur noch kleine Anpassungen vornimmt. Es ist das erste Mal, dass ich so einen großen HD-Titel entwickle, es ist eine andere Situation für mich als zuvor. Die Arbeitslast ist wirklich groß und manchmal schläft man kaum, aber ich glaube darunter leidet dann auch die Arbeit. Deshalb hab ich diese Idee auch ins Spiel gebracht! (lacht)

4Gamer: (lacht auch) Ok, haben Sie eine Nachricht an alle Fans, die da draußen auf Final Fantasy Type-0 HD und Final Fantasy XV warten, an denen Sie so hart arbeiten?

Tabata: Final Fantasy Type-0 HD soll eine neue Erfahrung werden, auch für jene, die das Original schon gespielt haben. Denen, die es nicht gespielt haben, kann ich es mit absoluter Ehrlichkeit empfehlen. Zudem wird Final Fantasy Type-0 HD eine spielbare Demo zu Final Fantasy XV beinhalten und ich will, dass die Fans die Evolution der Final-Fantasy-Serie mit eigenen Augen sehen. Findet selbst heraus, was Final Fantasy auf diesen neuen Konsolen ist. Wir alle wollen, dass ihr die Demo spielt. Wenn dieses Spiel kein Benchmark für die Gamingindustrie wird, kann es kein Final Fantasy sein – das ist meine persönliche Vorgabe.

via Gematsu