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Im Test! Tales of Xillia 2

Etwa ein Jahr nach der europäischen Veröffentlichung von Tales of Xillia erscheint auch die Fortsetzung Tales of Xillia 2 in heimischen Gefilden. Der Vorgänger hat uns zwar begeistert, hatte gleichzeitig aber auch mit kleinen Makeln zu kämpfen. Gibt es in der Fortsetzung eine Besserung bezüglich der Schwächen oder hat das neue Abenteuer mit Ludger Kresnik gar mit neuen, eigenen Problemen zu kämpfen? Erfahrt dies und noch mehr in unserem Test!

Die Macht der Entscheidungen

Protagonist Ludger und Geldeintreiberin Nova
Protagonist Ludger und Geldeintreiberin Nova

Anstatt wie beim Vorgänger die Auswahl zwischen einem Szenario mit zwei Blickwinkeln zu haben, beschränkt sich die Handlung dieses Mal allein auf die Sicht des neuen Protagonisten Ludger Kresnik. Sein Halbbruder Julius Kresnik ist ein hochrangiges Mitglied der Spirius AG in Elympios, die sich nach dem Krieg mit Rieze Maxia vor einem Jahr für Frieden engagiert – unter anderem in den Bereichen Handel, Militär, Medizin und Recht.

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Damit Ludger nicht mehr auf Kosten seines Halbbruders in Trigleph leben muss, soll auch er in die Spirius AG als Agent einsteigen, letztendlich fällt er aber durch die Prüfung und soll stattdessen als Koch in einem Zug sein Geld verdienen. Als er aber bei seinem ersten Arbeitstag durch die junge Elle als Entführer verdächtigt wird und anschließend in einen Terroranschlag gerät, verändert sich sein Leben.

Entscheidungen sind ein großes Thema in Tales of Xillia 2. In nahezu allen Szenen und sogar in serientypischen Plaudereien wird Ludger vor die Wahl gestellt. Viele Entscheidungen verändern gerade zu Beginn lediglich nur marginal den weiteren Verlauf einer Szene.

Mit fortschreitendem Spielverlauf können durch Entscheidungen aber auch Freundschaften gefestigt – worauf wir später näher eingehen – oder aber auch der Handlungsverlauf leicht verändert werden. Manche Entscheidungen müssen innerhalb von wenigen Sekunden getroffen werden, was der gesamten Mechanik noch mehr Nervenkitzel verleiht.

Verbirgt Julius etwas?
Verbirgt Julius etwas?

Interessant ist der Kompromiss, der bei der Entwicklung des hauptsächlichen Protagonisten Ludger gemacht wurde. Während im Vorgänger Jyde einerseits gerade zu Beginn sehr unselbstständig, Milla andererseits stellenweise zu ambitioniert wirkte, gehört der größtenteils stumme Ludger zur ruhigen, bodenständigen Sorte, gleichzeitig wird aber recht früh klar, welche Dinge wichtig in seinem Leben sind, was dem Spieler einen leichteren Zugang zu seiner Handlung ermöglicht.

Auch die rückkehrenden Charaktere aus Tales of Xillia haben größtenteils eine positive Entwicklung vollzogen und haben sich neue Ziele vorgenommen, wenngleich die primäre Handlung sich auf Ludger und Elle konzentriert. Aus den weiteren neuen Charakteren, die nicht zu kurz kommen, hat sich Rollo als unser Favorit herauskristallisiert – trotz der eingeschränkten Möglichkeiten sich zu verständigen, kann die übergewichtige Hauskatze von Ludger und Julius durch unglaublich viel Charme punkten, kein Scherz!

Die Handlung selbst wirkt weniger klassisch als im Vorgänger. Während in Tales of Xillia die magisch angehauchte Welt Rieze-Maxia im Fokus lag, spielt ein großer Teil der Handlung von Tales of Xillia 2 in Elympios – dem modernen Gegenpart. Die Hauptthemen der Geschichte sind Entscheidungen und alternative Universen, wobei kontroverse Konsequenzen leider manchmal zu oberflächlich behandelt werden.

Insgesamt ist der Plot von Tales of Xillia 2 mit einem gänzlich anderen Ansatz ausgestattet als der Vorgänger. Wem daher die Handlung des Erstlings nicht zugesagt hat, wird möglicherweise in Tales of Xillia 2 genau das finden, was er in Tales of Xillia vermisst hat – in dieser Hinsicht lohnt sich also bereits ein Blick!

Veränderungen und Verbesserungen

Grafische Höhepunkte gibt es in den Kämpfen
Grafische Höhepunkte gibt es in den Kämpfen

Grafisch kann Tales of Xillia 2 nicht unbedingt als überragend und immens aufwendig bezeichnet werden, allerdings hat sich seit Tales of Xillia doch vieles zum Positiven verändert. Wo der Vorgänger insbesondere steife Charaktermodelle zeigte, wirken diese in Tales of Xillia 2 deutlich flüssiger, gerade bei Bewegungen, wenngleich einige wenige Kanten noch immer ins Auge stechen. Ein Negativpunkt besteht in der exorbitanten Wiederverwendung von Ressourcen. Gerade beim Gegnerdesign hätte man zumindest einige neue Gegnerarten mehr entwickeln können. Selbst viele neue Gegner sind nur bekannte Gegnertypen in anderer Farbe. Wenigstens haben zumindest einige wiederkehrende Orte eine leicht veränderte Optik erhalten, um auch den Zeitsprung visuell darzustellen.

Zu hören gibt es wieder einmal einen Soundtrack vom Stammkomponisten Motoi Sakuraba. Bei seinem häufigen Einsatz lässt es sich offenbar kaum mehr vermeiden, dass sich alte wie auch neue Stücke ähneln, wenngleich versucht wird, neue musikalische Elemente zu implementieren. Auch die Synchronisation zum Spiel ist dieses Mal wieder ausschließlich in englischer Sprache vorhanden. Wie bereits beim Vorgänger, gefällt die Besetzung der Rollen weiterhin gut, doch die Aussprache einiger Namen und Begriffe klingt sehr gewöhnungsbedürftig. So verliert etwa Ludger bei jedem Ausruf seines Namens das D seines Namens, was unfreiwillig komisch wirkt.

Insolvenzsimulation oder Abenteuer?

Geld regiert die Welt
Geld regiert die Welt

Während in Tales of Xillia die Handlung quasi bis zum Ende ein langer linearer Pfad mit Nebenereignissen als Verzweigungen war, verfolgt die Fortsetzung einen anderen Ansatz der Präsentation, dessen Natur durchwachsen ist.

Nach dem ersten turbulenten Kapitel muss Protagonist Ludger aus gegebenen Umständen einen Kredit von 20 Millionen Gald aufnehmen. Zwar muss das Geld nicht innerhalb kürzester Zeit überwiesen werden, doch mit der hohen Kreditsumme kommt ein unangenehmes Verhängnis: Bis eine bestimmte Summe nicht bezahlt wurde, können Gebiete zum Voranschreiten der Geschichte nicht betreten werden.

Dieser Umstand sorgt dafür, dass die Haupthandlung ein episodenartiges Format annimmt. Gerade zu Beginn kommt es nicht selten vor, dass ein Kapitel nur aus einem Dungeon oder gar nur aus wenigen Sequenzen besteht. Zwischen den Episoden gilt es, die auferlegten Schulden nach und nach abzubezahlen.

Dabei muss man aber nicht gänzlich verzagen, denn das Sammeln von Geld besteht nicht ausschließlich darin, Monster um Monster immer und immer wieder zu beseitigen. Die Lösung für euer Problem ist die Anschlagtafel. Dort findet ihr zahlreiche Aufträge mit Belohnungen: Gald, Gegenstände und schließlich auch Punkte, welche zu neuen Rängen führen, die wiederum schwierigere Aufträge freischalten.

Die Aufgaben können etwa darin bestehen, eine bestimmte Anzahl von einer Monsterart zu erlegen, Gegenstände zu sammeln oder auszuliefern. Manchmal gibt es auch umfangreichere Aufgaben, die den Nebenereignissen aus dem Vorgänger nahekommen.

Auch Freundschaften können aufgebaut werden
Auch Freundschaften können aufgebaut werden

Im späteren Verlauf der Handlung besteht für Ludger auch die Möglichkeit, wie eingangs erwähnt, mit den Charakteren aus Tales of Xillia Freundschaft schließen. Dies geschieht in sogenannten Charakterepisoden. Diese können zu bestimmten Zeitpunkten zwischen den Kapiteln der Haupthandlung gestartet werden und erzählen mehr zu den Hintergründen der einstigen Protagonisten und bieten ein ähnliches Erlebnis wie Nebenereignisse in Tales of Xillia mit mehreren Etappen. Das ist aber nicht alles: Mit erhöhter Freundschaft gibt es zusätzliche Fähigkeiten sowie besondere verbundene Artes.

Wo wir bereits bei Nebenereignissen sind: Mit der Suche von insgesamt 100 Katzen bietet Tales of Xillia 2 eine Nebenquest, die euch das ganze Spiel über begleitet. Selten gibt es dafür Aufträge, was bedeutet, dass der Großteil der entlaufenen Samtpfoten anhand von Beobachtung und schwachem Miauen ausgemacht werden müssen. Mit der ersten gefundenen Katze könnt ihr auch auf den Katzenkurier zugreifen. Alle 15 Minuten, mit besonderen Items weniger, könnt ihr eure gefundenen Katzen an einen bereits besuchten Ort schicken, um dort – teilweise exklusive – Gegenstände zu finden.

Kämpfe in neuen Dimensionen

Kämpfe sind flüssiger als zuvor
Kämpfe sind flüssiger als zuvor

Das Kampfsystem von Tales of Xillia 2 entspricht größtenteils dem aus Tales of Xillia, dennoch gibt es einen Erfrischungskurs in die Kämpfe, gespickt mit Neuerungen. So beginnt ein Kampf, sobald sich Freund und Feind berühren. Dabei kann ein Kampf gleich mit einem Vorteil begonnen werden, wenn der Feind von hinten berührt wird – doch Obacht, auch der Gegner ist zu selbigem fähig.

Im Kampf wechselt ihr in einen neuen Bildschirm mit euren tatsächlichen Kontrahenten und eurer Truppe aus bis zu vier Mitgliedern, wobei ihr selbst lediglich einen Charakter frei steuert. Als Basisaktionen stehen euch dabei normale Angriffe mit eurer Waffe, mächtige Artes, sowie die Möglichkeit, Schaden abzuwehren und ein Menü aufzurufen, über das ihr unter anderem Items einsetzen und die Taktik der anderen Gruppenmitglieder ändern könnt.

Weiterhin besitzt jede Figur eine individuelle Fähigkeit im Kampf. So kann Jyde etwa mit einem gut taktierten Ausweichmanöver hinter den Gegner gelangen und so zum Gegenschlag ausholen. Ludger ist hier aber ein besonderes Individuum. Über das Auffüllen einer separaten Leiste durch Angriffe kann er für kurze Zeit in eine unbesiegbare Form wechseln. Weiterhin unterscheidet sich Ludger von den übrigen Charakteren durch die Möglichkeit, drei verschiedene Waffen mit jeweils unterschiedlichen Artes im Kampf im flüssigen Wechsel verwenden.

Ludgers unbesiegbare Form
Ludgers unbesiegbare Form

Ohnehin sind die Kämpfe nun noch etwas flüssiger als im Vorgänger. Eine Besonderheit ist noch immer das nahtlose Verbinden von zwei Gruppenmitgliedern als Partner im Kampf. Der vom Computer gesteuerte Partner erhält während des Bündnisses eine zusätzliche individuelle Fähigkeit zur Unterstützung des jeweils anderen.

Überdies können auch Verbundene Artes mit kombinierten Artes der beiden Partner eingesetzt werden, von denen es in der Fortsetzung noch mehr gibt. Im Zustand Grenzüberschreitung, der durch bestimmte Bedingungen aktiviert wird, können sogar ganze Arteserien ausgelöst werden. Ferner nutzt nun auch die KI Verbundene Artes effizienter als im Vorgänger.

Zusätzlich wird nun jeder Angriff bestimmten Attributen zugeordnet. Jeder Charakter und jeder Gegner besitzt gegen diese Attribute verschieden hohe Resistenzen. Ist ein Charakter gegen bestimmte Attribute nicht besonders resistent, kann es durchaus vorkommen, dass er mit einer dem Attribut zugehörigen Statusveränderungen versehen wird, die je nach Art auf unterschiedliche Weise geheilt werden kann.

Aus Lilium wird Allium

Tales of Xillia 2 Alliumkugel
Die Alliumkugel

Nach den Ereignissen in Tales of Xillia sind die Lilliumkugeln aus dem Vorgänger nicht mehr funktionsfähig – daher wird auf die verbesserte Alliumkugel zurückgegriffen, durch welche zwar keine Statuswerte mehr erhöht, aber noch immer Artes und Fähigkeiten erlernt werden.

Die Alliumskugel wird nicht durch Level Ups ernährt, sondern durch Elementarerz. Dieses erhält man durch Kämpfe oder als gesonderte Schätze auf dem Feld. Durch Katalysatoren, die ausgerüstet werden, werden eine oder gleich mehrere von sechs elementaren Richtungen in der Kugel verstärkt. Dadurch wird ein Aufwertungssystem geboten, das weitaus mehr Optionen bietet als im Vorgänger.

Wird eine bestimmte Anzahl an Elementarerz für ein Element gesammelt, werden Artes erlernt oder verbessert oder aber auch passive Fähigkeiten gelernt – manchmal müssen auch mehrere Elemente verstärkt werden, um etwas zu erlernen. Fähigkeiten werden weiterhin mit sogenannten FP ausgerüstet, welche nun allerdings durch das Bezwingen von zahlreichen Monstern einer Art erlangt werden.

Würdige Fortsetzung?

Tales of Xillia 2 hat zwar mit einigen eigenen Problemen zu kämpfen, insgesamt übertrifft es den Vorgänger Tales of Xillia jedoch in nahezu allen Aspekten, insbesondere was Handlung und Spielmechanik anbelangt. Auch diejenigen, die am Vorgänger nicht viel Gefallen gefunden haben, können durch die frischen Ansätze mehr Spaß mit der Fortsetzung haben. Demzufolge ist Tales of Xillia 2 ein würdiger Nachfolger.

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Story: im Episodenformat, Fokus auf Elympios und Ludger.

Gameplay: freie Erkundung mit Limitierungen, kurzweilige aktive Kämpfe.

Grafik: Verbesserung gegenüber Vorgänger, viel Wiederverwertung.

Sound: viel Wiederverwertung, teilweise aber doch mit neuen Aspekten.