3DS Europa Japan News Nordamerika Test TOP

Im Test! Tomodachi Life

Mit Tomodachi Life erschien Anfang dieses Monats ein ganz eigenartiges Spiel. Die Simulation für den Nintendo 3DS hat aufgrund seines vielversprechenden Konzepts das Potenzial zum neuen „Animal Crossing“ zu werden. Was es mit Tomodachi Life auf sich hat, erfahrt ihr zumindest in Ansätzen in unserem Test…

Eine Selbstfindungs-Reise

In eigenen Bands wird gesungen.
In eigenen Bands wird gesungen.

Tomodachi ist der japanische Begriff für „Freunde“ – und genau diese eigenen Freunde stehen im Mittelpunkt von Nintendos neuster IP. Wie die Werbung verspricht, können sich alle Menschen, die euch im echten Leben etwas bedeuten, auf einer virtuellen Insel sich zusammenfinden und sozusagen in einer Parallel-Dimension in eigenen Apartments leben. So findet das Spielgeschehen auf einer – zunächst – einsamen Insel statt, deren Apartements durch die Miis des Spielers bezogen werden können. Doch die eigenen Freunde sollen natürlich nicht leblose Mannequins sein, daher legt der Spieler vor dem Einzug die Charakter-Attribute der Figur fest und bestimmt so über die Persönlichkeit des Freundes. Das führt zu lustigen Situationen: Der beste Freund ist dann auf einmal eine Flirtgranate!

Zuerst sei gesagt: ein wirkliches Spielziel gibt es hier nicht. Wie man es aus anderen Lebenssimulationen wie „Die Sims“ oder „Animal Crossing“ kennt, gibt es keinen Plot oder festgelegte Aufgaben. Jedoch sei dem Spieler empfohlen, dass er sich um seine Bewohner kümmert. Die Miis werden schnell hungrig und können auch mal krank werden. Da die Einwohner nicht wirklich selbstständig sind, hat der Spieler einiges zu erledigen.

Ein (echt witziges) Rap-Battle!
Ein (echt witziges) Rap-Battle!

So richtig interessant wird das Leben auf der Insel aber erst dann, wenn mehrere Bewohner einziehen. Die Miis interagieren miteinander auf ganz schön viele Arten. Ob auf einer Reise nach Hawaii oder im Männer-Treff des örtlichen Cafés: Die Bewohner kommunizieren auf sehr lustige Weise untereinander. Die Inseleinwohner können sich anfreunden und sich sogar ineinander verlieben. Die gewählte Persönlichkeit bestimmt dann über die Kompatibilität der Beziehungen. Sogar die Heirat zweier Personen ist möglich sowie die obligatorische Geburt eines Babys.

Das routinierte Insel-Leben

Die größte Stärke von Tomodachi Life ist ganz offensichtlich der Reiz, seine eigenen Freunden ins Spiel zu integrieren und sie in lustige Situationen zu verwickeln. Für Fragen wie „Wie sähe das Kind von meinem besten Freund Max und Scarlett Johannson aus?“ oder „Wovon träumt eigentlich Shigeru Miyamoto?“ bietet Tomodachi Life Antworten. Der schräge Humor des Spiels entsteht zudem durch den skurrilen Grafik-Stil und die witzige deutsche Lokalisierung.

Der Humor wird unterstützt durch die eigenartigen Computerstimmen, deren Höhe und Intonation ihr für jeden eurer Miis beliebig wählen dürft. Doch es wird noch besser: Jeder Mii kann eine eigene Band gründen und auf der großen Bühne Balladen singen oder mit seiner Crew rappen. Es ist sogar möglich einen eigenen Text zu schreiben, der von der Computerstimme dann vorgesungen wird. Weiterhin werden vom Funkturm der Insel täglich Nachrichten gesendet, in denen lustige Geschichten über die Inselbewohner an den Mann gebracht werden. Es gibt also viele Möglichkeiten seine Figur in schiefe Lagen zu verwickeln.

Auch auf der paradiesischen Insel von Tomodachi Life spielt Geld eine wichtige Rolle. Jeder der Bewohner hat Probleme, die es zu lösen gilt, wie zum Beispiel Magenbeschwerden oder einen Streit mit dem Nachbarn. Für die Lösung von Problemen erhält man Spielgeld, welches wiederum auch in neue Kleider oder Inneneinrichtungen investiert werden kann. Außerdem können die Insel-Miis einmal täglich am Inselbrunnen zur Kasse gebeten werden. Für Langzeitmotivierte gibt es zudem ein Ziel, das viel Zeit benötigen sollte: Jede Mii-Figur sammelt 10.000€ für eine Weltraum-Fahrt. Wir sind gespannt, wie diese aussehen könnte, aber bis man diese große Summe sammeln kann, vergeht einige Zeit.

Wählt eure Inneneinrichtung. Von Standard bis hin zu "völlig abgedreht" ist alles dabei.
Wählt eure Inneneinrichtung. Von Standard über nobel bis hin zu „völlig abgedreht“ ist alles dabei.

Wie bereits erwähnt, bietet das Spiel unzählige Möglichkeiten, mit seinen Bewohner zu interagieren, doch ist das ein Vollpreistitel? Wie man diese Frage beantworten kann, hängt ganz davon, welche Art von Spieler man ist. Casual-Gamer werden eher mit einem eindeutigen „Ja!“ antworten, doch Spieler, die nach interessanten und gewieftem Gameplay suchen, rufen wohl eher „Nein!“.

Es fehlt dem Spiel letztendlich an spielerischer Tiefe und Variation. Natürlich hat Tomodachi Life nicht den Anspruch auf tiefes Gameplay, allerdings hat es den Auftrag den Spieler langfristig zu unterhalten. Dieser Auftrag wird nicht auf ganzer Linie erfüllt, denn nach einigen Tagen fällt auf, dass der Verlauf des Gameplays zu routiniert und repetitiv ist. So wird zum Beispiel das Füttern der Bewohner nach einigen Tagen zur monotonen Aufgabe, die zu viel Zeit in Anspruch nimmt. Trotzdem wird die Masse, die sich zu der Zielgruppe des Spieles zählen darf, am Spiel und dessen eigenartigem Humor Gefallen finden.

Dass das Spiel zu den wenigen 3DS-Titeln gehört, die ein Screenshot-Feature besitzt, ist eine logische Konsequenz der Natur des Spielprinzips. Falls der Spieler eine lustige Situation erlebt, wird sofort der innere Drang erweckt, diese mit anderen Menschen (und den Freunden, die ja im Spiel sind) zu teilen. Daher war es notwendig, dass man mit einem bloßen Knopfdruck Screenshots speichern kann und diese später auf Twitter und Facebook veröffentlichen darf. Diese Funktion erhöht sicherlich die Attraktivität des Spiels und hat einen positiven Effekt für Nintendo: Die User werben von selbst in den sozialen Medien für das Spiel. Und eure Freunde, die sich selbst auf eurer Insel sehen, wollen eine eigene Insel, um euch auch darauf zu holen…

Fazit

Tomodachi Life ist genau das, was die Werbung bewirbt. Eine lustige, schräge Simulation, deren einzigartiger Charme durch die Integration der eigenen Miis entsteht. Leider wird der hohe Preis nicht gerechtfertigt durch den Umfang des Spiels. Das Management der Inselbewohner wird nach einigen Tagen zur einer routinierten Aufgabe, die dann doch zu selten überraschen kann. Wenn man sich von diesem Umstand nicht beirren lässt, ist der Titel ein zufriedenstellender Kauf.

stern_vollstern_vollstern_vollstern_vollstern_vollstern_vollstern_vollstern_halbstern_leerstern_leer

Story: Kein Plot vorhanden, aber es entstehen lustige Geschichten über die Inselbewohner. Die Lokalisierung sei an dieser Stelle gelobt.

Gameplay: Das innovative Spielkonzept überzeugt kurzfristig durch die Interaktionen der Inselbewohner. Langfristig erschöpfen sich allerdings die Grundideen.

Grafik: Grafikpracht soll man hier nicht erwarten. Coole Einrichtungen und lustige Kleidungsstücke sind allerdings in Massen vorhanden.

Sound: Musikalisch sehr unauffällig, aber die Roboterstimmen haben Charme.

Sonstiges: Das Online-Feature macht das Spiel besonders attraktiv und wird bei vielen Usern zu einem Schmunzeln führen.