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Nintendo: Zukunft mit Smartphones und neuen Modellen

Bei dem heutigen Management-Investoren-Briefing zu den Geschäftszahlen des 3. Quartals hat Nintendo eine Reihe von Neuerungen angekündigt, von denen man denkt, die Firma für die nächste Zeit besser aufstellen zu können. Die Pläne hat man ausführlich in einer englischen Präsentation festgehalten.

Weiter unten findet ihr eine stichpunktartige Zusammenfassung.

„Ich bin hier, um Sie über unsere Zukunft aufzulären und zu Beginn möchte ich gleich damit starten, was Nintendo nicht verändern wird. Nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen gab es viele Berichte und Kommentare über uns. Wir selbst teilen die pessimistische Sicht auf die Zukunft von Videospielplattformen nicht“, beginnt Satoru Iwata die Präsentation.

Deshalb würde man daran festhalten. Klassische Videospielplattformen bleiben das Kerngeschäft. Auf der anderen Seite erkenne man, dass das Internet und Mobilgeräte den Lifestyle von Menschen drastisch geändert haben. Man müsse seine Definition von Videospielen deshalb überdenken, um mit der Zeit zu gehen, so Iwata. Doch in der Vergangenheit habe man seit 1889 schon oft genug gezeigt, dass man flexibel sei.

Oft werde man gefragt, warum man nicht den aktuellen Trends folgt, wenn sie doch bereits boomen. Doch allein aktuellen Trends zu folgen, würde Nintendo als Unterhaltsungsfirma nicht weiterbringen. Stattdessen wolle man die Bemühungen wie bisher dahingehend ausrichten, in Gebiete ohne Konkurrenz vorzudringen, also neue Märkte mit innovativen Angeboten zu erschließen. Das sei das Langzeitziel.

Doch natürlich hat man sich nach den Geschäftsergebnissen auch neue Kurzzeitziele gesetzt. Als Manager einer großen Firma müsse man auch Ergebnisse erzielen und von Geschäftsjahr zu Geschäftjahr blicken. Einsparungen allein würden nicht reichen, deshalb gab Satoru Iwata einen Ausblick, wie man sich mit den bestehenden Plattformen verbessern will.

„Für eine Plattform in ihrem zweiten Jahr ist die Wii U in einer sehr schwierigen Position“, gesteht Iwata. „Ich beginne deshalb damit, was wir mit der Wii U machen werden. Ganz offensichtlich ist eine einfache Preissenkung in der derzeitigen Situation und nach den Geschäftszahlen keine Option.“ Stattdessen will man das signifikanteste Feature der Wii U, das GamePad, hervorheben.

Wie die derzeitige Situation zeigt, sei das bisher nicht gut gelungen. Auch habe man erkannt, dass man den Kunden nicht gut genug vermitteln konnte, was der Unterschied zwischen der Wii U und der Wii ist und was Kunden davon hätten, sich eine Wii U zu kaufen und die Wii in den Keller zu bringen. Noch schlimmer sei, dass es offenbar immer noch eine kleine Anzahl an Kunden gibt, die glaube würden, dass Wii U GamePad sei ein Gerät für die Wii. Bis zum Ende des Geschäftsjahres wolle man dieses Problem gelöst haben.

Das Hauptziel sei es deshalb, Software anzubieten, die nur möglich sei, weil es das Wii U GamePad gibt. Zwar habe man solche Software bereits erschaffen, aber noch nicht auf dem Einzelspielersegment. Das sei die große Aufgabe von Miyamoto’s Entwicklungsteam in diesem Jahr.

Zudem wolle man auch das NFC-Feature hervorheben (Near-Field Communication). Das Wii U GamePad ist das einzige aktuelle Gerät mit einem NFC-Reader-Writer. Bisher habe nur Pokémon Rumble U die Vorteile genutzt, aber darüber hinaus sei das nicht gelungen. Auch die Möglichkeit der Bezahlung über NFC soll genutzt werden. Schon bei der E3 im Juni wolle man bezüglich NFC Ergebnisse zeigen.

Ein weiteres wichtiges Feature des Wii U GamePads sei es außerdem, dass man Videospiele auch ohne TV spielen kann. Das sei sehr gut aufgenommen wurden. Aber nachdem man die Wii U gestartet habe, müsse man über 20 Sekunden warten, bis man überhaupt ein Videospiel auswählen kann. Das sei nicht ideal. Man arbeitet deshalb an einem Schnellstartmenü, das mit einem Update im Frühsommer implementiert werden soll. Mit dem Schnellstartmenü wird es möglich sein, zuletzt gespielte Spiele schon zu starten, bevor man das Wii U Menü laden muss. Das soll eine Zeitersparnis von 50% bringen.

Nachdem man sich zudem nun etwa ein Jahr mit dem Problem der Darstellung von Nintendo DS Spielen auf dem GamePad beschäftigt habe, sei man sicher, dieses Problem gelöst zu haben. Das starke Line-Up des Nintendo DS soll in Zukunft in der Virtual Console der Wii U zu finden sein.

Die kommenden Release-Termine für neue Software, ebenso wie die Vorstellung neuer Software, soll bei anderen Gelegenheiten wie Nintendo Direct erfolgen. Zumindest kündigte Satoru Iwata aber an, dass Mario Kart 8 im Mai weltweit erscheinen wird.

Kurzfristige Ziele für die Wii U im Überblick:

  • Software, welche die Features des GamePads nutzt, insbesondere für Einzelspieler
  • Software, welche die Vorteile des NFC-Features nutzt (z.B. Pokémon Rumble U)
  • Verbesserung der Ladezeiten mit einem Schnellstartmenü (Frühsommer)
  • Nintendo DS-Spiele für die Virtual Console der Wii U

Mittel- und langfristige Ziele für Nintendo:

  • Neue Verkaufsmechanismen mit Rabatten, siehe weiter unten
  • Breiteres Aufstellen des 3DS im Hinblick auf Smartphone-Portierungen, siehe unten
  • Mit Smartphones Kunden erreichen, die kein Nintendo-System besitzen
  • Lizenzierung von Nintendo-Charakteren an Dritthersteller
  • Thema Gesundheit, „non-wearables“ zur Überwachung des Körpers

Die Situation des Nintendo 3DS sei jedoch eine ganz andere. Obwohl man sich insbesondere im Weihnachtsgeschäft ein explosiveres Wachstum erhofft hatte, bleibt der Fakt, dass der Nintendo 3DS das meistverkaufte Videospielsystem im letzten Jahr war. Insgesamt liegt der Nintendo 3DS nun bei 42,74 Millionen verkauften Einheiten weltweit.

Auch auf dem Nintendo 3DS will man sich jedoch breiter aufstellen. Nach dem Erfolg von Puzzle & Dragons Z in Japan (eine Million Einheiten in Japan in einem Monat) seien viele Entwickler auf Nintendo zugekommen, die Software auf das System bringen wollen, die ursprünglich für Mobilgeräte erschaffen worden wäre. Als ein weiteres Beispiel nennt Iwata dabei Angry Birds Trilogy, das sich ebenfalls schon eine halbe Million mal verkauft habe.

Nach der Abhandlung dieser kurzfristig realisierbaren Ziele wandte sich Satoru Iwata den mittel- und langfristigen Zielen zu, zu denen auch die in den letzten Tagen viel und heiß diskutierten „Smartphone“-Pläne zählen.

Zunächst habe man das Problem erkannt, dass man mit den einzelnden Kunden einzelne Verbindungen über Handhelds und Konsolen aufbaut, was zu vielen Problemen geführt hätte. Man habe immer versucht, die Kunden dazu zu bringen, nach ihren Geräten auch die nächsten Geräte zu kaufen, sprich nach dem Nintendo DS den Nintendo 3DS und nach der Nintendo Wii die Nintendo Wii U. Sei das jedoch nicht gelungen, habe man die Verbindung zu den Kunden völlig verloren, weil sie nur auf den Einzelgeräten basierte.

Die bereits eingeführte Nintendo Network ID sei bereits der erste Schritt gewesen von einer geräteabhängigen Verbindung zum Kunden hin zu einer accountabhängigen Verbindung. Über diese Verbindung will man eine langfristige Verbindung zum Kunden herstellen, unabhängig von Einzelgeräten.

Die traditionelle Definition eines Videospiels habe bisher ausgeschlossen, dass Nintendo Kunden erreicht, die noch kein Videospielgerät haben. Und hier kommen Smartphones ins Spiel. Es sei eine entscheidende und wichtige Frage, wie man hier seine Vorteile ziehen könne. Die Vorteile aus Smartphones nutzen heißt, Kunden zu erreichen, die kein Nintendo-Gerät besitzen.

Statt aber einfach nur Nintendo-Inhalte auf Mobilgeräten zu veröffentlichen, müsse es darum gehen, die Verbindungen mit den Kunden auf Mobilgeräten zu festigen. Das würde auch dazu führen, dass die Kunden näher an den Nintendogeräten sind. Das sei kein einfaches Ziel. Man habe deshalb ein kleines Team gegründet, was sich damit beschäftigt.

Die Aufmerksamkeit von Kunden zu bekommen, sei nicht einfach. „Aber wie ich schon zuvor gesagt habe, glauben wir, dass es nicht die bestmögliche Unterhaltung auf Smartphones liefern würde, wenn wir ganz einfach unsere Spiele – so wie sie sind – auf Smartphones anbieten. Wir werden keine Anstregungen dieser Natur unternehmen.“ Man würde in der derzeitigen Umgebung von Smartphones die Leute nicht erreichen, ehe man etwas wirklich wertvolles erschafft, das einzigartig ist für Nintendo.

Satoru Iwata sagt, er habe dem Team keine Verbote auferlegt und erhabe es auch nicht völlig ausgeschlossen, dass man Spiele entwickeln würde oder [Nintendo] Charaktere benutzt. „Aber wenn ihr berichtet, dass wir Mario auf Smartphones bringen, dann wäre das einfach ein missverständliches Statement. Unsere Absicht ist es, in diesem Jahr Anwendungen auf Smartphones zu veröffentlichen, die geeignet sind, die Aufmerksamkeit der Kunden zu erregen und den Mehrwert unserer Unterhaltungsysteme zu kommunizieren.“

Danach widmet sich Satoru Iwata einem eher unerwarteten Feld, nämlich der Preisgestaltung von Videospielen. Die Art, wie Videospielsysteme und Software verkauft würden, hätte sich in den letzten 30 Jahren kaum verändert. Videospielsysteme kosten 200 bis 300 USD und Software kostet 30 bis 50 USD. Dieses simple Modell findet auch weitesgehende Akzeptanz unter den Kunden. Doch Nintendo wolle daran arbeiten, weil man nicht damit rechne, dass dieses Modell für die Ewigkeit ist.

„Zum Beispiel galt es bisher als gegeben, dass Software den Kunden immer gleich viel kostet, egal wie viele Spiele der Kunde im Jahr kauft, sei es einer, seien es fünf oder zehn Spiele. Mit unserem accountabhängigen System [Nintendo Network ID] wollen wir flexible Preisgestaltung für Kunden ermöglichen, die bestimmte Bedingungen erfüllen. Wir könnten eine Situation erschaffen, in der Kunden unsere Software günstiger erhalten, wenn sie mehr kaufen. Das müssen wir nicht nur auf die Zahl der Softwarespiele beschränken, die sie kaufen. Auch Freunde einladen, Softwarespiele zu kaufen, könnte eine dieser Bedingungen sein“, so Iwata. Dies könne letztlich zu einer höheren Tie-Ratio [mehr Spiele pro Spieler und Plattform] führen. Nintendos Ziel sei es, an diesen Verkaufsmechanismen zu arbeiten und damit auf der Wii U schon bald zu beginnen, wenngleich Iwata dies ein „mittelfristiges“ Ziel nennt.

Eine weitere Absicht von Nintendo ist es, die Fülle der Nintendo-Charaktere intensiver zu nutzen.“Ich glaube der Grund dafür, dass Nintendo bekannt dafür ist eine Fülle von Charakteren zu haben, ist unser vorsichtiger Ansatz bei der Lizenzierung der Charaktere, weil das ein großes Risiko des Schadens einer IP mit sich bringt. Mit anderen Worten denke ich, die Zeit in der wir unsere Charaktere nur sehr vorsichtig in unseren eigenen Spielen genutzt haben, hat uns auch in die derzeitigen Umstände geführt. Diese Politik werden wir zukünftig ändern.“ In der Konsequenz dürfte das bedeuten, dass uns in Zukunft mehr eher unübliche Spiele wie Hyrule Warriors erwarten. Man könne sich hier eine Win-Win-Beziehung mit neuen Partnern vorstellen, so Iwata.

Zum Schluss gibt Satoru Iwata noch das Versprechen, dass das traditionelle Videospielgeschäft das Kerngeschäft bleibt, aber man sich neuen Herausforderungen in neuen Geschäftsfeldern stellen wird. Auch wolle man die Definition von „Entertainment“ neu denken. Es sei der Ansatz gewesen, ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen zu bringen.

Immer wichtiger sei es aber auch geworden, die Lebensqualität in angenehmer Weise zu steigern. Dazu gehört ganz besonders auch das Thema Gesundheit, was aber nur ein erster Schritt sein soll. Wii Fit würde den Leuten zuerst einfallen, aber man denke auch über ganz neue Dinge nach. Iwata nennt auch Bildung und Lifestyle als wichtige Felder. Im Laufe des Jahres will man hier konkreter werden.

Iwata deutete aber bereits „Non-Wearables“ an, also Geräte, die man nicht am Körper trägt. „Wearables“ wären beispielsweise Dinge wie körperfunktionsüberwachende Uhren. Erste Produkte soll es nicht vor 2015 geben.