360 Europa News PS3 Test

Im Test! Zone of the Enders HD Collection

Neben God of War, Metal Gear Solid, Prince of Persia entwischt nun auch Zone of the Enders dem Zahn der Zeit und versucht sich durch die HD Collection einer neuen Generation von Spielern zu beweisen. Bei der Zone of the Enders HD Collection handelt es sich um die aktuellste Neuauflage einer alten Spielereihe und sie beinhaltet sowohl Zone of the Enders, als auch Zone of the Enders: 2nd Runner. Als kleinen Zusatz gibt es die Demo des heiß erwarteten Metal Gear Rising Revengence aus dem Hause Platinum Games.

Da die Zone of the Enders Reihe auf der Playstation 2 weitgehend nicht gut bekannt war, mag sich jetzt sicher einer fragen, was eine Metal Gear Demo auf einer Zone of the Enders Disk verloren hat. Die Antwort lautet: Hideo Kojima. Der brillante Kopf hinter der Metal Gear Reihe zeigt sich auch verantwortlich für die beiden Zone of the Enders Spiele. Nun stellt sich die Frage, ob Kojima zu Recht fast nur mit Metal Gear identifiziert wird und ob Zone of the Enders auch heute noch denselben Mech-Bombast wie damals auf die Bildschirme zaubern kann.

Mein Frame, mein Leben
Mein Frame, mein Leben

Wer Zone of the Enders mit der Neuauflage als erstes Mal spielt und mit der Metal Gear Solid Reihe bekannt ist, der wird sofort ein Gefühl der Vertrautheit verspüren. Ähnlich wie in Metal Gear Solid liegt ein großer Fokus auf der Erzählung und Inszenierung der beiden Spiele. Lange Zwischensequenzen erzählen eine fantastische Geschichte um Schuld, Sühne, Rache und den Krieg. Dabei greift Kojima sehr tief in die Gefühlskiste. Besonders beim Erstling geht einem die Story ans Herz. Der junge Leo stolpert von einem Zufall in den nächsten und landet schlussendlich in einem Mech. Die sogenannten Orbital Frames sind gigantische Kampfanzüge, welche etwas an Hasbro’s Transformers erinnern, nur schnittiger und dynamischer. Selbstverständlich besitzen die Orbital Frames eine künstliche Intelligenz, welche in Leos Fall ADA heißt.

Im Laufe des Spiels reift die Beziehung dieser beiden Charaktere und berührt damit den Spieler. Der Kontrast zwischen dem jungen und naiven Leo und der auf Zerstörung programmierten ADA wird sehr realistisch dargestellt. Und je mehr Zeit diese beiden Charaktere miteinander verbringen, desto mehr lernt Leo über das Erwachsenwerden und ADA entwickelt abseits von Tod und Zerstörung eine eigene Persönlichkeit mit Leos Werten. Auch in 2nd Runner erzählt Kojima eine komplexe und fantastische Geschichte, wo jedoch ein Charakter namens Dingo in den Vordergrund gerückt wird. Dieser wird, nachdem er tödlich verletzt wurde, mit Leos altem Orbital Frame vernetzt.

Das Thema Freundschaft steht hier im Mittelpunkt und weiß auch hier durch wunderschöne Anime-Sequenzen zu begeistern. Doch hier muss ein Wort der Warnung gesprochen werden. All jene, welche lange Monologe, teils kitschige Dialoge und all das, was das japanische Storytelling ausmacht nicht mögen, werden mit Zone of the Enders auch nicht warm werden. Der Pathos zeigt sich ähnlich wie bei Metal Gear Solid und ist teilweise so dick, dass man ihn mit einem Schwerthieb eines Orbital Frames´ zerschneiden könnte. Aber all jene, die sich darauf einlassen werden eine superbe Story erleben.

Technisch und optisch bröckelt die Fassade jedoch extrem. Das Team von High Voltage, welches sich für die Umsetzung beider Titel verantwortlich zeichnet hat sich einige Schnitzer erlaubt, die nicht unbemerkt bleiben. Wo die beiden Spiele damals auf der Playstation 2 Vorzeigetitel für flüssige und bombastische Action mit 60 Bildern die Sekunde waren, brechen beide Ports immer wieder ein und hemmen den Spielfluss.

"Ich laufe mit 60 FPS...oder auch nicht"
„Ich laufe mit 60 FPS…oder auch nicht“

Dies macht sich besonders bemerkbar, wenn mehrere Orbital Frames das Schlachtfeld unsicher machen. Hinzu kommt noch, dass der Erstling nicht gut gealtert ist. Sehr viele Areale wirken kalt und steril, ohne Liebe zum Detail und manche Texturen sehen so aus, als wären sie einfach von der PS2 Disk importiert worden. Ein ähnliches Problem zeigt sich bei den Rendersequenzen. 2nd Runner profitiert vom Anime-Look, da dieser so gut wie nie alt wird, doch die Sequenzen des ersten Teils sind teilweise sehr unscharf, blass und auch hier ohne wirkliche Überarbeitung. 2nd Runner profitiert aber nicht nur bei den Sequenzen vom Anime-Look, auch im Gameplay wirkt sich der Cel-Shading Look positiv auf das Spielerlebnis aus. Explosionen, die Mechs, die Areale und Charaktere sehen eine Kante besser und detailreicher aus.

In Sachen Sound stimmt jedoch alles. Die Mechs hören sich metallisch an, der Soundtrack geht gut ins Ohr und passt und die Soundeffekte sind wuchtig. Hier ist zwar keine herausragende Arbeit zu finden, aber für die beiden Ports ist dies absolut ausreichend.

Es gibt viele Spiele, die einen Charakter in einen Kampfroboter stecken und von dort dann die Kämpfe bestreiten (Armored Core, Mechwarrior etc.), doch die Kämpfe von Zone of the Enders zählen zu den dynamischsten und besten. Die schnittigen Orbital Frames lassen sich grazil und äußert agil über das Schlachtfeld bewegen. Dabei hat man stets den Gegner im Auge und versucht ihn durch eine Kombination aus Bewegung und Angriff zu vernichten. Das Kampfsystem ist den Entwicklern klasse gelungen und begeistert heute noch genau so sehr wie damals in der PS2 Ära. Der Wechsel zwischen Nah- und Fernkampf ist fließend, was dem Spieler ein hohes Maß an Strategie erlaubt und verschiedene Wege bietet den Gegner zu bekämpfen. Hierbei stechen ganz besonders die epischen und hammerharten Bosskämpfe hervor. Diese sind die wahre Herausforderung der Spiele und verlangen einem alles ab. Doch niemals führen sie zu Frust, sondern nur zur Motivation.

Knallharte Bosskämpfe YEAH!
Knallharte Bosskämpfe YEAH!

Das Tempo mit dem man in den Orbital Frames kämpft ist rasend schnell und könnte anfänglich einige Spieler überfordern, aber auch hier muss den Entwicklern ein dickes Lob geschenkt werden, für eine Steuerung, die zum Ende so leicht von der Hand geht und perfekt für das schnelle Kampfsystem geschaffen ist.

Die einzigen Punkte, die bei beiden Spielen das Gameplay stören, sind zum einen die Kamera, die in Kämpfen mit mehreren Einheiten nicht immer optimal positioniert ist. Zum anderen das bereits erwähnte Einbrechen der Framerate, was zu Rucklern führt. In jedem anderen Spiel wäre dies nicht so schlimm und Spielflusshemmend gewesen wie bei der Tempoextase von Zone of the Enders.

Alles in allem hat Zone of the Enders den Sprung in die Zukunft geschafft. Zwar nicht so gut wie es sich einige Menschen gewünscht hätten, doch werden viele Spieler, welche noch nicht in den Genuss dieser Kojima Werke gekommen sind ihren Spaß damit haben. In Sachen Umfang kann die HD Collection leider auch nicht brillieren, zumal man nur 25 kleine Trophäen hinzugefügt hat und nichts Weiteres. Außerdem sind beide Spiele nicht besonders lang. Lässt man die Zwischensequenzen außen vor bieten beide Spiele nur wenige Stunden Spielspaß, doch für einen Preis um die 30 Euro geht dies absolut in Ordnung.

Wer das japanische Storytelling (besonders das von Hideo Kojima) und ein temporeiches und herausforderndes Kampfsystem mag, der wird die Zone of the Enders HD Collection lieben, alle anderen sollten diesen einzigartigen Spielen eine Chance geben.

Story: Wunderbar komplexe Geschichten mit einer tollen Charakterentwicklung. Doch wird ab und an etwas zu dick aufgetragen. (9/10)

Grafik: Extreme Schnitzer beim Erstling. Doch gutes Design und junger, innovativer Stil (besonders bei Zweitling). (7/10)

Sound: Überzeugende Sprecher, passende Musik und wuchtige Soundeffekte. Hier wäre mehr drin gewesen, aber absolut ausrechend. (8/10)

Gameplay: Unglaublich rasantes und forderndes Kampfsystem mit perfekter Steuerung, das heute wie früher noch zu fesseln weiß, dazu tolle Bosskämpfe. Wären Kamera und Framerate Teamspieler gewesen wäre hier alles perfekt. (9/10)

Sonstiges: Kleiner Umfang, keine neuen Zusätze außer den Trophäen. Die Spieldauer an sich ist ebenfalls nicht sehr lang. (6/10)

PS: Neben den beiden Spielen wird ebenfalls die Metal Gear Rising: Revengence Demo beiliegen, welche auch bald ihren Weg in die Stores finden wird. Dies ist auch der Grund, wieso die HD Collection eine FSK-Einstufung von „ab 18“ bekommen hat. Die Demo wurde beim Review nicht beachtet und hatte keinen Einfluss auf die Wertung.