Unter dem neuen Label Galapagos RPG hat sich Compile Heart daran versucht, mit Fairy Fencer F für PlayStation 3 ein Fantasy-RPG zu gestalten, das eine ernstere Handlung beinhaltet. Dies stellt ein wenig Abwechslung von anderen Projekten des Entwicklers dar, bei denen Fanservice das wichtigste Element ist. Mit an Land gezogen wurde dafür Nobuo Uematsu, der einen kleinen Teil des Soundtracks beisteuert und auch Zeichnerin Tsunako, unter anderem bekannt durch Hyperdimension Neptunia und Date A Live, ist wieder mit dabei. Vielversprechend klingt Fairy Fencer F durch diese Informationen schon, aber ob dies automatisch auch ein Kaufgrund für Spieler ist, die sonst einen großen Bogen um Compile Hearts Spiele machen? Vielleicht wird euch unsere Test zum Spiel bei der Entscheidung helfen:
Faulpelz trifft auf Fee
Das Abenteuer beginnt mit Fang, ein eher untypischer Protagonist, der Essen und Schlafen über alles stellt, und in erster Linie eher unmotiviert herüberkommt. Zufällig hört er von einem legendären Schwert, welches jenem, der es aus dem Boden zieht, einen Wunsch erfüllen kann. Natürlich ist Fang von der Idee sofort angetan, weil er sich dadurch unendlich Essen wünschen könnte, doch als er es tatsächlich schafft, besagtes Schwert zu befreien, erscheint ein niedliches Mädchen vor ihm.
Sie ist eine Fee namens Eryn und erklärt Fang, er sei nun ein Fencer und müsse mit ihr zusammen weitere magische Waffen finden, um die im ewigen Schlaf gefangene Göttin zu befreien. Da Fang keinen Nutzen in Eryn sieht und die Aufgabe ihm schlichtweg zu anstrengend erscheint, lässt er sie an Ort und Stelle stehen und ist drauf und dran zu verschwinden – bis Eryn preis gibt, dass sie all ihre Erinnerungen verloren hat und auf Fang angewiesen sei. Da bleibt unseren Protagonisten nichts weiter übrig, als zuzustimmen, wenn auch eher widerwillig.
Fairy Fencer F macht Gebrauch von einer typischen Plotidee, eingepackt in einem Fantasysetting, die anfangs sogar recht vernünftig und ernst herüberkommt, allerdings sind alle Charaktere vom Compile Heart überdrehten, etwas eigensinnigen Humor betroffen und ruinieren den guten Ansatz der Handlung komplett. Unpassende Kommentare fallen in so ziemlich jeder Situation, dazu gesellen sich einige Fanservicemomente, die aber im Gegensatz zur Neptunia-Reihe, nicht störend auffallen. Wem der Humor gefällt, wird sicherlich auch Freude an den Charakteren und den Gesprächen haben, aber es ist wirklich eine Frage des Geschmacks. Dazu kommt, dass es den Figuren an Tiefe fehlt und die Geschichte erst sehr spät richtig in Schwung kommt.
Der Ausgangspunkt eures Abenteuers ist eine zentral gelegene Stadt, die leider nicht begehbar ist. Per Menü habt ihr die Möglichkeit, einige Orte innerhalb der Stadt zu ‚besuchen‘ und mit Bewohner zu reden. Hier gibt es auch einen Laden, in dem sich Ausrüstung und Gegenstände kaufen lassen, zusätzlich kommt im Laufe des Spieles die Möglichkeit dazu, Gegenstände zu erstellen, wenn ihr der Ladeninhaberin die passenden Materialien bringt. Die Gilde bietet euch Nebenaufgaben an, bei denen ihr aufgefordert seid, bestimmte Monster zu erledigen oder Materialien einzureichen. Je mehr unterschiedliche Nebenaufgaben ihr erledigt, umso höher steigt euer Rang, der euch Zugriff zu weiteren Aufträgen gibt.
Eine etwas interessante Aufgabe ist das Sammeln aller Feen, die in magischen Schwertern eingeschlossen sind. Diese erhaltet ihr entweder im Laufe der Hauptgeschichte oder im Rahmen einer Nebenaufgabe, die sich durch das gesamte Spiel zieht. Feen haben verschiedene Ränge und Fähigkeiten und verstärken die Charaktere. Zusätzliche Kraft erhalten sie durch die Benutzung von God Revival. Hierbei besteht die Möglichkeit, nach und nach entweder die Göttin, oder ihren Widersacher von ihrer Versiegelung zu befreien, indem ihr die Schwerter aus ihren Körper zieht. Es kann nur ein Schwert pro Fee benutzt werden, daher überlegt euch gut, welche Kräfte ihr für brauchbar haltet und welche ihr erst einmal ignorieren möchtet.
Die gesammelten Schwerter kommen mit einer netten Funktion daher, sie sind nämlich in der Lage, die Umgebungen auf der Weltkarte positiv und negativ zu beeinflussen und bringen den Dungeons unterschiedliche Effekte ein. Das umfasst nicht nur, wie viel Erfahrung ihr bekommt oder ob eurer Angriff verstärkt oder geschwächt wird, sondern kann sogar dazu führen, dass komplett andere Gegner auftauchen.
Von Ort zu Ort bewegt ihr euch über eine anklickbare Weltkarte. Dabei werden regelmäßig neue Dungeons hinzugefügt, die durch das Platzieren eines Schwertes sichtbar gemacht werden können. Die Gegenden, durch die ihr geschickt werdet, um in der Handlung voranzuschreiten, sind allerdings nicht sehr kreativ gestaltet und kommen auf Dauer langweilig herüber. Wer bereits andere Spiele von Compile Heart gespielt hat, wie zum Beispiel Trinity Universe oder Hyperdimension Neptunia, weiß sofort, was ihn hier erwarten wird. Ihr lauft durch einen eher leer wirkenden Ort, in dem ihr hier und da kleinere Kristalle findet, die Gegenstände darstellen. Ansonsten wird nur noch Gebrauch von der Sprung-Taste gemacht, um über Hindernisse zu kommen. Rätsel und Ähnliches sucht man leider vergeblich.
Fairize!
Viele Elemente der Spielmechanik wurden direkt von der Hyperdimension-Neptunia-Reihe kopiert und so wird Kennern sicherlich auch das Kampfsystem sofort vertraut sein. Die sichtbaren Monster lassen sich vor einer Kampfbegegnung schlagen, um einen Kampfvorteil zu gewinnen. Der Gegner kann euch aber auch überraschen, also Vorsicht. Wird ein Kampf ausgelöst, wechselt der Bildschirm und ihr werdet in einem rundenbasierten System die Feinde bezwingen. Ist ein Charakter an der Reihe, hat er einen bestimmten Bewegungsumfang zur Verfügung stehen, ebenso variiert die Reichweite der Angriffe. Die Benutzung von Magie oder Fähigkeiten lässt euch auch von weiter weg angreifen, während ihr für eine normale Attacke oftmals dichter am Gegner stehen müsst.
Je nachdem, wie weit ihr euren Charakter aufgestuft habt, wird er nicht nur einen Angriff ausüben können, sondern gleich eine ganze Angriffsfolge. Dank ihrer Feenpartner sind Fencer übrigens nicht nur in der Lage Magie zu verwenden und besondere Fähigkeiten zu erlernen, sie ermöglichen auch Fairize. Sobald die damit in Verbindung stehende Leiste einen bestimmten Punkt erreicht hat, lässt sich die spezielle Funktion einsetzen und der Charakter schließt sich durch eine Verwandlung mit seinem Feenpartner zusammen, um einen gewaltigen Stärkebonus zu erhalten. In diesem Zustand ist es sehr einfach, die gegnerische Seite zu bezwingen und selbst Endgegner stellen fast im gesamten Spiel keine Herausforderung dar. Eher im Gegenteil – sie sind mitunter so leicht, dass sie im Fairize-Zustand in Sekundenschnelle den Löffel abgeben.
Übrigens wird so gut wie alles mit einzelnen Tutorials erklärt, auch ein wenig Hintergrundwissen kommt in dieser Form daher. Nervig ist, dass die Hilfen viel zu sehr aufgeteilt sind und gerne mal mitten im Kampf auftauchen, nur weil man das erste Mal von einer Statusveränderung betroffen ist. Es wäre sicherlich besser gewesen, einige Punkte einfach zusammenzufassen. Dafür sind die Tutorials alles andere als langweilig geschrieben.
Einige Freiheiten lässt euch das Spiel beim Verstärken der Charaktere und deren Feenpartner. Durch die Benutzung von erhaltenen Feenpunkten, können Statuswerte verbessert und neue Angriffe, Magie und Fähigkeiten erlernt werden. Was ihr wann freischaltet, ist euch selbst überlassen. Ebenso ist die Angriffsfolge eines Charakters erweiterbar. Die erste Attacke ist festgelegt, aber habt ihr genug erlernt, werdet ihr jeden weiteren Angriff selbst aussuchen können.
Ein weiterer Punkt, der bereits in Hyperdimension Neptunia Verwendung fand, sind die Charakter Challenges. Diese sind eine Ansammlung von unterschiedlichen Zielen, die für jeden Charakter einzeln gelten. Legt zum Beispiel eine bestimmte Strecke zurück, heilt Schaden oder nehmt einfach am aktiven Kampfgeschehen teil, um kleine Statusaufwertungen zu erhalten. Wer hier wirklich alles schaffen will, muss aber sehr viel Zeit einplanen, denn die Ziele sind teils sehr zeitaufwendig und selbst nach mehreren Durchgängen wird man noch längst nicht alles erreicht haben.
Auch Göttinnenretter brauchen Unterhaltung
Vom Grafischen her ist Fairy Fencer F keine Augenweide. Die Charakter-3D-Modelle sind zwar keine komplette Katastrophe, aber Compile Heart hat in diesem Bereich noch einiges an Arbeit vor sich. Am ehesten ist die Grafik mit der aus Hyperdimension Neptunia V zu vergleichen. Um einiges hübscher mit anzusehen sind dafür die Weltkarte und die verwendeten Hintergründe.
Gespräche werden in einem Extrabildschirm präsentiert. Das dafür verwendete Artwork der Figuren wirkt durch Mundbewegungen, Atembewegungen und Augenzwinkern sogar recht lebendig. In seltenen Momenten gibt es auch einmal das ein oder andere gezeichnete Bild zu bewundern.
Groß angepriesen wurde für Fairy Fencer F die Zusammenarbeit mit Nobuo Uematsu. Etwas verschwiegen wurde dabei, dass dies nur sehr wenige Lieder umfasst und der Rest von anderen Komponisten stammt. Wirklich negativ beeinflussen tut dies die Musik nicht. Es bleibt zwar nicht viel in dauerhafter Erinnerung, aber so einige hörenswerte Lieder gibt es dennoch. Besonders hervorstehen tun hierbei das Fairize-Theme, das komplett auf Englisch gesungen wird und richtig rockig herüberkommt. Das Spiel kommt zudem mit englischer und japanischer Synchronisation daher.
Fairy Fencer F bietet drei Enden an, die sich ruhig etwas mehr unterscheiden hätten können. Dafür gibt es jeweils ein anderes Schlussbild zu bewundern. Wer alles sehen möchte, dem wird noch ein weiterer Spieldurchgang bevorstehen, denn erst dann wird man unter anderem zwei Extracharaktere in sein Team holen können. Glücklicherweise können Szenen komplett übersprungen werden und wichtige Dinge, wie das Level und die Ausrüstung der Charaktere werden übernommen, so dauert es nicht lange bis man ein weiteres Mal die Credits zu Gesicht bekommt. Einen Zustzdungeon gibt es nicht, aber dafür einen Turm mit 40 Stockwerken, in dem ihr starke Gegner herausfordern könnt.
Fazit
Fairy Fencer F erinnert stark an Compile Hearts Hyperdimension-Neptunia-Reihe, aber dass der Entwickler spielübergreifend gerne Dinge kopiert, sind Kenner sicherlich bereits gewohnt. Dafür erwarten euch einige interessante Verbesserungen und Erneuerungen, die den Spielspaß positiv beeinflussen. Besonders durch die Darstellung der Charaktere, den Dialogen und den damit einhergehenden eigensinnigen Humor ist zu erkennen, dass auch Fairy Fencer F nicht den Geschmack von allen treffen wird. Die Geschichte hat zwar ihre ernsten Seiten, doch werden diese gerne mal von den Charakteren ins Lächerliche gezogen, was eigentlich sehr schade ist. Wer allerdings an anderen Spielen von Compile Heart Gefallen findet, wird sicherlich auch an diesem Spiel seine Freude haben.
Story: nettes Fantasystetting, mit ernster Grundgeschichte und einigen Twists.
Gameplay: Point’n’Click-Weltkarte und -Stadt, Dungeons bieten kaum Abwechslung, motivierendes Kampfsystem und genug Freiheiten beim Aufbessern der Charaktere.
Sound: weitgehend im positiven Bereich, mit hörenswerten Liedern und ein wenig Mithilfe von Nobuo Uematsu. Sehr schön sind vor allem die gesungenen Lieder, wie das rockige Fairize-Theme, das komplett in Englisch daherkommen.
Grafik: hübsche Hintergründe und Charakter-Artworks, 3D-Modelle brauchen aber noch einiges an Aufbesserungen und Arbeit, um wirklich schön auszusehen.
Sonstiges: nur englische Texte, japanische und englische Sprachausgabe auswählbar