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Im Test! Dynasty Warriors 7: Empires

Während sich die Spielserie Dynasty Warriors ganz der Action verschreibt, fügt der Zusatz Empires dem ganzen Spielprinzip strategische und politische Nuancen hinzu. Ab dem vierten Titel etablierte sich dieses Spin-Off als elementarer Zusatz zu den nachfolgenden Spielen. Zuletzt erschien in Europa Dynasty Warriors 7 sowie die ausgefeiltere Variante Dynasty Warriors 7 Xtreme Legends, worauf nun das strategische Dynasty Warriors 7: Empires folgt. Vor kurzem ist in Japan bereits mit Dynasty Warriors 8 der achte Ableger der Spielserie erschienen, widmen uns aber dem vierten Titel der Empires-Reihe und prüfen diesen auf Herz und Nieren.

Story? Gibt es, im Kompendium!

Der Schein trügt…

Nach einem beeindruckenden Vorspann, in welchem mit Waffen herumgewirbelt und Verhandlungstische zerspaltet werden, folgt ein ernüchterndes Menü. Lediglich ein Spielmodus ist zu spielen – der Empire-Modus. Zwar stehen verschiedene Ausgangsszenarien aus der chinesischen Geschichte mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden zur Auswahl, wie beispielsweise die Rebellion der Gelben Turbanen um 184 n. Chr., die Eliminierung von Dong Zhou um 190 n. Chr. oder der Kampf von Chibi um 208 n. Chr., doch bis auf die Fraktionen, Kontrahenten und gegebenenfalls historischen Schlachten unterscheiden sich die Szenarien überhaupt nicht voneinander.

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Letztendlich geht es stets darum, China zu vereinen. Insbesondere für Neulinge der Serie dürfte dies enttäuschend sein. Als kleiner Trost steht ein Kompendium bereit, welches Fakten um die Geschichte, Gebiete, Figuren und Gegenstände der chinesischen Region bereit hält. Das Problem hierbei: Alles ist auf Englisch. Da das Spiel zudem von einem notwendigen Tutorial Gebrauch macht, wäre eine Lokalisierung keine schlechte Idee gewesen. Positiv zu bemerken ist allerdings das beiliegende Handbuch in deutscher Sprache. Einige investierte Minuten in diesem lassen keine grundlegenden Fragen mehr aufkommen.

Was können wir dann machen?

Der grafische Höhepunkt in den Strategiephasen.

Der kaum vorhandene Plotgehalt wird durch ein großes Maß an Freiheit kompensiert. Dies beginnt bereits mit der Auswahl des Charakters. Diese sind in drei größere Kategorien zu unterteilen: Herrscher, Offiziere und Freie Offiziere. Als Herrscher besitzt ihr zwar eine große Verantwortung und quasi euer Reich mit eigener Verantwortung selbst steuern, wohingegen ihr als untergebener Offizier weitaus weniger Einfluss besitzt, aber durch das Erfüllen von Aufträgen eures Herrschers könnt ihr an Ruhm und Ansehen gelangen. Freie Offiziere sind zusätzlich an keine Nation gebunden und können ihren Herrscher frei wählen. Ebenso ist es ihnen möglich, ein Gebiet einzunehmen und ein eigenes Banner zu hissen und damit ein eigenes Reich zu gründen.

Der Spielablauf erstreckt sich in Monaten und Jahren und wird in drei Phasen geteilt: Kriegsrat, Strategiephase und Kämpfe. Zweimal im Jahr, im Januar und Juli, führt jede Nation einen Kriegsrat. In diesem beschließt der Herrscher die Pläne für das nächste Halbjahr. Es kann geplant werden andere Gebiete zu erobern, eine Invasion gegen ein Gebiet zu planen, Beziehungen zu anderen Nationen aufzubauen oder den Wohlstand der eigenen Nation zu stärken. Höherrangige Offiziere können zwar Alternativen zum Plan ihres Herrschers vorschlagen, die endgültige Entscheidung liegt allerdings allein beim Herrscher.

Daraufhin folgt die Strategiephase – der Kern des Spiels. Jede Aktion benötigt einen Monat. Weiterhin benötigen viele Aktionen weitere Ressourcen, wie Nahrung, Informationen und Geld. Alleine Herrschern ist es erlaubt, Politiken einzuführen und Personal einzustellen oder zu entlassen. Offiziere, aber ebenso auch Herrscher, können diplomatische Beziehungen pflegen und Tribute fordern, aber auch Freundschaften pflegen und Truppen heilen. Je nachdem, welche Aktionen ihr ausführt, vermehrt sich euer Ruhm unterschiedlich. Folgende Typen sind zu unterscheiden: Tapfer, Weise, Gütig, Methodisch, Wohlhabend und Böse. Mit unterschiedlichen Ausprägungen stehen neue Befehle und gegebenenfalls auch neue Stratageme zur Verfügung. Stratageme können im Kampf nützliche Effekte hervorbringen, aber auch dazu dienen, den überlegenen Herrscher von den eigenen Ansichten zu überzeugen, später mehr zum Einsatz im Kampf.

Während der Strategiephase können auch die eigenen Kommunen besucht werden. Dort können nützliche Items und Waffen gekauft werden. Das Sortiment erweitert sich dabei, je mehr der Herrscher in Ausrüstung investiert. Unter bestimmten Bedingungen können auch Reittiere erworben werden. Herrscher können hier auch ihren Strategiesaal neu renovieren lassen. Im Grunde seid ihr frei in euren Entscheidungen. Ihr könnt freundliche Beziehungen aufbauen, mit genügend Freundschaftspunkten kann sogar geheiratet werden, ebenso können Schwurbruderschaften geschlossen werden. Andererseits könnt ihr auch euer Land verraten und eure eigenen Ziele verfolgen. Wenn ihr als Offizier allerdings eine Karriere anstrebt, solltet ihr die euch vom Herrscher aufgetragene Missionen erfüllen. Diese bringen nämlich Belohnungen und Beförderungen. Trotz der großen Entscheidungsfreiheit gestaltet sich die Strategiephase als sehr eintönig. Es müssen lediglich Entscheidungen in Menüs getroffen werden, Szenen zwischen diesen gestalten sich zumeist in einzeiligen Wortgefechten in ausschließlich japanischem Originalton mit Porträts der Beteiligten. Im aktuellen Konsolenzeitalter sollte man hier grafisch zumindest etwas mehr bieten können.

Schnapp‘ dir die Flagge – oder die Basis

Von Strategie zu Action

In jedem Monat kann eine Invasion oder ein Gefecht ausgeführt werden. Beide gestalten sich gleich, doch beim Sieg in einer Invasion wird das Gebiet des Gegners eingenommen. Ein Gefecht erinnert an einen Übungskampf, allerdings gelingt eine Invasion nach einem erfolgreichen Übungskampf leichter. Bevor ein Kampf allerdings startet, gilt es, sich auf diesen vorzubereiten. Der Herrscher kann sein ganzes Gefolge mit sich führen, wohingegen Offiziere in dieser Hinsicht eingeschränkt sind. Diese können nur Ehepartner und Schwurbrüder mit in die Schlacht ziehen lassen.

Ebenso können im Vorbereitungsbildschirm Waffen ausgerüstet werden. Im Kampf können bis zu zwei Waffen ausgerüstet werden, die man im Ernstfall per Knopfdruck wechseln kann. Jede Figur ist zudem mit einer Waffengattung besonders begabt, die sich auszunutzen lohnt. Weiterhin können mit den verschiedenen Waffenarten schwache sowie starke Angriffe ausgeführt werden, wobei jede Gattung über ihre eigenen Comboketten verfügt. Mit den bevorzugten Waffen können Figuren individuelle EX-Angriffe einsetzen. Der ebenso individuelle Musou-Angriff ist eine weitere Möglichkeit, verheerenden Schaden anzurichten, ist allerdings an die Musou-Anzeige gebunden. Diese füllt sich bei ausgeteiltem und erlittenem Schaden sowie bei einer kritischen Gesundheitsanzeige. Jeder Charakter verfügt über zwei Musou-Angriffe – einen zu Land und einen im Sprung.

Die Kämpfe gestalten sich in einem Capture-the-Flag-Stil. Auf einem weiträumigen Spielfeld sind mehrere Stützpunkte beider Kontrahenten verteilt. Der Herausforderer muss sämtliche gegnerischen Stützpunkte innerhalb einer bestimmten Zeit erobern, andernfalls können die Verteidiger einen Sieg davontragen und ihr Gebiet erfolgreich verteidigen. Jeder Offizier besitzt hunderte Soldaten an jedem Stützpunkt, darunter auch Kapitäne. Werden sämtliche Kapitäne niedergeschlagen, wird eine Basis ohne Weiteres erobert. Doch Obacht, der Gegner versucht häufig zu kontern. So kann es auch vorkommen, dass die Gegner eure ursprünglichen Stützpunkte erobern, während ihr euch diesem widmet. Natürlich gesellen sich zum Fußvolk auch feindliche Herrscher und Offiziere, die eine ebenbürtige Herausforderung darstellen. Einen entscheidenden Vorteil können hier die bereits behandelten Stratageme bringen. Unter anderem können diese die eigenen Attribute erhöhen oder den Gegner auf unterschiedliche Weise schwächen. Einige können auch als Fallen platziert werden, um Feinde präventiv aufzuhalten.

Das Schwimmen durch Wasserstellen und das Schaffen von Höhenvorteilen durch Sprünge kann ebenso strategische Vorteile hervorbringen. Obwohl die Schlachten sich insgesamt ähneln, stellen sie den interaktivsten Teil des Spiels dar. Im Gegensatz zu den übrigen Strategiephasen kommt hier auch die Grafik zur Geltung. Diese ist zwar nüchtern gestaltet und kein nennenswerter Höhepunkt der Konsole, doch die bunten Effekte bei den speziellen Techniken unterstützen den spaßigen Stressabbau ungemein. Auch die musikalische Untermalung fällt wenig auf, passt aber durch die Mischung traditionell chinesisch orientierter Musik und Rock dennoch sehr gut zu diesem Titel.

Gimmicks zum Hauptspiel – Offline und Online

Ganz nach euren Wünschen.

So ganz ist es mit Empire-Modus nicht getan. Zwar ist der Empire-Modus die einzig mögliche Spielvariante, mit dem Edit-Modus und dem Extra-Modus sind weitere Gimmicks zum Hauptspiel zu entdecken. Im Edit-Modus könnt ihr eigene Figuren erstellen. Der Bau beginnt dabei bereits mit Körperbau und –größe. Ganz gleich, ob dick, dürr, klein, riesig – hier werden keine Grenzen gesetzt. Auch die Haarpracht lässt sich aus unterschiedlichen Frisuren und Farben zusammenstellen. Schließlich kann die eigene Kreation mit fünf verschiedenen Kleidungsstücken bekleidet werden. Zum Schluss gilt es, Gesinnung, Kampfstil, bevorzugte Waffenarten und Musou-Angriffe zu bestimmen. Die fertigen Charaktere können auch im Hauptspiel eingesetzt werden.

In den normalen Szenarien können sie lediglich als Offiziere angeworben werden. Eine Ausnahme stellt das Szenario „A Gathering of Heroes“ dar. In diesem können die Fraktionen und Charaktere frei festgelegt werden. Auf diese Weise können auch die erstellten Figuren als Herrscher fungieren. Das zweite Gimmick ist der Extras-Modus. Hier können Teams aus bis zu fünf erstellten Charakteren zusammengestellt werden. Einerseits können diese im Szenario „A Gathering of Heroes“ eingesetzt werden, andererseits können diese online anderen Spielern zur Verfügung gestellt werden. Ebenso könnt ihr natürlich auch Figuren und Teams von fremden Spielern auf euren Speicherstand laden. Online sowie offline lässt sich auch gegen einen zweiten Spieler antreten, allerdings auch kooperieren. Im Kooperationsmodus gilt es erneut, China zu vereinigen, wohingegen im Ranglistenkampf derjenige gewinnt, der die meisten Einheiten erledigt. Sehr positiv anzumerken ist, dass beim Onlinespiel Voice-Chat möglich ist, was insbesondere bei Kooperationen äußerst nützlich ist, um sich zu besprechen. Für den langanhaltenden Spielspaß werden in Zukunft zusätzliche Inhalte zu neuen Kostümen, Stimmen und sogar Szenarien veröffentlicht.

Insgesamt ist Dynasty Warriors 7 Empires ein solider Titel. Wer allerdings mit diesem Titel neu in die Spieleserie einsteigen möchte, sollte es sich vielleicht überlegen mit der Hauptreihe einzusteigen. Die Story ist bei diesem Titel lediglich als wenige Zeilen Text enthalten. Dynasty Warriors 7 Empires besitzt zwar einen ausgeklügelten Rhythmus zwischen haarfeiner taktischen Finesse und epischen Schlachten, doch nicht immer spiegeln sich diese in Grafik und Sound wieder. Ebenso eignet sich ein einzelner Spielmodus eher für Spiele zwischendurch anstatt für endlose Stunden am Stück, wenn dieser Modus sich auch für zwei Spieler besonders gut eignet.

Story: Theoretisch vorhanden, wird aber vom Spiel nicht angewandt. Historische Ereignisse lediglich in Text nachzulesen.

Gameplay: Abwechslungsreiche Mischung aus Strategie und Action, auch zu zweit spielbar – online und offline. Nur ein Modus spielbar.

Grafik: In Strategiephasen sehr antik angewandt, in Kämpfen solide mit bunten Effekten.

Sound: Mischung aus chinesischer Tradition und Rock, japanischer Originalton. Nicht herausragend, aber gute Symbiose.

getestet von Robertastic