Titel | Metro Redux |
28. Februar 2020 | |
Koch Media | |
28. Februar 2020 | |
Koch Media | |
28. Februar 2020 | |
Koch Media | |
System | PC, PlayStation 4, Xbox One, Nintendo Switch |
Getestet für | Nintendo Switch |
Entwickler | 4A Games |
Genres | Ego-Shooter |
Texte | |
Vertonung |
Es wäre nicht ganz richtig, Nintendos kleine Hybridkonsole als Port-Maschine zu beschreiben. Aber ganz falsch wäre es nun mal auch nicht. Mit jedem weiteren Monat steigt die Anzahl der Portierungen, während die neuen beziehungsweise exklusiven Spiele sich mehr Abstand leisten. Doch wie schon so oft in der Vergangenheit klargestellt, habe ich absolut nichts dagegen und begrüße diese Entwicklung sogar.
Nicht jeder ist dieser Meinung, das ist mir bewusst, aber geliebte Spiele oder alte, ungespielte Perlen unterwegs genießen zu können, bietet meines Erachtens nach genug Mehrwert. Dabei lassen wir die oftmals überzogene Preispolitik ausnahmsweise außen vor. Heute gesellen sich gleich zwei Spiele der letzteren Gruppe hinzu.
Ein U-Bahn-Ticket bitte…
4A Games’ Metro-Reihe zählt zu den mittlerweile fast ausgestorbenen Singleplayer-Shootern. Zu ihrer Zeit konnten Metro 2033 und Metro: Last Light sowohl Fans als auch Presse mit ihren ernsten und gut geschriebenen Geschichten beeindrucken. Schon immer waren diese beiden Titel auf meinem Radar, bis zum Release auf Nintendo Switch hat jedoch der letzte Anstoß gefehlt, mich auf die lange Reise in die russischen U-Bahn-Tunnel zu begeben.
Basierend auf dem gleichnamigen Roman versetzt Metro 2033 den Spieler in ein postnukleares Moskau. Während der Großteil der Bevölkerung im nuklearen Krieg sein Ende fand, überlebten einige wenige in den Tunneln der Moskauer Metro. Wegen des gewaltigen Fallouts bleiben diese engen Gänge und Stationen auch der einzige Ort, an dem ein Leben und Überleben möglich ist.
Doch leider bietet eine solche Lebensweise ihre ganz eigenen Gefahren. Neben der allgegenwärtigen Gefahr des Strahlungstodes nagen mangelnde Ressourcen und Nahrung an den Menschen. Ganz zu schweigen von den grotesk mutierten Kreaturen, die vor allem auf der Oberfläche wortwörtlich an den Knochen nagen.
…aber ohne Mutanten!
Wer jetzt glaubt, dass man sich mit dem „Helden“ Artjom auf die Suche nach einer Rettung der Menschheit begibt, der befindet sich im falschen Roman.
Beide Metro-Spiele zeigen ein sehr realistisches Bild einer postapokalyptischen Welt, in der Verzweiflung, Depression und Angst zu jeder Zeit spürbar sind. Es fehlt Freude, es fehlt Hoffnung und es fehlt Licht. In dieser Dunkelheit geht es nur um eines: ums Überleben.
Doch ein wenig Übernatürliches bleibt im Herzen dieser intimen Geschichte behalten. Die Mutanten scheinen eine Art telepathische Verbindung zu Artjom zu besitzen. Dieses Mysterium könnte tatsächlich eine größere Rolle spielen, als es sich alle vorstellen können. Ein großes Problem dabei stellen natürlich die Voreingenommenheit der Überlebenden und besonders die verschiedenen Fraktionen dieser dar, die sich gegenseitig bekämpfen.
Die Geschichte zählt zu den größten Stärken beider Titel. Speziell die Dialoge sind dabei hervorragend gelungen und spiegeln die Verzweiflung der Menschen im Untergrundsystem wider.
Grund dafür ist sicher die enge Zusammenarbeit mit dem Autoren von Metro 2033, Dmitri Alexejewitsch Gluchowski. Schlendert man durch die verschiedenen Stationen, erlebt man ein düsteres und zerschmetternd realistisches Porträt einer Gesellschaft, die das Ende der Welt erlebt hat.
Tägliche Verzweiflung
Oft kann man neben einigen Personen stehen bleiben und ihren persönlichen Geschichten zuhören. Überall wird versucht, das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten.
Für Kinder gibt es unter anderem Schattenspiele und Theater. Dadurch wird der Welt eine sehr dichte Atmosphäre eingehaucht und zum Horror, der über der Oberfläche wartet, kommt so noch der Horror der menschlichen Existenz hinzu.
Der einzige Punkt, der ein wenig fragwürdig scheint, ist Artjom selbst. Während der wenigen Ladebildschirmen erzählt er von den aktuellen und vergangenen Ereignissen. Der Synchronsprecher ist dabei sehr motiviert und haucht auch dem Charakter Leben ein. Seltsamerweise haben sich die Entwickler dazu entschieden, ihren Hauptcharakter während des Spieles selbst komplett stumm zu lassen.
Ähnlich wie bei anderen Ablegern des Genres spielt sich die Geschichte weniger in Zwischensequenzen ab, sondern in Ingame-Dialogen. Somit kann man sich mehr oder weniger frei bewegen, während die Charaktere miteinander sprechen.
Das funktioniert sehr gut und stärkt die Immersion, aber einige dieser Sequenzen sind zu linear und der Fakt, dass Artjom in solchen Situationen stets stumm ist, hat einiges an Potential verschenkt.
So schön kann Apokalypse sein
Generell sind die englischen und deutschen Synchronisationen sehr gut gelungen. Die verschiedenen Sprecher geben alles, um einen überzeugenden russischen beziehungsweise deutschen Akzent zu liefern.
Optisch haben die Entwickler dabei wirklich alles rausgeholt. Basierend auf den Redux-Versionen, also den überarbeiteten Fassungen, sehen die Spiele sowohl im Docked- als auch im Handheldmodus fantastisch aus.
Die Detaildichte ist faszinierend. Von verrotteten Leichen, über zerlegte Tunnelstationen bis hin zur Einöde an der Oberfläche, einfach jedes Areal strotzt vor Atmosphäre. Die Beleuchtung erhält ein gesondertes Lob, denn sie ist der Grund, wieso alles so realistisch und lebendig wirkt.
Schatten fallen und bewegen sich natürlich. Die Kreaturen fürchten sich vor den Strahlen der Taschenlampe und unfreundliche Augen können durch das Vermeiden von Lichtquellen umgangen werden.
Hier und da scheinen einige Animationen nicht zu stimmen und vor allem die Gesichter hätten noch ein wenig Arbeit benötigt. Doch das Gesamtbild ist mehr als genug, um den Spielern das Blut in den Adern gefrieren zu lassen. Selten sieht man so schöne Shooter auf Nintendo Switch. Zudem haben es die Entwickler von 4A Games geschafft, an den 30 Bildern pro Sekunde festzuhalten.
Shooter trifft Survival-Horror
Nur ganz selten und wenig spürbar bricht die Framerate in Metro: Last Light ein. Das beweist einmal mehr, dass stabile 30 wesentlich angenehmer sind als instabile 60 Bilder pro Sekunde. Damit reihen sich die beiden Portierungen in die immer größer werdende Reihe von wirklich gelungenen Nintendo-Switch-Umsetzungen ein.
Auf der gameplaytechnischen Seite handelt es sich bei beiden Spielen um einen Ego-Shooter, jedoch mit vielen Survival-Horror-Elementen, die perfekt zum Setting passen. Je nachdem, welchen Modus man am Anfang wählt, desto stärker oder schwächer sind diese Elemente spürbar.
Zunächst stellt sich die Frage, wie es sich mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen verhält. Dabei gibt es zwei Optionen. Im klassischen Modus heißt es sparsam sein, denn Munition, Heilung und Währung sind hier sehr rar gesät. Im einfachen Modus hingegen kann man sich eher zurücklehnen und kommt einfacher durch die Geschichte.
Zum Schluss gibt es noch einen Überlebens-Modus, der das komplette HUD und alle Hilfen abschaltet. Während hier die Immersion zweifelsohne am größten ist, werden die Game-Over-Bildschirme die Spieler an den Rand des Wahnsinns treiben. Der klassische Modus ist und bleibt jedoch der ausgewogenste und erlaubt neben Immersion auch den befriedigendsten Ablauf.
Mach ma Licht an!
Während die hektischen Auseinandersetzungen mit den Mutanten anfangs noch im Vordergrund stehen, so rücken sie mit weiterem Story-Progress weiter in den Hintergrund. Im Laufe der Geschichte wird das Grauen der menschlichen Natur immer deutlicher und auch das Gameplay richtet sich danach. So heißt es einmal mehr in den Kampf gegen Nazis zu ziehen.
Anders als bei den mutierten Kreaturen, die ohne jegliche Koordination angreifen, muss der Spieler hier oft auf Stealth-Einlagen setzen. Die Mechanik funktioniert exzellent. Mit Lampen, die zerstört werden können, Schalldämpfern und brutalen Messer-Angriffen ist alles dabei, was dem Genre seine tückischen Stärken verleiht.
Die vielleicht größte Schwäche des Nintendo-Switch-Portes zeigt sich aber ausgerechnet in diesen Auseinandersetzungen. Das Bild ist einfach zu dunkel.
Selbst in absoluter Dunkelheit muss man die Augen zusammenkneifen und verliert zu häufig die Orientierung. Will man unterwegs spielen, so kann dieser Fakt einem einen Strich durch die Rechnung machen. Denn selbst in wenig hellen Umgebungen kommt der Handheld-Bildschirm an seine Grenzen.
Mal abgesehen davon, dass eine nervige Spiegelung hinzukommt. Zu all dem kommen die Joy-Con-Sticks hinzu, die einmal mehr beweisen, dass Präzision nicht gerade ihre Stärke ist. Dank der sehr gut umgesetzten gyroskopischen Steuerung kann dieses Problem jedoch ein wenig umgangen werden.
Food, Non-Food & Mutanten-Food
Schon immer wollte ich in die Metro(-Reihe) einsteigen. Was gibt es für einen besseren Zeitpunkt dafür als ein mehr als gelungener Switch-Port. Auf der technischen Seite gibt es wirklich nichts zu beanstanden. Die Portierung basiert auf den Redux-Versionen, also den bereits überarbeiteten Fassungen, sodass die Charaktere, Umgebungen und vor allem die Beleuchtung heute noch eine fantastische Figur machen.
Generell zählt die bedrückende Atmosphäre, ebenso wie die vernichtende Geschichte um die Überlebenden des nuklearen Krieges, zu den absoluten Stärken beider Spiele. Die Dialoge sind hervorragend geschrieben und die realistische Umsetzung einer Menschheit, die versucht, für das Überleben zu kämpfen, aber von der menschlichen Natur zerfressen wird, ist ebenfalls fantastisch geglückt.
Die 60 Bilder pro Sekunde der anderen Versionen werden zwar nicht gereicht, aber für die gelieferte Optik und ein flüssiges Erlebnis sind stabile 30 mehr als genug. Einige Animationen und Gesichter hätten aber noch ein wenig Arbeit benötigt.
Leider wird einem das Spielen unterwegs massiv durch die extreme Dunkelheit und den spiegelnden Bildschirm erschwert. Nichtsdestotrotz hat man jetzt mit dem Metro-Redux-Bundle zwei weitere ausgezeichnete Spiele im Repertoire, für die jedoch auch ein vielleicht zu stolzer Preis verlangt wird!
Story
Gameplay
Grafik
Sound
Sonstiges
Bildmaterial: Metro Redux, Koch Media, Deep Silver / 4A Games