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Im Test! Yakuza 6: The Song of Life

TitelYakuza 6: The Song of Life
Japan8. Dezember 2016
Sega
Nordamerika17. April 2018
Sega
Europa17. April 2018
Sega
SystemPS4
Getestet fürPS4
EntwicklerSega
GenresAction
Texte
Nordamerika 
VertonungJapan

Während viele wahrscheinlich eher noch auf Yakuza Kiwami 2 warten, um nach Kiwami 1 die Reihe fortzuführen, erschien nun hierzulande für alle anderen der neueste Teil der Reihe, Yakuza 6: The Song of Life. Nach einer langen Reise ist „The Song of Life“ nun Kazuma Kiryus letztes Abenteuer. JPGames durfte ihn auf dem Weg in den Ruhestand begleiten. Ein letztes Mal aufraffen, ein letztes Mal die Fäuste ballen, um dann den Platz an jemand anderen weiterzugeben? Tauchen wir also ein und folgen dem Drachen von Dojima in den verdienten Ruhestand!

Der Weg in den Ruhestand ist steinig

The Song of Life handelt knapp drei Jahre nach den Ereignissen des fünften Ablegers. Zum Schutz der Kinder und für Haruka entschied sich Kiryu seine Haftstrafe abzusitzen. Nun, nachdem er seine Zeit abgesessen hat, steht er vor seinem Waisenhaus, um seine Familie nach langer Zeit zu überraschen. Eine Überraschung nicht nur für die Kinder, sondern auch für ihn. So muss Kiryu erfahren, dass Haruka das Waisenhaus aus denselben Gründen verlassen hatte wie einst Kiryu. Seine Suche führt ihn zurück in die Vergangenheit, zurück nach Kamurocho, wo er Haruka findet. Schwer verletzt in einem Krankenhaus, noch überraschender mit ihrem Kind. Wer ist der Vater? Was steckt hinter dem Unfall; war es ein Unfall? Viele Fragen gilt es zu beantworten und so muss sich unser Held wider Willen einmal mehr in die tiefen Abgründe der japanischen Unterwelt begeben um Antworten auf jene Fragen zu bekommen.

Die Geschichte um Kiryu ist hervorragend erzählt und wieder geradezu von Intrigen, Verstrickungen und falschen Wegen gekennzeichnet. Einige der Wendungen wirken überraschend und authentisch, während andere wiederum gerade zu „over the top“ sind und sich damit irgendwo unglaubwürdig, beziehungsweise ungewollt witzig anfühlen. Den Spieler erwartet ein Wechselspiel zwischen düsterer und familiärer Geschichte.

Eine Geschichte, welche in erster Linie von ihren Charakteren und ihren Beziehungen untereinander getragen wird. Beziehungen stehen auch deutlich im Fokus von „The Song of Life“. In all ihrer Diversität ziehen sich Vater-Sohn- und Mutter-Kind-Beziehungen, Liebesgeschichten oder ähnliche Sachverhalte wie ein roter Faden quer durch das Spiel, sei es in der Hauptgeschichte oder als Nebenquest. Missverstandene Gefühle, fehlender Respekt, Verantwortung und die Kehrseite, wenn man dieser nicht nachkommt, sind Leitbilder, welche den Charakteren Tiefe verleihen. An manchen Stellen mag man meinen, dass Eigenschaften wie Treue, Vergebung oder Verbundenheit überzeichnet wirken, aber dies ist Geschmackssache und kann Yakuza 6 nicht angelastet werden.

»Die Geschichte um Kiryu ist hervorragend erzählt und wieder geradezu von Intrigen, Verstrickungen und falschen Wegen gekennzeichnet.«

Nun klafft zwischen Kiwami 1 und Yakuza 6 für die meisten vermutlich eine große Wissenslücke. Für jene, die bisher nur die Kiwami-Remakes gespielt haben, oder gewagterweise mit Teil 6 direkt eingestiegen sind, legt Sega digitale Zusammenfassungen der Vorgänger bei. Das fördert zu einem gewissen Grad das Verständnis bezüglich der Situation, in die sich unser Held mit viel Arbeit hineingesteuert hat. Darüber hinaus gibt es zu jedem Charakter ein Portrait zum Nachlesen und an gewissen Schlüsselstellen gibt es Rückblenden, die dem Spieler beim Verstehen der Geschichte helfen sollen. Das ist am Anfang noch recht häufig der Fall. Sega bemüht sich Neulinge an die Hand zu nehmen und erklärt ihnen so das Yakuza-Universum; mit Voranschreiten in der Geschichte löst man sich dann aber immer mehr von den alten Banden und erzählt eine schon fast für sich eigenständige Geschichte – losgelöst von den vorherigen Spielen. Letzten Endes erwartet den Spieler eine wilde Jagd und eine tränenreiche Geschichte um Familien, Blutsbande und dem Aufbrechen traditioneller Schranken.

Prügeleien, Mahlzeiten… der steinige Weg des Alltags

Frisch in Kamurocho angekommen, erwartet euch eine offene, für Kiryu fast schon fremde Welt. Vieles hat sich verändert und ist doch gleich geblieben. Veteranen erkennen markante Straßenzüge mit ihren Gebäuden, die sich durch die vergangene Zeit nur optisch verändert haben, andere Gegenden sind wiederum komplett neu und laden zum Staunen ein. Man spürt den Wandel der Zeit und das Leben in Kamurocho. Vieles gilt es zu erkunden und da sich nicht jedes Geheimnis mit Worten lösen lässt, greift ihr auch häufig zu den Fäusten. Straßengangs, Kriminelle, Yakuza, Triaden – alle wollen euch ans Leben. Mit jedem Kampf, jeder Mahlzeit und durch viele andere Gelegenheiten sammelt ihr an Erfahrung.

Fünf verschiedene Arten von Erfahrung könnt ihr sammeln und eintauschen, um Kazuma stärker zu machen. Hierbei unterscheidet man vier Arten von Eigenschaften, die man verbessern kann. Hierunter zählen Statusverbesserungen wie Stärke, Lebensbalken und andere körperbasierte Eigenschaften. Die zweite Gruppe umfasst Kampffertigkeiten, die euch neue Techniken beibringen, eure Bewegungen schneller machen oder euch beim Parieren von Angriffen weiterhelfen. Kategorie Nummer drei beschäftigt sich mit den Heatmoves und allem, was diese verstärkt oder erweitert. Die letzte Kategorie beschäftigt sich dann wiederum mit Fertigkeiten, die zum größten Teil das Sammeln von Erfahrungspunkten beinhalten, aber auch euren Geldbeutel schneller befüllen oder euch länger sprinten lassen. All diese Fertigkeiten helfen euch im Alltag, sei es beim Verzehr von Mahlzeiten, dem Verprügeln ehemaliger Landsleute oder beim Absolvieren von Minispielen.

»Frisch in Kamurocho angekommen, erwartet euch eine offene, für Kiryu fast schon fremde Welt.«

In Letztere werdet ihr wieder eine Menge Zeit stecken. Einige davon, wie Mahjong oder Darts, gehören zu den bekanntesten und tauchen praktisch in jedem Teil wieder von neuem auf und sind praktisch unverändert. Auch Segas kleine virtuelle Spielesammlung ist wieder mehr ein Aufguss statt wirklich neu. Auch die Hostessen sind wieder mit dabei und unterhalten sich mit euch in einer Art kartenbasiertem Rede- und Antwort-Spiel.

Wirklich neu sind Baseball und die Clankämpfe. Bei Ersterem verwaltet ihr einen Amateurclub und spielt gegen eine kleine Auswahl an Teams. Die Spiele werden dabei simuliert und laufen größtenteils automatisch ab. Hin und wieder übernehmt ihr die Rolle des Schlagmanns und dürft euch darin versuchen, einen Homerun für euer Team abzustauben. Das kann auf Dauer entweder süchtig machen oder langweilt total. Neben eurer Startaufstellung könnt ihr weitere Spieler rekrutieren. Viele gesellen sich durch absolvierte Nebenquests in euer Team, andere wiederum wollen vorher eine Gegenleistung, damit sie für euch spielen. Das funktioniert über weite Strecken recht gut, aber es gibt leider zu wenig Teams und Herausforderungen um den ständigen Fluss an neuen Spielern über den gesamten Verlauf der Geschichte zu rechtfertigen. Mehr Herausforderungen wären schön gewesen, so ist das sonst so schöne Minispiel recht schnell vorbei, schneller als manch einem lieb sein mag. Ein weiterer kleiner Kritikpunkt ist, dass man nur den Schlagmann selber steuern kann, nicht aber den Pitcher. Letztlich hatte ich aber viel Spaß gehabt und finde es im Großen und Ganzen recht gelungen.

Der Clan-Manager wiederum erinnert entfernt an die Minispiele Real Estate und Kabarett Club aus Zero. Die Clankämpfe sind mit einer eigenen Nebengeschichte verbunden, in die Kiryu hineingestolpert ist. Auf Wegen, die ihm unverständlich sind, ist er letzten Endes Chef eines Klans abseits der Yakuza geworden, den es zu managen gilt. Da Kiryu nichts anderes als den Klan einer Yakuza-Familie kennt, baut sich dieser auch so auf. In einer Hierarchie platziert ihr eure Captains und ihre Subchefs. Jede Ebene liefert dabei der nächst höheren Ebene verschiedene Boni, welche euch im Kampf stärker machen.

Die Kämpfe laufen auf einer separaten Karte in Echtzeit ab. Aus der isometrischen Perspektive schickt ihre eure Truppen in den Kampf gegen zahlreiche Schergen. Jede Einheit kostet dabei einen bestimmten Betrag. Einfaches Fußvolk kostet weniger als eure mit Fähigkeiten ausgerüsteten Spezialeinheiten. Es gilt in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Anzahl an Zonen zu absolvieren und deren Bosse auszuschalten. Ein recht anständiges Minispiel, das seine Momente hat. Die Clankämpfe verfügen auch über einen Online-Modus, in welchem man sich auch gegen menschliche Gegenspieler zur Wehr setzen kann. Zusätzlich kann man sich per Codeeingabe zusätzliche Charaktere ins Boot holen und der erste DLC beschäftigt sich ebenfalls mit der Erweiterung dieses Modus, worauf für diesen Test aber nicht eingegangen werden konnte.

Neben diesen recht großen Minispielen gibt es noch viele weitere wie zum Beispiel das Speerfischen, welches das traditionelle Angeln ablöst. Vieles gilt es zu entdecken und nicht jedes Minispiel ist so leicht finden. Auch gibt es wieder das ein oder andere schlüpfrige Minispiel das euch erröten lässt… ich sehe dich an, Live Chat! Sega schafft es jedenfalls mit einer Mischung aus altbewährten und neuen Spielen den Spieler für lange Zeit zu unterhalten.

Sieht auf den ersten Blick fantastisch aus – auf den zweiten auch?

Auch optisch wird so einiges geboten, Kamurocho sieht fantastisch aus. Blinkende Leuchtreklamen, animierte Werbetafeln – man wird nahezu erschlagen von allem. Gerade in der Nacht, wenn das gleißende Neonlicht sich in den Pfützen der engen Gassen bricht, man das Getümmel in den Straßen beobachtet und den Geräuschen des Nachtlebens lauscht, fühlt man sich geradezu in das Spiel hineingesogen. Die optische Kulisse vermischt sich mit den Klängen des Stadtlebens zu einer homogenen Masse und explodiert vor den Augen und Ohren des Spielers. Leider nur für den Augenblick, zumindest beim Test auf der PlayStation-4-Standardversion kam es trotz aller Schönheit zu gelegentlichen Slowdowns, Kantenflimmern und Tearing. In einem einmaligen Fall kam es zu einem Texturfehler an einem Gebäude. Diese Fehler schienen nur in Kamurocho aufzutauchen, nicht aber im zweiten Gebiet, der Fischereistadt Onomichi.

Onomichi steht auch im krassen Kontrast zum Rotlichtviertel Kamurocho. War Kamurocho das Viertel, das niemals schläft, erwartet einen in Onomichi die ländliche Idylle einer auf Fischfang und Schiffsbau basierten Stadt. Hier läuft die Zeit rückwärts. Durch die Straßen schlendern die Passanten, Touristen bestaunen die Aussicht und auch die hiesigen Yakuza nehmen alles etwas lockerer. Tearing oder Slowdowns sind hier nicht bemerkbar, dafür ploppen in beiden Gebieten gelegentlich kleinere oder größere Texturen während des Spielens oder in Gesprächen auf. Man kann hoffen, dass SEGA an der Stabilität noch etwas feilt und das Ganze verbessert bei einem sonst visuell beeindruckenden Spiel. Musikalisch fügt sich der Soundtrack passend in das Gesamtwerk mit ein: hier eine langsame Ballade, welche den emotionalen Zwist untermalt; da ein schnelles Stück, welches meine Schlagkombo untermauert und dem Gegner bretthart ins Gesicht fegt. Hier gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Alles wirkt stimmig und der ein oder andere Titel bleibt sogar im Gedächtnis.

Ende gut, alles gut?

»Im Großen und Ganzen erwartet euch ein fantastisches letztes Abenteuer mit Kazuma Kiryu in einer Welt, die trotz all ihrer Schlechtigkeit einen Schimmer Hoffnung bietet. Den Spieler erwartet je nach Erwartungshaltung ein gutes bis hervorragendes Spiel mit technischen Makeln, die nicht hätten sein müssen. Wie erwartet ist man durch die vielen Minispiele und Nebenquests für viele Stunden beschäftigt und durch die kleinen Onlinefunktionalitäten im Clan-Menü ist es gestattet, seine Recken in Ranglistenmatches gegen andere zu schicken. SEGA muss nur noch ein wenig an der Stabilität feilen.«
Ein besonders emotionaler Abschied
 

Wie gewohnt hervorragende Geschichte mit vielen Intrigen und Sackgassen.
Actionreiches Open-World-Abenteuer mit vielen Minispielen und Sidequests.
Imposante grafische Kulisse mit Makeln, die sich nur auf das Rotlichtviertel Kamurocho beschränken. Belebtes Stadtleben im Kontrast zu der ruhigen, ländlichen Gegend des Fischerdorfs Onomichi.
Immersive Geräuschkulisse mit einem perfekt abgestimmten Soundtrack, der den Charakteren emotionale Tiefe verleiht.
Eine Zusammenfassung der Geschichten der bisherigen Spiele steht zur Verfügung. Spieler erwartet ein kleiner Itembonus für einen Speicherstand aus Yakuza Zero/ Yakuza Kiwami. New Game Plus vorhanden.

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