PC Test TOP

Im Test! Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven ist ein fantastisches Remake

TitelRomancing SaGa 2: Revenge of the Seven
Japan24. Oktober 2024
Square Enix
Nordamerika24. Oktober 2024
Square Enix
Europa24. Oktober 2024
Square Enix
SystemPlayStation 4/5, Nintendo Switch, PC
Getestet fürPC (Steam)
EntwicklerSquare Enix, xeen Inc.
GenresJRPG
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Ich bin wirklich sehr froh darüber, dass Videospiel-Demos endlich wieder mehr Norm als Rarität sind. Viele Jahre schien es fast so, als wären die Zeiten kurzer, spielbarer Abschnitte ein Relikt der Vergangenheit. Aber wenn man ein gutes Produkt hat, gibt es wohl kaum ein besseres Marketing als den Spieler selbst Hand anlegen zu lassen.

Gutes Beispiel: Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven. Nach der Demo fieberte ich dem Release entgegen, und dass ich das nach 80+ Stunden mit einem anderen rundenbasierten JRPG sagen kann, spricht für die Qualität des Demo-Inhaltes.

DBZ HPU

Wer die Demo ebenfalls gespielt hat, weiß, dass es sich dabei um den Start des Spieles handelt. Hat man seinen Speicherstand behalten, geht es direkt weiter, wo man vor einigen Tagen aufgehört hat. Square Enix hat uns frühzeitig die Vollversion zukommen lassen, damit wir euch zeitig zum Release diesen Test präsentieren können.

Von Kaisern und Imperien

Es wütet der Kampf um das Überleben der Menschheit. Grausame Kreaturen brechen zu Wasser und zu Land über die Welt herein und alles scheint verloren. Doch sieben große Helden treten aus den Rängen der Menschheit hervor und stellen sich dem Bösen. Mit Erfolg! Sie retten die Welt und werden dafür gefeiert.

Doch wie auch im realen Leben braucht es zu Friedenszeiten keine Krieger. Die sieben mutigen Helden werden daraufhin aus zunächst unerfindlichen Gründen in eine andere Dimension verbannt. Was bleibt, sind ihre Legenden und eine Prophezeiung, welche die Rückkehr dieser Helden ankündigt.

All das spielt sich tausende Jahre in der Vergangenheit ab. Wir treten nun in die Fußstapfen von Gerard, dem Prinzen von Avalon. Nach einem kurzen Intro verliert der unschuldige Bub seine Familie an ein Monster, welches behauptet einer der sieben Helden zu sein. So beginnt der Kampf gegen diese mysteriösen sieben Kreaturen und um den Progress des eigenen Imperiums sowie seiner vielen Einwohner.

Ein Original

Das Original, zu dem Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven das Remake darstellt, erschien vor über 30 Jahren in der heute noch beliebten Pixel-Optik. Komplexe Geschichten und tiefe Charaktere waren, wie Squaresoft mehrfach bewiesen hat, damals schon möglich.

Romancing SaGa 2 bestach jedoch nicht mit diesen Attributen, sondern mit seiner nicht-linear erzählten Geschichte. Als Kaiser gibt es viele wichtige Entscheidungen zu treffen, die den Lauf der Geschichte und die Entwicklung von Avalon maßgeblich beeinflussen.

Je nach Entscheidung wird das Kaiserreich große Veränderungen durchleben und da während der Erzählung mehrere, teils hunderte Jahre dauernde Zeitsprünge auftreten, ist man bei den Konsequenzen live dabei.

Das hört sich jetzt ein wenig dramatisch an, aber wie schon beim Original bleibt das Remake bei den Veränderungen eher simpel, während der Kampf gegen die Sieben dabei immer im Vordergrund bleibt.

Charmant

Dadurch entstehen manchmal seltsame Szenarien, in denen Quests von irgendwelchen Dorfbewohnern Jahrhunderte lang aktiv bleiben, aber mehr Komplexität war damals wohl einfach nicht drin.

Dadurch behält auch das Remake diesen Charme bei und ist seiner Vorlage somit sehr treu. Gewiefte Spieler verstehen jedoch das große Problem dieser Art von Erzählungen. Wenngleich es Spaß macht die Entwicklungen von Avalon zu erleben, so bleiben die einzelnen Charaktere darin jedoch zurück.

Aufgrund der Freiheit in Sachen Team-Zusammenstellung und dem regelmäßig wechselnden Hauptcharakter entsteht so weder eine Bindung zu den Charakteren noch eine interessante Gruppendynamik. Auch fehlt jegliche Struktur in der Erzählung. Vor allem gegen Ende springt man von einem Ende des Imperiums in das nächste um zusammenhangslose Quests zu beenden, die im Schwierigkeitsgrad massiv variieren.

Auf Gameplay-Seite ist das aber auch ein Plus, da man viel Raum zum Experimentieren hat und jeder neue Kaiser die Fähigkeiten seiner Ahnen erbt, aber emotional packt einen das einfach nicht. Trotzdem halten die Quests und die Entscheidungen sowie die sieben Bösewichte einen am Ball, sodass man immer motiviert ist voranzupreschen.

Richtiges Remake

Mit Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven gehört die Pixel-Optik der Vergangenheit an. Das Spiel erstrahlt in vollem 3D mit frei erkundbaren Städten, Dörfern und Dungeons, in denen sich Menschen und Monster tummeln.

Um von einem Ort zum anderen zu kommen, gibt es den klassischen Mapscreen, der auch den stetigen Progress von Avalon visualisiert. Mit ein paar wenigen Ausnahmen sind die Städte und Dörfer ziemlich klein und auch die Dungeons bleiben recht übersichtlich und dabei linear.

Der gelungene Artstyle sorgt jedoch dafür, dass man sich stets heimisch fühlt. Die strahlenden Farben und das simple, mittelalterliche Setting mit überzogenen Kostümen besitzt den richtigen nostalgischen Charme, um die Spieler für sich zu gewinnen.

Schnell

Da die Areale überschaubar sind, gibt es umso mehr und dadurch wird auch mehr Abwechslung geboten. Das Pacing stimmt also und jede gefundene Kiste, jeder besiegte Boss und jeder beendete Dungeon sorgen für den richtigen Endorphin-Schub.

Vor einigen Jahren hätten diese kleinen Areale für eine weitaus harschere Kritik gesorgt, aber heutzutage kann man sich vor künstlich aufgeblähten, leeren Videospiel-Welten kaum retten. Das macht Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven zu einer willkommenen Abwechslung. Was natürlich auch dabei hilft, ist, dass die vielen Ladezeiten ziemlich kurz sind.

Da es sich hier um ein Mittelklasse-Remake handelt, kann man nicht die modernste Optik mit den hochauflösendsten Details erwarten. Aber es ist schon etwas Besonderes, wenn die Pixel eines geliebten Klassikers so originalgetreu in drei Dimensionen zur Geltung kommen. Trotzdem hätte man in Sachen Gestik und Mimik vielleicht eine Schippe drauflegen sollen.

Lautstärke hoch!

Für den Sound haben die Entwickler jedoch keine Kosten oder Mühen gescheut. Sowohl eine japanische als auch eine englische Sprachausgabe werden geboten und beide können überzeugen. Die englische nicht immer, aber dennoch ist hier spürbar Leidenschaft hineingeflossen.

Aufgrund der Erzählstruktur sind emotionale Szenen leider sehr rar und so können die Synchronsprecher auch nicht alles zeigen, was sie im Repertoire haben. Aber deutsche Fans können aufatmen, denn die Dialoge kommen bei diesem Spiel mit deutschen Texten! Sehr schön.

Auch der mittlerweile als Klassiker gehandelte Soundtrack von Kenji Ito wurde komplett überarbeitet. Die, für das volle Orchester, rearrangierten Tracks können heute noch genauso überzeugen wie vor 30 Jahren. Leider fehlt es dem Soundtrack an Quantität. Die Kampf- und Städtethemen werden viel zu oft wiederholt. Hier hätten noch einige weitere Kompositionen wahre Wunder vollbracht. Wen die pure Nostalgie packt, der kann zu jeder Zeit zum Original wechseln. Immer eine sehr willkommene Option bei Remakes/Remaster.

Runde über Runde

Jedes neue Zeitalter eines Kaisers läuft praktisch identisch ab. Aus einer Reihe von Anwärtern darf man sich den passenden Kandidaten aussuchen. Diese unterscheiden sich in ihrer Klasse und Waffen-/Magie-Leveln. Hat man sich für jemanden entschieden, so erbt dieser alle Fähigkeiten der Ahnen. Man fängt also nie bei null an.

Der nächste Schritt führt einen dann in die Taverne. Nicht für den kostenlosen Alkohol, sondern für die anderen vier Teammitglieder. Auch hier hat man eine große Auswahl an Kandidaten mit unterschiedlichen Klassen und Waffen-/Magie-Leveln. Da das Kampfsystem klassisch rundenbasiert abläuft, muss man sich auf viele elementare Stärken und Schwächen einstellen. Eine gute Balance in der Zusammenstellung des Teams ist also das A und O.

Glücklicher- und seltsamerweise überleben die Nebencharaktere die gravierenden Zeitsprünge und so kann man sich ein mehr oder weniger fixes Team zusammenstellen, aber Experimentierfreude wird stets belohnt!

Hat man sein Team gewählt, gilt es die richtige Kampfformation zu finden. Wer steht ganz vorne und erhält so mehr Angriff, aber weniger Verteidigung? Wer bleibt hinten und genießt mehr Schutz, dafür aber geringeres Tempo? Es gibt viele Optionen zur Auswahl. Am Ende fehlt nur noch die Optimierung des Equipments eines jeden Charakters und schon geht es in die große, weite Welt.

Weg mit dem Gebiss

Hier werden in den Dörfern und Städten viele Quests angenommen, die eigentlich alle darin enden, dass ein neuer Dungeon auf der Karte enthüllt wird. Diese sind dann kurz und knackig und enden in einem meist sehr anspruchsvollen Bosskampf. Wenn man Glück hat, handelt es sich dabei sogar um einen der sieben gefallenen Helden.

Ein gut durchdachter Ablauf, der den Spieler stets belohnt und immer etwas Neues bietet. Das macht Spaß, aber Obacht! Wenn ich knackig und anspruchsvoll schreibe, dann meine ich das auch.

Auf dem normalen Schwierigkeitsgrad muss man immer mit Bedacht kämpfen, denn auch normale Feinde können das ganze Team besiegen. Der Dungeon-Boss legt dann noch eine Schippe drauf. Die HP der spielbaren Charaktere erholen sich zwar nach jedem Kampf, aber nicht die KP (das Korrelat zu MP in anderen Rollenspielen). Letztere sind absolut notwendig zum Überleben.

Was die ganze Sache dann besonders schwer macht, sind die LP. Jeder hat nur eine Handvoll davon und mit jedem Tod sinkt diese Zahl. Ist ein Charakter schlussendlich bei null angekommen, ist es aus. Permadeath ist das Wort und das sorgt für eine Prise Angst.

Um diesem System ein wenig die Härte zu nehmen, bietet das Remake mehrere Schwierigkeitsgrade. Es ist absolut in Ordnung diesen inmitten des Spiels zu ändern. Mich würde es nicht wundern, wenn viele Spieler auf dem leichten Schwierigkeitsgrad mehr Spaß mit Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven haben würden.

Classic for a reason

Was die klassischen, rundenbasierten Kämpfe hier so besonders macht, ist das Progressionssystem. Normale Level-ups wie in anderen Rollenspielen gibt es nicht.

Mit den gewonnenen Erfahrungspunkten steigen die HP und KP regelmäßig, aber nicht die anderen Statuswerte. Stattdessen steigen die Level der im Kampf benutzten Waffen. Je höher das Level einer Waffenart, beispielsweise Bögen, desto stärker wird der Charakter im Umgang mit ihnen. Außerdem kommen so neue und kraftvolle Spezialfähigkeiten hinzu.

Diese werden aber nur dann freigeschaltet, wenn eine Glühbirne neben einem bestimmten Angriff die Evolution symbolisiert. Nutzt man diese Fähigkeit mehrfach im Kampf, besteht die Chance, eine neue, noch stärkere zu lernen. Einmal gelernte Fähigkeiten können im Imperium dann aber von jedem erworben werden. Man muss also ein wenig Arbeit in sein Team investieren, um sich allen Herausforderungen stellen zu können.

Endlose Möglichkeiten

Dasselbe System gilt auch für die elementare Magie. Dazu dann noch der Fakt, dass jeder Charakter zwei Waffen ausrüsten kann und schon hat man ein unglaublich komplexes System, das ebenfalls für viel Motivation und Experimentierfreude sorgt. Die Möglichkeiten sind also fast endlos. Gepaart mit den kurzen Kämpfen wird einem so nie langweilig. Team-Attacken und viele Statusveränderungen sorgen nochmal für ein wenig extra Würze in den Kämpfen.

Abseits dieser Auseinandersetzungen in den Dungeons gibt es nicht viel zu tun. Die Nebenaufgaben führen nur zu noch mehr Dungeons. Mit dem erhaltenen Geld kann man aber sein Imperium ausbauen. Je mehr Territorien man für sich gewinnt, desto fortschrittlicher wird es.

Ob es sich dabei um eine Schmiede oder eine Magieakademie handelt, es geht immer voran und dabei schaut man gerne zu. Vor allem, da so viele Gameplay-Vorteile hinzukommen. Wer kleine, einäugige Monster sucht, wird ebenfalls nicht enttäuscht.

Deck ahoi

Auf der technischen Seite gibt es nicht viel zu meckern. Das Spiel sieht schön aus und läuft auf maximalen grafischen Einstellungen selbst auf Pocket-PCs in stabilen 60 fps.

Mittel- und Hochklassegeräte dürfen sich über 100+ Frames freuen. Was jedoch stört, ist der Blur-Effekt beim Einschalten des Anti-Aliasing. Einfach ausschalten geht nicht, da das Spiel dann von zu extremen Kanten heimgesucht wird. Trotzdem macht es mich immer glücklich ein neues Spiel flüssig auf meinem Steam Deck zu genießen.

Geschichte neu geschrieben

Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven ist ein fantastisches Remake. Trotz seiner Treue zum Original sieht es mit der zusätzlichen Dimension schön aus und besticht mit seinen komplexen, rundenbasierten Kämpfen und den interessanten Progressionssystemen.

Der überschaubare Umfang der einzelnen Areale ist heutzutage eine willkommene Abwechslung und die vielen Quality-of-Life-Updates nehmen dem knüppelharten Original etwas Biss. Hardcore-Fans haben trotzdem noch die Möglichkeit sich mit diesem Titel selbst zu foltern. So muss es sein.

Der neu arrangierte Soundtrack von Kenji Ito und die englische und japanische Sprachausgabe wissen zu überzeugen. Sogar deutsche Texte werden geboten. Eine spürbar klassische Reise erfolgreich in die Neuzeit geholt. Hoffentlich sehen wir bald mehr davon!

 

Story

Berühmte nicht-lineare Geschichte über die Jahrhunderte. Interessant, aber emotionale Bindungen zum Cast und strukturiertes Erzählen sind somit praktisch unmöglich.

Gameplay

Die komplexen, rundenbasierten Kämpfe und das Progressionssystem tragen das Spiel auf ihren Schultern und sorgen für ordentlich Experimentierfreude und Spielspaß.

Grafik

Originalgetreues, buntes 3D-Remake eines mittlerweile 30 Jahre alten Klassikers. Nicht das schönste Spiel aller Zeiten, aber mit dickem Nostalgie-Bonus.

Sound

Die neue japanische und englische Vertonung überzeugt. Ebenso wie der alte und modernisierte Soundtrack von Kenji Ito. Auch wenn es hier an Quantität mangelt.

Sonstiges

Sinnvolle Quality-of-Life-Updates wie mehrere Schwierigkeitsgrade und Auto-Saving. Abseits der Kämpfe gibt es nicht viel zu tun, aber dafür sind diese umso besser.

Bildmaterial: Romancing SaGa 2: Revenge of the Seven, Square Enix, Xeen