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Im Test! The Legend of Heroes: Trails through Daybreak

TitelThe Legend of Heroes: Trails through Daybreak
Japan30. September 2021
Falcom
Nordamerika5. Juli 2024
NIS America
Europa5. Juli 2024
NIS America
SystemPS4, PS5, Switch, Windows
Getestet fürPS5
EntwicklerFalcom
GenresRPG
Texte Nordamerika Japan
VertonungNordamerika Japan

Die Trails-Serie ist neben Ys Falcoms Aushängeschild und wird in letzter Zeit fast jährlich mit neuen Ablegern versorgt, die alle Teil einer übergreifenden Geschichte sind. Mit Trails through Daybreak kommt knapp drei Jahre nach der japanischen Veröffentlichung der aktuell zweitneuste Teil der Serie zu uns.

Bringt der Anfang des Calvard-Arcs den erhofften frischen Wind?

Ein neues Kapitel

Trails through Daybreak erzählt die Geschichte von Van, einem sogenannten Spriggan, der in seiner Agentur in der Hauptstadt Edith die verschiedensten Arten von Aufträgen annimmt. Im Verlauf des Spiels schließen sich weitere Charakter der Agentur an, sodass es zunehmend lebendiger wird.

Im Gegensatz zu den bisherigen Teilen scheut sich Daybreak nicht davor, sich auch mal in dunklere Gefilde zu begeben. Van selbst bewegt sich mit seiner Arbeit häufig am Rande der Legalität – und von Drogen über Nachtclubs bis hin zu Menschenschmuggel befasst sich das Spiel verstärkt mit düsteren Themen.

Auch Van selbst ist etwas rauer als die typischen Protagonisten. Sein Herz schlägt definitiv am rechten Fleck, aber es gibt im Miteinander mit anderen häufig flapsige Kommentare. Man merkt, dass man hier einen erwachsenen Mann spielt.

Eine organische Spielwelt

Ein Highlight des Spiels ist Vans Miteinander einerseits mit der eigenen Gruppe. Vor allem ist es aber schön zu sehen, dass er schon vor dem Spiel ein Leben geführt hat.

Im Handlungsverlauf und in der Stadt trifft man viele seiner Bekannten wie Schulfreunde und Arbeitskollegen. Der lebendige Mikrokosmos, für den die Serie ja ohnehin bekannt ist, wird hier durch Van noch einmal organischer.

Die Handlung selbst beginnt wie üblich bodenständig und bewegt sich nur gemächlich voran. In jedem Kapitel besucht ihr eine neue Stadt, lernt neue Figuren kennen und zum Ende hin kommt es zur Eskalation. Die lokalen Geschichten werden dort abgeschlossen, während die kapitelübergreifende Geschichte immer ein Stück voranschreitet.

Die neuen Orte sind schön umgesetzt und jede Stadt hat ihren ganz eigenen Flair – von der chinesisch inspirierten Hafenstadt bis hin zur futuristisch angehauchten Filmfest-Metropole.

Lebendige Dialoge, doch langsames Pacing

Leider ist diese Struktur sehr vorhersehbar. Wieder einmal geht es um eine böse Organisation voller mächtiger und mysteriöser Widersacher, die immer wieder auftauchen und verschwinden. Das geschieht – wie auch in den Vorgängern – so oft, dass es ermüdet. Zum Ende hin wird die Handlung mit den dutzenden Figuren auch komplexer, als es ihr guttut.

Dem Pacing schadet zudem, dass die Nebenmissionen hier zum Teil verpflichtend sind. Immer wieder wird die Haupthandlung künstlich ausgebremst.

Die Dialoge sind zwar lebendig geschrieben, in ihrer Frequenz allerdings erschlagend. Man kann quasi nichts im Spiel tun, ohne sich durch 30 Textboxen klicken zu müssen.

Die Handlung hat zwar durchaus einige Highlights und auch tolle Charaktermomente. Die farbenfrohe Gruppe ist sehr abwechslungsreich und alle Charaktere haben gut ausgearbeitete Hintergründe, die teils clever miteinander verwoben sind. Einige überzeichnete Eigenheiten können jedoch bisweilen nerven. Auch einige Running Gags, wie dass Van von den anderen Charakteren als alter Mann bezeichnet wird, werden etwas arg überstrapaziert.

Graue Entscheidungen

Erstmals hat die Serie ein sogenanntes Alignment-System, wie man es aus Dungeons & Dragons oder auch Shin Megami Tensei kennt. Entscheidungen, die man trifft, erhöhen Vans Affinität zu Law, Chaos oder Grey.

Dies beeinflusst unter anderem, welcher Fraktion man sich in einem späteren Kapitel anschließt, und wirkt sich ebenfalls auf Vans Werte im Kampf aus. Doch auch narrativ unterstreicht dieses System, dass Van anders als seine Vorgänger keine typische Heldenfigur ist.

Hybrid aus Action und rundenbasiert

Trails through Daybreak verwendet erstmals eine Art Hybrid-Kampfsystem. Während die serientypischen, rundenbasierten Kämpfe das Herzstück bilden, ist es auch möglich, normale Kämpfe im Actionmodus zu bestreiten.

Dieser ist denkbar simpel und besteht nur aus den Aktionen Angreifen und Ausweichen. Es gibt keine Skills oder Magie.

Das Action-Kampfsystem ist dazu gedacht, die rundenbasierten Kämpfe zu ergänzen, nicht sie zu ersetzen. Man kann jeden Kampf auch komplett im gewohnten Kampfsystem durchführen.

Die Actionkämpfe haben aber den Vorteil, dass schwache Gegner schneller aus dem Weg geräumt werden können. Zudem kann man Gegner in diesem Modus attackieren und dann fließend in den rundenbasierten Modus wechseln, was einen Präventivschlag erlaubt.

Seltsam mutet jedoch an, dass man sich während der Actionkämpfe im Menü ohne Einschränkungen heilen kann. Zudem kann man Kämpfen nun komplett aus dem Weg gehen, weshalb normale Kämpfe überhaupt keinen Gefahrenfaktor mehr darstellen.

Altes Kampfsystem mit neuen Elementen

Das rundenbasierte Kampfsystem wurde um ein paar Elemente erweitert. Ein sogenanntes Shard-System erlaubt euch, eure Aktionen im Kampf zu verstärken, sobald sich eine Leiste gefüllt hat. Sind Figuren nebeneinander positioniert, werden ihre Angriffe zusätzlich verstärkt.

Das Magiesystem wurde ebenfalls überarbeitet. Jeder Charakter hat einen sogenannten Holo Core installiert, der aufgelevelt werden kann und abhängig davon Boni auf Statuswerte gibt. Zudem kann man die Charaktere mit sogenannten Art Drivers ausrüsten, die ihnen ein Grundset von Zaubern zur Verfügung stellen. Zwar können diese Sets durch einzelne Zauber erweitert werden. Sie geben in Verbindung mit dem Holo Core die Ausrichtung eines Charakters aber deutlich mehr vor, als es in der Serie bisher der Fall war.

Normale Quartz können ebenfalls ausgerüstet werden. Diese sorgen vor allem für passive Effekte wie erhöhte Statuswerte, Angriffseffekte oder Schutz vor Zustandsveränderungen.

Diese Vielzahl an Systemen bietet viele Möglichkeiten, überfordert aber auch ein wenig. Gerade Neulinge müssen auch wegen der eigenen Terminologie mit etwas Einarbeitungszeit rechnen. Auf niedrigeren Schwierigkeitsgraden besteht jedoch keine Notwendigkeit, sich in der Tiefe mit den Mechaniken auseinanderzusetzen.

Achtung vor Verpassbarem

Neben der Haupthandlung gibt es haufenweise Nebenaufgaben zu erledigen. Diese laufen zumeist nach demselben Schema ab und bestehen in erster Linie aus Dialogen und Erkundung, oftmals auch aus Kämpfen. Sie stehen und fallen aber mit den Geschichten, die sie erzählen, da sie spielerisch in der Regel nicht viel bieten.

Es gibt durchaus einige tolle Nebenaufgaben, die Bezug auf wichtige Nebenfiguren nehmen oder dem World Building zuträglich sind. Schade ist, dass jeweils nur ein recht knappes Zeitfenster besteht, um sie zu erledigen – oftmals ohne ersichtlichen Grund.

Ein weiteres wichtiges Element ist das Essen und Kochen: Fürs Verzehren neuer Gerichte gibt es nämlich permanente Boni. Steigt der Gourmet-Level der Party, so steigen auch ihre Statuswerte, was dazu motiviert, die zahlreichen Läden und Stände in den verschiedenen Städten abzuklappern.

Gute Lokalisierung, aber ohne Deutsch

Die englische Vertonung ist grundsätzlich gelungen. Negativ fällt jedoch auf, wie spärlich sie ist. Selbst innerhalb derselben Szene wechseln sich vertonte mit nicht vertonten Zeilen ab. Das mutet ein wenig inkonsistent an.

Die englische Übersetzung kann sich sehen lassen. Sie ist sprachlich sehr gelungen und verleiht den Charakteren je ganz eigene Stimmen. Eine deutsche Übersetzung sucht man leider nach wie vor vergeblich.

Für Neulinge geeignet?

Grundsätzlich eignet sich Trails through Daybreak auch für Neueinsteiger. Zwar treten zahlreiche Figuren aus älteren Teilen auf und es wird oft Bezug auf vergangene Ereignisse genommen. Die Hauptfiguren jedoch sind alle neu und die übergreifende Handlung der Serie spielt in Daybreak eine untergeordnete Rolle.

Besser noch: Das Spiel erzählt eine größtenteils abgeschlossene Geschichte und kommt ohne das typische Cliffhanger-Ende aus. Man braucht für einen zufriedenstellenden Abschluss also nicht erst auf den zweiten Teil zu warten.

Eine frische Brise?

The Legend of Heroes: Trails through Daybreak ist vielleicht nicht der frische Wind, den die Serie benötigt, aber zumindest eine frische Brise. Das hybride Kampfsystem beschleunigt die Kämpfe erheblich und Van als erwachsener Protagonist ist eine willkommene Abwechslung. Die organische Spielwelt und die Interaktionen zwischen den Figuren überzeugen nach wie vor. Leider wird die Handlung permanent ausgebremst und verliert sich in Nebenaufgaben und Geplänkel. Wer die Cold-Steel-Spiele mochte, wird auch an Daybreak seinen Spaß haben. Auch Neueinsteiger können einen Blick riskieren, doch Skeptiker wird es eher nicht bekehren.

 

Story

Eine abgeschlossene Geschichte in Calvard, die durch lebendige Charaktere und die organische Welt glänzt, sich aber oft selbst unnötig ausbremst.

Gameplay

Das neue Hybrid-Kampfsystem beschleunigt die Kämpfe erheblich, überfordert teils aber mit seiner Komplexität.

Grafik

Kein großer grafischer Fortschritt, aber hübsche Designs der Städte.

Sound

Gewohnt gute Musik von Falcom und eine gelungene, wenn auch spärliche englische Vertonung.

Sonstiges

60 h+ Spielzeit, keine deutsche Lokalisierung.

Bildmaterial: The Legend of Heroes: Trails through Daybreak, NIS America, Falcom