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Im Test! Inescapable: No Rules, No Rescue

TitelInescapable: No Rules, No Rescue
Japan
Nordamerika19. Oktober 2023
Aksys Games
Europa19. Oktober 2023
Aksys Games
SystemPS4, PS5, Xbox One, Series S/X, Switch, PC
Getestet fürPS5
EntwicklerDreamloop Games
GenresInteraktive Visual Novel
Texte
Nordamerika
VertonungNordamerika 

Am 19. Oktober 2023 erschien das Spiel Inescapable: No Rules, No Rescue in unseren heimischen Gefilden. Die Entwickler bezeichnen es als „Social Thriller“ und es ist ihr erstes Werk in dem Genrebereich Visual Novel, Escape Game. Ob der Kandidat so spannend ist wie sein Titel suggerieren mag, erfahrt ihr bei uns. Also setzt euch einen Sonnenhut auf, schnappt euch einen Mai Tai es geht auf eine tropische Insel.

Ihr seid Harrison, ein junger Mann, der von der Uni direkt in den Sitz eines Busses katapultiert wurde, im doppelten Wortlaut. Doch euer Beruf ist für euch gerade irrelevant. Ihr freut euch auf ein Treffen mit alten Freunden, welche ihr seit eurer Studienzeit nicht mehr gesehen habt. Ein Mix an Gefühlen überschattet euch. Gerade in Bezug dessen, was aus euch geworden ist, was aus euren Kommilitonen und wie die Erwartungshaltung ist. All diese Gedanken schwirren um euch herum, derweil steigen immer mehr Passagiere in den Bus. Kurz verweilen eure Augen auf dem Mädchen, das gerade zugestiegen ist. Euer letzter klarer Gedanke, den ihr fassen könnt, bevor euch das ausströmende Gas betäubt.

In Finsternis erwacht ihr wieder. Vollkommen orientierungslos greift ihr in eure Tasche zum Handy. Schnell stellt ihr fest, dass die neue Lichtquelle nicht euer eigenes Telefon ist, dennoch könnt ihr es benutzen. Ihr scheint euch in einem abgeschlossenen Raum zu befinden, ein grünes Leuchten weißt euch auf ein Terminal hin … ein Rätsel. Die Lösung schenkt euch die Freiheit und doch seid ihr, wie ihr wenig später bemerkt, ein Gefangener. Ein Gefangener auf einer tropischen Insel mit zehn weiteren Personen. Nun beginnt ein Spiel, das über deine und über die Zukunft eines jeden auf der Insel entscheidet. Werdet ihr ein Gewinner oder ein Verlierer sein, es liegt ganz in eurer Hand.

Alles für die Quoten

»Ein reines Escape Game ist Inescapable: No Rules, No Rescue auch nicht, eher ein Sommertrip mit Extremsituationen.«

Nun seid ihr hier in einem tropischen Paradies umgeben von zehn illustren Figuren fremder Nationalitäten. Was macht man also, nachdem man gekidnappt wurde und in einem Urlaubsressort aufgewacht ist? Natürlich fett Party. Kurze Zeit später werdet ihr aber auf den Boden der Tatsachen gebracht, denn eure Entführer melden sich und wollen ein Spiel mit euch spielen. Das Ganze wird live übertragen und für Drama soll es extra Geschenke geben. Der oder die Sieger sollen am Ende mit einer fürstlichen Summe beschenkt werden. Einige der Charaktere sind davon sichtlich begeistert, andere wiederum streben eher die Flucht an. Sechs Monate verbleiben euch bis zur Deadline, was ihr daraus macht, überlassen euch die Spielmacher.

Die Prämisse ist nicht neu, kann aber durchaus spannend erzählt werden. Wer hier direkt ein Danganronpa erwartet, mag vielleicht etwas enttäuscht werden. Denn ein reines Escape Game ist Inescapable: No Rules, No Rescue auch nicht, eher ein Sommertrip mit Extremsituationen. Streng genommen kann der Titel in zwei Phasen unterteilt werden. In der ersten Phase lernt ihr die Charaktere kennen, knüpft Beziehungen und trefft Entscheidungen, die euch auf eine von vier Routen führen.

Je nach Route unterscheidet sich das Erlebnis. Ob ihr eure Mitstreiter für Geld hintergeht, das Ganze in einem Massaker endet oder in eine der anderen beiden Routen mündet – es hängt alles von euren Entscheidungen in den ersten Monaten ab. In meinem Fall endete es tatsächlich in einem reinen Tötungsspiel mit einer App, mit der ich Hinweise sammeln, analysieren und die Fälle aufklären konnte. Es wirkt in dieser Richtung sehr von Danganronpa inspiriert, kommt an dieses jedoch nicht heran.

Wie das Sommerhaus der Stars?

Gerade am Anfang kamen mir die Charaktere sehr klischeehaft und überzeichnet vor. Im Vergleich zur zweiten Hälfte des Spieles kann man von Karikaturen, gar von Tropes reden. Ein besonders gutes Beispiel ist hier Eva. Ein Charakter, der sich gern in Memes, Emojis und dergleichen ausdrückt, LOL. Dann haben wir Giovanni. Italiener und von Kopf bis Fuß der Macho, der Papa im Spiel und das kehrt er gerne nach außen. Mit der Zeit wachsen die Charaktere allerdings aus den Klischees heraus und entwickeln ihren Charakter weiter.

Je nach gespielter Route verhalten sich diese anders und bringen eine vielfältige Palette an Emotionen rüber. Ich war überrascht, da der Anfang doch sehr überzeichnet war. Die Charaktere wachsen zwar nicht vollends aus ihren Klischees, aber sie sind in der zweiten Hälfte deutlich besser geschrieben. Man muss natürlich erst mal über die erste Hälfte hinauskommen um dies festzustellen, denn am Anfang spielt sich alles mehr wie das Sommerhaus der Stars oder ähnliche Reality Shows ab, mit kleineren Spielen zur Ablenkung.

Minispiele zur Auflockerung?

»Da die Charaktere aus unterschiedlichen Teilen der Welt stammen, reden diese auch gerne mal in ihrer Landessprache, sowohl im Ton als auch im Text.«

Wie bereits erwähnt, handelt es sich bei Inescapable um eine Visual Novel, eine mit relativ vielen Interaktionsmöglichkeiten. Die meiste Zeit bewegt ihr euch allerdings über die Inselkarte, die entfernt an ein Spielbrett erinnert. Hier trefft ihr auf die anderen Entführten, redet, streitet oder lacht mit ihnen. Knüpft Beziehungen oder ignoriert diese. Dazwischen gibt es zur Auflockerung kleinere Minispiele, die über die Zeit hinweg mit eingestreut werden. So könnt ihr zum Beispiel in einem kleinen Rhythmusspiel angeln oder kleinere Arcadespiele an einem Automaten spielen. Landet ihr auf der Money-Route, gibt es zusätzlich ein Casinospiel. Auf der Killgame-Route bekommt ihr hingegen eine App, mit der ihr Hinweise sammelt und wie bereits erwähnt Morde aufklärt. Gerne können euch dabei Hinweise aufgrund fehlender Kombinationen entgehen. Gefühlt kann es auch sein, dass euch aufgrund fehlender Beziehungen bestimmte Charaktere nichts oder nur wenig mitteilen. Bei der Auflösung spielen sich die Charaktere dann gegeneinander aus.

Für Quizzer gibt es Wordle und zwischendurch gibt es vereinzelte Spiele, die durch die anderen Charaktere gestartet werden. Kleinere Quiz, Tauziehen oder Ähnliches. Die Minispiele lenken ein wenig von dem Alltagsgeschehen ab, aber sobald man die Trophäen dafür hat, lässt man sie doch eher links liegen, was mitunter an der etwas schwammigen Steuerung liegt.

Grafische, musikalische Standardkost?

Auf der visuellen Seite werden euch ansprechende Charakterporträts präsentiert. Die Hintergründe wirken allerdings etwas sehr nach Standardkost, das Ganze wird von ein paar stimmigen Artworks unterlegt. Im Großen und Ganzen ist es zufriedenstellend, wirkt allerdings etwas generisch bzw. nach „den Stil hab ich doch schon irgendwo mal gesehen“. Präsentiert wird euch das Spiel hauptsächlich auf Englisch. Hauptsächlich, wie mag das sein? Da die Charaktere aus unterschiedlichen Teilen der Welt stammen, reden diese auch gerne mal in ihrer Landessprache, sowohl im Ton als auch im Text.

Gerade wenn diese aus der Haut fahren, wird euch ein Mix aus Deutsch, Englisch, Italienisch und anderen Sprachen entgegengeworfen. Teils erklären euch die Charaktere selbst, was bestimmte Worte bedeuten, wobei das meiste Schlampe oder Ähnliches bedeutet, denn geflucht wird in dem Titel äußerst gerne. Teils macht das die Charaktere sympathischer, teils ist es dadurch natürlich schwerer ihnen zu folgen. Meistens sind diese Zeilen aber so banal, dass es euch egal ist.

Etwas nervig sind allerdings die mit Ton unterlegten Standardkommentare, die abgespielt werden, wenn der eigentliche Text nicht synchronisiert wurde. Diese sind so willkürlich und haben mit dem Kontext meist gar nichts zu tun, dass eine seltsame Komik entsteht, auch in Situationen, wo es eher unpassend ist. Die englischen Sprecher leisten einen recht guten Job, gerade in der zweiten Hälfte, wenn sie aus ihren Klischees herauswachsen und auch mehr Emotionen in die Charaktere legen. Musikalisch erwartet euch übermäßig ein eher lockerer Soundtrack, der sich an die Situationen anpasst, wenn diese … nun ja, entgleisen. Die Tracks sind angenehm, bleiben aber eher dezent im Hintergrund und werden euch vermutlich nicht lange im Gedächtnis haften bleiben.

Unterm Strich

Unterm Strich erwartet euch mit Inescapable: No Rules, No Rescue schon eine spannende Geschichte, wenn ihr die erste Hälfte aus Smalltalk und Klischees übersteht. Die Charaktere wachsen mit ihren Entscheidungen, was nicht selten mit dem Ableben von einem oder mehreren Charakteren endet.

Die Synchronisation ist gut, aber die banalen Zwischeneinwürfe bei nicht synchronisierten Texten wirken so an den Haaren herbeigezogen, dass man teils aus dem Szenario gerissen wird. Grafisch erwartet euch eher Standardkost mit Minispielen, die grafisch eher zweckmäßig gestaltet wurden. Die hervorzuhebenden Punkte sind die Charakterentwicklung und die verschiedenen Routen, die teils differenzierte Wesenszüge und Handlungsschwerpunkte der Charaktere thematisieren. Das funktioniert recht gut, wenn auch nicht ohne Plotholes an bestimmten Stellen.

Soll man sich Inescapable nun also holen? Schwierig zu beantworten. Ich hatte durchaus meinen Spaß mit dem Spiel und ich werde mir auch noch die anderen Routen erspielen. Allerdings muss man auch sagen, dass abseits der Geschichte und der Charakterentwicklung vieles nur Standardkost ist und die Synchronisation einen bisweilen auch nerven kann. Neugierige Novel-Fans können ruhig einen Blick riskieren, sollten aber kein Danganronpa oder einen ähnlichen Toptitel erwarten.

 

Story

Ein Bus-Trip entpuppt sich als Entführungsgeschichte auf einer tropischen Insel. Charaktere, die zuerst nervige, überzeichnete Klischees sind, wachsen mit Extremsituationen zu interessanten Figuren, die ihre Ticks aber nicht ablegen, LOL.

Gameplay

Euch erwartet eine interaktive Visual Novel mit verschiedenen Minispielen, die sich je nach Story-Route unterscheiden können.

Grafik

Schöne, wenn auch vom Stil etwas generisch wirkende Hintergründe, treffen auf schöne Charakterporträts und eher zweckmäßig gestaltete Minispiele.

Sound

Tropische Klänge wechseln mit mysteriös klingenden Melodien. Je nach Situation gibt es die passenden Stücke, die allerdings nicht lange im Gedächtnis verweilen. Die Synchronisation ist an sich gut gelungen. Teils sprechen die Charaktere allerdings in ihrer Landessprache und zufällig eingestreute Wörter für nicht synchronisierte Texte wirken eher störend.

Sonstiges

Vier verschiedene Routen, in denen sich die Charaktere wie auch euer Protagonist anders verhalten und mit einer anderen Persönlichkeit aufwarten, erhöhen den Wiederspielwert enorm. Für bereits erlebte Textpassagen gibt es automatische Skip-Funktionen.

Bildmaterial: Inescapable, Aksys Games, Dreamloop Games