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Im Test! Anonymous;Code

TitelAnonymous;Code
Japan28. Juli. 2022
Mages
Nordamerika08. September 2023
Spike Chunsoft
Europa08. September 2023
Spike Chunsoft, Numskull Games
SystemNintendo Switch, PS4, PC
Getestet fürNintendo Switch
Entwickler5pb
GenresVisual Novel
Texte
Nordamerika
VertonungNordamerika Japan

Es ist wieder so weit, ein neuer Ableger der Science-Adventure-Reihe ist am 8. September hierzulande erschienen. Der neueste Eintrag der Reihe hört auf den Namen Anonymous;Code. Eine Novel, die im Steins;Gate-Universum angesiedelt ist und aus der Feder von Chiyomaru Shikura emporgestiegen ist. Reicht diese Reputation allerdings schon aus und können wir mit Anonymous;Code ein weiteres spannendes Abenteuer erleben? Findet es heraus und taucht mit uns in eine Welt der Wissenschaft und religiöser Dogmen ein.

Eine schicksalhafte Begegnung

Pollon Takaoka – seines Zeichens Hacker wider Willen – ist nicht gerade begeistert von seiner Zunft. Zu viel wird geprahlt, zu viel aus den falschen Beweggründen gehandelt. Eigentlich will er gar nicht mehr hacken, aber irgendwie muss man überleben. Mit seinem Freund Cross führen sie unter dem Namen „Nakano Symphonies“ als „White Hats“, gute Hacker, Jobs aus um denen zu helfen, die in Not sind.

»Die Präsentation ist über alle Maße erhaben und wirklich schön und divers umgesetzt.«

Eines Tages verrennt sich jedoch sein eigenes Ego und er sitzt in der Falle. Ein fehlgeschlagener Job? Aggressive Hacker, die ihm ans Leder wollen? Nein, nichts so Triviales. Es ist die typische Geschichte eines Jungen, der den Sticheleien über eine nicht vorhandene Freundin mit etwas flunkern begegnet. Nun steht ihr hier im Park und wartet auf ein Date, das nicht erscheinen wird.

Schicksal, Zufall oder eine geheimnisvolle Macht, die über euch steht? Was auch immer dem Moment geschuldet ist, plötzlich steht ein seltsames Mädchen in einer Kostümierung vor euch und ohne es selbst zu wissen, rennt ihr wenige Stunden später in ein weltenveränderndes Abenteuer, das euer Weltbild verändern und auf den Prüfstand stellen wird.

Zwischen Wissenschaft und religiösen Dogmen

Anonymous;Code fühlt sich wie eine fast perfekte Herstellungsformel an. Als Basis dienen interessante, glaubwürdige Charaktere, eine Prise Wissenschaft, ein Schuss religiöse Dogmen und ein kleiner Tropfen Steins;Gate-Fanservice. Das Ganze wird durch den Funken einer unerhörten Begebenheit entzündet. Am Ende entsteht zwar nicht der Stein der Weisen, aber eine mitreißende Geschichte, die euch ein ums andere Mal fragend zurücklässt, was eigentlich gerade passiert. Die Entwickler wissen, wie sie wahre Begebenheiten mit Fiktion verknüpfen müssen.

Technische Errungenschaften der Vergangenheit werden fortgesponnen und führen zu Entwicklungen, die der Menschheit dienen und sie gleichzeitig ins Chaos stürzen. Gekonnt wird dabei auch auf gegenwärtige Trendbewegungen eingegangen. Slang, Technologien, Personen und Ereignisse werden dabei parallel, wie es sich für Visual Novels gehört, in einem Wiki erklärt.

Die Geschichte um Pollon und Momo ist rasant, weiß aber an den richtigen Stellen auch zu entschleunigen. In einer Welt, in der technischer Fortschritt und religiöser Fanatismus oberflächlich im Widerspruch stehen und um die Vorherrschaft zu kämpfen scheinen, gibt es Momente, in denen ihr Ruhe findet, um auch mal kurz durchzuatmen und etwas zu lachen. Auch ein wenig Fanservice wird eingestreut. Lose ist die Welt mit Steins;Gate verbunden, immer mal wieder werden Verbindungen eingestreut. In den Grundfesten bleibt Anonymous;Code aber eigenständig und erzählt seine eigene Geschichte, die gerne mal die vierte Dimension durchbricht.

Speichern und Laden?!

»Die Spielmechanik mit dem Speichern und Laden wichtiger Zeitpunkte war erfrischend intuitiv und größtenteils sinnvoll in die Geschichte eingebaut.«

Damit kommen wir auch schon zum Gameplay von Anonymous;Code. Der Titel ist eigentlich recht geradlinig, viele Extra-Mechaniken gibt es nicht, aber die, die es hat, stellen den Spielverlauf dafür ordentlich auf den Kopf. Aus euch unbekannten Gründen verfügt ihr über eine Fähigkeit, mit der ihr die Realität und die Zukunft zu euren Gunsten verändern könnt. Eine nützliche Fähigkeit in einer Welt, die von Supercomputern bis in die kleinste Handlungsmöglichkeit simuliert und analysiert wird. Ihr seid quasi die Variable, die 0,000001 %, die nicht vorhersehbar sind. Ein Umstand, der euch eine Menge Feinde bescheren wird. Doch worum handelt es sich?

Pollon verfügt über die sonderbaren Fähigkeiten Speichern und Laden. Kommt uns geneigten Spielern bekannt vor? Sollte es auch. Denn neben den von euch angelegten Speicherständen, legt auch Pollon Speicherstände automatisch an. Diese Pseudospeicherstände sind wichtige Wegpunkte, zwischen denen ihr hin und her springt um Ereignisse, die schiefgelaufen sind, wieder geradezurücken. Auch eure eigenen Speicherstände werden für diese Funktion genutzt. Da diese Wegpunkte wichtig sind, können sie innerhalb der Geschichte nicht gelöscht werden und Pollon legt fleißig „Speicherstände“ an. Diese sind aber nur im Spiel selbst sichtbar und haben keinen Einfluss auf die eigentlichen Speicherstände.

So sprunghaft, dass man sich leicht verzettelt

So spannend die Funktion allerdings ist, so oft habe ich mich auch verzettelt, wenn es darum ging den richtigen Moment zu finden um in Vergangenheit zu springen. Teils sind die Momente ersichtlich, teils stellt man euch Fallen und teils müsst ihr haargenau auf den Dialog achten. Das führte teilweise dazu, dass ich im späteren Spielverlauf in kritischen Momenten einfach die Ladefunktion gespamt habe. Die Funktion ist also ein zweischneidiges Schwert. Einerseits intuitiv umgesetzt, andererseits mit dem Potential Frust zu verursachen.

Eine weitere integrierte Funktion ist das Spiel des Lebens. Ein auf den ersten Blick relativ unscheinbares Spiel, das auf einem Raster anhand von geometrischen Formen Leben simulieren soll. Ein Spiel, bei welchem ihr euch über weite Teile nach der Sinnhaftigkeit fragt, die es aber gibt, auf die aber hier nicht eingegangen werden soll.

Überragende Präsentation

Worauf wir aber eingehen, ist die visuelle Präsentation von Anonymous;Code und die gestaltet sich vielseitig. Wie für eine Visual Novel üblich werden die Ereignisse hauptsächlich durch Text in Verbindung mit Bildern und Charaktersprites erzählt. So weit, so normal auch bei diesem Titel. Anonymous;Code vermischt allerdings mehrere Stile miteinander. Zwischendrin gibt es animierte Fahrpassagen über die Autobahn, wichtige Momente werden in spannenden Comicpanels dargestellt und mit Effekten animiert. Auch die Charaktersprites sind in Bewegung und unterstreichen ihre Aktionen und Emotionen, Halleluja. Trotz der Diversität wirkt alles homogen und reißt den Spieler entweder mit oder entschleunigt ihn wieder. Die Animationen sind für das Pacing förderlich und nicht störend.

Das Ganze wird mit einem wirklich guten Soundtrack aus der Feder von Takeshi Abo untermalt. Wer die Vorgänger der Science-Adventure-Reihe gespielt hat, hat bereits einige seiner Soundtracks gehört. Abo liefert in Anonymous;Code ein weites Spektrum: harte, industrielle Tracks, lockerer, poppiger Elektrosound, sanfte, melodische Klänge mit dem Piano, orchestrale Gesänge oder Idol-Pop. Für jeden ist etwas dabei und die Titel fangen die jeweilige Stimmung gut ein ohne dabei das schlagende Element sein zu wollen.

Darüber hinaus bietet euch Anonymous;Code sowohl die japanische als auch die englische Sprachausgabe. Erstere passt noch etwas besser als die englische von der Auswahl der Sprecher her, wobei dies rein subjektives Empfinden ist. Fakt ist jedoch, dass nicht alle japanischen Dialoge, die im Spiel vorkommen, als Text übersetzt wurden. Womit die englische Sprachausgabe zumindest bei der breiteren Masse einen Vorteil hat. Es handelt sich zwar nicht um wichtige Szenen, aber es ist für das Gesamtbild schade, dass nicht alles übersetzt wurde.

Unterm Strich

Letztlich bleibt zu sagen, dass ich mit Anonymous;Code als Einsteiger in die Science-Adventure-Reihe viel Spaß hatte. Die Geschichte war eigenständig genug, sodass auch Einsteiger wie ich mitkommen können. Der eingestreute Fanservice bzw. die Verbindungen zu Steins;Gate sind eher dezent, fielen aber selbst mir positiv auf. Die Präsentation ist über alle Maße erhaben und wirklich schön und divers umgesetzt. Der Soundtrack und die Synchronisation sind erstklassig, wobei die japanische Synchronisation bei mir die Nase vorne hatte. Die Spielmechanik mit dem Speichern und Laden wichtiger Zeitpunkte war erfrischend intuitiv und größtenteils sinnvoll in die Geschichte eingebaut. Dies bot aber vereinzelt auch Frustpotential, wenn man partout nicht weiter wusste. Schade war, dass nicht alle japanischen Dialoge übersetzt wurden und dass vereinzelt Textfehler auftauchten, die nicht hätten sein müssen. Ansonsten liefert Anonymous;Code in allen Belangen ab und ist eine sehr zu empfehlende Visual Novel.

 

Story

Mitreißende Geschichte einer stark technisierten Welt, die im Konflikt mit sich selbst und dem eigenen Bewusstsein steht. Die Charaktere wirken glaubwürdig in der Frage um ihre eigene Existenz.

Gameplay

Speichern und Laden – als elementares Mittel um die Geschichte in die richtigen Bahnen zu rücken – wirken erfrischend intuitiv, bieten aber auch Frustmomente. Das Spiel des Lebens erscheint unscheinbar, erfüllt aber seinen Zweck.

Grafik

Klassische Animepräsentation mit Hintergründen und Texten, wechselt stilsicher mit Comicpanels und rudimentär animierten 3D-Passagen. Die Charaktersprites sind animiert und geben so klarer ihre Emotionen an den Spieler weiter.

Sound

Vielseitiger Soundtrack aus der Hand von Takeshi Abo, der bereits für die Vorgänger der Science-Adventure-Reihe verantwortlich war. Anonymous;Code bietet darüber hinaus sowohl die englische als auch die japanische Audiospur mit talentierten Sprechern.

Sonstiges

Kleinere Textfehler und nicht übersetzte Passagen trüben ein wenig den hervorragenden Gesamteindruck.

Bildmaterial: Anonymous;Code, Spike Chunsoft, Mages, 5pb., Chiyomaru Studio

6 Kommentare

  1. Also ich kann es nur empfehlen, ich werde mir vermutlich auch noch im Nachgang den Soundtrack zu dem Spiel besorgen. ^^

  2. Ob ich jemals weiterspiele bei dem ganzen Stuff den ich noch habe?? Hmmm.

    Aber das @Fayt mal ein Spiel vor mir durchspielt nagt schon an mir :*

  3. Ich bin immer noch der festen Meinung das ich dieses Jahr mehr durch habe als du. :D


    Oh das brauchst du nicht meinen denn das ist definitiv ne Tatsache ^^ so viel hab ich dieses Jahr nicht gespielt. :P

  4. Ich muss es auch nochmal mit der Science-Adventure-Reihe versuchen. Ich mochte Chaos;Head Noah nicht besonders, aber vielleicht probier ich es einfach nochmal irgendwann.

    Und hey, dank Steam Deck kann ich endlich die originalen Steins;Gate-Teile spielen und bin nicht mehr auf dieses seltsame "Remake" angewiesen.

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