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Im Test! Sonic Frontiers

TitelSonic Frontiers
Japan8. November 2022
Sega
Nordamerika8. November 2022
Sega
Europa8. November 2022
Sega
SystemPS4, PS5, Xbox One, Xbox Series S|X, Switch, PC-Steam
Getestet fürPlayStation 5
EntwicklerSonic Team
GenresOpen World, Jump ’n’ Run
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungDeutschland Nordamerika Japan

Sonic, das Maskottchen von Sega und ewiger Rivale von Nintendos Mario, flitzt schon seit über dreißig Jahren über die heimischen Bildschirme. In seiner Laufbahn als Chilidog futternder, Sprüche klopfender, blauer Igel hat er schon so manches Abenteuer erlebt.

Dabei haben sich vor allem zwei Arten von Sonic-Spielen herauskristallisiert, die sogar Sega selbst mit Sonic Generations in einem Spiel vereinte: die klassischen 2D-Sonic-Spiele und die 3D-Sonic-Spiele. Während erstere aus einer Seitenansicht von links nach rechts gespielt werden und dabei auch einen größeren Fokus auf Platforming legen, sind die 3D-Spiele dynamischer in der Kamera und enthielten auch schon die ein oder andere offene Hub-Welt, die Spieler zwischen den Leveln erkunden konnten.

Mit Sonic Frontiers soll nun ein neuer Weg eingeschlagen werden, der frischen Wind in die altbewährte Formel bringen soll. Neben einem stärkeren Fokus auf ein ausgefeilteres Kampfsystem sticht wohl vor allem die offene Spielwelt hervor, die komplett frei erkundet werden kann. Ob dieser neue Weg Sonic in eine strahlende Zukunft oder in eine Sackgasse führt, erfahrt ihr hier im Test.

Cyberspace und Titanen

Die Chaos Emeralds sind seit jeher als geheimnisvolle Energiequelle bekannt. Als diese nun beginnen, auf ein mysteriöses Signal zu reagieren, machen sich Sonic, Tails und Amy auf den Weg, um dessen Ursprung zu ergründen. Kurz bevor sie eine abgelegene Inselkette erreichen, öffnen sich plötzlich Portale vor ihnen und saugen die drei in verschiedene, verzerrte Welten. Dank seiner Geschwindigkeit kann Sonic entkommen, bevor sich das Portal wieder schließt.

Eine Stimme verkündet ihm, dass er sich auf Kronos Island befindet, einer Insel der Starfall Islands, und seine Freunde im Cyberspace gefangen sind. Sie können sich nur als Geister in der Welt manifestieren. Die Stimme trägt Sonic auf, Erinnerungsmarken und Chaos Emeralds zu sammeln, um damit die Titanen zu besiegen, die über die umliegenden Inseln wachen, wenn er seine Freunde retten will. Ohne lange zu überlegen, macht sich der blaue Igel also auf den Weg.

Neues und Altbewährtes treffen aufeinander

Sonic Frontiers ist das erste Abenteuer mit offener Spielwelt. Zu Sonics bekannten Fähigkeiten wie Rennen, Springen, dem Doppelsprung und dem zielsuchenden Sprungangriff, kommen diesmal auch zahlreiche Angriffstechniken hinzu.

Die Spielwelt ist nämlich mit feindlichen Kreaturen bevölkert, die aus dem Cyberspace entkommen sind. Durch das Besiegen dieser Gegner erlangt Sonic Fähigkeitenpunkte, mit denen weitere Attacken freigeschaltet werden können. So ist es mit der Zeit möglich, immer mächtigere Kombos auszuführen.

Diese sind besonders bei den sogenannten Wächtern nützlich. Dabei handelt es sich um größere Elite-Einheiten, die alle eine eigene Mechanik besitzen. Beispielsweise sollte man die Angriffe des Ninja kontern, um ihn angreifbar zu machen, während der Tower mit einem Sprint erklommen werden muss, um seine Schwachstelle am Kopf zu erreichen. Wieder andere Wächter nutzen eine Reihe von Quick-Time-Events oder Wettrenn- und Ausweichpassagen. Dadurch fühlen sie sich wie Minispiele im Spiel an, was für interessante Begegnungen sorgt.

Schon von Weitem sind Rätsel und Sehenswürdigkeiten zu entdecken.

Beim Erkunden entdeckt man überall kleinere Rätsel, mit denen sich weitere Bereiche der Umgebung freischalten lassen. Zusätzlich werden dadurch Teile der Karte aufgedeckt, die per Knopfdruck einsehbar ist. Auf dieser werden nicht nur Erinnerungsmarken und Charaktere verzeichnet, sondern auch sogenannte Cyberspace-Portale. Diese Portale sind essentiell für den Fortschritt der Geschichte und können durch Zahnräder aktiviert werden, die man unter anderem von Wächtern bekommt.

Ausflug in die Vergangenheit

Die Green Hill Zone darf scheinbar in keinem Teil fehlen.

Hinter den Portalen verbergen sich einzelne Level, wie man sie von vorangegangenen Spielen der Reihe kennt. Mit rasantem Tempo flitzt Sonic durch 2D- und 3D-Level, die optisch eine Reise durch Sonics vergangene Abenteuer darstellen. Merkmale der Green Hill Zone, Abschnitte aus Sonic Adventure oder der Tag-Level aus Sonic Unleashed lassen sich hier unter anderem erkennen. Und ganz klassisch sammelt man Ringe, rote Ringe und Bestzeiten. Jedes Level hat dabei verschiedene Ziele, die es zu erreichen gilt – beispielsweise ein Level mit S-Rang, unter zwei Minuten oder mit 150 Ringen abschließen.

Für diese Leistungen erhält man Schlüssel, die zur Freischaltung der Chaos Emeralds nötig sind. Neben den Zahnrädern und Schlüsseln muss Sonic aber auch Erinnerungsmarken sammeln, die seine Freunde stärken, um den Einflüssen des Cyberspace entgegenzuwirken. Diese Marken lassen sich vor allem auf den zahlreichen Schienenpassagen finden. Diese sind quasi kleine, in sich geschlossene Minilevel in der offenen Spielwelt, durch die sich Sonic mit seinen Fähigkeiten durchmanövriert. Gleichzeitig dienen sie als eine weitere Form der schnellen Fortbewegung, sodass man so gut wie nie zum Stillstand kommt und es überall etwas zu entdecken und zu tun gibt.

»Man kommt so gut wie nie zum Stillstand, da es überall etwas zu entdecken und zu tun gibt. Dadurch entsteht ein sehr natürlicher Gameplay-Loop, der über lange Zeit motiviert.«

Dadurch entsteht ein sehr natürlicher Gameplay-Loop, der über lange Zeit motiviert. Jedes dieser Gameplay-Elemente greift so ineinander, dass die Handlung quasi nebenbei vorangetrieben wird. Rätsel decken die Karte auf und geben Hinweise auf weitere Sehenswürdigkeiten. Die Cyberportale schalten die Chaos Emeralds frei und Interaktionen mit Sonics Freunden treiben die Handlung voran. Für langjährige Fans enthalten die Gespräche und Zwischensequenzen auch zahlreiche Anspielungen an vorangegangene Spiele der Reihe. Neueinsteiger werden allerdings weniger mit Begriffen wie Black Arms, Infinite und ARK anfangen können. Leider enthält das Spiel kein Glossar, das einen Rückblick auf die Reihe gewährt, wie es beispielsweise bei Kirby und das vergessene Land der Fall ist.

Sammeln, bis der Arzt kommt

Die Masse an Sammelobjekten und Informationen kann stellenweise etwas überfordernd sein, da Sonic Frontiers zum Bersten voll damit ist. Fähigkeitenpunkte, Zahnräder, Erinnerungsmarken, Schlüssel, Chaos Emeralds und Ringe klingen schon nach viel. Allerdings kommen dazu noch lila Münzen, Angriffs- und Abwehrsamen sowie Koco. Für Sammler ist Sonic Frontiers ein wahres Paradies, für alle anderen ist die schiere Masse vermutlich eher überfordernd, da jeder dieser Gegenstände für etwas anderes benötigt wird. Im Kern lassen sich diese jedoch auf zwei Gruppen aufteilen. Die einen treiben die Handlung voran, während die anderen Sonics Fähigkeiten verbessern und dadurch das Spiel vereinfachen.

Erinnerungsmarken gibt’s für das Absolvieren von kleineren Platforming-Challenges.

Neben den Angriffsfähigkeiten, die Sonic freischalten kann, verfügt er auch über vier Statuswerte, die durch Samen und Koco verbessert werden können: Angriff, Abwehr, Ringkapazität und Geschwindigkeit. Jeder dieser Werte kann dabei bis Stufe 99 verbessert werden. Angriffskraft und Widerstandsfähigkeit gegen feindliche Angriffe lassen sich leicht leveln, da die dafür benötigten Samen durch das Lösen von Rätseln und durch das Besiegen von Gegnern erhalten werden können.

Geschwindigkeit und Ringkapazität lassen sich jedoch nur durch Koco steigern. Diese kleinen Wesen sind überall in der Welt verstreut und nicht besonders leicht zu sehen, da sie auf den Stein- und Grastexturen leicht untergehen. Glücklicherweise geben sie klingelnde Geräusche von sich, sodass zumindest die ungefähre Richtung erahnbar ist, in der sie sich aufhalten. Durch ihre Kraft kann Sonic mehr Ringe gleichzeitig mit sich tragen oder noch schneller rennen.

Individueller Spielstil

Durch dieses System wird ein ganz individueller Spielstil möglich. Um Fähigkeiten aufzuleveln, müssen die entsprechenden Sammelobjekte nämlich beim Koco-Ältesten oder beim Koco-Eremiten eingetauscht werden. Wer eine extra Herausforderung sucht, kann sich also einfach dagegen entscheiden, die Werte aufzuleveln. Wem es dann immer noch zu leicht ist, der kann jederzeit in den Einstellungen den Schwierigkeitsgrad ändern. Wer auf schwer spielt, wird sogar mit zusätzlichen Bossphasen belohnt.

Besiegte Gegner lassen gelegentlich Samen oder Erinnerungsmarken fallen.

Wem der blaue Igel nicht schnell genug ist, kann sogar den Spielstil anpassen. Zwischen actionreich und temporeich gibt es noch zahlreiche Unterpunkte wie Beschleunigung oder Höchstgeschwindigkeit, die alle einzeln angepasst werden können. Hier zeigt sich meiner Meinung nach eine der größten Stärken von Sonic Frontiers, denn jeder kann das Spiel ganz an die eigenen Bedürfnisse anpassen.

Wer sich intensiv mit dem Angel-Minispiel beschäftigt, kann es sich allerdings auch etwas zu leicht machen. Auf jeder Insel gibt es Portale, die zu Angelplätzen führen. Wer fleißig lila Münzen gesammelt hat, kann sich dort von der Katze Big eine Angel ausleihen. In einem Quick-Time-Event fängt man so Fische, die je nach Größe oder Seltenheit eine unterschiedliche Menge an Fischmarken einbringen. Diese können wiederum gegen nützliche Gegenstände eingetauscht werden. Darunter auch Zahnräder, Ringe, Samen oder Kocos.

Wer keine Lust auf Cyber-Level hat, holt sich die Materialien beim Angeln.

Die Anzahl der verschiedenen Fische und auch Easter Eggs, die man angeln kann, ist sehr umfangreich. Jeder neue Fund wird auch in einer Fischpedia festgehalten. Hier lässt sich sehr gut Zeit totschlagen, wenn man ein wenig von der ganzen Action abschalten möchte. Da man aber dadurch sehr schnell Fischmarken generieren kann, lässt sich der gut durchdachte Gameplay-Loop leicht aushebeln, indem man einen Großteil der zu sammelnden Objekte einfach gegen die Marken eintauscht. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, muss jeder für sich selbst entscheiden.

Wer hören will, muss spielen

So umfangreich wie das Sammelsurium an Inhalten ist auch die Musik des Spiels. Die Cyberportale zeichnen sich vor allem durch einen sehr Techno-lastigen Musikstil aus, wohingegen die offene Spielwelt auf ruhigere Klavierklänge setzt und ein Gefühl von Einsamkeit und Verlassenheit vermittelt, das sehr gut zu den überall verstreuten Ruinen passt. Die Konfrontationen mit Gegnern klingen hingegen, als hätten die Entwickler sich direkt von Tron inspirieren lassen. An- und abschwellende Töne untermalt von Rauschen und einem Hauch von Synthwave spiegeln perfekt das Fremdartige wider, das die Wesen aus dem Cyberspace ausstrahlen. Den Höhepunkt des Soundtracks bilden aber die Titanenkämpfe.

Die Titanenkämpfe sind definitiv das Highlight des Spiels.

Auf jeder Insel wartet eine gigantische Lebensform, die ebenso ehrfurchteinflößend wie die Kolosse aus Shadow of the Colossus sind. Und im selben Stil wird auch die Musik um diese Bosse aufgebaut. Langsame, epische Orchestertöne lassen die Titanen erhaben wirken und strahlen auch eine gewisse Traurigkeit aus. Je weiter der Kampf jedoch voranschreitet, desto dringlicher wird die Musik, bis sie schließlich zu einem rockigen Gesangsstück wechselt, zu dem man als Sonic gut die Sau rauslassen kann. Hier gerät das Blut in Wallung und gibt einem ein Gefühl von Überlegenheit, die jeden der Bosskämpfe zu einem echten Highlight macht.

Doch wie sieht’s mit der Optik aus?

Trotz ansehnlicher Grafik wirken die Inseln doch monoton.

Während die Kämpfe beeindruckend inszeniert sind und auch die Cyber-Level den typischen Sonic-Flair verströmen, wirkt die offene Spielwelt leider sehr monoton. Die verschiedenen Inseln heben sich zwar optisch voneinander ab, sind für sich gesehen aber nichts Besonderes. Sonic und seine Freunde wirken auf den Wiesen, Wüsten und Vulkanen mit den desaturierten Farben und wiederholten Texturen sehr deplatziert, da sie im Vergleich dazu quietschbunt sind. Die überall zu findenden Ruinen bilden jedoch einen schönen optischen Bruch, da ihr fremdartiges Aussehen sich gut von der restlichen Umgebung abhebt und Neugier wecken. Leider fällt immer mal wieder der ein oder andere flackernde Schatten unschön ins Auge.

Schade, dass man nur sehr wenig zur Vergangenheit der Inseln lernt.

In den Zwischensequenzen und kleineren Dialogen wirkten die Animationen der Figuren sehr steif, was in starkem Kontrast zur Vertonung durch die Synchronsprecher steht. Wenn ein Charakter sich leidenschaftlich zu einem Thema äußert, das Charaktermodell aber nur leicht den Arm hebt und keine Miene verzieht, kommt die beabsichtigte Emotion einfach nicht so gut beim Zuschauer an. Wenn aber an der Handlung und der Optik noch weiter gefeilt wird, bleibt beim neuen Weg, den Sonic Frontiers eingeschlagen hat, kaum noch ein Wunsch offen.

Die Zukunft kann kommen

Nach Sonic Unleashed war Sonic Frontiers mein später Wiedereinstieg in die Reihe. Und besser hätte er kaum sein können. Natürlich hat auch Frontiers seine Macken, so wie man es eigentlich von jedem Teil der Reihe gewöhnt ist. Besonders der Turbo sorgt öfters für verpatzte Sprünge und die Mini-Schienenlevel in der offenen Spielwelt zwängen sich manchmal zu sehr auf, sodass es schwer ist, dort wieder rauszukommen, wenn ich eigentlich gerade woanders hin wollte. Die schwebenden Elemente sehen auch optisch nicht so schön aus, ergeben im Rahmen der Geschichte aber zumindest Sinn.

Auch die Handlung war stellenweise etwas unzusammenhängend und holprig, aber die vielen kleinen Anspielungen an vorangegangene Spiele haben mir gut gefallen und mich vor allem dazu motiviert, Teile der Reihe nachzuholen. Die offene Spielwelt passt einfach perfekt zu Sonic, da er für mich schon immer ein Synonym für schnell war. Und so schnell wie in Frontiers konnte sich Sonic noch nie bewegen. Ich habe es sehr genossen, regelrecht über die Inseln zu fliegen, besonders durch den zusätzlichen Superturbo. Auch die verschiedenen Mechaniken der Wächter fand ich interessant und die Titanen waren alle sehr beeindruckend und spaßig. Sonic Frontiers schlägt definitiv eine gute Richtung ein und über einen ähnlichen und verbesserten Nachfolger würde ich mich sehr freuen.

 

Story

Sonic sammelt die Chaos Emeralds und muss gegen gigantische Titanen kämpfen, um seine Freunde aus dem Cyberspace zu befreien.

Gameplay

Offene, frei erkundbare Spielwelt mit hohem Tempo, vielen Sammelobjekten und abwechslungsreichen Kampfmechaniken.

Grafik

Bunte, altgewohnte Grafiken in den Cyber-Leveln, aber monotone, desaturierte Umgebungen in der offenen Welt, die nicht so gut zu Sonic passen.

Sound

Sehr abwechslungsreiche Musik, von ruhiger Klaviermusik über Techno bis Rock ist alles dabei. Nur leider kein Crush 40.

Sonstiges

Jederzeit anpassbare Schwierigkeitsgrade und Spielstile für ganz individuellen Spielstil, Angel-Minispiel.

Bildmaterial: Sonic Frontiers, Sega

1 Kommentar

  1. Habe es gestern auch wieder intensiver weiterspielen können und bin jetzt vorm 3. Boss
    Also es hat seine Macken wie auch hier im Test erwähnt, aber als 3D Sonic macht es auch einiges richtig und könnte mit mehr Zeit und Feinschliff der Wegbereiter einer besseren Zukunft für den blauen Igel sein ^^
    Bin noch auf den Rest gespannt, auch wenn Welt 3 sich leider nicht so schön erkunden ließ wie die beiden zuvor
    Mal schauen was noch kommt :)

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