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Im Test! The Legend of Heroes: Trails from Zero

TitelThe Legend of Heroes: Trails from Zero
Japan30. September 2010 (PSP)
Nihon Falcom
Nordamerika27. September 2022
NIS America
Europa30. September 2022
NIS America
SystemNintendo Switch, PlayStation 4, PC
Getestet fürNintendo Switch
EntwicklerNihon Falcom
GenresJRPG
Texte
Nordamerika 
VertonungJapan

Endlich. Nochmal: ENDLICH! The Legend of Heroes: Trails from Zero ist im Westen erschienen. Nur lockere, flockige 12 Jahre mussten Rollenspiel-Fans darauf warten. Manch einer hat in der Zeit vermutlich sogar besser Japanisch gelernt, um es zu spielen. Andere haben sich eventuell mit einer Fanübersetzung getröstet. Für alle, die noch nicht in den Genuss dieses absolut hervorragenden Rollenspielabenteuers kamen, haben wir nun die Switch-Fassung näher beleuchtet und sagen euch, ob es sich nur für Neulinge, Veteranen oder generell JRPG-Fans lohnt. Spoiler: Ja!

Wir überwinden das Hindernis!

Mit Trails from Zero schließt NISA im Westen nun eine tiefe Wunde aller Trails-Fans, die zwischen Trails in the Sky The 3rd und Trails of Cold Steel klaffte. Die Handlung spielt hierbei in der Pufferregion Crossbell, die zwischen Calvard und Erebonia und damit in einer prekären Lage zwischen den beiden Reichen liegt. Habt ihr bereits Trails of Cold Steel gespielt, dürften euch das Ergebnis und einige Details bekannt sein. Doch geht es um weitaus mehr in den beiden Crossbell-Titeln „Trails from Zero“ und dessen Nachfolger „Trails to Azure“, der nächstes Jahr ebenfalls erscheint.

Protagonist Lloyd Bannings hat es nach Europa geschafft.
»Nihon Falcom ist hier wirklich ein erzählerisches Meisterwerk auf allen Ebenen gelungen, das auch die Vorgänger mit einschließt und eine runde Geschichte mit bezaubernden Haupt- sowie Nebencharakteren präsentiert.«

Die ungeschickte Veröffentlichungsreihenfolge, zahlreichen Plattformwechsel und enormen zeitlichen Abstände sind schon etwas schwer zu verdauen, hängt doch alles im Trails-Universum miteinander zusammen. Aber einen Zahn kann ich jedem ziehen: Egal, wie viel ihr bereits über die Nachfolger und Vorgänger wisst, Trails from Zero kann sowohl ein hervorragender Einstiegspunkt sein als auch eine tolle Ergänzung, um Lücken zu füllen. Also lasst euch hier bitte nicht verunsichern.

Die beiden Crossbell-Titel zählen unter Fans nicht umsonst zu den besten der gesamten Reihe. Das liegt vor allem am flotten Einstieg und den fantastischen Charakteren. Gespickt wird das Ganze mit einer hervorragenden Detektiv-Story, die einige Wendungen bereithält und sprichwörtlich immer tiefer geht.

Bracer können weg

Im Fokus der Story steht hierbei Lloyd Bannings, der gerade seine Ausbildung zum Ermittler abgeschlossen hat und nach einigen Jahren Abwesenheit nun nach Crossbell zurückkehrt. Dort wird er direkt Teil der Sondereinheit S.S.S, der Polizei, die eine Brücke zwischen der herkömmlichen Polizeiarbeit und Bracertätigkeiten schlagen soll. Hatte man in den Vorgängern noch die Bracer selbst gespielt, die sich um die Belange der Bewohner kümmern und Monster jagen, wird man nun also in gewisser Weise zu Rivalen. Allerdings gestalten sich dadurch die ersten Missionen als einfache Botengänge, da man eine vergleichbare Stellung einnimmt. Erzählerisch ist es aber spannend, hat man die Vorgänger noch aus dem anderen Blickwinkel erlebt.

Special Support Section VS Bracer-Gilde

Der Spieleinstieg gestaltet sich zunächst auch schön flott und nach nur 20 Minuten werdet ihr bereits euer erstes Monster besiegt haben. Das ist für ein Trails-Spiel mit den bekannten Textmengen echt kurz. Zusätzlich beschleunigt wird das Abenteuer dadurch, dass ihr direkt als Viererteam mit herrlich unterschiedlichen Charakteren die Detektivarbeit aufnehmt.

Hervorragende Gruppenmitglieder

Besonders angenehm ist direkt der Protagonist Lloyd, der mal nicht an Amnesie leidet, zwar etwas naiv, aber nicht dumm ist und durch seine Ausbildung eine scharfe Auffassungsgabe besitzt. Er mausert sich dadurch zu einem tollen Anführer der Spezialeinheit, über den man sich nicht permanent aufregen muss, weil man als Spieler mehr weiß als er selbst.

Oder der zunächst stereotypisch wirkende Frauenheld Randy – groß, kräftig, gut gebaut –, der anfangs seine Machosprüche nur so sprießen lässt. Er wird jedoch schnell eher zum großen Bruder für die Gruppe und legt das Klischee auch ab.

Nihon Falcom beweist hierbei wirklich ein klasse Händchen, einem den bunten Haufen nach und nach vorzustellen, wodurch sie einem richtig ans Herz wachsen. Garniert wird das mit Problemen und Geheimnissen, von denen man im Laufe des Abenteuers erfährt, was die hervorragende vielschichtige Erzählweise unterstreicht.

Einziger Wermutstropfen hieran ist, dass dies den Großteil des Spiels euer festes Team bildet und ihr meist nur für einzelne Abschnitte weitere Charaktere in eure Gruppe bekommt, die sich auch schnell wieder verabschieden oder euch nur durch Unterstützungsangriffe zur Seite stehen.

Willkommen in Crossbell City

Man kann über Trails from Zero nicht reden, ohne die gewaltige Stadt selbst zu erwähnen. Diese vollständig zu erkunden, wird einige Zeit in Anspruch nehmen, was zunächst auch erst einmal erschlagen kann. Ausgehend vom Hauptplatz mit seinen zahlreichen Gebäuden und Geschäften führt das sternförmige Straßennetz in zahlreiche weitere Viertel, wie das Vergnügungs-, Hafen-, Finanz- oder Wohnviertel, um nur einige zu nennen.

Der markante Hauptplatz im Zentrum der Stadt

Natürlich könnt ihr dort überall auch einer Menge NPCs begegnen, die im Laufe der Hauptstory alle ihre Dialoge ändern und somit für die Trails-Spiele typisch auch ganz eigene kleinere Geschichten erzählen – sofern man sich die Zeit dafür nimmt. Denn die werdet ihr dafür brauchen. Nur sollte euch klar sein, dass in den ersten Stunden durch all das Erkunden der gewaltigen Stadt etwas wenig gekämpft wird. Hier wird man leider etwas länger an der Leine gehalten.

Aber keine Sorge, hat man sich einmal in der Stadt zurechtgefunden und diese durch Haupt- und Nebenquests ausgiebig erkundet, öffnet sich das Spiel immer weiter und führt euch in die umliegenden Dörfer oder beispielsweise die nahe gelegene Kirche und ein Krankenhaus.

Auf den Wegen dazwischen wimmelt es dann auch vor Monstern, denen ihr nach Belieben auch aus dem Weg gehen könnt. Zufallskämpfe waren schließlich auch vor 12 Jahren bereits out. Neu ist auch, dass man Gegnern einen Schlag verpassen kann, um einen Kampfvorteil zu haben. Seid ihr stark genug, vernichtet ihr das Monster sogar ganz ohne Kampf – sehr angenehm für den späteren Spielverlauf.

Das Erkunden müsst ihr jedoch völlig ohne Questmarkierungen bewältigen. Wie ein ordentlicher Ermittler habt ihr hierfür jedoch euer Notizbuch, in dem alles festgehalten wird und mit dem ihr euch nicht verirren solltet.

ENIGMA aktiviert

Solltet ihr einen der Vorgänger von Trails from Zero gespielt haben, werdet ihr euch mit dem rundenbasierten Kampfsystem direkt zu Hause fühlen. Durch das schachbrettartig anmutende Aussehen werden die Reichweite und der Attackenradius begrenzt und ihr könnt euch taktisch etwas verteilt anordnen, um nicht selbst von einem Flächenangriff komplett erwischt zu werden. Außerdem seht ihr immer eine Leiste, wann welcher Gegner oder ihr selbst angreifen könnt sowie eventuelle einhergehende Boni wie das Austeilen von kritischem Schaden oder der Erhalt größerer Sepith-Mengen, die für eure Zaubersteinchen, die Quartz, benötigt werden. Da man die Attackenreihenfolge durch spezielle Angriffe auch ein wenig beeinflussen kann, kann man diese Boni auch den Gegnern stehlen. Das System ist Veteranen bekannt und funktioniert prima. Eine ernsthafte Herausforderung ergibt sich daraus jedoch selten.

In den Rundenkämpfen sind Attacken- und Bewegungsradius entscheidend.

Neben den normalen Attacken gibt es wie gewohnt auch eine Leiste für sogenannte Crafts, die charakterspezifischen Spezialattacken. Die können nun zwischen zwei Teammitgliedern kombiniert werden. Das kennt man so mittlerweile auch aus Trails of Cold Steel. Außerdem gibt es die zuvor angesprochenen Unterstützungsangriffe von passiven Gruppenmitgliedern, die man zu gewissen Zeitpunkten nutzen kann.

Sehr schön ist, dass in Trails from Zero noch das Quartz-System enthalten ist, mit dem man die Zauber-Artes selbst erstellen kann, auch wenn das etwas Eingewöhnung bedarf.

Mafiöse Machenschaften ohne Cliffhanger

Völlig untypisch für die Trails-Reihe habe ich gleich zu Beginn eine schöne Nachricht für euch, die ich auch direkt in die Überschrift gepackt habe: Ja, es gibt keinen echten Cliffhanger. Das ist zusätzlich erstaunlich, da es mit Trails to Azure einen direkten Nachfolger gibt. Es gibt zwar Themen, die man etwas zurückhält und die man sich für den Nachfolger aufhebt, jedoch ist dies nicht zu vergleichen mit anderen Vertretern der Reihe.

Die Story kann durchgehend überzeugen und wirft euch immer schön weitere Brotkrümel vor die Nase, denen ihr als Ermittler brav bis zum Ende folgt. Dabei wird man auch selbst etwas eingebunden und kann durch Antwortmöglichkeiten der Wahrheit näherkommen. Zugegeben ist nicht immer ganz ersichtlich, welche Antwort gefragt ist, aber ich habe ja auch keine Ermittlerausbildung genossen – vielleicht geht es euch da anders. Solche korrekten Antworten werden euch jedoch bessere Punktwertungen nach einer Mission einbringen und damit auch besondere Gegenstände.

Dabei nimmt die Handlung auch einige tolle Wendungen: Angefangen bei den beiden verfeindeten Banden der Slums, von denen eine auf ein Geheimnis stößt, bis hin zu einer Mafiaorganisation, die nicht alle Fäden zieht, arbeitet ihr euch immer tiefer in die dunklen Geheimnisse der Stadt vor. Und keine Sorge, damit habe ich bei Weitem nicht zu viel verraten. Nihon Falcom ist hier wirklich ein erzählerisches Meisterwerk auf allen Ebenen gelungen, das auch die Vorgänger mit einschließt und eine runde Geschichte mit bezaubernden Haupt- sowie Nebencharakteren präsentiert. Alle Handlungsstränge, selbst bei völlig unscheinbaren NPCs, sind liebevoll gestaltet und werden in den Nachfolgern wieder aufgegriffen.

Wie für die Switch gemacht

Trails from Zero könnte heute auch von einem Indie-Entwickler in der Form für die Switch konzipiert worden sein. Alles erinnert an die großen PS2-Klassiker mit einer isometrischen Ansicht und liebevollen Sprites und Charakterportraits, die die Emotionen wundervoll vermitteln. Die simple Grafik hat zudem den schönen Nebeneffekt, dass ein solch riesiges Abenteuer dadurch extrem fixe Ladezeiten spendiert bekam und alles superflüssig ist.

Optisch alte Schule

Im Turbomodus auf der höchsten Stufe bleibt man da schon mal häufiger an einer Ecke hängen, weil es derart zackig abläuft. Den kann man aber zum Glück an die eigenen Bedürfnisse anpassen. An Einstellungsmöglichkeiten wurde generell nicht gespart.

Rechnet nur bitte nicht mit einer englischen Synchronisierung – die gibt es nicht. Gesprochen wird ausschließlich auf Japanisch, dafür ist aber in der Haupthandlung fast alles vertont. Die Texte sind jedoch ausschließlich auf Englisch. Bei den gewaltigen Textmengen solltet ihr hier also fit sein.

Bei der Lokalisierung hat man jedoch nichts dem Zufall überlassen und mit dem Geofront-Team die richtigen Leute ins Boot geholt, die sich bereits für eine sehr gute Fanübersetzung verantwortlich zeichnen. Diese wurde nun noch einmal überarbeitet, hier gibt es also keine bösen Überraschungen und nichts auszusetzen.

 

Fazit

Trails from Zero ist gewaltig. Crossbell City und das Umland laden zwar hervorragend zum Erkunden ein, können aber auch erschlagend wirken. Auf allzu viel Action muss man daher zu Beginn des Abenteuers verzichten, gilt es eben zunächst, die riesige Stadt zu erkunden und deren Bewohnern durch Bracer-ähnliche Tätigkeiten zu helfen. Für ein Trails-Spiel ist der Einstieg jedoch enorm flott und man wird nicht von Tutorials erschlagen – man kann sie sogar komplett überspringen.

Das rundenbasierte Kampfsystem wird euch nie überfordern und funktioniert gewohnt tadellos. Gegenüber den Vorgängern gibt es feine Verbesserungen wie die Teamattacken, die man jedoch mittlerweile bereits aus Trails of Cold Steel kennen könnte.

Die getestete Switch-Fassung lässt keine Wünsche offen. Alles läuft flüssig, ist schön scharf und die Ladezeiten sind angenehm kurz. Daneben profitiert man von einem Turbomodus, der einen das Erkunden und die Kämpfe in mehreren Stufen beschleunigen lässt.

Interessierte sollten jedoch gerne viel Text lesen wollen und dazu des Englischen mächtig sein, denn die Texte gibt es ausschließlich auf Englisch, die Vertonung erfolgt einzig auf Japanisch.

Doch egal ob ihr Trails-Veteran oder Serien-Neuling seid: Wenn ihr nur einen Hauch Interesse an JRPGs habt, solltet ihr euch Trails from Zero nicht entgehen lassen. Nicht nur mit den hervorragenden, vielschichtigen Charakteren kann Nihon Falcom erzählerisch begeistern, sondern auch mit einer fesselnden Detektivgeschichte, die euch immer tiefer in den Kaninchenbau vordringen lässt. Inklusive zahlreicher Wendungen erlebt man eine durch und durch runde Geschichte, die euch einen schmerzvollen Cliffhanger erspart und im Gegenteil nur Lust auf mehr macht. „Peak Kiseki“, um eines unserer Community-Mitglieder zu zitieren. Ich kann dies nur unterschreiben.

 

Story

Folgt Lloyd und seinen Teammitgliedern einer spannenden Detektivgeschichte immer tiefer in den Kaninchenbau.

Gameplay

Altbekanntes rundenbasiertes Kampfsystem mit kleinen Erweiterungen, die in den Nachfolgern jedoch bereits Standard sind.

Grafik

Charmante Charakterportraits und liebevolle Sprites erwachen in einer isometrischen Ansicht zum Leben.

Sound

Melodische Falcom-Klänge und Musikstücke. Gute Lokalisierung und hervorragende japanische Synchronisation.

Sonstiges

Nur englische Texte, nur japanische Sprachausgabe. Turbomodus unabhängig für Kämpfe und beim Erkunden einstellbar in verschiedenen Geschwindigkeiten. Automatisches Speichern in mehreren verschiedenen Intervallen.

Bildmaterial: The Legend of Heroes: Trails from Zero, NIS America, Falcom

4 Kommentare

  1. Schöner Test!
    Werde es früher oder später noch spielen und vielleicht mit diesem Teil dann in die Trails Reihe einsteigen, später dann Trails of Cold Steel nachschieben (hoffentlich kommen Teil 1und 2 auch noch auf die Switch...)
    Und trails in the sky nachholen (wäre doch auch nice auf der Switch oder dem Nachfolger ..).

  2. Hab vor paar Tagen einen 3. Anlauf gestartet und TitS FC begonnen. Habs erstmals sogar geschafft bis Kapitel 2 zu kommen. Dank Steam Deck Dock spiele ich sehr bequem am TV, als wäre es ne normale Konsole. Mal gucken ob ich SC und TC erreiche und dann noch Bock habe Zero und das bis dahin erschienene Azure hinten dran zu hängen. Als Cold Steel Veteran feiere ich jeden mir bekannten Char. Speziell einen gewissen ominösen Barden :thumbup:


    Hab mir letzte Woche wohl iwann ne ordentliche Priese Corona positiv geangelt.. hab also grad n wenig Zeit mich mal konzentriert damit zu beschäftigen.. solange ich meine Dolormin alle 12 h net vergesse :D

  3. Der Spieleinstieg gestaltet sich zunächst auch schön flott und nach nur 20 Minuten werdet ihr bereits euer erstes Monster besiegt haben.

    Ja, so nach 40 Stunden nimmt dann auch die Story langsam fahrt auf :D


    Neben der veralteten Grafik war die echt lahme Entwicklung das größte Hindernis bei meinem ersten Trails Spiel. Das ergibt aber auch Sinn, und wenn man sich einmal dran gewöhnt hat passt das auch.

  4. Ui, ich habs tatsächlich geschafft. TitS FC ist zu ende! Und was für eins.. was n fieser Cliffhanger.. aber SC ist ja schon am downloaden. Einziges Hindernis, hab mir gestern spontan Vampire Survivors gekauft.. und seit dem über 10 Stunden schon auf dem Tacho.. kann sein das sich SC noch n wenig gedulden müssen wird.

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