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Im Test! Yu-Gi-Oh! RUSH DUEL: Dawn of the Battle Royale!!

TitelYu-Gi-Oh! RUSH DUEL: Dawn of the Battle Royale!!
Japan12. August 2021
Konami
Nordamerika07. Dezember 2021
Konami
Europa07. Dezember 2021
Konami
SystemNintendo Switch
Getestet fürNintendo Switch
EntwicklerKonami
GenresKartenspiel-Simulator
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
VertonungNordamerika 

Ich möchte nicht angeben, aber meine Yu-Gi-Oh!-Kartensammlung ist durchaus beachtlich. Seit der ersten Stunde sammle ich diese fantastischen Karten und, anders als viele andere Sammler, spiele sogar mit ihnen. Angefangen hat das alles mit einem ungewöhnlichen Anime, der eine jahrelange Leidenschaft in mir entfacht hat. In den letzten Jahren hat diese Leidenschaft jedoch an Intensität verloren. Mit den Post-Yami-Staffeln, Duel Links, Speed Duels und all dem Zusatz, der das Spiel weitaus komplexer gemacht hat, bin ich nicht warm geworden.

Kein Wunder also, dass ich lange nicht mehr in ein Yu-Gi-Oh!-Videospiel eintauchen konnte. Jedes Mal, wenn ich es versucht habe, wurde ich mit einer Flut von Regeln und mit endlos langen Kartentexten überschüttet. Der Wunsch nach einfacheren Zeiten, wo die Starter Decks von Yugi, Kaiba, Joey und Pegasus das Maß aller Dinge darstellten, wurde mit der Zeit immer größer.

Mit dem Release von Yu-Gi-Oh! RUSH DUEL: Dawn of the Battle Royale!! habe ich mich daher kaum beschäftigt. Aber nachdem ich erfahren habe, dass es sich um eine schnellere Art der Duelle mit simpleren Effekten und Regeln handelt, war mein Interesse natürlich augenblicklich geweckt. Erst später fand ich heraus, dass diese Duelle in Japan bereits weit verbreitet sind und sogar bereits in einem Anime implementiert wurden. Ob dieses Spiel meine Leidenschaft wieder entflammen kann, erfahrt ihr in den folgenden Absätzen.

Der Neue, der zu viel wusste

Neue Regeln, neuer Anfang. Der Story-Modus von Yu-Gi-Oh! RUSH DUEL: Dawn of the Battle Royale!! beginnt, nicht anders als viele andere japanische Spiele oder Anime, mit einem zumindest in den Dialogen stummen Protagonisten ohne Namen, der in eine neue Stadt zieht, die verrückt nach Rush-Duellen ist.

Selbstverständlich gibt es auch eine böse Firma, die alle Duelle und jeglichen Spaß verbieten will. Seltsamerweise richtet ebendiese Firma ein gigantisches Battle Royale in der Stadt aus, um den besten Duellanten zu finden. Was kann sich wohl dahinter verbergen?

Dank einiger netter Teens werden dem Protagonisten in langen Tutorials die Regeln des Spiels beigebracht und wer anderes als ein halbstummer Protagonist, der noch nie ein Rush-Duell gespielt hat und neu in eine fremde Stadt gezogen ist, könnte das große Turnier gewinnen?

Bevor die halbgare Geschichte in all ihren Facetten diskutiert wird, gibt es erstmal ein Kompliment, dass es überhaupt einen Singleplayer-Story-Modus gibt. Bei Yu-Gi-Oh!-Spielen ist das mittlerweile leider keine Selbstverständlichkeit mehr. Aber wie die kurzen Absätze oben bereits suggerieren, handelt es sich nicht um eine besonders epische Erzählung mit spannenden Wendungen und interessanten Charakteren.

Das absolut Nötigste

Es wird das absolut Nötigste geboten, mehr auch nicht. Einige Dialogzeilen fallen zwar positiv auf und wecken das Interesse ein wenig, aber das ist leider nicht genug, um nach den Credits noch irgendein Detail im Kopf zu behalten.

»Insgesamt müssen bis fünf Karten jede Runde auf die Hand genommen werden. In der Main Phase ist das Ziel dann, mit den Karten auf der Hand den mit Abstand größten Angriff und Effekt zu erzielen.«

Zwar haben die meisten Charaktere eine eigene Stimme, aber unverständlicherweise sind nur die wenigsten Dialoge vertont. Zumindest in den Duellen können die Charaktere ein wenig über sich hinauswachsen, aber das ist für eine richtige Charakterisierung eindeutig nicht genug. Die Synchronsprecher an sich sind auf dem Niveau, welches man von Anime, die sich an vornehmlich kleine Kinder richten, gewohnt ist.

Außerdem: Je weniger Worte man über den Soundtrack verliert, desto besser. Außer der Idee, dass sich die Tracks dynamisch am Duell-Verlauf orientieren, gibt es nichts Positives zu sagen. Die wenigen Tracks wirken wie aus einem Generator zusammengewürfelt und werden so schnell wie möglich stumm geschaltet.

Ein Duell im Zentrum

Aber jetzt zum Zentrum der meisten Projekte, welche die drei Worte Yu, Gi und Oh im Namen beinhalten: das Kartenspiel. Wie bereits oben erwähnt, ist Sinn und Zweck der Rush-Duelle eine wesentlich vereinfachte und schnellere Version des komplexen Duel Monsters zu bieten.

Anders als im Original gibt es nur drei Monster und drei Fallen-/Zauberkarten-Felder. Die Feldkarte, das Deck und der Friedhof dürfen natürlich auch nicht fehlen. Die eigentliche Krux ist aber, dass die Phasen ein wenig anders ablaufen. Anstatt jeden Zug nur eine Karte vom Deck zu nehmen, müssen die Spieler jede Runde so viele Karten auf die Hand nehmen, bis es genau fünf sind.

Also müssen insgesamt null bis fünf Karten jede Runde auf die Hand genommen werden. In der Main Phase ist das Ziel dann, mit den Karten auf der Hand den mit Abstand größten Angriff und Effekt zu erzielen.

Um das zu erreichen, gibt es kein Limit, wie viele Monster man pro Zug beschwören kann. Hat man zum Beispiel drei Monster auf der Hand mit vier Sternen oder weniger, können alle drei auf das Feld beschworen werden.

Tennis mal anders

Besitzt man dann noch ein mächtiges Monster mit mehr als vier Sternen, dann kann dieses als Tributbeschwörung ebenfalls auf das Spielfeld gelegt werden. Ziel sollte es also sein, so viele Karten wie möglich zu spielen, um im nächsten Zug wieder die maximale Anzahl an Karten ziehen und so eine neue Chance haben zu können.

Das führt zu einem interessanten Hin und Her in den Duellen, welches oft in nur einem Zug die komplette Dynamik ändern kann. Aber durch den simpleren Ablauf sind die Duelle wesentlich vorhersehbarer. Jede Runde werden einfach so viele Karten wie möglich und im besten Fall die mächtigsten Karten gespielt, ohne sehr viel Strategie im Hinterkopf haben zu müssen. Natürlich ist es auch wichtig zu wissen, wann man welche Karte im besten Fall spielt, aber deutlich weniger als es noch bei Duel Monsters war.

Magie-, Fallenkarten und Monster-Effekte werden genauso behandelt wie im klassischen Duel Monsters, mit dem Unterschied, dass die Main Phase 2 komplett gestrichen wurde. Also hat man ausschließlich vor der Battle Phase die Möglichkeit, Zauber- und Fallenkarten zu spielen. Eine für mich sehr willkommene Entwicklung, da das ständige Phasenwechseln bei jeder Videospiel-Umsetzung unglaublich viel Zeit in Anspruch genommen hat.

Der essentielle Fehler

Bei den Monstern handelt es sich um eine Mischung aus neuen und bekannten Gesichtern aus dem klassischen Yu-Gi-Oh!-Anime. Der weiße Drache mit eiskaltem Blick und der dunkle Magier dürfen dabei selbstverständlich nicht fehlen. Aber hier sind die Designs ein wenig anders, als man sie all die Jahre kennen und lieben gelernt hat. Eine ebenfalls willkommene Abwechslung, obgleich einige Redesigns wie billige Kopien wirken.

»Leider haben die Entwickler einen essentiellen Fehler gemacht, der dafür sorgt, dass erst nach einigen Spielstunden etwas mehr Spannung und Spielspaß in das Geschehen kommt.«

Die KI der Gegner bietet ab und an genug Herausforderung, um das Gehirn anzutreiben, aber die meisten Duelle verlaufen nach demselben Schema und können nur verloren werden, wenn in den ersten drei Zügen keine sinnvolle Karte gezogen wird.

Leider haben die Entwickler einen essentiellen Fehler gemacht, der dafür sorgt, dass erst nach einigen Spielstunden etwas mehr Spannung und Spielspaß in das Geschehen kommt. Seltsamerweise ist die Funktion, sein eigenes Deck zu bauen, erst spät in der Geschichte freizuschalten. Davor ist man gezwungen, sich an das simple Ausgangsdeck zu halten, selbst wenn man von den vielen Duellen oder aus den Booster-Packs einige wertvolle Karten erhält.

Kurzer Spaß

Es ist mir ein absolutes Rätsel, wieso ein so essentieller Bestandteil eines jeden Yu-Gi-Oh!-Spiels nicht von Beginn an zugänglich ist. An dem Balancing hätte sich dadurch nicht allzu viel geändert. Als Alternative neben dem Ausgangsdeck sind nur die Decks einiger besiegter Gegner auszuwählen. Denn von diesen erhält man eine Deck-Schablone, die man aber erst benutzen kann, wenn man jede einzelne Karte, die sich in der Schablone befindet, gezogen oder gewonnen hat. Also wird man die meiste Zeit tatsächlich nur mit dem Ausgangs-Deck beschäftigt sein.

Im Endeffekt habe ich mit diesem Deck fast das gesamte Spiel für mich entschieden, obwohl ich wesentlich lieber mein eigenes gebaut hätte. Und nun zur wichtigsten Frage: Sind die Rush-Duelle für mich, dem Duel Monsters zu komplex geworden ist, angenehmer zu spielen?

Die Antwort: ja. Es gibt keine unendlich langen und komplexen Effekte und die Dauer der Duelle, obgleich immer noch viel zu lang für sogenannte Rush-Duelle, ist wesentlich kürzer als bei anderen Yu-Gi-Oh!-Spielen. Für Laien ist der Einstieg auch wesentlich einfacher gestaltet.

Neben dem Story-Modus wird das Übliche geliefert. Kleine Missionen, um Geld zu verdienen, damit man sich viele Booster-Packs kaufen kann, sowie der obligatorische Multiplayer, mit dem man wesentlich mehr Spaß haben kann als mit der eigentlichen Geschichte.

Bitte mehr Rush in meinen Duellen

Als langjähriger Fan von Yu-Gi-Oh!, dem die Duelle in den letzten Jahren zu komplex geworden sind, hat mir Yu-Gi-Oh! RUSH DUEL: Dawn of the Battle Royale!! großen Spaß gemacht. Die simpleren Regeln und Effekte haben den Einstieg deutlich einfacher gemacht als bei anderen Spielen und das viele Gelese auf ein Minimum reduziert.

Leider sorgen die einfachen Regeln für einen wesentlich repetitiveren Spielablauf, sodass die Dynamik vom klassischen Duel Monsters ein wenig verloren geht. Mit einem „richtigen“ Story-Modus wird sogar für Singleplayer ein wenig was geboten, auch wenn es nur das absolute Minimum ist. Grafisch und soundtechnisch haben wir leider vor Jahren schon weitaus bessere Yu-Gi-Oh!-Spiele erhalten.

Zum Schluss kann ich nur noch einmal meinen Unmut über die Tatsache kundtun, dass man erst sehr spät im Spielverlauf sein eigenes Deck zusammenstellen kann.

 

Story

Neues Kind in neuer Schule, das noch nie ein Rush-Duell gespielt hat. Wer anderes könnte das große Turnier gewinnen?

Gameplay

Die Rush-Duelle sind eine interessante Abwandlung des beliebten Duel Monsters mit guten Ideen, aber vielen sich wiederholenden Zügen. Trotzdem bieten sie viel Spaß und eine schöne Abwechslung für Fans und sind zugänglicher für Neueinsteiger.

Grafik

Bei den Duellen kann man sich nicht wirklich beschweren, obgleich die Auflösung der Karten ein wenig höher sein könnte. Aber die Charaktermodelle und Umgebungen sind extrem simpel und veraltet.

Sound

Durchschnittliche englische Synchronsprecher, die nur selten zum richtigen Einsatz kommen, und ein Soundtrack, über den besser keine weiteren Worte verloren werden sollten.

Sonstiges

Der obligatorische Multiplayer ist natürlich dabei. Wer aber im Singleplayer-Modus sein eigenes Deck zusammenstellen will, der muss einige Stunden mit weitaus weniger interessanten Decks investieren.

Bildmaterial: Yu-Gi-Oh! RUSH DUEL: Dawn of the Battle Royale!!, Konami

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