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Culture Slot: Japanische Briefmarken sammeln – langweilig? Nein! Schnapp‘ sie dir alle!

Bildmaterial: Wikipedia, eigene Briefmarkensammlung

Briefmarken sammeln klingt als Freizeitbeschäftigung ziemlich langweilig. Zumindest dachte ich bis vor wenigen Wochen so über dieses Hobby, bis mir ein besonderes Buch, im wahrsten Sinne des Wortes, am Arbeitsplatz in die Hände fiel.

In diesem Buch las ich Artikel verschiedener Philatelisten aus einem Münchner Briefmarkenverein. Während ich mir die Bilder der verschiedenen Sammlungen ansah, bemerkte ich, dass für mich ein Land fehlte. Wo blieb Japan in diesem Bereich?

Ich malte mir langsam aus, wie es wohl wäre, wenn ich mit der Sammlung von japanischen Briefmarken beginnen würde. Der Gedanke gefiel mir immer besser und so setzte ich das Vorhaben in die Realität um. Zuerst holte ich mir einige Ratschläge eines Experten in Sachen Briefmarken sowie Belege für die schwierigen Gebiete Ostrumelien / Südbulgarien und kaufte meine Grundausrüstung bei einem lokalen Briefmarkenhändler, um meine Mission zu starten.

Nun konnte ich mich der neuen Herausforderung im alten Gewand stellen und schnell stellte ich entzückt fest, wie nahe die japanischen Briefmarken an meine anderen Leidenschaften kommen, doch dazu später mehr.

Der erste moderne Postdienst

Der erste moderne Postdienst des Landes wurde im Jahr 1871 gegründet. Zunächst wurde die Post auf professionelle Weise zwischen Kyoto und Tokio sowie zwischen Tokio und Osaka transportiert. Dieser Schritt geschah inmitten der rasanten Industrialisierung und der sozialen Umstrukturierung, welche die Meiji-Periode innerhalb der japanischen Geschichte symbolisiert.

Angesichts der Tatsache, dass die Eisenbahntechnik des Landes noch in den Kinderschuhen steckte, stützte sich das japanische Postsystem in hohem Maße auf von Menschen betriebene Transportmittel, einschließlich Rikschas und Pferde.

In Bezug auf die Kommunikation waren bereits britische Techniker mit der Bedienung japanischer Leuchttürme beschäftigt und das Land versuchte das aufstrebende Postsystem mit britischen Ideen und örtlichen Praktiken in Einklang zu bringen. Insbesondere die Schifffahrt entlang der Landesküste ist ein wichtiges Beispiel für die Entwicklung der japanischen Wirtschaft. Die Regierung arbeitete eng mit privaten Firmen zusammen, um industriell zu expandieren. Man wollte den sozialen Bedürfnissen entsprechen, aber gleichzeitig hohe Gewinne einfahren.

Eine der ersten Briefmarken (1871).

Im Jahr 1870 besuchte der japanische Politiker Baron Maejima Hisoka die Stadt London, um die Funktionsweise des britischen Postsystems kennenzulernen. Mit der gesammelten Erfahrung gründete er 1871 das japanische Postwesen.

In einem Vierersatz erschienen die ersten japanischen Briefmarken im April 1871, die verschiedene Posttarife abdeckten. Die Heraldischen Drachen bestehen aus einem komplizierten und zweifarbigen Design. Beide Drachen richten ihren Blick zur Mitte, in der das Wertzeichen in Schwarz gedruckt ist.

Zu diesem Zeitpunkt wurden die Briefmarken noch mit der Währung mon versehen, die allerdings zu diesem Zeitpunkt schon vom Yen abgelöst wurde. In Japan wurde von der Muromachi-Zeit 1336 bis zur frühen Meiji-Periode mon als Zahlungsmittel verwendet.

Das gleiche Grundmuster wurde 1872 durch Yen ersetzt und zeigte weitere Neuerungen. Die Entwürfe enthielten lateinische Buchstaben für die Benennungen, außerdem wurde die Chrysantheme verwendet. Das kaiserliche Siegel wurde, anstelle des Antlitzes des tatsächlichen Kaisers, bis 1947 auf jede Briefmarke gedruckt.

1935: Die ersten Neujahrsbriefmarken

1935 wurde die erste Neujahrsbriefmarke veröffentlicht, mit denen man seine Neujahrsgrüße verschickt. Seit 1966 tragen die Briefmarken den Schriftzug „NIPPON“ in lateinischen Buchstaben.

Erwähnenswert sind noch die Datumsangaben der japanischen Stempel. Das Datum wird von rechts nach links gelesen. Jedoch geschieht es sehr häufig, dass zwei Stempel das identische Datum zeigen, aber in Wirklichkeit Jahrzehnte auseinanderliegen. Wie ist das möglich?

Die Antwort lautet nengō (= Jahrestitel) bzw. gengō (wortwörtlich: „Ursprungs[jahres]titel“). Der Begriff bezeichnet die japanische Zeitrechnung der „Äranamen“ und bezieht sich auf das kalendarische Schema, das in Japan üblich ist. Dabei werden mehrere Jahre in Gruppen mit gleichem Namen zusammengefasst, die vom regierenden Tennō abhängig sind.

Zwar ist in Japan die westliche Zeitrechnung auch bekannt, aber bei den Behörden gilt das nengō-System als verbindlich. Seit der Meiji-Periode wird ein neuer Äraname nur bei der Thronbesteigung ausgerufen.

In Bezug auf das japanische Postsystem sind folgende Perioden interessant:

  • Ab dem 08.09.1868: Meiji 1 bis 45 unter Mutsuhito
  • Ab dem 12.07.1912: Taishō 1 bis 15 unter Yoshihito
  • Ab dem 25.12.1926: Shōwa 1 bis 64 unter Hirohito
  • Ab dem 08.01.1989: Heisei 1 bis 31 unter Akihito
  • Ab dem 01.05.2019: Reiwa unter Naruhito

Hello Kitty, Disney und Dragon Ball

In den letzten beiden Jahrzehnten hat sich die Darstellung der japanischen Briefmarken sehr verändert. Sie sind mittlerweile ziemlich bunt gehalten und zeigen in vielen Serien Figuren, die euch vertraut sein dürften. Neben „Hello Kitty“- und Disney-Figuren gibt es zahlreiche Charaktere aus dem Animebereich, die auf den Marken abgebildet sind.

Um einige Beispiele zu nennen, findet man Charaktere aus Lady Oskar, One Piece, Neon Genesis Evangelion, Dragon Ball, Doraemon und Pokémon auf den Briefmarken. Durch diese Verwendung können sich auch jüngere Leute zum Sammeln animieren lassen.

Aber ganz ehrlich: Nichts ist entspannender, als die älteren Briefmarken ohne Jahresbezeichnung anhand des MICHEL-Katalogs zu bestimmen. Zudem lernt man vor allem durch diese Marken Japans Geschichte und Kultur auf eine andere Art kennen, sofern man sich näher mit der Thematik befasst.

Und natürlich gibt es zum Schluss eine kleine Auswahl aus meiner privaten (und noch sehr kleinen) Sammlung:

Quellen: Nengo, Postage stamps and postal history of Japan, Wikipedia

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