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Im Test! Punch Line

TitelPunch Line
Japan28. April 2016
5pb.
Nordamerika9. Oktober 2018
PQube
Europa31. August 2018
PQube
SystemPlayStation Vita, PlayStation 4
Getestet fürPlayStation Vita
Entwickler5pb.
GenresVisual Novel, Adventure
Texte
Nordamerika
VertonungJapan

Wer kennt es nicht? Da schaut man einmal zu viel auf die Unterhose eines Mädchens und schon wird die gesamte Menschheit ausgelöscht. Klingt verrückt? Dann seid ihr bei Punch Line genau richtig, denn die Geschichte ist komplett durchgeknallt und dabei werden einige Genre wild durcheinandergeworfen.

Geschrieben wurde das Multimedia-Projekt von Kotaro Uchikoshi, der in erster Linie für die ausgezeichnete Zero-Escape-Reihe bekannt ist. Seinen Anfang machte Punch Line 2015 als Anime-Serie. Diese ist hierzulande bei KAZÉ Anime erschienen, kann aber auch wahlweise auf Crunchyroll angesehen werden. Ein Jahr später folgte eine Visual Novel mit Gameplay-Elementen, die dem Verlauf des Anime folgt, aber ein anderes Ende präsentiert. Dank dem europäischen Herausgeber PQube hat besagtes Spiel für PlayStation Vita und PlayStation 4 nun seinen Weg in den Westen gefunden. Ob es mit der Serie mithalten kann, erfahrt ihr in unserem Test!

Panty-Panik

Die Rolle des Protagonisten übernimmt der Schüler Yuta Iridatsu, der nach einer Busentführung auf dramatische Art und Weise seinen Körper verliert und fortan ein Dasein als Geist fristen muss. Geleitet von einem Katzengeist setzt er alles daran, dem unwillkommenen Eindringling, der es sich in seinem Körper gemütlich gemacht hat, den Kampf anzusagen, um so hoffentlich schnellstmöglich zu seinem normalen Leben zurückkehren zu können. Sein Ziel ist ein heiliges Buch, das sich irgendwo innerhalb der Villa befinden soll, in der Yuta und seine vier Mitbewohnerinnen wohnen.

Da gibt es jedoch zwei entscheidende Probleme. Yuta kann nur unter bestimmten Voraussetzungen Einfluss auf seine Umgebung nehmen, weswegen er auch für niemanden sichtbar ist und irgendwie schaffen die Mädchen es, ständig unbewusst ihr Höschen sichtbar für ihn zu präsentieren. Nicht gerade vorteilhaft für einen Teenager, der schon bei den kleinsten Unterhosen-Blitzern dazu neigt, Nasenbluten zu bekommen. Zudem bedeutet zu viel Erregung, dass, im wahrsten Sinne des Wortes, die Welt untergeht! Warum das so ist, würde Yuta selbst gerne wissen, aber niemand gibt ihm eine Erklärung für all die seltsamen Geschehnisse, in die er Hals über Kopf hineingeraten ist. Da hilft nur, der Sache selbst auf den Grund zu gehen!

Was zu Beginn bei Punch Line sehr hervorsticht, ist die Mischung aus Comedy und Fanservice mit übernatürlichen Elementen. Wie man es vom Szenario-Schreiber Kotaro Uchikoshi gewohnt ist, werden im Laufe der Handlung allerdings so einige sehr gelungene Wendungen die Ereignisse in andere Richtungen führen. So sind auch Sci-Fi-Elemente aktiv vertreten. Außerdem ist eine bunte Auswahl an Charakteren dabei, die alle mit der ein oder anderen Überraschung daherkommen und mindestens genauso verrückt sind wie der Rest des Spieles.

In insgesamt 21 Kapiteln, die ähnlich wie Anime-Episoden aufgebaut sind, bekommt man nach und nach Klarheit verschafft und darf sich über ein Ende mit anschließender Extraszene freuen, welches sich vom 12-teiligen Anime unterscheidet. Kenner der Serie werden ansonsten weitgehend auf bereits bekannte Inhalte stoßen, zumal hier genau dieselbe Geschichte wiedergegeben wird.

Aufgrund der Kürze der Kapitel erscheinen verwendete Rückblenden und sich wiederholende Sequenzen recht negativ und auch sonst ist die Erzählweise nicht immer gut gewählt. Positiv aufgefallen hingegen ist der unvergleichbare Humor, der durchgehend für gute Unterhaltung sorgt und die vielen enthaltenen Anspielungen auf bekannte Werke wie zum Beispiel Danganronpa, Steins;Gate und Detektiv Conan.

Mehr als nur Fanservice

In der ersten Hälfte des Spieles gibt es fast in jedem Kapitel Gameplay-Abschnitte, die ein und demselben Ablauf folgen. Zuerst muss Yuta seine spirituellen Kräfte erweitern, indem er den Mädchen Streiche spielt und sie erschreckt. Im Anschluss daran werden jene neu erlangten Kräfte dazu genutzt, Gegenstände in den verschiedenen Räumen der Villa so zu verändern, dass daraus eine Kette an Geschehnissen in Bewegung gesetzt wird.

Yutas Spielraum umfasst lediglich die Zimmer der Mitbewohnerinnen und je nach Anwesenheit und Wichtigkeit ist es noch nicht einmal nötig, allen vier einen Besuch abzustatten. Betritt man einen Raum, wird dieser komplett in 3D dargestellt und vom Spieler aus der Ego-Perspektive heraus betrachtet. Es besteht leider nicht die Möglichkeit, sich frei zu bewegen, sondern lediglich zwischen verschiedenen Positionen hin- und herzuwechseln, um sich so besser umsehen zu können. Erst dadurch wird es überhaupt möglich, einen Blick auf alle verfügbaren Gegenstände zu werfen, mit denen man interagieren kann.

Zu Anfang ist die richtige Wahl relativ einfach zu erkennen, da die Auswahl recht begrenzt ist. Doch schon bald versucht das Spiel, immer mehr Dinge in den Weg zu legen, die dem Spieler nicht weiterhelfen. Da Yuta nur eine bestimmte Anzahl an Aktionen vornehmen kann, gilt es hierbei mit Bedacht vorzugehen oder man muss den Abschnitt noch einmal von vorne anfangen. Oftmals stellt die anwesende Bewohnerin des jeweiligen Raumes ebenfalls ein großes Hindernis dar, da Yutas Aufmerksamkeit sich automatisch auf sichtbare Höschen richtet. Passiert dies, füllt sich langsam eine Leiste auf. Wer hier zu lange mit dem Wegschauen wartet, hat mal eben die gesamte Menschheit auf dem Gewissen und darf sich von der Geisterkatze belehren lassen. Ein wirkliches Risiko steckt jedoch nicht dahinter, zumal man nach einem Fehlschlag immer an einen vorherigen Zeitpunkt zurückgesetzt wird, anstatt neu laden zu müssen.

Leider wird Punch Line erst spät fordernder, so dass die meisten Gameplay-Einlagen nicht allzu viel Überlegung voraussetzen. Außer Streichen, bei denen man schnellstmöglich den Blick abwenden muss, da sie zur sofortigen Unterhosenschau führen, und dem Hinzufügen eines gut bemessenen Zeitlimits in späteren Abschnitten gibt es wenig Abwechslung im Gameplay. Zudem wirkt das System nicht gänzlich ausgereift, wodurch das Navigieren manchmal etwas schwierig erscheint.

Während die Zielsetzungen und Aufgaben relativ verständlich erklärt werden, mit regelmäßigen Auffrischungen, fallen andere Dinge einfach unter den Tisch oder sind nicht deutlich genug ausgewiesen. So erscheint es unmöglich, animierte Szenen zu überspringen, wodurch die ständigen Wiederholungen des Intros und Outros in jedem Kapitel mit der Zeit ziemlich negativ auffallen. Dass man lediglich den X-Knopf lang gedrückt halten muss, wird nirgends wirklich ersichtlich.

In der zweiten Hälfte des Spiels fällt der übliche Gameplay-Teil komplett weg und man muss stattdessen an wenigen Stellen richtige Entscheidungen treffen, um einem Bad End zu entgehen.

Ein Mix aus Anime und 3D

Wer bereits die Anime-Serie gesehen hat, wird auf allerhand bekanntes Material im Spiel stoßen, weil man sich dazu entschieden hat, viel daraus wiederzuverwenden. Gerade zu Beginn und am Ende werden längere Szenen aus der Serie abgespielt, aber auch mittendrin wird hin und wieder davon Gebrauch gemacht. Neben diesen Elementen wurde auf weitere Stilmittel zurückgegriffen, die sich im meist wirren, nicht flüssigen Wechsel durch die gesamten Kapitel ziehen. Weitgehend sind es in 3D gehaltene Szenen, die mal mehr und mal weniger unbeholfen aussehen und leicht verwaschene, pixelige Konturen aufweisen. Die 3D-Charaktermodelle machen einen annehmbaren Eindruck und ihre Gesichtsausdrücke laden oftmals zum Schmunzeln ein, jedoch wiederholen sich ihre Bewegungen gerne, inklusive regelmäßigem Ruckeln. Allgemein lassen die Animationen zu wünschen übrig und Darstellungen wie zum Beispiel Milch, die einem Charakter ins Gesicht spritzt, sehen sehr komisch aus. Bei so einer schwankenden Qualität fragt man sich, ob den Entwicklern auf halbem Weg das Budget ausgegangen ist, zumal hier auch das dritte Stilmittel mit reinspielt. Szenen, die aus Bildern bestehen, die lediglich zum Teil leicht animiert sind. Weitgehend handelt es sich dabei um Mundbewegungen und Augenblinzeln. Das hätte nicht sein müssen.

Ein wenig besser sieht es in Sachen musikalischer Untermalung aus. Zwar zeigt sich der Soundtrack insgesamt nicht als sonderlich herausragend, hat aber den ein oder anderen Track dabei, der im Kopf bleibt und herrlich verrückte gesungene Lieder. Die Lieder, die für das Intro und Outro verwendet werden, zeigen sich zudem genauso „hell“ und „bunt“ wie der Stil der Serie. Abgerundet wird das Ganze mit einer ausgezeichneten japanische Sprachausgabe mit bekannten Sprechern wie Marina Inoue und Rie Kugimiya.

Schön zu sehen ist, dass so gut wie alle Standard-Funktionen einer Visual Novel vorhanden sind. Außer in den Gameplay-Abschnitten kann man jederzeit speichern und hat dafür genug Platz. Es sind unter anderem auch eine Schnellspeicherfunktion, Auto und Skip für Texteinstellungen, individuelle Spracheinstellungen und ein Textverlauf enthalten. Schade nur, dass es keinerlei Touchscreen-Unterstützung bei der PlayStation-Vita-Version gibt. Diese hätte schon alleine das Weiterklicken von Texten um einiges angenehmer gemacht.

An sich gibt es weitgehend nichts bei der Lokalisierung zu beanstanden, außer PQubes übliche Probleme, die sie anscheinend nicht in den Griff bekommen. Neben vertretenen Rechtschreibfehlern und einigen vertauschten Namen sowie Sätzen wurde wieder ein Fehler eingebaut, der sich auch in anderen Spielen des Herausgebers zeigte: Japanischer Text, der in Bildern enthalten ist, wird nicht übersetzt. Meist werden hierbei englische Untertitel eingesetzt, jedoch leider nicht immer. In seltenen Momenten fehlen Untertitel komplett und in einer Szene, in der Figuren Englisch reden, wurden japanische Untertitel angezeigt.

Dadurch, dass die Kapitel allesamt nicht sonderlich lang sind und der Schwierigkeitsgrad eher in Richtung „einfach“ geht, wird man bereits in ungefähr 14 bis 16 Stunden mit Punch Line durch sein. Einen wirklichen Wiederspielwert gibt es dabei nicht. Es sei denn, man möchte für die Galerie Unterhosen sammeln oder man hat es auf die Platin-Trophäe abgesehen. Zusätzlich schalten sich nach Beendigung eine Sound-Galerie mit Musik, ein kleiner Extra-Anime und die Möglichkeit, einzelne Kapitel auszuwählen, frei.

Fazit

»Punch Line zeigt sich als eine herrlich verrückte Visual Novel mit Gameplay-Elementen, die in erster Linie in Sachen Handlungsverlauf, Wendungen und Charaktergestaltung punkten kann. Was anfangs nach einer Mischung aus Comedy und Fanservice mit einer mehr als unsinnigen Prämisse aussieht, stellt sich schon bald als eine gelungene Achterbahnfahrt mit allerhand Überraschungen heraus – typisch Kotaro Uchikoshi halt! Leider kann die Gestaltung des Spiels da nicht wirklich mithalten und lässt sich eher als hinderlich für die Geschichte ansehen. Das Gameplay ist zwar nett, aber mit wenig Abwechslung versehen und die Stilmittel werden alle wild durcheinandergeworfen. Neben aus dem Anime verwendeten Szenen wird weitläufig Gebrauch von 3D-Szenen gemacht sowie Momenten, in denen leicht animierte Bilder zu sehen sind. Die Qualität variiert dabei enorm und vermittelt das Gefühl, als wäre mittendrin das Budget ausgegangen. Zudem wird innerhalb der kurz gehaltenen Kapitel jedes Mal ein Intro und Outro gespielt und gerne auf Rückblenden zurückgegriffen. Das mindert den Spielspaß enorm.

Aus den genannten Gründen ist das nicht gerade umfangreiche Spiel in erster Linie etwas für Fans der Serie, die weitere kleine Details, das neue Ende sowie die Extra-Szene sehen möchten. Gehört man nicht dazu, sollte man sich lieber die 12-teilige gleichnamige Anime-Serie anschauen, die einen viel besseren Job hinlegt, die Handlung wiederzugeben. Dumm nur, dass diese einen anderen Ausgang hat…«

 

Eine herrlich verrückte Geschichte, die eine Mischung aus Comedy, Fanservice und Sci-Fi darstellt und allerhand gelungene Überraschungen parat hält.
Visual Novel mit kurzen Point-and-Click-Einlagen und wenigen Entscheidungsmöglichkeiten.
Wilde Mischung aus Animeszenen, leicht animierten Bildern und 3D-Szenen. Qualität schwankt dabei enorm und wirkt manchmal recht amateurhaft.
Einprägsame Intro- und Outro-Lieder, ansonsten kein wirklich herausragender Soundtrack, fast vollständig mit japanischer Sprachausgabe versehen.
Sehr gelungener Humor und Charaktergestaltung, Panty-Galerie und kurzer Extra-Anime, fehlende Touchscreen-Bedienung.

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