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Im Test! Tekken 7

TitelTekken 7
Europa02. Juni 2017
Bandai Namco
SystemPS4, PC, Xbox One, Arcade
Getestet fürPlayStation 4
EntwicklerBandai Namco Studios
GenresFighting
Texte
Japan Nordamerika 

Wird im Volksmund vom gemeinen Kampfspiel geredet, fällt innerhalb der ersten Sekunden entweder der Begriff Iron Fist, Mishima, PlayStation oder Tekken. Freunde des gepflegten Prügelspiels verbrachten nicht nur Ewigkeiten mit Ken, Ryu, Sub-Zero und Liu-Kang, sondern auch mit Kazuya, Jin, Heihachi und Paul Phoenix. Der letzte Hauptteil des Kampfspiel-Klassikers erschien als Tekken 6 für Arcades im Jahre 2007 und bahnte sich seinen Weg zwei Jahre später auf PlayStation 3 und Xbox 360. Vor etwa fünf Jahren erschien mit Tekken Tag Tournament 2 ein weiterer Ableger der Serie. Wie dem auch sei – es ist eine ganze Weile her, dass Kampfspiel-Enthusiasten in den Genuss eines vollwertigen Tekken-Titels gekommen sind. Nun, 2017, ist es so weit: mit Tekken 7 erscheint ein Current- Gen-Kampfspiel aus dem Hause Bandai Namco. Was Button-Masher und filigrane Fighting-Überflieger erwartet, lest ihr in unserem Test!

Vermutlich erging es vielen wie folgt: Seit der Ankündigung von Tekken 7 wird jedes erdenkliche Newsportal wöchentlich aufgesucht, um Neuigkeiten hinsichtlich einer Veröffentlichung im Westen zu erhalten. Wie bei allem im Leben lohnt es sich auch hier, dran zu bleiben. Nach einer Wartezeit von fast einem Jahrzehnt erscheint schlussendlich ein Current-Gen Ableger zum Kampfspielepos Tekken. Und was ist eigentlich aus Tekken x Street Fighter geworden?

Tekken 7 kommt mit einem ausgearbeiteten Story-Modus daher und damit sind nicht die wie sonst üblichen, kurzen Cutscenes am Ende des Arcade-Modus gemeint. Der Trend war vielleicht bereits bei anderen Kampfspiel-Ablegern zu erkennen und Tekken 7 folgt dem Beispiel, um uns Charaktere, die wir seit Jahrzehnten zu kennen glauben, in ein anderes Licht zu rücken und neue Charaktere der Serie in das Geschehen mit einzubinden. Prinzipiell handelt der Story-Modus, erzählt aus der Perspektive eines Reporters, von der Mishima-Familie. Wie in jeder guten Familie versuchen sich in diesem Fall Großvater, Vater und Sohn gegenseitig den Garaus zu machen. Alle kontrollieren private Armeen, die besser ausgestattet sind als Kampfgeschwader dystopischer Zukunftsvisionen, und instruieren diese entsprechend. Zwischenzeitlich erinnert der Story-Modus an Anime-Parodien und kommt entweder maßlos übertrieben oder durch und durch albern daher.

Wie dem auch sei, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Geschichte einen gewissen Charme versprüht und die wenigen Stunden, die der Modus andauert, wert ist. Zudem kommen Neueinsteiger aufgrund der erleichterten Bedienung im Story-Modus auf ihre Kosten: zwar gibt es kein klassisches Tutorial, dafür wird der Spieler mit einer vereinfachten Steuerung an das Geschehen herangeführt. Selbst Veteranen werden bei stellenweise anspruchsvollen Kämpfen dankbar sein, dass mächtige Angriffe nicht gleich eine Fünfzehn-Tasten-Kombination erfordern. Etwas zu wünschen übrig lässt hierbei die flache Synchronisierung während des Story-Modus. Dass die auditive Untermalung ansonsten nicht zu wünschen übrig lässt, ist ein Understatement: die Hintergrundmusik aus bisher allen veröffentlichten Tekken-Ablegern lässt sich über das Hauptmenü in die Jukebox legen und sogar in Playlisten verwalten. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass sich zusätzlich zahlreiche Videos und Cutscenes aus vergangenen Tekken-Ablegern anschauen lassen. Nostalgie-Garant für Kenner der ersten Jahre. Da wird selbst härtesten Iron-Fist-Tournament-Champs ganz warm ums Herz! Chapeau, Bandai Namco!

»Wie in jeder guten Familie versuchen sich in diesem Fall Großvater, Vater und Sohn gegenseitig den Garaus zu machen.«

Wenig überraschend wurden auch bei Tekken 7 jeder Extremität, also dem linken und rechten Arm sowie dem linken und rechten Bein, eine Taste auf dem Gamepad zugewiesen. Damit unterscheidet sich die „Eisenfaust“ von Kampfspielkollegen, die zwischen leichten und schweren Angriffen unterscheiden. Das dreidimensionale Dojo wird nach wie vor vollständig ausgenutzt: das doppelte Antippen der Richtungstaste in oder aus dem dreidimensionalen Raum bewegt den Charakter in den Vorder- oder Hintergrund. Erfreulich ist, dass Tekken 7 hinsichtlich des Gameplays eine modernisierte Version der Klassiker ist und der Bewegungsfluss und dementsprechend auch das Spielerlebnis absolut gewährleistet sind. Ewig lange, flüssige Kombinationen sind auch in Tekken 7 möglich – vorausgesetzt, der Charakter wird beherrscht. Selbst neue Charaktere fügen sich nahtlos in das Kampfgeschehen ein und sind dem übrigen, klassischen Cast angepasst. Das Kampfgeschehen profitiert hierbei stark von der visuellen Darstellung.

Sowohl vorher nie dagewesene Kämpfer als auch feste Bestandteile des über eine Dekade alten Kaders funkeln förmlich. Positiv aufgefallen ist auch die Auswahl der Kostüme: vor dem Kampf lassen sich aus bis zu vier voreingestellten Kostümen und zehn weiteren, selbst zusammengebastelten Kostümen wählen. Abhängig von der Dekadenz der Maßanfertigungen passen sich die Kämpfer in die Tekken-typischen Kampfschauplätze ein. Egal ob Szenerien wie direkt vor dem siebten Zirkel der Hölle oder auf Flachdächern von Wolkenkratzern: die Schauplätze geben einiges her und lassen sich teilweise zerstören, um auf eine andere Ebene zu gelangen. Ebenfalls lobenswert und für Tekken bekannt sind zahlreiche Partikeleffekte. Egal ob vor Raserei glühende Hünen oder der Aufprall der flachen Hand einer zierlichen Adelsdame: Funken fliegen durchaus sehenswert über die Hochglanz-Scheibe. Viele Funken gebühren einer neuen, von Bandai Namco eingeführten Spielmechanik. Die sogenannten Rage Arts sind spezielle Angriffe, die verfügbar sind, sobald der Spieler mehr als 75 Prozent seines Lebens verloren hat.

Impressionen aus dem Story-Modus

Die Rage Arts erhöhen das Repertoire der einzelnen Kämpfer weiter und somit den Handlungsspielraum in jeder Situation. Damit kommen wir auch zu dem einen Vorwurf, den man Tekken 7 tatsächlich machen kann: die Balance zwischen den Spieler an die Hand nehmen und mit Wunden übersät in das Haifischbecken schubsen. Die in der Form fast antiken Kombo-Listen sind für Neulinge wenig aufschlussreich und allgemeine Hilfestellungen hinsichtlich der Charaktere und deren Stil sind in etwa so zugegen wie Sympathien zwischen den Mishima-Jungs. Als wäre die schiere Anzahl der Kombos in den entsprechenden Listen nicht schon ein Overkill, scheinen diese zusätzlich wenig organisiert. Speziell Charaktere, die unterschiedliche Stellungen oder Haltungen einnehmen können, würden stark von einer besseren Aufteilung profitieren. So bleibt für Einsteiger ausschließlich der Trainingsmodus um sich von Kämpfer zu Kämpfer und von Kombo zu Kombo zu arbeiten um sich schlussendlich auf den Kämpfer ihrer Wahl festlegen zu können.

Die Tiefe des Kaders und der Möglichkeiten ist im selben Zug zur Freude aller Tekken-Veteranen. Durch die Rage Arts und neue Charaktere mit neuen Fähigkeiten kommt frischer Wind auf. Der Kampfspiel-Klassiker liefert auf höchstem Niveau ab. Das Kampfgeschehen, das Spieler vor über 15 Jahren kennen und lieben gelernt haben, wird mit Tekken 7 frisch aufpoliert neu aufgelegt. Über dreißig spielbare Charaktere tummeln sich im rasterförmigen Auswahlbildschirm mit mehr oder weniger großen Überraschungen. Eine davon ist Akuma. Genau der Akuma. Gouki. Der mit der roten Friese. Nein, Ich habe mich nicht beim Spiel vertan. Zwar baut Bandai Namco damit keine Brücke zu Street Fighter, allerdings läuft geneigten Spielern das Wasser im Munde zusammen, wenn Akuma im dreidimensionalen Raum Feuerbälle schleudernd über den Bildschirm flattert. An der grundlegenden Steuerung hat sich bei Akuma wenig geändert: Gohadoken, Goshoryuken und das Tatsumaki Zankukyaku lassen sich mit den üblichen Tastenkombinationen ausführen. Abgesehen davon lässt sich sagen, dass selbst Akuma sich gut in das Geschehen einfügt und, wie jeder andere Charakter, Stärken und Schwächen mit sich bringt.

Stärken und Schwächen gewinnen insbesondere im Mehrspielermodus an Bedeutung. Tekken 7 bietet sowohl on- wie offline einen Multiplayer-Modus. Ist eine gute Konnektivität gewährleistet und ausreichend Bandbreite verfügbar, verlaufen die Onlinekämpfe frei von technischen Mängeln. Inhaltlich gibt es selbstredend wieder die unbeliebten Hwoarangs und Eddys, aber Tiefschläge bleiben hinsichtlich der Balance zwischen den Kämpfern weitestgehend aus. Wer sich im höheren Ranglistenbereich von einer Kombination einfangen lässt, verliert unter Umständen drei Viertel seiner Lebensleiste – unabhängig vom Kämpfer. Gewiefte Karatemeister lassen sich weder von Capoeira-Tänzern, noch von zweiradfahrenden Taekwondo-Tretern den Schneid abkaufen!

Abseits des Kampfgeschehens belohnt Tekken 7 fleißige Spieler mit Möglichkeiten, Videos und Kostüme freizuschalten. Die Accessoires erstrecken sich von Frisuren und Brillen bis hin zu verhältnismäßig abgedrehten Modeartikeln wie Schmetterlingsflügeln oder Maschinengewehren. Die Modeartikel und Cutscenes können mit Fight Money freigeschaltet werden, welches in sämtlichen Spielmodi vergeben wird. Positiv: Tekken 7 geizt ganz und gar nicht mit Fight Money und grundsätzlich ist selbst nach wenigen Partien ein vollumfängliches Facelift des favorisierten Kämpfers problemlos möglich. Der Treasure-Modus belohnt Spieler nach jedem Kampf mit Geld und Truhen. Dass sich der Ertrag fortschreitend erhöht, ist selbstredend. Der Modus ist deutlich attraktiver als das stumpfe Trainieren gegen unsterbliche Gegner. Während elend lange Kombos ausgetestet werden können, besteht zusätzlich die Möglichkeit auf ein paar Modeartikel!

Die Eisenfaust serviert!

»Das Fazit zu Tekken 7 ist ein Zuckerschlecken: das, worum es im Kern geht, stimmt absolut! Das Kampfgeschehen überragt, die Ausbeute: maximale Freude. Der Genre-Gigant ist für Veteranen nach wie vor ein bretthartes Kampfspiel mit ausreichend Tiefgang. Während letzteres für Neueinsteiger erst einmal verborgen bleibt, sollte sich das nach einigen Stunden im Test-Dojo relativieren. Der breite Kader bedient jeden Gusto und ebenso wenig zu kurz kommt die Unterhaltung. Tekken 7 ist das Produkt jahrelangen Feinschliffs und das ist dem Titel anzumerken.«

 

Story: Die Geschichte einer einzigartigen Familie. Die Präsentation ist zweckmäßig, die Geschichte passt auf einen Kassenzettel.

Grafik: Die flüssigen Animationen wissen zu gefallen und Kampfschauplätze überzeugen.

Sound: Die Synchronisation während des Story-Modus ist ein wenig flach, dafür ist die auditive Untermalung durchaus gelungen.

Gameplay: Hier fährt Tekken 7 alle Geschütze auf. Hier ist von Verstecken keine Rede. Zur Not gibt es die Eisenfaust!

Sonstiges: Der Online-Modus bietet mit Ranglistensystem grundsätzlich unendlichen Spielspaß. Der Kader wartet mit über 30 Charakteren auf und das tiefgehende Kampfsystem lädt zum Ausprobieren ein. Viel Freischaltbares!