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Im Test! Earthlock: Festival of Magic

Das norwegische Studio Snowcastle Games hat es nach einer erfolgreichen Kickstarter-Kampagne und vielen Jahren der Entwicklung geschafft, sein Spiel Earthlock: Festival of Magic für Xbox One, PCs und PlayStation 4 zu veröffentlichen. Die Wii-U-Version erscheint zu einem späteren Zeitpunkt und auch Nintendo Switch soll im Veröffentlichungszeitraum einen Release des klassischen RPGs sehen. Wir haben uns etwas näher mit der PlayStation-4-Version befasst und ob der von Fans teilfinanzierte Titel für eingefleischte RPG-Fanatiker der älteren Generation geeignet ist, erzählen wir euch in unserem Test.

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Die Geschichte spielt sich auf dem Planeten Umbra ab. Die Natur ist seit vielen Jahren leicht angeschlagen, denn der Planet hat aufgehört, sich zu bewegen. Trotzdem konnten sich Flora und Fauna erholen und verschiedene Biome sorgen für ein sehr belebtes und buntes Land. Ein Land, das erneut vor einer Bedrohung steht, von der ihr selbst aber noch nicht viel wisst. Ihr seid Amon, ein unscheinbarer, nicht sonderlich bekannter und wohlhabender Junge, der hier und da nach Schätzen sucht und diese zusammen mit seinem Onkel Benjo, der im Übrigen eine Mischung aus Hammerhai und Mensch ist, gegen Geld, sogenannte Daler, tauscht. Die Bezeichnung „Wüstenplünderer“ kommt also nicht von irgendwo. Vor der Bedrohung lernt ihr Ive kennen, die Tochter eines Generals der wohl größten Luftschiff-Flotte auf ganz Umbra. Wer solche Bindungen aus Filmen oder anderen Spielen kennt, weiß, dass gerade bei so etwas der Vater ungern will, dass die eigene Tochter sich jemals in Gefahr begibt und alles Mögliche unternimmt, um eben dies zu verhindern. Doch gegen eine sture Tochter kann selbst der muskelbepackteste Vater nichts unternehmen. Ive schließt ihr letztes Kampftraining ab, besteht mit Bravour die Prüfung, lehnt sich gegen ihren Vater auf und macht sich auf und davon. Irgendwann treffen die Erzählpfade von Amon, den ihr hauptsächlich steuert, und Ive aufeinander.

earthlock3Wo wir gerade von der Prüfung sprachen: Diese ist das erste Tutorial von vielen, welches euch die grundlegendsten Dinge des rundenbasierten Kampfes beibringt. Bei Earthlock: Festival of Magic hat jeder eurer Charaktere zwei Haltungen. Nehmen wir als Beispiel Amon: In seiner Blaster-Haltung schießt er mit einer Kartoffelkanone, wer hätte es gedacht, Kartoffeln ab. Unterschieden wird dabei bei den Elementen. Es gibt den normalen Schuss, den Wasserschuss, Feuerschuss und so weiter. Welcher Schuss sich am besten eignet, kommt auf den Gegner und seine Schwächen und Stärken an. Wollt ihr nun die Haltung von Amon wechseln, kostet euch das einen Zug. Fortan seid ihr mit ihm in der Diebeshaltung. Angriffe, die einen Durchbohrungseffekt mit sich ziehen oder Blutungen verursachen, sind nun seine Spezialitäten. Grundlegend lässt sich die Sache mit den Haltungen aber auch einfacher zusammenzufassen: Jeder Charakter hat zwei verschiedene Haltungen mit unterschiedlichen Fähigkeiten. Diese bestehen aus elementaren Fern- und Nahkampfangriffen, nichtelementaren Fern- und Nahkampfangriffen und Support-Fertigkeiten.

Anfangs könnt ihr natürlich nicht wissen, welcher Gegner gegen was empfindlich ist, es sei denn, sein Aussehen ist offensichtlich genug, um zu wissen, dass gegen einen Feuer-Dschinn Wasser ganz nützlich ist. Doch im Laufe eures Abenteuers sammelt ihr in einem Bestiarium sämtliche Informationen über jeden Gegner, der euch in die Quere kommt. Außerdem kommt es nicht nur auf die Stärken und Schwächen an, sondern auch auf Werte wie Rüstung, Angriffskraft und Co., wie man es eben von einem Rollenspiel gewohnt ist. Natürlich steigern sich diese Punkte mit einem Levelaufstieg, sind aber auch ein wesentlicher Bestandteil der Talente. Bei den Talenten handelt es sich um sogenannte Karten, von denen es drei verschiedene gibt. Dies wären einmal die Werttalente, die zum Beispiel die oben angesprochenen Punkte aufwerten. Neben diesen gibt es noch zwei weitere, die einen geben euch neue Fertigkeiten für den Kampf, sei es zum Angreifen oder Supporten, und die letzteren bringen passive Fertigkeiten mit wie zum Beispiel die Schadenserhöhung mit Fernkampf-Munition. Ausgerüstet werden diese Karten in einem 2D-Gitter und das Platzieren einer solchen Karte kostet einen Talentpunkt, welche man mittels Levelanstieg ergattert.

EarthlockEin weiterer, wichtiger Bestandteil des gesamten Spiels sind die Beziehungen zwischen den Charakteren. Es wird immer in Paaren gekämpft und je mehr man miteinander kämpft und sich gegenseitig unterstützt, umso stärker wird das Band der Freundschaft. Unser Ferkelhase Gnart zum Beispiel, der in der Truppe eher der Unterstützer ist, kann zum Beispiel, wenn man im Kampf die Leiste für die Spezialhaltung vervollständigt, seinen Heilzauber nicht nur auf ein Gruppenmitglied, sondern gleich das ganze Team anwenden. Dasselbe gilt für alle anderen Fähigkeiten jedes Charakters, der die Spezialhaltung einnimmt. Im Laufe der Zeit steigt auch das Level dieses Bandes und schaltet neue passive Fähigkeiten frei.

Wir wissen also nun, dass Amon, unser Musterbeispiel, mit seinem Kartoffelblaster drauflosballern, seine Freundschaft zum Beispiel zu seinem Ferkelhasen verbessern und, wenn er sich anstrengt, auch seine Kugeln beziehungsweise Kartoffeln aufwerten kann. Doch eines muss klar sein: Man hat nicht unendlich Munition! Daher solltet ihr regelmäßig zur Insel Plumpet, dem Mittelpunkt des ganzen Spiels, reisen. Das geht ganz einfach, denn in nahezu jeder Stadt und jedem Dungeon findet ihr eine sogenannte Teleportationsstatue, bei der ihr zum einen speichern und zum anderen euch zur Insel Plumpet oder aber zu allen anderen bisher gefundenen Statuen teleportieren könnt. Auf der Insel angekommen, gilt es, den Garten zu pflegen, denn im Laufe des Spiels bekommt ihr verschiedene Samen, die ihr einpflanzen und gießen müsst. Sobald die Zeit, oder in diesem Fall wohl eher die Pflanze, reif ist, könnt ihr alles abernten und zu neuer Munition verarbeiten. Nebst dieser habt ihr auch die Möglichkeit, Heilbalsame herzustellen, was an dieser Stelle sehr empfohlen wird, denn besonders bei den Bosskämpfen werdet ihr um diese nicht herumkommen. Jede Pflanze gibt die gleiche Menge an Ertrag, dieser steigert sich jedoch, wenn sie eine Stufe aufsteigt. Wichtig ist nur, sie regelmäßig zu gießen und diesen Vorgang für ein paar Minuten zu wiederholen. Dann sollte man immer genug an Munition und Heilitems für den nächsten Streifzug haben – und der führt euch quer über ganz Umbra.

»Einfach draufhauen und ein bisschen heilen ist auf jeden Fall der falsche Weg.«

Ihr besucht Städte, kämpft euch durch Dungeons, sei es im Freien oder in irgendwelchen abgelegenen Höhlen und schleift euch durch brennend heiße Wüsten, die euch vieles abverlangen. Oben genannte Orte erreicht man, indem man sich auf der Oberwelt frei umher bewegt. Auch hier kann es zu Begegnungen mit Monstern kommen. Die Kämpfe gegen normale Gegner sind in der Regel kein Problem, können sich jedoch etwas ziehen, wenn ihr es mit mehreren Gegner zu tun habt. Anders dagegen sind die Bosskämpfe, die manches Mal erwartet, aber auch teils etwas überraschend vorkommen. Hier ist die Balance nicht ganz auf einer Linie, denn die Bosskämpfe haben es in sich, weswegen bereits weiter oben empfohlen wurde, so einiges an Heilbalsam mitzunehmen. Trotz alledem sind sie sehr gut gestaltet und bei jedem muss man wirklich jedes Mal aufs Neue einer Strategie nachgehen und die Bossgegner auf verschiedene Art und Weise besiegen. Einfach draufhauen und ein bisschen heilen ist auf jeden Fall der falsche Weg.

»Es ist kein Überflieger, auf keinen Fall, aber hier sieht man wieder: Die Entwickler haben wirklich jede Menge Herzblut reingesteckt.«

Etwas, was mir sehr sauer aufgestoßen ist und wovon ich persönlich enttäuscht bin, ist die Musik. Generell ist sie nicht schlecht und immer passend zum Ambiente und der aktuellen Atmosphäre, aber der Übergang in den Kampf läuft sehr lieblos ab. Es ist kein Cut oder Vergleichbares vorhanden. Die eine Melodie hört abrupt auf und die Kampfmusik fängt abrupt und gefühlt mittendrin an. Diese vergisst man dann, denn so schnell wie sie da ist, verschwindet sie auch. Sie hat leider keinerlei Erkennungsmerkmal oder etwas Ähnliches, sodass man sagen kann „Whoa, der Kampf war echt episch“, weder bei den normalen Kämpfen noch bei den Bossgegnern und das ist leider ein großer Kritikpunkt bei einem Spiel, was sonst wirklich viele nostalgische Aspekte anspricht und erfüllt. Immerhin kann es optisch überzeugen. Es ist kein Überflieger, auf keinen Fall, aber hier sieht man wieder: Die Entwickler haben wirklich jede Menge Herzblut reingesteckt. Die Städte und Charaktere sind allesamt mit sehr viel Liebe gestaltet. Auch wenn man das Gefühl manchmal hat, ein Hammerhai-Mensch ist total einfallslos – das ist nun mal die Fantasie und sie wurde gut um- und durchgesetzt.

earthlock2Was die Performance angeht, hat Earthlock: Festival of Magic bis auf selten kurze, aber kleine Framedrops keinerlei Probleme. Das Spiel läuft butterweich und die Konsole pustet auch nicht als sei seit Wochen eine Spieledürre. Die deutsche Lokalisierung ist sehr gut gelungen, Fehler waren bisher nicht vorhanden und auch die Dialoge selbst wirken natürlich, sodass die Gespräche zwischen den Charakteren sehr harmonisch beim Spieler ankommen. Dies merkt man noch einmal besonders beim mitgeführten Logbuch, welches der eifrige Gnart Tigermoth führt.

Fazit

»Earthlock: Festival of Magic war immer versucht, ein klassisches und nostalgisches RPG der alten Schule zu sein. Das ist den Entwicklern von Snowcastle Games definitiv gelungen, wenn auch vielleicht nur so gerade. Hier und da gibt es einige Kritikpunkte, die man sicher hätte besser machen können, besonders, was die Musik in den Kämpfen und bei Schlüsselsequenzen betrifft. Doch sonst überzeugt das Spiel in einer Linie, die Erzählweise ist hervorragend umgesetzt, es macht Spaß, die Gespräche der Charaktere zu lesen und manches Mal kann man auch mal drüber schmunzeln. Beim ganzen Skill-System, was das Design und die Kreativität angeht, merkt man: Earthlock: Festival of Magic ist ein liebevoll und mit Herzblut gestaltetes Spiel, was man nicht missen möchte und bei dem man weiß: Da wird in Zukunft noch mehr kommen und es wird noch besser!«

Story: Vom Wüstenplünderer zum Held ist die Erzählweise rund um Amon und seinen Freunden sehr liebevoll und interessant zugleich gestaltet.

Gameplay: Klassisches Rollenspiel mit rundenbasierten Kämpfen und einem Hauch von Farming-Sim, welches ein gewisses Maß an strategischem Denkvermögen abverlangt.

Grafik: Man sollte keinen Überflieger erwarten, doch in vielerlei Designentscheidungen mit viel Liebe zum Detail gemacht.

Sound: Bis auf die zum Ambiente passenden Stücke eher enttäuschend und der wohl größte Kritikpunkt, wenn man von einem klassischen RPG redet.

Sonstiges: Ein mitgeführtes Logbuch zum Mitlesen, welches gut unterhält und ein Talentsystem, das wirklich sehr kreativ, aber ausbaufähig ist.